Depot­kosten und Wert­papier­provisionen Tausende Euro sparen

11

Die Berliner Sparkasse kassiert für Wert­papier­geschäfte im Extremfall tausende Euro Provision im Jahr. Da hilft nur ein Wechsel.

Zu diesem Thema bietet test.de einen aktuel­leren Test: Depotkosten.

Anleger kaufen Wert­papiere, um ihr Geld zu mehren. Ihre künftigen Gewinne aus Aktien, Zertifikaten, Fonds und Anleihen kennen sie vorher nicht, die Kosten für die Aufbewahrung, den Kauf und Verkauf schon. Die können sie genau kalkulieren und durch die Wahl eines güns­tigen Depots stark drücken.

Wie extrem die Preis­unterschiede sind, zeigt unsere Unter­suchung der Depot­kosten von 37 Angeboten für verschiedene Modell­kunden (siehe „Ausgewählt, geprüft, bewertet“). Im krassesten Fall beträgt der Unterschied zwischen dem schlechtesten und dem besten Angebot in unserem Test gut 9 000 Euro im Jahr. Das zieht die Rendite mächtig nach unten.

Die teure Bank war in diesem Fall die Berliner Sparkasse. Sie verlangt von einem unserer Filial­kunden 11 067 Euro Gebühren. Die Post­bank will nur knapp 1 648 Euro.

In diesem Gesamt­preis stecken die Provisionen für 25 Käufe und 25 Verkäufe im Wert von je 12 750 Euro und der jähr­liche Preis für ein Depot mit 153 000 Euro in Wert­papieren.

Selbst Klein­anleger sparen 150 Euro

Auch für Onlinedepots klaffen die Preise weit auseinander: Unser Online-Testsieger aus Kulmbach in Bayern, die flatex AG, verlangt nur 250 Euro für das große Depot, während das Privatdepot comfort der Deutschen Bank satte 5 921 Euro kostet.

Unsere Modell­kunden mit kleinem Depot können ebenfalls sparen. Für Online­anleger sind immerhin rund 200 Euro drin. Anleger, die über die Filiale gehen, gewinnen 226 Euro im Jahr, wenn sie vom schlechtesten zum besten Anbieter wechseln.

Bedenkt man, dass viele Sparer schon wegen ein paar Stellen hinter dem Komma neue Tages­geld­konten eröffnen, dann sollten sie erst recht bei den Depot­kosten genauer hinsehen. Ein Wechsel ist einfach und kostenlos (siehe „Checkliste“).

Mancher hat vielleicht noch nicht gewechselt, weil er gar nicht gemerkt hat, wie teuer sein Depot ist. Die vielen Preismodelle für Wert­papier­geschäfte lassen einen einfachen Vergleich kaum zu und auch die Depot­abrechnungen sind oft kaum erhellend. Wir listen die Preise in unseren Tabellen „Onlinedepot“ und „Filialdepot“ deshalb detailliert auf.

Ein zurzeit noch sehr gutes Angebot macht die Sparda-Bank Südwest mit Sitz in Mainz für Anleger im Saar­land und in Rhein­land-Pfalz. Bei allen vier Modell­fällen schafft sie den Sprung in unsere Top-Ten-Angebote. Da sie uns aber mitgeteilt hat, dass sie zum 1. Juli die Preise erhöht, haben wir sie aus unseren Tabellen genommen.

Provisionen treiben die Kosten

In unserem Test bieten vier Filial- und sieben Online­banken ein kostenloses Depot an. Das ist schön, aber für Anleger, die häufig kaufen und verkaufen, nicht das entscheidende Auswahl­kriterium. Wer viel handelt, sollte vor allem auf die Trans­aktions­kosten achten, also auf die Provisionen, die seine Bank für die Vermitt­lung der Wert­papier­geschäfte nimmt. Das kostenlose Depot fällt im Vergleich dazu kaum noch ins Gewicht.

