
Denttabs. Schmecken nach Minze und Backpulver und sollen die Zähne schützen. Die Kautabletten werden als Zahnpasta-Alternative verkauft. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
In Biomärkten gehören Zahnputztabletten und -pulver zum Zähneputzen schon länger zum Sortiment, inzwischen finden sich die Konkurrenten zur herkömmlichen Zahncreme auch im Regal von Drogeriemärkten. Viele halten sie für eine nachhaltige Alternative zur Paste aus der Tube. Veteran unter den alternativen Zahnpflegeprodukten sind Denttabs, kleine Kautabletten in der Tüte. Stiftung Warentest hat sie vor einigen Jahren bereits unter die Lupe genommen und jetzt noch einmal begutachten lassen.
Erst kauen, dann putzen
„100 Prozent plastikfrei, ökologisch und frei von Konservierungsstoffen, Konsistenzgebern und anderen unnötigen Inhaltsstoffen“ – so wirbt der Anbieter für seine Denttabs. Pro Putzvorgang soll ein „Tab“ reichen. Die kleine weiße Tablette wird zerkaut, bis sie mit dem Speichel im Mund eine Paste gebildet hat. Dann kann es losgehen mit dem Zähneputzen. Allerdings ist der Geschmack gewöhnungsbedürftig: Zunächst fühlt sich die Tablette stumpf-trocken-bröselig an, danach schmeckt sie hauptsächlich nach Minze und Backpulver, im Abgang hat sie eine bitter-säuerliche Schärfe. Anders als herkömmliche Zahncreme kommen die Kautabletten aber ohne Emulgatoren, Feuchthalte- und Bindemittel und Konservierungsstoffe aus.
Weniger Inhaltsstoffe als Zahnpasta
Denttabs haben ein Siegel für zertifizierte Naturkosmetik; die Rezeptur ist auf wenige Inhaltsstoffe beschränkt. 12 listet der Hersteller auf:
Kieselerde und mikrofeine Zellulosefasern sind Putzkörper, die für Abrieb sorgen beziehungsweise die Zähne polieren; Fluorid beugt Karies vor; Natron reguliert den pH-Wert ebenso wie Zitronensäure; ein Tensid lässt die Tabletten bei Kontakt mit Speichel schäumen; der Hilfsstoff Magnesiumstearat dient während der Herstellung als Trennmittel, Xanthan Gum als Verdickungs- und Geliermittel; für den Geschmack sind Menthol, die Aromen Minze und Eugenol zuständig. Weiterer Inhaltsstoff: das Süßungsmittel Stevia.
Herkömmliche Zahnpasten enthalten meist mindestens doppelt so viele Inhaltsstoffe – erprobte und zugelassene Substanzen, die zum Beispiel für die cremige Konsistenz notwendig sind.
Schutz vor Karies: Wenig Fluorid pro Tablette
Wichtig für ein Zahnputzmittel ist vor allem der Schutz vor Karies. Deswegen sollten Pasten, Pulver oder Tabletten stets Fluorid enthalten, denn nur damit funktioniert eine effektive Anti-Karies-Wirkung. Den Fluoridgehalt der getesteten Denttabs gibt der Hersteller mit 1450 ppm an (Parts per Million, auf Deutsch Anteile pro Million) – das entspricht dem einer herkömmlichen Zahncreme. Aber: Von Zahnpasta landen ein bis anderthalb Gramm pro Putzvorgang auf der Bürste, eine Denttabs-Tablette wiegt jedoch nur etwa 0,33 Gramm. Das bedeutet, dass lediglich ein Fünftel bis ein Drittel der Fluoridmenge einer Zahnpasta in die Mundhöhle gelangt. Da Denttabs jedoch nur eine Tablette für einmal Zähneputzen empfiehlt, bezweifeln die Gutachter der Stiftung Warentest, dass damit die gleiche Wirksamkeit wie bei einer guten Fluoridzahnpasta erreicht werden kann. Dazu bräuchte es mindestens drei Denttabs pro Putzgang.
Tipp: Gute herkömmliche Zahncremes zeigt unser Zahnpasta-Test.
Viele Zahncremes machen mehr Versprechungen
Zahnpasten schützen nicht nur vor Karies, manche helfen auch gegen Plaque, Gingivitis, Zahnstein und bei hypersensiblen Zähnen, einige haben eine „Weißmacher“-Funktion. Die Anbieter der alternativen Kautabletten versprechen solche zusätzlichen Wirkungen nicht – die sind auf Grund der Inhaltsstoffe aber auch nicht zu erwarten. Denttabs wirbt abgesehen von der „einzigartigen Fluoridwirkung“ lediglich damit, „schonend für Zähne und Zahnfleisch“ zu sein.
Vorteil: Nachhaltig in der Herstellung
Eines haben die Denttabs herkömmlichen Zahnpasten allerdings voraus: Sie kommen in Tütchen, die laut Anbieter im Wesentlichen aus Papier mit einer Trennschicht auf Maisstärke-Basis hergestellt werden und voll kompostierbar sein sollen − überprüft haben wir das nicht. Zahnpasta allerdings gibt es üblicherweise in wenig nachhaltigen Plastiktuben zu kaufen. Außerdem sind die Tabletten leichter, da sie im Gegensatz zu Zahncremes kein Wasser enthalten. Das spart Energie beim Transport.
