Digitales Kabelfernsehen So machen Anbieter Kasse

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Digitales Kabelfernsehen - So machen Anbieter Kasse

Bisher nutzt nur jeder dritte Kabelhaushalt digitale TV-Signale. Ein Grund: Die erforderlichen digitalen Geräte fehlen. Ein weiterer Grund: Digitales Fernsehen kostet mehr als analoges.

Digitale Kabelempfänger fehlen

Die wichtigste Voraussetzung für digitalen Kabelempfang ist ein funktionierender DVB-C-Empfänger. Den besitzen nur wenige Haushalte. Fernseher mit eingebauten digitalen Kabelempfängern werden erst seit wenigen Jahren angeboten, seit 2008 auch in HD. Die neue Technik war zunächst auf teure Modelle beschränkt. Außerdem unterstützen manche Kabelanbieter nur eigens zertifizierte Settop-Boxen. Nachteil: eine zusätzliche Fernbedienung zur Programmwahl an der Empfangsbox. Die Fernbedienung des Fernsehers dient nur noch zur Lautstärke- und Helligkeitsstellung. Ältere Kabelempfänger leiten ihre Signale über die analoge SCART-Verbindung zum Fernseher. Erst seit 2009 sind zunehmend HD-Kabeltuner verfügbar, die über den HDMI-Anschluss das hochaufgelöste Fernsehbild zum Fernseher leiten. DVB-C-Doppelempfänger mit HD (Twintuner für gleichzeitiges Fernsehen und Aufnehmen) sowie CI+-fähige Kabel-Rekorder für HD-Aufzeichnung werden bis heute nicht angeboten.

Umstieg von analog zu digital

Fast alle Kabelhaushalte können bereits heute digitale Fernsehsignale empfangen. Anders als bei DVB-T, wo analoges Fernsehen über Nacht abgeschaltet wurde, enthalten Kabel zumindest bis 2012 sowohl analoge als auch digitale Signale. Kunden, die nur einen Analoganschluss bezahlen, finden in der gleichen Kabeldose meist auch digitale Signale. Damit können sie die öffentlich-rechtlichen Programme sehen, sofern sie einen Fernseher mit DVB-C-Empfänger besitzen. Für die Freischaltung der übrigen grundverschlüsselten Programme berechnet Kabel Deutschland jedoch monatlich 2,90 Euro pro Haushalt extra. Unitymedia sogar 3,90 Euro je Empfangsgerät. Zusätzlich schalten beide Unternehmen ihre neuen Digitalkunden automatisch für kostenpflichtige Senderpakete frei. Sie enthalten Sender wie SciFi, gute Laune TV und Sat.1 Comedy. Das kostet weitere 9 bis 10 Euro im Monat. Wer die Zusatzprogramme nicht will, muss schriftlich kündigen. Besser wäre, wenn Zuschauer die Zusatzprogramme schon bei Vertragsschluss abwählen könnten.

Neue Geschäftsmodelle

Im Zuge der Digitalisierung entwickeln Sender und Netzbetreiber auch neue Geschäftsmodelle.

  • Grundverschlüsselung. Sie verschlüsseln die digitalen Signale werbefinanzierter Sender. So verkaufen die Kabelanbieter den digitalen Empfang als separate Dienstleistung. Damit können die Sender Mitschnitte, zeitversetztes Fernsehen und Überspringen der Werbung verhindern. Das schränkt das Fernsehvergnügen spürbar ein. Das Bundeskartellamt ermittelt derzeit gegen die Fernsehkonzerne RTL und ProSiebenSat.1 wegen des Verdachts verbotener Absprachen. Die Sender sollen vereinbart haben, digitale Free-TV-Programme nur noch gemeinsam verschlüsselt auszustrahlen und gegen Geld zugänglich zu machen. Außerdem sollen sie sich geeinigt haben, durch technische Maßnahmen wie Anti-Werbeblocker und Kopierschutzfunktionen die Nutzungsmöglichkeiten der Programmsignale zu beschränken.
  • Adressierbarkeit. Zuschauer, die ihre Kabelgebühr über die Miete bezahlen, sind der Kabelgesellschaft namentlich unbekannt. Um die grundverschlüsselten Sender zu empfangen, müssen Fernsehhaushalte individuelle Verträge mit ihrem Netzbetreiber abschließen. So gelangen die Anbieter an die Adressen der Zuschauer, die sie für zielgerichtete Werbung benutzen können.
  • Bezahlfernsehen. Ist der Zuschauer erst einmal an das Bezahlen grundverschlüsselter Inhalte gewöhnt, ist es nur noch ein kleiner Schritt zum echten Bezahlfernsehen, bei dem einzelne Sender oder sogar einzelne Filme verkauft werden. Geräte, Verträge und Kontoverbindung sind jetzt keine Hemmschwelle mehr.

Kostenpflichtige Fernsehinhalte erhalten jedoch nicht nur Kabelhaushalte. Auch bei Satellitenempfängern sollen derartige Strukturen breiten Einzug halten. Das Einstiegstor ist das hochaufgelöste Privatfernsehen: HD+ des Satellitenbetreibers Astra verlangt 50 Euro im Jahr für die HD+-Karte. Die brauchen Satelliten-Zuschauer, um hochauflösende Privatsender wie RTL und Sat.1 zu entschlüsseln. So rutschen ehemals kostenlose SD-Inhalte ins HD-Pay-TV.

Tipps für Kabelnutzer

  • Empfänger. Wenn Sie einen neuen Fernseher kaufen möchten, sollte das Gerät einen DVB-C-Empfänger enthalten. Der Produktfinder Fernseher zeigt bereits Modelle mit HD-fähigen Kabelempfängern.
  • CI+. Kunden von Kabel Deutschland sollten außerdem auf eine CI+-Schnittstelle achten. Für diese Schnittstelle verkauft Kabel-Deutschand CI+-CAM.Module, in die wiederum eine sogenannte Smartkarte eingeschoben wird. Diese Smartkarte brauchen Zuschauer, um die Programme privater Fernsehsender zu entschlüsseln. Ärgerlich für Besitzer älterer Flachfernseher: Die bereits seit vielen Jahren eingeführte CI-Schnittstelle ist im Kabel-Deutschland-Gebiet nutzlos.
  • HDMI. Der neue Fernseher sollte mehrere HDMI-Eingänge besitzen. Hintergrund: Moderne Digitalempfänger, DVD- und Bluray-Spieler liefern ihre Signale über die HDMI-Schnittstelle.
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