
Computer, Handys und USB-Sticks vergessen nichts. Wer Daten in den digitalen Papierkorb des Rechners schiebt, muss wissen: Damit sind sie keineswegs endgültig gelöscht. Spätestens wenn Nutzer das Gerät verschenken, verkaufen oder entsorgen wollen, wird ein gründlicher Datenputz nötig. Sonst können private Dokumente und Fotos – aber auch Passwörter – leicht in falsche Hände gelangen. Finanztest sagt, wie man seine Daten sichert und nachhaltig „die Platte putzt“.
Sim-Karten aus Handys entfernen
Beim Umzug landen zwei alte Handys in der Tonne für Elektromüll. Erst Tage später fragt sich die junge Frau: „Stecken da nicht noch die Sim-Karten drin?“ Zu spät. Wer die Geräte findet, bevor sie vernichtet werden, kann auf sämtliche Telefonnummern und eingetragene Termine zugreifen. Die Handybesitzerin hätte die Sim-Karten herausnehmen und am Gerät die Funktion „Auf Werkseinstellungen zurücksetzen“ wählen sollen.
Passwörter und Kreditkartendaten auf Wanderschaft
Zahlreiche Computer, Smartphones und Laptops enden Jahr für Jahr im Müll, werden weiterverkauft, verschenkt oder gespendet. Mit ihnen kann eine wahre Flut von persönlichen Daten den Besitzer wechseln, wenn der vorherige Nutzer die gespeicherten Daten nicht löscht. Dann gelangen nicht nur vertrauliche Briefe, private Dokumente oder die Bilder der vergangenen Urlaube in fremde Hände. Auch gespeicherte Passwörter und Kreditkartendaten gehen zusammen mit dem Gerät auf Wanderschaft.
Digital entrümpeln
Passwörter für die Geräte und andere Zugangssperren wie Geheimnummern bieten keinen hundertprozentigen Schutz. „Sie sind zwar ein erster Verteidigungswall, hindern aber nicht an einem Zugriff, wenn jemand das Gerät in seiner Gewalt hat“, sagt Kei Ishii, Leiter des Projekts „Verbraucher sicher online“ an der Technischen Universität Berlin. Spätestens wenn jemand seine alte Elektronik entsorgen möchte, sollte er deshalb digital entrümpeln.
Papierkorb reicht nicht
Vieles von dem, was ein Computernutzer nicht mehr braucht, wirft er in den digitalen Papierkorb. Den kleinen Eimer, der sich als Symbol auf dem Desktop zeigt, bieten alle gängigen Betriebssysteme, wie Windows, Mac OS X und Linux. Darin liegen die Dokumente und Fotos, bis der Nutzer den Papierkorb leert. Gelöscht sind die Daten damit nicht. Sie bleiben auf der Festplatte, bis der Computer sie mit neuen Daten überschreibt, weil er den Speicherplatz braucht. Bis zu diesem Zeitpunkt können Neugierige die Daten mit speziellen Programmen wiederherstellen. Was passiert, macht der Vergleich mit einem Buch anschaulich: „Wird der Papierkorb geleert, löscht der Rechner nur das Inhaltsverzeichnis“, sagt Peter Knaak, Computerexperte der Stiftung Warentest. „Wenn das Inhaltsverzeichnis aus einem Buch herausgerissen wird, bleiben die anderen Seiten lesbar. Sie sind auffindbar, sobald ein Programm das Inhaltsverzeichnis wiederherstellt.“
Sicher löschen mit kostenloser Software
Eine Datei ist erst dann sicher gelöscht, wenn der Computer oder spezielle Software sie ein- oder mehrmals vollständig mit gleichen oder zufälligen Zeichen überschreibt. Nur dann lässt sie sich auch mit größtem Aufwand nicht wiederherstellen. Mit dem richtigen Programm ist das Löschen ein Kinderspiel. Die Software heißt Eraser, Wiper oder Schredder, sie ist kostenlos im Internet zu haben. Das Schreddern einer Datei dauert – abhängig von der Größe – oft nur Sekunden. Das Löschen der gesamten Festplatte kostet weit mehr Zeit. Mit einer Schreddersoftware kann der Nutzer Dokumente löschen, die noch im Papierkorb liegen. Er kann damit aber auch Dateien überschreiben, die aus dem Papierkorb entfernt wurden und deren Speicherplatz wieder zur Verfügung steht.
