
Als wären die 24 Millionen Bildpunkte der Sony Alpha 7 nicht genug, prunkt Sony nun mit einer 36-Megapixel-Kamera. Die pixelstarke Sony Alpha 7R lockt mit Finessen wie dem Verzicht auf einen optischen Tiefpassfilter und einem teuren Zeiss-Objektiv. test.de erklärt, warum sie dennoch eher als Kaufkraftbeweis in der Vitrine als für den Fotografenalltag taugt.
Alpha 7R – eine teure Versuchung


Sony Alpha 7 oder Alpha 7R – wer nicht aufs Geld schauen muss, greift schnell zur 7R. Der Papierform nach ist sie die bessere Kamera. Kennern zergeht der Name des Zoomobjektivs auf der Zunge „Zeiss Vario-Tessar FE 1:4 24-70 mm ZA OSS T*“. Das neue Gespann mit dem Zeiss-Traum kostet rund 3 300 Euro, es ist etwa 700 Euro teurer als die 7 mit Sony-Objektiv.
Tipp: Der Produktfinder Kameras liefert Testergebnisse für über 1 300 Digitalkameras.
Geringe Tiefenschärfe gut bei Porträts
In beiden Sonys werkelt ein Bildwandler der Kategorie Vollformat, also etwa den Abmessungen des Kleinbildformats von 24 mal 36 Millimeter. Ein so großer Bildwandler erlaubt ganz besonders das Spiel mit der gezielten Unschärfe und steht für detailreiche Bilder auch bei wenig Licht. Das treibt Preis, Gewicht und Größe sowohl des Kameragehäuses (Body) als auch der Objektive in die Höhe. Und nicht immer ist die geringe Tiefenschärfe ein Vorteil, beispielsweise bei Makro- oder Videoaufnahmen mit Offenblende.
Neuer Bildwandler ohne Tiefpassfilter


Sony spendiert der Alpha 7R einen mit mehr Megapixel gespickten Sensor (36 statt 24 Megapixel wie bei der Alpha 7). Testaufnahmen bei wenig Licht zeigen, dass Sony die Bildaufbereitung gut im Griff hat: Trotz des etwas kleineren Bildwandlers und der deutlich größeren Anzahl (dann kleinerer) Bildpunkte liefern beide Alphas gleich gute Bilder. Ein weiterer Unterschied: Sony verzichtet beim Bildwandler der neuen Alpha auf einen optischen Tiefpassfilter. Der Fotograf bekommt die volle Auflösung auch bei feinsten Details – versprechen Hersteller wie Sony, die auf einen optischen Tiefpassfilter verzichten. Diese Filter erzeugen Unschärfe gezielt an feinen Strukturen. So mindern sie Bildfehler wie den Moiré-Effekt (farbige Schlieren auf einem Nadelstreifenanzug). Das allerdings mit Abstrichen bei der Detailwiedergabe feiner Strukturen wie etwa Haaren.
Zeiss überzeugt nicht
Die Sony Alpha 7R liefert mit dem Zeiss Vario Tessar gute Bilder. Für das Objektiv sprechen die geringe Neigung zu Reflexionen und die ordentliche Lichtstärke bei Endbrennweite (durchgehende Offenblende 4,0 von 24 bis 70 Millimeter). Doch im Detail überzeugt das Zeiss an der Alpha 7R nicht. Die Auflösung in den Bildecken bleibt sichtbar hinter der des billigeren Gespanns Alpha 7K/SEL FE 24-70 mm zurück. Dazu kommen leichte Farbsäume, rote und blaue Kanten an hellen Flächen vor dunklem Hintergrund. Architekturfotografen könnten auch Verzeichnungen bemerken (gerade Linien werden gebogen abgebildet). Hier erreichen zwar beide Objektive sehr gute Werte, doch das Sony-Objektiv ist eine halbe Note besser. Womöglich rechnet die kamerainterne Software diesen Bildfehler beim Zeiss Vario-Tessar schlechter als beim Sony-Objektiv oder gar nicht heraus. Was das Bild aus dem Testlabor nicht zeigen kann: Das billigere Objektiv hat den wirksameren Bildstabilisator und wird mit Streulichtblende geliefert. Die fehlt beim Zeiss.
Keine startet so lahm wie die 7R


