
© Stiftung Warentest
Dextro Energy darf ihre traubenzuckerreichen Plättchen, Drops und Pulver weiterhin nicht mit gesundheitsbezogenen Angaben bewerben. Das hat der Gerichtshof der Europäischen Union bestätigt. Damit wurde der Einspruch des Unternehmens gegen ein erstinstanzliches Urteil zurückgewiesen. Dextro Energy wollte seine Produkte mit Effekten auf den Energiestoffwechsel vermarkten. Zwar hatte die europäische Behörde diese geplante Aussage wissenschaftlich bestätigt. Doch sowohl die Europäische Kommission als auch die Richter sagten „nein“: Sie wollen Lebensmitteln, die überwiegend aus Zucker bestehen, kein positives Image verleihen.
Dextro Energy ist mit seinen Anträgen gescheitert
In einem Päckchen Dextro Energy classic stapeln sich acht Täfelchen à knapp 6 Gramm. Jedes besteht aus 89 Prozent Traubenzucker – fachsprachlich Glukose genannt – und enthält etwa 22 Kilokalorien. Glukose gehört zu den Einfachzuckern, geht schneller ins Blut als etwa Zweifachzucker wie Haushaltszucker und hat fast so viele Kalorien wie jede andere Zuckersorte (mehr dazu Alternativen zu Zucker). Der Anbieter Dextro Energy aus dem nordrhein-westfälischen Meerbusch bemüht sich seit 2011 seine auch international gehandelten Produkte mit gesundheitsbezogenen Angaben bewerben zu können. Dazu hat er verschiedene Vorschläge bei der EU eingereicht, darunter die Aussagen „Glucose wird im Rahmen des normalen Energiestoffwechsels verstoffwechselt“ und „Glucose unterstützt die normale körperliche Betätigung“. Solche gesundheitsbezogenen Angaben, sogenannte Health-Claims, muss die Europäische Behörde für Lebensmittel (Efsa) wissenschaftlich prüfen und die Europäische Kommission dann absegnen.
Deutschland: Weniger Zucker wäre gesünder
2012 gab die Efsa eine Einschätzung zu den beantragten Health Claims ab. Sie bestätigte, dass die glukosereichen Produkte tatsächlich einen Beitrag zum Energiestoffwechsel leisten. Doch Vertreter von EU-Mitgliedsländern sprachen sich dagegen aus, daraus Health Claims abzuleiten und zuzulassen. Sie verwiesen auf verschiedene zuckerkritische Stellungnahmen. So prangert etwa die Weltgesundheitsorganisation Zucker seit langem als Ursache chronischer Krankheiten an und fordert Kinder und Erwachsene auf, weniger davon zu konsumieren. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat festgestellt, dass die Bundesbürger zu viele Kohlenhydrate vor allem aus Süßigkeiten und gesüßten Getränken aufnehmen statt aus Vollkornprodukten. Das Urteil des EuGH vom 16. März 2016, das nun bestätigt wurde, weist auch darauf hin, dass nach der Health-Claim-Verordnung von 2006 keine gesundheitsbezogenen Angaben gemacht werden sollen, die den allgemein anerkannten Ernährungs- und Gesundheitsgrundsätzen zuwiderlaufen.
Tipp: Mehr über Health-Claims lesen Sie auf test.de im Beitrag Das Ende der Werbelügen. Im Special Zucker in Lebensmitteln erfahren Sie wie viel Zucker wo drin ist – und wie Sie das herausfinden.
Keine einseitige Beschreibung positiver Effekte
2015 entschied die Europäische Kommission im Falle Dextro Energy, keinen der beantragten Health-Claims in die offizielle Health-Claim-Liste aufzunehmen. Dagegen reichte der Anbieter Klage ein. Die hatte das Gericht der Europäischen Union am 16. März 2016 abgewiesen. Im Urteil hieß es, dass die beantragten gesundheitsbezogenen Angaben den Verbrauchern ein „widersprüchliches und verwirrendes Signal“ senden und zum Verzehr von Zucker aufrufen würden. Nationale und internationale Behörden rieten zudem, weniger Zucker zu essen. Hinzu komme, dass die beantragten Health Claims einseitig positive Effekte beschrieben, ohne die „mit einem übermäßigem Zuckerverzehr einhergehenden Gefahren“ zu erwähnen.
Diese Meldung ist am 19.03.2016 erschienen und wurde seitdem mehrmals aktualisiert, zuletzt am 08.06.2017.
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Fassen wir einmal zusammen: Was der Hersteller auf die Produkte schreiben wollte, ist wissenschaftlich bestätigt und unzweifelhaft.
Politiker möchten aber nicht, das diese Wahrheiten (niemand zweifelt sie ja an) die Verbraucher lesen und dann selbst entscheiden, was sie tun oder lassen.
Wie bezeichnet man es, wenn Politiker entscheiden, dass eine Wahrheit nicht ausgesprochen werden darf, weil es das Volk zu etwas Unerwünschtem verleiten könnte? Na, wie nennt man das wohl?