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In Deutschland gibt es mehr als zwei Dutzend Verbände für Coaches. Was nützen sie Verbrauchern, die einen Coach suchen? test.de informiert über ihre Aufnahmekriterien und beantwortet 13 häufige Fragen.
Testergebnisse für 22 Verbände für die Coach-Suche 04/2014
Verbände achten auf Standards
Dass Verbände als Interessenvertretung für Coaches nützlich sind, ist klar. Aber was bringen sie Menschen, die einen Coach suchen?
Ein Berufsverband kümmert sich um Richtlinien und Standards, zum Beispiel im Hinblick auf die Qualifikation seiner Mitglieder. Kurz: Wer dazu gehören will, muss vom Verband aufgestellte Kriterien erfüllen. Verbände sorgen so für die Qualitätssicherung in ihrer Branche. Gerade der Coaching-Sektor hat es in dieser Hinsicht nötig, denn Coach kann sich jeder nennen, auch ohne Ausbildung. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Für Coach-Suchende ist das Engagement von Verbänden gut, weil es die Chance auf Qualität erhöht und das Risiko mindert, an unseriöse Anbieter zu geraten. Konkrete Hilfe bieten Verbände mit Datenbanken auf ihren Websites, in denen ihre coachenden Mitglieder aufgelistet sind. Dort können Verbraucher auf Coach-Suche gehen.
Wie viele Verbände für Coaches gibt es?
In Deutschland gibt es verwirrend viele Verbände. Die Stiftung Warentest hat bei ihren Recherchen 27 Verbände und Netzwerke ermittelt, in denen Coaches Mitglied werden können So sind wir vorgegangen. 22 davon haben an unserer Befragung teilgenommen und sind in der Tabelle aufgelistet.
Wie sieht die Verbandslandschaft aus?
Es gibt große Verbände mit tausenden Mitgliedern und kleine mit gerade mal 25. Es gibt alte Vereinigungen, die seit Jahrzehnten bestehen, und junge, die erst seit drei bis vier Jahren existieren. Einige richten sich explizit an Coaches, andere haben weitere Berufsgruppen wie Psychologen, Trainer oder Berater im Fokus. Das erklärt auch die teils hohe Differenz zwischen Mitgliedern und gelisteten Coaches in der Datenbank (siehe Tabelle) und warum die Wörter „Coaching“ oder „Coach“ manchmal nicht im Verbandsnamen auftauchen.
Bislang keine geregelte Berufsausbildung
Warum existieren in Deutschland so viele Verbände?
In Deutschland konnte bis heute kein Konsens darüber erzielt werden, was einen guten Coach ausmacht und welche Qualifikationen er haben sollte. Eine geregelte Berufsausbildung für Coaches gibt es bis heute nicht. Diese Uneinigkeit spiegelt die Verbandslandschaft wider. Jeder Verband kocht sein eigenes Süppchen und formuliert eigene Qualitätskriterien.
Tipp: Die Stiftung Warentest hat Kriterien für Fortbildungen entwickelt, die einen Einstieg in das Thema Coaching bieten sollen. Wenn Sie wissen möchten, was angehende Coaches nach Ansicht der Stiftung Warentest im Rahmen ihrer Erstausbildung alles lernen sollten, werfen Sie einen Blick in den umfangreichen Kriterienkatalog. Das Infodokument können Sie unter www.test.de/coaching-kriterien kostenlos herunterladen.
Wie viele Coaches gibt es in Deutschland insgesamt? Und wie viele von ihnen sind in Verbänden organisiert?
Experten gehen bundesweit von rund 8 000 Coaches aus, die sich beruflichen Fragen widmen. In Verbänden organisiert sind laut unseren Recherchen etwas über 7 000. Diese Summe ergibt sich, wenn man die in der Tabelle angegebenen Mitgliederzahlen in den Coach-Datenbanken der Verbände addiert. Auch wenn man einige Karteileichen und Doppel-Mitgliedschaften berücksichtigt, lässt sich damit wohl sagen: Die große Mehrheit der Coaches in Deutschland ist Mitglied in einem Verband.
Welche Anforderungen stellen die Verbände an Coaches, die Mitglied werden wollen?
