
Sony baut das Alpha-7-Label konsequent aus. Auch die dritte Kamera der Reihe, die Alpha 7S (Preis: 2 350 Euro ohne Objektiv), verfügt über einen Sensor im Kleinbildformat (24 x 36 Millimeter). Aber nur sie kann bis zu einer Lichtempfindlichkeit von ISO 409 600 eingestellt werden und nur sie verspricht 4k-Videos, die statt der üblichen 2 Megapixel mehr als 8 Millionen Bildpunkte liefert. Was von Sonys neuer Systemkamera zu halten ist, verrät der Schnelltest.
Bei der Video-Auflösung übertreibt Sony leicht
Fernseher mit 8 Millionen Bildpunkten (UHD) sind im Kommen. Mangels so hochaufgelöster Fernsehsendungen kommen UHD-Fernseher vorerst nur mit Digitalfotos und Videos dieser Pixelzahl voll zur Geltung. Da enttäuscht die neue Sony: Videos mit so hoher Auflösung gibt sie nur über die bei Fernsehern übliche digitale Schnittstelle HDMI aus – live auf den UHD-TV oder auf einen bei Profis gebräuchlichen 4k-Rekorder. Soll die Sony Videos aufzeichnen, muss die Person hinter der Kamera eine Auflösungsstufe niedriger wählen: HD mit etwa zwei Millionen Bildpunkten. Eine Petitesse: Die maximale Pixelzahl der Alpha 7S entspricht „nur“ UHD und nicht den bei Filmproduktionen üblichen 4k. Profi-Filmkameras liefern 4096 Pixel pro Zeile, die Alpha 7S kommt nur auf 3 840.
Tipp: 4k sind Ihnen zu viel? Der Produktfinder Kameras liefert Testergebnisse für 616 Kameras. Der Produktfinder zeigt Kameras für jeden Geschmack: klein und einfach, hochwertig und edel oder ausbaufähig mit Wechselobjektiven.
Überzeugend bei HD-Videos
Die Sony Alpha 7S ist trotz dieser geringfügigen Abweichung vom 4k-Standard eine sehr potente Filmmaschine. UHD-Videos haben rund acht Megapixel pro Bild und werden von der 7S mit bis zu 25 Bildern pro Sekunde geliefert. Live auf einem UHD-Fernseher sieht das sehr detailreich aus. Allerdings fordert die enorme Datenmenge Tribut: Kameraschwenks und bewegte Motive zeigt die Sony verzögert. Das passiert bei HD-Videos (rund zwei Millionen Bildpunkte) nicht. Hier kann die Sony 100 Bilder pro Sekunde liefern, Bewegungen ohne Wischeffekt einfangen und die Videos mit großer Detailfülle aufzeichnen. Das Ergebnis beeindruckt, denn bei dieser Auflösung kann die Kamera sich um bessere Bilder statt um mehr Pixel kümmern. Wer sich mit HD begnügt, bekommt nicht nur gute Videos, sondern kann diese auch aufzeichnen.
Bei Kerzenlicht besser als die Schwestermodelle
Beim Fotografieren geht Sony einen ähnlichen Weg wie beim Video: Weniger Bildpunkte für bessere Qualität. Die 7S verweigert sich dem allgegenwärtigen Pixelwettlauf. Anders als die 7K (24 Millionen Bildpunkte) oder gar die zuletzt vorgestellte 7R (36 Megapixel; Schnelltest Sony im Pixelwahn) bietet die Sony Alpha 7S „nur“ 12 Millionen Bildpunkte. Das kommt der Bildqualität zugute. Bei ISO 100 bleibt die Auflösung nur knapp hinter der ihrer pixelstärkeren Schwestermodelle. Bereits bei ISO 3200 liefert die 7S ansehnlichere Bilder. Für Aufnahmen bei wenig Licht ist die 7S wie geschaffen. Bei Kerzenlicht sind die Bilder deutlich besser als bei den Schwestermodellen 7R und 7K. Wer die Grenzempfindlichkeit von ISO 409 600 auslotet, bekommt erwartungsgemäß keine tollen Bilder.
12 Megapixel sind besser als 36: Die Testaufnahmen bei ISO 3 200 lassen die 36-MPix-Kamera Sony Alpha 7R alt aussehen, sichtbar vor allem im Randbereich der Bilder (siehe Bildausschnitte oben). Ihre pixelschwächeren Schwestermodelle liefern mehr Details, sichtbar beispielsweise im zentralen Bereich des Siemens-Sterns. Die 7K (24 Megapixel) profitiert von dem in den Bildecken gut auflösenden Objektiv Sony SEL 2870. Hier punktet die 7S mit einer – im Vergleich zur 7R – höheren Auflösung und dem glatten Grau des Testbildes - ein Hinweis auf geringeres Bildrauschen.