Privat­anleger können nicht selbst an der Börse handeln. Für den Kauf und Verkauf von Aktien, Zertifikaten, Anleihen oder Investmentfonds brauchen sie einen Vermittler. Meist ist das die Bank, bei der ein Kunde sein Depot einge­richtet hat.

Die Bank kassiert eine Provision dafür, dass sie die Kunden­aufträge an die Börse weiterleitet. Diese Provision macht den Haupt­teil der Kosten aus, die ein Kunde für seine Wert­papier­geschäfte zahlt – wir haben sie in unserem Test erfasst.

Nicht berück­sichtigt haben wir Kosten, die jeder Kunde unabhängig von seiner Bank zahlen muss. Dazu gehören Entgelte für den Makler, der am Börsen­platz Käufer und Verkäufer zusammenführt, und die Börsen­platz­gebühr, die an die ausführende Börse geht. Solche „Entgelte Dritter“ reicht die Bank einfach weiter.

Verwirrende Preismodelle

Ärgerlich und verwirrend sind die völlig unterschiedlichen Preismodelle für die Trans­aktions­kosten. Die Post­bank hat eine Preisstaffel. Hier wird für eine Wert­papierorder je nach Kurs­wert eine Provision zwischen 7,95 Euro und 19,95 Euro fällig.

Bei maxblue, dem Onlinebroker der Deutschen Bank, gibt es einen Minim­umpreis von 7,90 Euro und einen „Maximumplus“-Preis von 39,90 Euro. Dazwischen berechnet maxblue 0,25 Prozent vom Kurs­wert pro Wert­papier­auftrag.

Die Onvista Bank mit Sitz in Frank­furt am Main macht es ähnlich wie maxblue, bietet aber mit ihrem Free­buy-Depot auch provisions­freie Käufe an. Wie viele Geschäfte pro Monat kostenfrei bleiben, hängt von der Höhe des Guthabens im Vormonat ab.

Gefallen hat uns die Flatrate von flatex, unserem Testsieger für online geführte Depots. Hier zahlen Anleger für Kauf und Verkauf eines Papiers unabhängig vom Kurs­wert immer 5 Euro Provision pro Handel. Das ist klar und günstig.

Internet­handel am preis­wertesten

Am nied­rigsten sind die Kosten für Wert­papier­geschäfte, wenn die Kunden sie online über eine Direkt­bank oder einen Onlinebroker erledigen. Hinter einem Onlinebroker steht stets eine Bank, die das Geschäft für den Anleger abwi­ckelt.

Da Direkt­banken und Onlinebroker keine Filialen betreiben, können sie ihre Geschäfte viel güns­tiger anbieten. Ihre Anleger geben ihre Wert­papier­aufträge zuhause am Computer ein und zahlen deshalb deutlich geringere Provisionen.

Natürlich ist es nicht jeder­manns Sache, den Kauf von Aktien, Anleihen und Fonds über das Internet selbst abzu­wickeln. Viele schätzen den Kontakt zur Filiale und die persönliche Betreuung.

Persönliche Betreuung ist bequem, kostet aber auch Geld. Hinter den oft hohen Preisen steckt der Gedanke, dass ein Anleger dem Berater nicht nur den Auftrag für eine Wert­papierorder gibt, sondern sich das Papier und seine Ertrags­aussichten auch noch genau erklären lässt.

In vielen Fällen brauchen die Anleger aber gar keine Hilfe bei ihren Wert­papier­geschäften. Sie lassen den Berater nur die Daten für ihre Aufträge in den Computer eintippen.

Telefonieren güns­tiger als Filial­handel

Den teuren Service können sich Kunden einiger Filial­banken sparen, ohne dass sie dafür die Bank wechseln müssen. Denn immer mehr Institute bieten ihren Kunden sowohl eine Beratung in der Filiale als auch die Möglich­keit an, das Depot online ohne Beratung zu führen.

