
Streamingdienst Dazn. Wer rasante Bundesliga-Zweikämpfe wie hier zwischen Leon Goretzka (FC Bayern München) und Jude Bellingham (Borussia Dortmund) weiter bei Dazn verfolgen will, ist seit letzten August aufgefordert, 29,99 Euro pro Monat statt vorher 14,99 Euro bezahlen. © picture alliance / augenklick/Marcel Engelbrecht
Drastische Preiserhöhung bei Dazn: So kommen Sie vielleicht daran vorbei. Der vzbv sucht Betroffene für Musterklage.
Update [06.02.23]: Erneute Preiserhöhung
Im Januar 2023 hat Dazn die Preise für Neukunden nochmals erhöht: Pro Monat fallen für das vollständige Abo nun 40 Euro an – zuvor waren es 30 Euro. Wer gleich für ein Jahr bucht, zahlt jetzt 360 Euro statt wie bisher 275 Euro. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) plant derzeit eine Sammelklage gegen die Preiserhöhung für Stammkunden aus dem Jahr 2022. Interessierte können sich auf dieser Seite registrieren, um Updates zum Verfahren zu erhalten.
Dazn-Preis verdoppelt sich
Der Streamingdienst Dazn will auch von Bestandskunden viel mehr Geld haben als bisher. Zum Start der neuen Saison in der Fußball-Bundesliga soll der Preis von 14,99 auf 29,99 Euro pro Monat und bei Einmalzahlung von 149,99 auf 274,99 Euro pro Jahr gestiegen sein. Das Unternehmen verschickte entsprechende Nachrichten an seine Abonnenten. Danach sollen die neuen Preise schon seit 1. August 2022 zu zahlen sein. Bei Kunden mit vorausbezahlten Jahresabo sollte die Gebührenerhöhung nach Ablauf des Jahres in Kraft treten.
Neuer Preis mit Zustimmung wirksam
Ob Dazn von seinen Kundinnen und Kunden eine Zustimmung für die Preiserhöhung einholte oder sich vorbehielt, die Preise mit Blick auf eine Vertragsklausel einseitig zu erhöhen, steht immer noch nicht fest. Das Dazn-Schreiben zur Preiserhöhung an eine test.de-Leserin, das uns vorliegt, klingt nicht so, als wollte das Unternehmen eine Zustimmung einholen. „Um dir weiterhin den besten Sport anbieten zu können, passen wir den Preis deiner Jahresmitgliedschaft an“, heißt es in dem Schreiben wörtlich – samt Rechtschreibfehler. Möglicherweise holte Dazn trotzdem eine ausdrückliche Zustimmung ein. Es könnte vor Anzeige von Streams eine entsprechende Aufforderung anzeigen. Wer da auf Zustimmung klickt, muss auch zahlen.
Ohne Zustimmung rechtswidrig
Stimmen Kunden der Preiserhöhung nicht zu, dürfte sie unwirksam sein. Zwar behält sich Dazn in den Nutzungsbedingungen einseitige Preiserhöhungen vor, wenn sich die Kosten zum Beispiel für den Erwerb von Sendelizenzen verändern. Wir halten diese Regelung aber für intransparent und unfair und daher unwirksam. Dazn hat dadurch nämlich die Möglichkeit, neue teure Senderechte zu kaufen und den Preis in ungeahnte Höhen zu treiben. Sofern Dazn die Preise gestützt auf diese Vertragsklausel einseitig erhöhen will, ist das nach unserer Einschätzung rechtswidrig.
Solange Kunden nicht zustimmen, müssen sie den neuen Preis nicht bezahlen. Allerdings: Sie laufen Gefahr, dass Dazn ihnen dann kündigt.
Interessant für Dazn-Kunden dürfte das Beispiel Netflix sein. Das Landgericht Berlin hat die Rechtslage beim Streamingdienst Netflix beurteilt. Einzelheiten dazu: Netflix-Gebührenerhöhungen: Nur mit ausdrücklicher Zustimmung wirksam.
Recht auf Stream auch ohne Zustimmung
Stimmen Kunden der Preiserhöhung nicht zu, dürfen sie erst mal weiter auf die abonnierten Dazn-Streams zugreifen. Sollte Dazn die Anzeige von der Zustimmung zum neuen Preis abhängig machen, wäre das rechtswidrig. Wenn Dazn Abos zum alten Preis nicht fortsetzen will, darf der Bildschirm erst schwarz bleiben, nachdem Dazn den Vertrag gekündigt hat.
Dazn-Guthabenkarten zum alten Preis
Wer noch Dazn-Guthabenkarten zum alten Preis bei sich rumliegen hatte oder noch hat, wie sie oft an Supermarkt-Kassen zu haben sind, kann Dazn weiter zum gewohnten Preis schauen. Zumindest in einzelnen Berliner Supermärkten gab es auch noch lange nach Inkraftreten der neuen Preise solche alten Karten.
Beachten Sie aber: Wenn Sie ein Dazn-Abo haben, müssen Sie das erst beenden. Und: Wir haben die Vertragsbedingungen für Dazn-Guthaben nicht geprüft und können daher nicht sagen, wie lange Sie berechtigt sind, das Guthaben einer älteren Karte zu nutzen.
Streamingdienste immer wichtiger
Immer mehr Sportveranstaltungen verschwinden aus den öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehprogrammen und sind nur noch bei Sky, Dazn, Eurosport und ähnlichen Anbietern zu sehen. Einzelheiten dazu: Fußball im TV: Welche Spiele wo laufen.
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- Umstrittene Preiserhöhungen bei Netflix: Kunden haben gute Chancen auf Erstattung. Wir bieten einen Musterbrief. Verbraucherinkasso war aber erfolglos.
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- Die Fußball-Bundesliga im Live-Stream, Kinofilme und Serien – und alles kostenlos? Vorsicht: Streaming ist nicht immer erlaubt. Die Stiftung Warentest erklärt, was gilt.
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- Anstoß: Am 5. August startet die Bundesliga, ab September gibt‘s Europapokal – und im Winter folgt die WM. Wir verraten, wo welcher Wettbewerb im Live-TV zu sehen ist.
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Auf solch ein Verhalten gibts doch nur eine einzige passende Antwort: Selber das Abo zum nächstmöglichen Zeitpunkt kündigen !
Soweit bin ich noch nicht, dass ich bettele, Geld ausgeben zu dürfen und mir deshalb fast 100 % Preissteigerungen gefallen zu lassen. Der Kunde bin immer noch ich !