Vom Anschalten bis zum ersten Foto vergehen bei der Sony Alpha 7R mit dem Zeiss Vario Tessar mehr als fünf Sekunden. Keine der von uns geprüften Systemkameras genehmigt sich eine so lange Einschaltverzögerung. Die 7K hat knapp zwei Sekunden, die Nikon Df mit einem Objektiv mit Festbrennweite sogar nur 0,2 Sekunden Startverzögerung. Auch der Autofokus mit nur 25 statt 117 Messfeldern wie bei der Sony Alpha 7K reagiert weniger flexibel und langsamer. Die Alpha 7R schafft nur 25 Serienbilder in Folge, während bei der 7K nur die Größe der Speicherkarte Serienaufnahmen limitiert. Letzteres hängt sicherlich mit der Datenmenge zusammen, die um 50 Prozent steigt. Ein Jpeg-Bild belegt auf der Speicherkarte zwischen 7 und 18 MB, bei Rohdaten sind sogar gut 36 MB pro Bild. Bei der Alpha 7 sind es nur 5 bis 13 MB für ein Jpeg und 24 MB für ein Rohdatenbild.
Fazit: Für diesen Preis nicht überzeugend
Mehr Megapixel und ein Objektiv mit großem Namen machen noch keine Spitzenkamera. Die Sony Alpha 7R mit Zeiss Vario Tessar FE 1:4 24-70 mm ZA OSS T* liefert gute Bilder, bleibt aber sichtbar hinter der deutlich billigeren Sony Alpha 7K mit SEL FE 24-70 mm zurück. Das Objektiv liefert vor allem in den Bildecken unschärfere Bilder und leichte chromatische Aberrationen, also Farbsäume an Hell-Dunkel-Kanten. Die Kamera startet mit ungebührlich langer Verzögerung und löst mit Autofokus langsamer als die billigere Sony aus. Dazu kommt ein Limit auf 25 Serienbilder in Folge: Das Plus an Megapixeln bringt der Sony Alpha 7R viele Nachteile, der Verzicht auf einen optischen Tiefpassfilter hat bei der Verwendung von Zoomobjektiven keinen sichtbaren Vorteil. Übrigens: Sony kann auch anders. Angekündigt ist die Alpha 7S – eine Kamera mit nur 12,2 Millionen Bildpunkten. Sony verspricht Bilder mit großem Kontrastumfang auch bei wenig Licht.
-
- Hier verraten unsere Foto-Spezialisten, wie Sie mit einfach handhabbaren Hilfsmitteln die Bildkomposition verbessern können.
-
- Digitale Fotos enthalten nicht nur jede Menge Pixel – in den Bilddateien sind meist auch umfangreiche Zusatzinformationen gespeichert, etwa Uhrzeit, Ort und...
-
- Ein schiefer Horizont oder ein überbelichteter Himmel können ein Foto ruinieren. Moderne Kameras helfen, das zu verhindern – mit Assistenten im elektronischen Sucherbild...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
... aber das getestete Zoomobjektiv ist kein adäquates Objektiv dafür. Das Testergebnis hätte mit dem Sony/Zeiss 1.8/55 Normalobjektiv ganz anders ausgesehen.
Die Alpha 7R ist noch weniger als die Alpha7 eine Kamera für jedermann. Wer mit der 7R liebäugelt hat wahrscheinlich bereits potente Objektive zuhause im Schrank liegen - und kann per Adapter faktisch alle vorhanden Objektive nützen. Zur Not auch solche, die nur APS-C ausleuchten.
Das dann in der Regel manuelle Fokusieren zwingt zu einem langsameren Arbeiten, so dass auch die etwas längere Einschaltverzögerung keine wirkliche Einschränkung darstellt.
In aller Regel werden diejenigen, die die Kamera so gebrauchen können, wie sie eben nun mal ist, das auch sehr genau wissen...
Ihr Zitat: Nicht schlecht!
Ihr Urteil kann ich nicht teilen: es geht vielleicht technischer, aber klar ist, dass alle Zutaten hier noch kein (im wahrsten Sinne des Wortes) preiswertes Ergebnis liefern; schade eigentlich.
Das finde ich schon aufschlussreich.
Wer bitteschön braucht denn eine dermaßen hohe Auflösung? Nichteinmal die neuen 4k Fernseher können die Auflösung voll ausnutzen. Im handybereich ist das noch viel absurder. Da hängt so ne Mini-Linse vor dem 32-Megapixel Chip. Das wichtigste Element bleibt nachwievor ein gutes Objektiv. Aber Marketing ist ja alles ;)
Viele Grüße
Kommentar vom Autor gelöscht.
Sony baut gute Gehäuse, alle naselang kommt etwas neues, Preisverfall
ab Werk eingebaut. Pixelwahn ist was für Amateure. Wichtig sind Original-
Objektive, wie z.B. Canon oder Nikon sie anbieten. Im Profibereich findet man
Sony kaum. Einige fühlen sich wohl hier auf den Schlips getreten.
Ich hatte übrigens eine Sony R1, die war toll im Jahre 2005. Nun habe ich wieder Canon, wie schon seit analogen Zeiten, obwohl diese Firma, wie alle anderen auch, dem Turbomodellwechsel nachläuft