Auch telefo­nische Aufträge nehmen die meisten Banken entgegen. Das ist zwar teurer als eine Onlineorder, aber deutlich güns­tiger als in der Filiale. Für einen Telefon­auftrag verlangt zum Beispiel die Post­bank 3 Euro Aufschlag, bei flatex sind es 10 Euro.

Am anderen Ende der Leitung ist nicht immer ein Mensch. Das kann ziemlich nervig sein. Die Kunden müssen mit einem Sprach­computer vorliebnehmen und ihre Daten über die Tastatur des Telefons eingeben.

Große Preis­unterschiede

Die meisten Filial­banken verlangen, dass sich ihre Kunden zwischen einem Beratungs- und einem Direktdepot entscheiden. Die Preis­unterschiede für die verschiedenen Depots derselben Bank sind erheblich.

Bei der Post­bank, unserem Testsieger für Filial­kunden mit großem Depot, zahlen Kunden in der Filiale für das Depot Easy-trade 1 648 Euro pro Jahr. Über Internet kostet dasselbe Depot 650 Euro weniger.

Das kleine Depot kostet in der Filiale 248 Euro im Jahr, laufen die Aufträge übers Internet, sind es nur 118 Euro pro Jahr.

Internet und Filiale kombinieren

Nicht alle Banken verlangen von ihren Kunden, dass sie sich zwischen Filial- und Direktdepot entscheiden. Das ist besonders kundenfreundlich und für Anleger, die nur ab und zu eine Beratung brauchen, ein echter Preis­vorteil.

Haben sie Beratungs­bedarf, gehen sie in die Filiale und zahlen die höhere Gebühr. Wollen sie einfach nur eine ganz bestimmte Aktie kaufen, tun sie das online und müssen dafür nur die nied­rigere Provision zahlen. Das geht zum Beispiel bei der Post­bank, bei der Targo­bank, bei der Degussa Bank und der Hamburger Sparkasse (Haspa).

Die Haspa, die regional das beste Angebot für unser kleines Modell­depot macht, verlangt für ein Wert­papier­geschäft in der Filiale meist 1 Prozent des Auftrags­volumens. „Wenn ein Filial­kunde online handelt, zahlt er nur die Hälfte der sonst fälligen Gebühren“, heißt es bei der Haspa. In jedem Fall werden aber mindestens 12,50 Euro fällig.

Die Haspa gibt es aber nur für Hanseaten. Die Sparkasse bietet ihren 1,3 Millionen Privatkunden im Groß­raum Hamburg 180 Stand­orte und 60 Kundenzentren an.

Vorsicht beim Fonds­kauf

Banker empfehlen gerne den Fonds­kauf bei Fonds­gesell­schaften, damit sie die dann fälligen Ausgabe­aufschläge von bis zu 6 Prozent kassieren können. Haus­eigene Fonds werden meist güns­tiger verkauft. Gewährt ein Berater nicht mindestens 50 Prozent Rabatt auf den Ausgabe­aufschlag, sollten Kunden über die Börse kaufen. Hier sind nur rund 1 Prozent Provision üblich.

Unver­ständlich ist die Preis­politik der Hypo­ver­eins­bank und der Berliner Sparkasse, die 2,5 beziehungs­weise 3 Prozent Provision beim Kauf über die Börse kassieren.

Weist der Kunde den Berater an, das Geschäft direkt an die Börse zu geben, ist der Berater nach der Anleger­schutz­richt­linie Mifid dazu verpflichtet. Der Berater muss auch den Börsen­platz wählen, bei dem das Wert­papier am güns­tigsten zu haben ist.

Das richtige Depot finden

Unsere Beispiele zeigen, dass Wert­papier­anleger viel Geld sparen können. Um die richtige Depot­wahl zu treffen, sollten sie sich als Erstes einen Über­blick über ihre Geschäfte verschaffen. Wie groß ist das Depot, wie hoch ist der Kurs­wert, welche Papiere handeln sie wie oft? Möchten sie über die Filiale oder online handeln?