Nachteil: Achtmal so teuer wie preiswerte Zahnpasta
Die Nachhaltigkeit hat ihren Preis: Eine Tüte mit 125 Tabletten à zirka 0,33 Gramm kostet zwischen fünf und sechs Euro, das macht pro Putzgang etwa 4 Cent – wenn man zwei Tabletten kaut, sogar 8 Cent; bei Zahncremes kostet einmal Putzen mit den günstigsten aus dem aktuellen Zahnpasta-Test der Stiftung Warentest gerade mal um die 0,5 Cent.
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@klaus.hehl: Das Gutachten, das dem Artikel zugrunde liegt, hat die von Denttabs angegebenen Studien einbezogen. Zur der von Ihnen speziell angesprochenen Studie zur Verteilung des in den Denttabs enthaltenen Fluorids (E.A. Naumova, P. Gaengler, S. Zimmer and W.H. Arnold: „Influence of Individual Saliva Secretion on Fluoride Bioavailability“) heißt es im Gutachten unter anderem:
„(…) der Fluoridgehalt im Speichel und im Biofilm (wurde) untersucht, nachdem acht Probanden in einem Cross-over-Design ihre Zähne entweder mit der Denttabs mit 1.450 ppm Natriumfluorid oder der Elmex-Zahnpasta mit 1.400 ppm Aminfluorid drei Minuten lang geputzt hatten. (…) Die Ergebnisse dieser Studie sind schwer interpretierbar, weil Aminfluorid in seinem Verhalten in der Mundhöhle nicht mit Natriumfluorid vergleichbar ist. Aminfluorid ist sehr oberflächenaktiv und lagert sich daher möglicherweise an allen Oberflächen in der Mundhöhle einschließlich der Schleimhäute gut an. Daher ist es wahrscheinlich, dass sich weniger Fluorid im Speichel findet. Rückschlüsse auf die kariesprophylaktische Wirkung der Denttabs lassen sich aus dieser Studie nicht ziehen.“ Aus dieser Studie kann auch nicht gefolgert werden, dass eine Denttabs-Tablette pro Putzvorgang reicht. Es gilt weiterhin, wie in der Meldung beschrieben: „Von Zahnpasta landen ein bis anderthalb Gramm pro Putzvorgang auf der Bürste, eine Denttabs-Tablette wiegt jedoch nur etwa 0,33 Gramm. Das bedeutet, dass lediglich ein Fünftel bis ein Drittel der Fluoridmenge einer Zahnpasta in die Mundhöhle gelangt. Da Denttabs jedoch nur eine Tablette für einmal Zähneputzen empfiehlt, bezweifeln die Gutachter der Stiftung Warentest, dass damit die gleiche Wirksamkeit wie bei einer guten Fluoridzahnpasta erreicht werden kann.“
Die denttabs wurden scheinbar gründlich beforscht und es zeigte sich in Laboruntersuchungen, dass sich das in den denttabs enthaltetene Flourid signifikant besser im Mund (Speichel) verteilt, als das aus flouridhaltiger Zahnpasta - und die Zähne also ausreichend reminerailisert werden, trotz der (vergleichsweise) geringeren Menge an Flourid aufgrund der Tablettengröße.
Es müssen also - wenn man diesen Studien folgt - nicht "mindestens drei Denttabs pro Putzgang" verwendet werden, sondern eines reicht, soweit ich das sehen kann.
Wäre interessant, ob die Gutachter*innen von Stiftung Warentest bzw. Autor*innen des Artikels diese Studien beachtet haben?
Vgl.: https://denttabs.de/pages/denttabs-studien
Ich benutze die Denttabs inzwischen schon einige Monate und bin total zufrieden. Ja okay, anfangs musste ich mich an das trockene Gefühl im Mund gewöhnen. Habe festgestellt, dass es einfacher ist, wenn ich mir den Mund erst ausspüle. Der Geschmack war von Anfang an in Ordnung. Schön finde ich, dass ich nicht so viel Zahnpasta im Mund habe. Mir reicht also eine Tablette völlig aus. Ob ich dadurch jetzt zu wenig Fluorid aufnehme weiß ich allerdings nicht.
Auch die Umweltproblematik, war für mich ein Grund die Tabs zu probieren.
Hydroxylapatit wurde von Stiftung Warentest schon mit mangehaft beurteilt. Es ist wohl eher keine Waffe gegen Karies. Siehe auch:
https://www.zm-online.de/archiv/2018/22/titel/wirkt-es-oder-wirkt-es-nicht/seite/alle/
Vielen Dank für die Einschätzung.
Aus der Berechnung hinsichtlich der Zahnpasta-Menge und Fluoridkonzentration nehme ich folgende Informationen von Ihnen mit:
- 1450 ppm Fluorid sind wichtig für eine Anti-Karies Wirkung --> Allerdings nur, wenn mindestens 1-1,5 g ZP genutzt werden (wissenschaftliche Studien zeigen, dass tatsächlich die ZP-Menge entscheidender ist als die F-Konzentration, vgl. Paiva 2017).
- Demzufolge ist die ZP-Menge (Fluoridzahnpasta), die auf elektrische Rundkopfzahnbürsten gelangt (hier sind es ca. 0,5 g) NICHT AUSREICHEND für eine Kariesprophylaxe
- Kinderzahnpasten (mit 500 ppm Fluorid / 1000 ppm Fluorid) und die Empfehlungen (Erbsengroße Menge = 0,25 g, Reiskorngroße Menge < 0,25 g) NICHT AUSREICHEND für eine Kariesprophylaxe
Zuletzt der Hinweis: Es gibt Alternativen für die Kariesprophylaxe. Eine ist der biomimetische WIrkstoff "Hydroxylapatit".
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1167-4888