Aluminium in Kosmetika: Viele Fragen bleiben offen

Ralf Stahlmann
Kosmetikprodukte mit Aluminium stehen in der Kritik. test fragte Professor Ralf Stahlmann, wie begründet diese Sorgen sind. Stahlmann ist Toxikologe am Institut für klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité in Berlin.
Wie begründet ist die Besorgnis, dass aluminiumhaltige Kosmetika krank machen?
Es wird spekuliert, dass aluminiumhaltige Kosmetikprodukte das Nervensystem schädigen oder eine krebserzeugende Wirkung haben könnten. Doch aktuell liegen keine eindeutigen Belege dafür vor, dass von aluminiumhaltigen Kosmetikprodukten, also auch von Antitranspirantien, eine Gefahr ausgeht.
Wie sieht die derzeitige wissenschaftliche Datenlage aus?
Schlecht. Es gibt bisher keine Studie, die in idealer Weise untersucht, wie viel Aluminium aus den Produkten durch die Haut überhaupt in den Körper gelangt. Bei den derzeit vorhandenen Untersuchungen wurde beispielsweise mit extrem geringen Probandenzahlen und unter unnatürlichen Bedingungen gearbeitet. In einer Studie wurde die sogenannte Hautpenetration des Aluminiums an Mäusen untersucht. Aber Mäusehaut ist anders strukturiert als menschliche. Sie ist dünner, stärker behaart, hat weniger Fettgewebe. Daten aus solchen Untersuchungen lassen keine Rückschlüsse auf den Menschen zu.
Was raten Sie den Verbrauchern?
Sinnvoll und rational lässt sich das Risiko derzeit kaum bewerten. Viele Fragen sind weiterhin unbeantwortet. Daher ist es sicherlich richtig, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes handelt und dazu rät, die Aufnahme von Aluminium möglichst gering zu halten. Was zählt, manchmal aber vergessen wird, ist eine Gesamtbetrachtung unserer Lebensweise: Auch über Lebensmittel wie Backwaren oder Medikamente wie aluminiumhaltige Magensäurehemmer nehmen wir Aluminium auf, wohl weitaus mehr als über Kosmetik.
Sollten wir also auf Antitranspirantien verzichten?
Das muss jeder für sich abwägen. Wer seine gesamte Aluminium-Aufnahme, also aus allen Quellen, reduzieren will, für den ist es ein Anfang, auf Antitranspirantien zu verzichten. Ich halte es aber nicht für gerechtfertigt, die Produkte zu verteufeln. Wer stark schwitzt, kann unter enormen Leidensdruck geraten. Er ist auf Antitranspirantien angewiesen. Es gibt keine wissenschaftlich begründeten Daten, die ein Angstszenario bei täglicher Verwendung dieser Produkte rechtfertigen würden.