Anleger, die sich unseren Modell­konten zuordnen können, haben es leicht, ein preis­wertes Depot zu finden. Sie wechseln einfach zu einem der Top-10-Anbieter.

Alle anderen können sich an den Tabellen „Onlinedepot“ und „Filialdepot“ orientieren und anhand der Einzel­preise für Wert­papier­geschäfte errechnen, wie viel sie pro Jahr für ihr Depot ausgeben und wie viel sie sparen können, wenn sie wechseln.

11

Mehr zum Thema

11 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

GiMichael am 20.07.2012 um 19:10 Uhr
keine Dividendenkosten bei Fonds

Bei ausländischen Aktien nimmt Flatex überraschend und nicht nachvollziehbar hohe Gebühren bei der Dividendenausschüttung. D.h. bei allen ISINs, die nicht mit DE anfangen wird es richtig teuer. Das haben andere Broker nicht.
Dies gilt allerdings nicht für Fonds und auch nicht für ETFs. Hier sind alle Erträge gebührenfrei

GiMichael am 20.07.2012 um 19:08 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

CBuntrock am 11.04.2012 um 03:07 Uhr
Versteckte Kosten

Hallo,
ich finde auch, dass dieser Test ein wenig oberflächlich ist. Ich hätte mir von test gewünscht, dass man hier genauer auf die Tücken eingeht. Ein gutes Beispiel ist nämlich die versteckte Provision bei Flatex. Im Artikel wird der Testsieger als "klar und verständlich" beschrieben. Genau das ist aber nicht der Fall. Es ist hinterhältig von meinen US-Aktien fette Provision zu kassieren, die bei geringer Anlage sogar noch höher ist als die Dividende selbst. Hinzu kommt, dass man bei Flatex auf der Seite keinen Hinweis dazu finden kann. Die Tatsache, dass diese Hinweise fehlen machen den Test unvollständig!
Grüße
C. Buntrock

surfista am 02.12.2011 um 11:34 Uhr
Achtung Dividendenanleger!

Ich würde hier gerne kurz darauf hinweisen, dass es noch versteckte Kosten gibt, die test leider vergessen hat. So zieht flatex für eine Dividendenausschüttung Ausland (auch innerhalb des Euroraumes!!!) pauschal €1,50, ab einer Ausschüttung von €15 satte 5€ ab. Gerade im Berechnungsmodell "Kleines Depot" werden die Dividenden garantiert davon aufgefressen. flatex versteckt diese Gebühren daher auf der vorletzten Seite des erst herunterzuladenden Preisverzeichnisses. Gerade interessante Dividendentitel finden sich im Ausland, daher Obacht!

udsch am 11.08.2011 um 12:16 Uhr
Nur Kostenanalyse, keine Angaben zu Leistungen

Bei diesem Test handelt es sich offenbar um eine reine Analyse der Kosten. Eine Betrachtung des Leistungsangebots fehlt leider völlig. Auch wenn eine umfassende Erörterung des jeweiligen Leistungsumfangs wahrscheinlich den Rahmen sprengen würde, wären einige grundsätzliche Aspekte durchaus hilfreich gewesen. So vermisse ich z.B. Angaben, ob Sparpläne möglich sind und zu welchen Kosten, und ob Bruchstücke von Anteilen verkauft werden können. Auf den Internetseiten der Online-Broker sind solche Angaben teils schwer bis gar nicht zu finden. Gerade hier könnte Finanztest dem Verbraucher wertvolle Hinweise mit auf den Weg geben. Ohne jegliche Berücksichtigung solcher Gesichtspunkte bleibt es bei einem reinen Kostenvergleich, der einem vielleicht etwas Recherche-Arbeit abnimmt, aber letztlich leider keine fundierte Entscheidungshilfe bietet und im schlimmsten Fall sogar zu einer Fehlentscheidung verleiten könnte. Meiner Ansicht nach wird der Test dem Anspruch von Finanztest nicht gerecht.