Jeder Verband verlangt etwas anderes. Bei einigen hängt die Latte durchaus hoch. Da müssen Kandidaten zum Beispiel ein Studium, eine Coaching-Qualifizierung, mehrere Jahre Berufserfahrung als Coach und Referenzen von Auftraggebern nachweisen. Anders beim Verband Ganzheitliches Führungs- und Persönlichkeits-Coaching. Hier genügt allein Interesse am Thema Coaching, um Mitglied zu werden. Wir haben die Aufnahmekriterien der Verbände in der Tabelle aufgelistet. So können Verbraucher besser einschätzen, was die Mitgliedschaft bei einem bestimmten Verband bedeutet. Coach-Suchende sollten jedoch nicht nur die Aufnahmekriterien allein vergleichen. Denn einige Verbände fordern beispielsweise nur den Abschluss einer vom Verband anerkannten Ausbildung. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn die Teilnahme an der Ausbildung ist in der Regel ihrerseits an Voraussetzungen geknüpft. Bei der Systemischen Gesellschaft (SG) müssen Interessenten zum Beispiel meist einen Studienabschluss und mehrere Jahre Berufserfahrung nachweisen. Für den Verbraucher heißt das: Er sollte nicht nur die Anforderungen für die Mitgliedschaft, sondern auch die Anforderungen für die geforderte Qualifizierung hinterfragen. Falls nötig, sind auch diese Anforderungen in der Tabelle aufgeführt.
Zertifizierung durch den Verband
Bei der Coach-Suche stolpert man über Titel wie „dvct-zertifizierter Coach“. Was bedeuten sie?
Coaches können oft nicht nur Mitglied eines Verbands werden, sondern sich darüber hinaus auch von ihm „zertifizieren“ lassen. Das bedeutet, dass sie meist nicht nur die Grundvoraussetzungen für die Mitgliedschaft erfüllen, sondern einige Anforderungen mehr. Zertifizierte Coaches dürfen einen bestimmten Titel tragen. Dieser beinhaltet die Abkürzung des Verbandsnamens, also zum Beispiel „Coach EASC“ oder eben „dvct-zertifizierter Coach“.
Einige Verbände vergeben gleich mehrere Titel. Warum?
Oft existieren verschiedene Stufen der Zertifizierung, also der Anerkennung durch den Verband. Je mehr Kriterien seines Verbands ein Coach erfüllt, desto höher kann er in der Hierarchie steigen. Ein Beispiel: Wer Mitglied beim DBVC, dem Deutschen Bundesverband Coaching, werden will, muss unter anderem eine Coaching-Qualifizierung, fünf Jahre Berufserfahrung, davon drei als Coach, sowie in der Regel ein Hochschulstudium nachweisen. Diese Mitglieder dürfen sich „Coach DBVC“ nennen. Die nächstmögliche Stufe ist der „Senior Coach DBVC“. Wer sich so nennen will, muss unter anderem eigene Führungserfahrung vorweisen und mindestens sieben Jahre Berufserfahrung, davon mindestens fünf Jahre als Coach.
Wie soll man nun damit umgehen, wenn ein Coach sagt, er sei Mitglied im „Verband XY“ und trage den Titel „Coach XY“?
Coach-Suchende sollten unbedingt hinterfragen, was genau die Mitgliedschaft und der Titel bedeuten. Dafür können sie zum Beispiel in unserer Tabelle unter „Aufnahme- und Zertifizierungskriterien“ nachschauen oder sich auf der Webseite des jeweiligen Verbands schlau machen. Fakt ist: Je höher die Anforderungen sind, die ein Verband an seine Mitglieder stellt, desto größer ist die Chance für Verbraucher, in seinen Reihen einen qualifizierten Coach zu finden. Eine hohe Anforderung für die Mitgliedschaft ist beispielsweise eine umfangreiche Ausbildung und mehrjährige Berufserfahrung, unter anderem als Coach.
Datenbanken erleichtern die Suche
Bieten alle Verbände eine Coach-Datenbank?