Scharf bis in die Ecken
Unserer Erfahrung nach überschreiten Kameras mit hohen Pixelzahlen speziell im Randbereich der Bilder die Auflösungsgrenzen ihrer Zoomobjektive. Wir prüften die Alpha 7S wie die Alpha 7R mit dem Zeiss Vario-Tessar FE 1:4 24–70 mm ZA OSS T*. Für das Objektiv sprechen die geringe Neigung zu Reflexionen und die ordentliche Lichtstärke bei Endbrennweite (durchgehende Offenblende 4,0 von 24 bis 70 Millimeter). An der Sony Alpha 7S liefert dieses Zoomobjektiv bis in die Bildecken eine hohe Auflösung und schlägt in diesem Prüfpunkt die mit 36 Megapixeln vermeintlich potentere Sony Alpha 7R. Die kann sich nur bei der Auflösung in Bildmitte an die Spitze setzen – mit geringem, kaum praxisrelevantem Vorsprung.
Reserve für die Nachbearbeitung
Weniger Pixel für bessere Bilder – das Konzept der Sony Alpha 7S geht auch in einem dritten Punkt auf. Ihr Dynamikbereich ist größer als bei den Schwestermodellen. Das erleichtert die Nachbearbeitung der Bilder am Computer. Grund ist der darstellbare Belichtungsumfang zwischen dunkelster und hellster Stelle im Bild. Mit dem gängigen Dateiformat JPEG sind maximal 8 Blendenstufen möglich. Bei ISO 3 200 liefert die 7S noch 8,7 Blendenstufen. Vor der Umwandlung in ein JPEG hat der Fotograf zwei Drittel Blendenstufen Spielraum für verlustfreie Belichtungskorrekturen. Die Schwestermodelle bieten nur halb so viel Reserve für nachträgliche Korrekturen.
Tabelle: Die Sony Alpha 7-Reihe im Vergleich
Kamera | Alpha 7S | Alpha 7 | Alpha 7R | |
Kamera | Alpha 7S | Alpha 7 | Alpha 7R | |
Objektiv | Zeiss Vario-Tessar FE 24-70 ZA OSS T* | SEL 2870 28-70 OSS | Zeiss Vario-Tessar FE 24-70 ZA OSS T* | |
Preis (in Euro) | 2 3501 | 1 600 | 3 300 | |
Bildpunkte (Megapixel) | 12 | 24 | 36 | |
Verwacklungsschutz | ||||
Auflösung | ||||
Auslöseverzögerung bei wenig Licht | ||||
Dynamikbereich bei ISO 3200 (in Blendenstufen) | 8,7 | 8,3 | 8,3 | |
Gegenlichtreflexe | ||||
Geschwindigkeit | ||||
Kaltstartzeit (in s) | 2,0 | 1,9 | 5,3 | |
Auslöseverzögerung (in s) | mit Entfernungsdifferenz | 0,24 | 0,30 | 0,46 |
bei wenig Licht | 0,24 | 0,70 | 0,82 | |
Zoomfaktor (aus Bildwinkelmessung) | 3,0 | 2,6 | 3,0 | |
Brennweite (gemessen in mm) | Weitwinkel | 24 | 29 | 24 |
Tele | 74 | 75 | 74 | |
Größte Blende | Weitwinkel | 4,0 | 3,5 | 4,0 |
Tele | 4,0 | 5,6 | 4,0 |
Bewertungsschlüssel der Prüfergebnisse: = Sehr gut (0,5–1,5).
= Gut (1,6–2,5).
= Befriedigend (2,6–3,5).
= Ausreichend (3,6–4,5).
= Mangelhaft (4,6–5,5).
- 1 Preis ohne Objektiv.
Schneller Autofokus
Im Vergleich der Alpha-7-Serie zeigen sich weitere, kleinere Unterschiede. Zum Beispiel Sony beim Autofokus-System. Wie die 7R hat auch die 7S einen „Kontrast-Autofokus“ mit 25 Messpunkten, an denen die Kamera die Schärfe kontrolliert. Der ersten Kamera der Reihe, der Alpha 7K, spendierte Sony noch einen „Hybrid-Autofokus“ mit 117 Messpunkten (Phasendetektion). Die brandneue 7S stellt einen Tick schneller scharf als ihr Vorgänger 7K und sogar doppelt so schnell wie die 7R. Bei wenig Licht hängt die 7S ihre Schwestermodelle noch klarer ab. Auch das freut den Fotografen. Keine Frage des Autofokus, wohl aber des Tempos: Die 7S ist nach dem Einschalten mehr als doppelt so schnell einsatzbereit wie die Alpha 7R – und hat nur zwei statt gut fünf Sekunden Einschaltverzögerung.
Fazit: Die Sony Alpha 7S ist ihren Preis wert
Die Sony Alpha 7S kostet ohne Objektiv 2 350 Euro. Das ist viel Geld, gemessen an der Leistung aber gerechtfertigt. Gewicht und Größe sind allerdings recht üppig – wie bei Systemkameras mit einem Sensor im Kleinbildformat üblich. Die geringe Pixelzahl der 7S ist unter normalen Lichtverhältnissen kein Nachteil und wirkt sich bei wenig Licht rundum positiv aus: Beispielsweise sind die Bilder bei ISO 3 200 detailreicher und farblich stimmiger als bei ihren pixelstärkeren Schwestermodellen. Videos in HD profitieren von der Auslegung der Sony als 4k-Kamera. Videos mit UHD-Auflösung gibt sie allerdings nur live über HDMI aus, aufzeichnen kann sie sie nicht.