„Schreddern Pflicht“
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand die Daten eines weggeworfenen Computers ausspäht, ist vielleicht eher gering. Doch Ishii sagt: „Vielen ist der Gedanke unangenehm, dass jemand anderes in ihren privaten Dokumenten und Bildern herumwühlen könnte.“ Für Peter Knaak führt kein Weg am Schreddern vorbei: „Kreditkartendaten und Passwörter haben nichts in freier Wildbahn zu suchen. Meine Brieftasche würde ich ja auch nicht mit allen Dokumenten drin wegwerfen.“
Festplatte überschreiben
Allen, die ihren Computer spenden oder verkaufen möchten, empfiehlt Ishii, nicht nur die Daten zu löschen, sondern lieber gleich die Festplatte auszubauen. „Wenn die Festplatte weitergegeben werden soll, sollte man sie vollständig überschreiben und das Betriebssystem neu aufsetzen.“ Falls die Festplatte kaputt ist, wird es schwierig, die Daten zu löschen. Hier kommt der Computernutzer nicht mit Software heran, er muss die Festplatte regelrecht zerstören. Wer sie nicht selbst ausbauen will oder kann, beauftragt damit am besten ein Unternehmen für Datenträgervernichtung.
Nicht nur PC, Notebooks oder Handys beachten
Beim digitalen Entrümpeln geht es aber nicht nur um alte Computer, Laptops und Handys. Jeder Internetsurfer hinterlässt im Netz persönliche Informationen, indem er zum Beispiel Nutzer- und Kundenkonten anlegt. Schnell wird ein unüberschaubarer Datensalat daraus. Jeder hat das Recht, seine Daten wieder löschen zu lassen. Einfach ist das aber nicht. Deshalb lohnt es sich, seine Daten von vornherein nur mit Bedacht preiszugeben (siehe Interview).
Cookies sammeln beim Surfen
Doch selbst wenn der Nutzer im Internet auf seine Anonymität achtet, hinterlässt er jede Menge Daten: Beim Surfen von Webseite zu Webseite landen Cookies im Browser des Nutzers. Die kleinen Textdateien sind äußerst nützlich, da sie den Nutzer erkennbar machen. Um das Internet richtig nutzen zu können, ist das unerlässlich: Wer sich bei seinem E-Mail-Anbieter anmeldet, möchte auch auf den Folgeseiten erkannt werden – zum Beispiel um Post abzurufen. Cookies stellen zudem sicher, dass ein Kunde beim Onlineeinkauf den Warenkorb füllen kann, ohne sich bei jedem Artikel wieder neu ausweisen zu müssen. Gleiches gilt fürs Onlinebanking: Auch hier wird der Nutzer mithilfe von Cookies wiedererkannt, zwar nicht mit Namen und persönlichen Daten, aber als der, in dessen Browser das Cookie abgelegt wurde.
Gezielte Werbung
Cookies haben aber auch Schattenseiten: Webseitenbetreiber und Werbefirmen können mit ihrer Hilfe das Surfverhalten der Nutzer analysieren und nachvollziehen, welche Seiten diese besucht haben. Die im Netz eingeblendete Werbung erscheint dann passgenau. Die Folge: Die Anzeigen, die zwei Nutzer auf ein und derselben Webseite zu sehen bekommen, können sehr unterschiedlich sein. Während der eine Urlaubsangebote bekommt, erscheint beim anderen eine Anzeige für Autos.
Einfach löschen
„Professionelle Datensammler verkaufen die Nutzerprofile an Interessenten. Profile können so die Bonitätsprüfung verfeinern. Ein verweigerter oder zu teurer Kredit sind mögliche Folgen“, sagt Knaak. Auch gegen Nutzerprofile hilft das Löschen von Daten: Cookies lassen sich leicht über die Browsereinstellungen mit dem Befehl „Cookies löschen“ entfernen.