Ja. Alle Verbände in unserem Überblick verfügen über eine Datenbank auf ihrer Website und die dort gelisteten Coaches müssen Mitglied im Verband sein – mit zwei Ausnahmen: Bei der Systemischen Gesellschaft und beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen müssen Coaches, die in die Datenbank möchten, eine Zertifizierung des Verbands vorweisen, Mitglied müssen sie nicht sein.
Tipp: Klicken Sie auf die Webadressen in unserer Tabelle, dann gelangen Sie direkt zur jeweiligen Coach-Datenbank. Über die Startseiten der Verbands-Homepages sind die Datenbanken manchmal nur sehr schwer zu finden.
Welche Informationen bieten die Coach-Datenbanken der Verbände?
Coach-Suchende finden dort die Kontaktdaten der gelisteten Coaches und meist auch ein Foto. Im besten Fall erfahren sie, welche Themen, Zielgruppen und Branchen der Coach bedient und mit welchen Methoden er arbeitet. Manchmal haben Coaches die Möglichkeit, sich in dem Eintrag etwas individueller zu beschreiben. Das haben wir „Individuelles Profil“ genannt Tabelle.
Hinweis: Bei einigen Datenbanken bleibt es dem jeweiligen Coach überlassen, was er einträgt und was nicht. Es kann also vorkommen, dass bestimmte Angaben zu einem Coach nicht aufgeführt sind.
Probleme mit unseriösen Coaches
Kann man sicher sein, dass die in den Datenbanken gelisteten Coaches seriös arbeiten?
Eine Garantie gibt es nie. Aber durch die Überprüfungsverfahren für Mitgliedschaft und Zertifizierung versuchen die Verbände ja gerade, dieses Risiko zu minimieren. Außerdem müssen Coaches bei fast allen Verbänden schriftlich versichern, dass sie keiner Sekte angehören.
Kann man sich beim Verband beschweren, wenn es Probleme mit einem Coach aus seinen Reihen gibt?
Ja. Die meisten Verbände haben einen Ansprechpartner für Beschwerden, meist ist das die Geschäftsstelle. Manchmal gibt es auch verbandsinterne Ombuds- oder Schlichtungsstellen.
Tipp: Fragen Sie sich am besten über die zentrale Rufnummer durch. Wenn Sie Ihr Problem lieber einer unabhängigen Stelle anvertrauen wollen, kontaktieren Sie die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (www.ezw-berlin.de) oder über www.sekten-info-nrw.de den Verein Sekten-Info Nordrhein-Westfalen (siehe auch das Interview mit Uta Bange ).
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ich bin selbst als Coach tätig und habe meinen Weg in die Selbstständigkeit nach einem abgeschlossenen Psychologie-Studium und Erfahrungen als Festangestellte in der Organisationsberatung gefunden.
Nun heißt Selbstständigkeit auch immer ein bisschen, ins kalte Wasser zu springen. Marketing und Auffindbarkeit wird plötzlich zur eigenen Herausforderung - Datenbanken vereinfachen diesen Weg.
Ich selbst bin nur in wenigen vertreten und auch wenn ich weiß, dass diese natürlich auch die Suche erleichtern, rate ich: Schaut über diesen Tellerrand hinaus. Coaches sollten euch transparent begegnen, was die Kompetenzen betrifft. Auch Authentizität ist wichtig und diese zeigt sich oft in zusagenden Webseiten oder gepflegten Social Media Kanälen.
Ich möchte, dass meine Kunden wissen, wer ich bin und wie ich zum Coaching fand. Deshalb investiere ich Zeit, sodass man mich auch online noch vor dem ersten Gespräch ein bisschen kennen lernen kann.
Liebe Grüße
* Link vom Moderator gelöscht
Ich finde es gut und richtig, dass sich auch eine so renommierte Institution des Themas annimmt. Ja, es gibt viele schlecht oder überhaupt nicht ausgebildete und/oder anderweitig minder qualifizierte Coaches.
U.a. deswegen ist über das Thema "Coach-Suche" bereits im Februar '13 ein Artikel von mir bei "Mittelstand direkt" erschienen. http://www.mittelstanddirekt.de/home/strategie_und_management/nachrichten/passender-coach.html
Problematisch finde ich an Ihrem Artikel besonders die Betonung der "Datenbanken". Die sind - meiner Meinung nach - nur wenig anderes als ein gutes Geschäftsmodell der Betreiber. Es gibt nach meiner Kenntnis jede Menge ausgebildete, zertifizierte und erfahrene Coaches, die nicht Zig oder sogar Hunderte von Euros jährlich in ihre Mitgliedschaft in solchen Datenbanken stecken wollen, können oder müssen.
