Defekte Haus­halts­geräte

Interview: „Reparier­barkeit muss verbessert werden“

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Defekte Haus­halts­geräte - Wann sich eine Reparatur lohnt

Peter Schick © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Erst­mals haben wir auch untersucht, ob und wie einfach sich Geschirr­spüler reparieren lassen – ein entscheidender Faktor für deren Lang­lebig­keit. Hier erläutert Projektleiter Peter Schick die Vorgehens­weise der Tester. Der promovierte Ingenieur leitet Umwelt­projekte der Stiftung Warentest.

Reparieren schont die Umwelt

Wie hat die Stiftung Warentest die Reparier­barkeit der Geschirr­spüler untersucht?

Wir haben untersucht, ob und wie einfach sich die laut unserer Leser­umfrage vier häufigsten Defekte reparieren lassen. Exemplarisch haben wir drei Geschirr­spüler unterschiedlicher Preis- und Energieverbrauchs­klassen ausgewählt. Wichtig war zum Beispiel, dass die Reparaturen der defekten Teile auch ohne Spezial­werk­zeug gelingen, dass Software und Ersatz­teile für alle Werk­stätten verfügbar sind. Unsere Experten haben geprüft, ob Anleitungen und der telefo­nische Support Monteuren helfen.

Wie gut klappt das Reparieren?

Nicht alle drei Geschirr­spüler ließen sich problemlos zerlegen. Bei einem eher güns­tigen war es zudem etwas aufwendiger, die häufig defekten Bauteile ein- und auszubauen. Das muss verbessert werden, damit Reparatur­kosten sinken. In unserer Befragung von 102 freien Werk­stätten nannten sie die hohen Kosten als den häufigsten Grund, warum Kunden nicht ­re­parieren lassen. Dabei zeigt unsere Ökobilanz: Nutzer schonen die Umwelt, wenn sie reparieren.

Freie Werk­stätten ohne Vertrag im Nachteil

Sind Reparaturen für alle Werk­stätten gut durch­führ­bar?

Für Vertrags­werk­stätten sind typische Reparaturen an den von uns ausgewählten Modellen problemlos mach­bar. Die Anbieter stellen ihnen detaillierte Unterlagen wie zum Beispiel Konstruktions- und Anschluss­pläne zur Verfügung. Zudem können sie auf einen „Prüfmodus“ zugreifen, der die Defekte des Geräts aufspürt. Für freie Werk­stätten ohne Vertrag sieht es ganz anders aus: Auf wichtige Informationen für die Reparaturen haben sie oft keinen Zugriff. Das erschwert es ihnen, größere Defekte zu beheben. Für Verbraucher ist das ärgerlich, denn freie Werk­stätten können güns­tiger sein als Werk­skunden­dienste.

Wie lässt sich die Lang­lebig­keit von Geräten insgesamt verbessern?

Die Nutzungs­dauer von Elektroprodukten wird immer kürzer. Immer mehr kost­bare Rohstoffe landen daher auf dem Müll. Wünschens­wert wäre eine europa­weite Strategie, um die Lang­lebig­keit der Geräte deutlich zu verbessern. Beispiel für ein erfolg­reiches europäisches Konzept ist die Ökodesign-Richt­linie: Ihr ist es zu verdanken, dass sich der Energieverbrauch für mehr als 40 Produkt­gruppen seit 2005 verringert hat, etwa bei Staubsaugern. Zukünftig muss der Rohstoff­verbrauch in den Fokus genommen werden.

Anreize schaffen

Welche Maßnahmen sind denk­bar?

Anbieter könnten zum Beispiel zu Mindest­garantie oder Mindest­lebens­dauer verpflichtet werden. Das wäre ein Anreiz, lang­lebige und einfach zu reparierende Geräte zu entwickeln. Solche Anforderungen ließen sich in der bewährten Ökodesign-Richt­linie verankern. Reparaturen würden auch preis­werter und dadurch attraktiver, wenn der Staat den Mehr­wert­steu­ersatz auf Reparatur­dienst­leistungen senken würde.

