
Rudelbildung. Google gruppiert Nutzer mit gemeinsamen Interessen. © Getty Images (M)
Google schränkt das Tracking im Chrome-Browser ein. Das klingt nach Datenschutz, dürfte die Marktmacht des Konzerns aber noch steigern. test.de erklärt, warum.
Kein personalisiertes Tracking mehr?
Anfang März meldeten viele Medien, Google wolle künftig kein personalisiertes Tracking mehr zu Werbezwecken einsetzen. Was wie ein Sieg des Datenschutzes wirkt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als Schachzug, der Googles Macht noch stärken dürfte.
Google kann Nutzerverhalten auch anders überwachen
Nur Chrome. Die Tracking-Einschränkungen beziehen sich nur auf Googles Browser Chrome. Google kann das Verhalten von Nutzern aber auch über sein Betriebssystem Android, seine Suchmaschine, sein Videoportal Youtube, seinen Kartenservice Maps und viele andere Dienste wie Google Play oder Google Assistant beobachten.
Nur Cookies. Die Änderungen in Chrome betreffen nur Cookies – kleine Dateien, an denen Websites Nutzer wiedererkennen. Anbieter haben aber weitere Möglichkeiten, Surfer auszuspionieren: etwa indem sie eine Anmeldung erforderlich machen oder „Fingerprinting“ betreiben, den Nutzer also an Hard- und Software-Merkmalen wiedererkennen.
Nur Dritte. Chrome wird künftig keine Drittparteien-Cookies mehr zulassen – also Cookies von Firmen, die nicht Betreiber der jeweiligen Seite sind. Technisch ist es allerdings möglich, Drittparteien-Cookies als Erstparteien-Cookies zu tarnen, sodass sie weiterhin funktionieren.
Die Maßnahme trifft vor allem Googles Konkurrenten
Google selbst ist ohnehin in vielen Fällen Erstpartei. Der Konzern erschwert also anderen Unternehmen, Nutzer via Chrome zu tracken, sitzt selbst aber weiter an der Datenquelle. So vergrößert Google seinen Wissensvorsprung gegenüber der Konkurrenz – dadurch wird es für Firmen künftig noch attraktiver, Werbung über Google zu schalten statt über andere Anbieter.
Tipp: Senken Sie die Zahl der Cookies mithilfe von Cookie-Bannern. Nutzen Sie statt Chrome andere Browser wie Firefox, Opera oder Brave. Probieren Sie statt der Google-Suche mal Suchmaschinen wie Startpage oder Duckduckgo aus (Suchmaschinen im Test). Weitere praktische Datenschutz-Tipps finden Sie kostenlos in unserem Test Privatsphäre im Netz.
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- App-Tracking-Transparenz (ATT): So heißt die neue Funktion, mit der Apple iPhone-Besitzer vor Datenkraken schützen will. Leider hilft der Tracking-Schutz nur begrenzt.
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- Datensparsamer im Netz: Wer Googles Suche umgehen will, kann ganz einfach festlegen, welche Suchmaschine der Browser stattdessen verwenden soll. Wir sagen, wie das geht.
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- Cookies kennt fast jeder. Doch welche weiteren Methoden setzen Firmen ein, um Menschen on- und offline zu tracken? Und belauschen sie uns per Handy? test.de klärt auf.
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Im Artikel sollte erwähnt werden, dass Google an einem weitreichenden Trackingsystem ohne Cookies (FLoC) arbeitet, das direkt in Chrome eingebaut ist. Gleichzeitig sollte erwähnt werden, dass praktisch alle anderen großen Browser third-party-cookies schon seit einer ganzen Weile nicht mehr akzeptieren. Bei FLoC bildet Google schon im Browser eine Kohorte zu der man angeblich gehört, und _diese_ wird dann übertragen. Google stellt das dar, als sei das datenschutz-freundlicher. Das ist aber heftig umstritten. Mindestens führt es -wie im Artikel erwähnt- zu einer Machtverschiebung zugunsten von Google.