Ich empfehle stattdessen Internet-Suchmaschinen zu nutzen. Das mag zwar, auf den ersten Blick, nach etwas mehr Evaluationsarbeit aussehen, bringt aber mehr.
Ja, wer das Blaue vom Himmel verspricht, muss hinterfragt werden, und ja, Verbände und Datenbanken müssen kritisch betrachtet werden.
Zwischen den Zeilen wird aber auch deutlich, was es für einen erfolgreichen Coaching-Prozess ebenfalls braucht: Engagierte Klienten! Nur wer bereit ist, Zeit und Einsatz zu investieren, wird den Coach und das Coaching bekommen, die er wirklich braucht. Wer einen „Heilsbringer“ sucht, wird auch einen engagieren, so schlimm das auch ist. Coaching geht nur mit Bereitschaft zu echter Eigenverantwortung.
Der Versuch, objektive Kriterien zu definieren, aufgrund derer man einen Coach so verlässlich buchen wie einen Toaster kaufen kann, ist dabei so ehrenwert wie nachvollziehbar – und doch per se zum Scheitern verurteilt. Ein Coach ist halt keine Ware.
Was mich stört: Der Versuch der Sekten-Info NRW, Coachs und Methoden, die (noch) nicht wissenschaftlich belegbar sind, unterschwellig in die Sekten-Ecke zu rücken. Das ist weder hilfreich noch angemessen.
@ AlexanderMariaFassbender
Für den Artikel recherchierten wir im CoachGuide 2012 der Zeitschrift ManagerSeminare und unter www.coaching-lexikon.de die Verbände, die den Begriff „Coach“ oder „Coaching“ bereits im Titel tragen sowie die Verbände, die sich erkennbar für die Belange von Coaches einsetzen. Ausgewählt haben wir die diejenigen, die einen Ansprechpartner in Deutschland sowie eine deutschsprachige Website haben. Alle 27 Verbände, die wir so identifiziert haben, wurden angeschrieben und um Informationen gebeten. 22 Verbände davon haben uns geantwortet, und die sind im Onlineartikel inklusive Link zur Coach-Datenbank des Verbandes auch aufgeführt. Die Frage ist also, wie eng bzw. wie weit die Kriterien für einen coaching-relevanten Verband in Deutschland gefasst werden. Unterschiedliche Kriterien führen so eben auch zu unterschiedlichen Zahlen. Das gleiche gilt für die Anzahl der Coaches in Deutschland, die erwerbsmäßig Coaching-Dienstleistungen anbieten. Hier beziehen wir uns auf Zahlen, die in der Marburger Coaching-Studie generiert wurden. Auf welche Quellen beziehen Sie sich denn?(TK)
Anstatt 8000 schätzt man weit über 30000 Coaches gibt mal mehr und mal mit anerkannter Coachingausbildung.
Ihre Einschätzung der Lage was ein Coach machen sollte oder macht ist so weit sehr passend und führt den Unterschied auf zwischen einem FRAGENDEN und einem BERATENDEN Coach.
Widersprechen möchte EUCH ihrer Einschätzung , dass ein Coach nicht glücklich und erfolgreich macht. Das liegt in den Zielvereinbarungen und welche Marker der Kunde hier ansetzt. Sie revidieren ihre Aussage ohnehin zwischendurch.
Wenn Sie ins Ausland schauen, haben Sie alles diese Probleme nicht, denn dort gibt es eine Kultur des Coaching. Bei uns wird dieses leider unter den Teppich gekehrt. In Ruhe arbeiten kann ich nur im Ausland, was auch mache. In Deutschland herrscht jede Menge Misstrauen, bestimmt in vielen Situation zu RECHT.
Zusammengefasst - alles soweit passend. Der Klient muss sich wohlfühlen aber auch der Coach und ich muss auch wissen wo meine Grenzen sind, als Coach.