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

dietrich.putzke am 11.12.2022 um 22:04 Uhr
Reparatur Zuhause vs. defektes zur Werkstatt brin

bringen.
Es ist immer gut, eine Werkstatt zu kennen, von der man weiß, dass dort ordentliche Arbeit geleistet wird.
Wenn man das defekte Gerät einige Tage entbehren kann, ist es immer gut, es nach einem Telefonat dort selbst hinzubringen. Kein Reparateur, der zum Kunden kommt, kann alle Ersatzteile im Auto haben.
Es entfällt der Anreiz für die Aussage "Lohnt nicht mehr. das macht 50 € fürs Kommen"
Meine Mutter wusch mit einer "lohnt nicht mehr-Waschmachine" eines bekannten Ehepaares noch 12 Jahre lang ihre Wäsche, nachdem nach Erklärung des Fehlers (schleudert nicht mehr) innerhalb von 10 Minuten ein Ersatzteil im Wert von 6 Mark eingebaut wurde. Gesamtkosten inkl.Probebetrieb: 60 Mark.

dietrich.putzke am 11.12.2022 um 21:40 Uhr
zu: Alte geräte verbrauchen mehr Strom bzw. Wasser

Als ich meinen uralten Kühlschrank vor 30 Jahren kaufte, gab es noch nicht eimal die Energieeffizienzklassen A bis Z.
Aber innen auf dem Typenschild stand der Rauminhalt und der täglich zu erwartende Stromverbrauch.
Den habe ich dann Jahre später mit einem Stromkostenmessgerät überprüft und es ergab sich ein Verbrauch, der noch niedriger war. Die Angaben des Herstellers entsprachen der (alten) Klasse A.
3 mal war der Thermostat defekt. Der kostete jeweils so um die 20 Mark, später in Euro das gleiche.
Wenn man den selbst nicht wechseln kann, hat man vielleicht einen Verwandten, der mal hilft.
Meiner Meinung sollte man nicht den Kundendienst zu einem Hausbesuch herbeirufen.
Nur all zu oft heißt es dann: "15 Jahre???? Lohnt nicht mehr.Die Reparatur kostet mindestens xxx€. Kaufen Sie sich einen neuen". Und weg ist er wieder, der gute Mann, nachdem er die 50 € fürs Kommen kassiert hat. Der will Ihnen nicht einmal den neuen Kühlschrank verkaufen, oder wenn, dann viel zu teuer.

dietrich.putzke am 11.12.2022 um 21:12 Uhr
Sicherheitsbedenken bei Reparatur v Elektrogeräten

Viele Schäden an elektrisch betriebenen Geräten sind ja ausserhalb des elekrischen Bereichs.
Meine Krups Kaffeemühle ist schon über 30 Jahre alt, und sie leistet noch immer gute Dienste nicht nur beim Zerkleinern von Kaffebohnen.
Sie musste in dieser Zeit 3 x auseinandergeschraubt werden, weil sie sich mit dem Drehen schwer tat und laute Geräusche machte.
Ohne an der eigenlichen Elektrik irgendetwas verändern und abschrauben zu müssen konnte ich jeweils die beiden Gleitlager mit hochwertigem Öl wieder gängig machen.
Das "Gewusst wie" ist natürlich für viele die erste Hürde. Z. B.: Der Boden der Mühle ließ sich zwar abschrauben, aber das Schlagmeser verhinder das hHerausziehen des Motors. Wie kann das Messer entfernt erden?
Wozu gibt es im Internet den Auftritt Gutefrage.de. Frage stellen, und es wird einige Antworten geben.

BÄRENHOF32 am 04.02.2022 um 12:49 Uhr
Haltbarkeit der Staubsauger

Mein Bodestaubsauger,-mit Kabel,- von Bosch,(T-519) hat bis zum 3.2.2022 durchgehalten,-
bei täglichem Saugen. Gekauft habe ich diesen am 18. April 1989,als ich in die Neue
Wohnung eingezogen bin.Erst am 3. 2. ist die Halterung welche den Einschaltknopf fest-
hält abgebrochen,so daß ich jetzt beim Saugen immer ein Klebeband darüber klebe,bis ich
mir einen Neuen Staubsauger zulege.

Profilbild Stiftung_Warentest am 18.06.2021 um 16:58 Uhr
Reparatur von Spülmaschinenkörben

@qwertl: Mit der Reparatur von Spülmaschinenkörben haben wir uns noch nicht beschäftigt. Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)