
Anonym lässt sich schwer ein Partner finden. Das Dilemma: gleichzeitig offen und vorsichtig zu sein. © Getty Images / Phil Leo / Michael Denora
Ob Badoo, Parship oder Tinder: Mit Dating-Apps lassen sich neue Leute kennenlernen: Sei es für schnellen Sex, zum Verlieben oder um Freundschaften zu schließen. Um den passenden Partner zu finden, vertrauen Nutzer den Apps freiwillig viele persönliche Informationen an. Doch sind diese dort gut aufgehoben? Die Stiftung Warentest hat Dating-Apps von 22 Anbietern geprüft. Die meisten verraten zu viel. Nur fünf Apps schützen Daten akzeptabel.
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Alle Testergebnisse für Datensicherheit von Dating Apps 03/2018Die Apps speichern viele persönliche Informationen
Die Dating-App Grindr ist auf homosexuelle Männer ausgerichtet. Mit ihr können sie leicht Kontakte zu anderen Ländern finden – auch im Ausland. Das Problem: Die App sendet schon beim ersten Start Standortdaten. In schwulenfeindlichen Ländern kann das zur Bedrohung werden. Dabei wollen die meisten Nutzer solcher Apps nur eines: neue Leute kennenlernen, sei es für schnellen Sex, zum Verlieben oder um Freundschaften zu schließen. Um den passenden Partner zu finden, vertrauen sie den Apps freiwillig viele persönliche Informationen an, etwa die sexuelle Orientierung, das Alter, den Wohnort.
Nur fünf Apps gehen gut mit Daten um
Nicht immer sind die Daten dort gut aufgehoben, wie der Check zeigt. Wir haben die Datenschutzbestimmungen der Anbieter von 22 Dating-Apps unter die Lupe genommen. Für die Betriebssysteme iOS und Android prüften wir das Datensendeverhalten der Apps, also ob die Programme mehr über den Anwender verraten als notwendig. Aus Datenschutzsicht sind nur fünf Apps akzeptabel, darunter lediglich eine für iOS.
HIV-Status an Partnerunternehmen weitergegeben
Welche Auswirkungen ein mangelhafter Datenschutz haben kann, zeigt ein aktueller Vorgang, der kurz nach Veröffentlichung unseres Tests bekanntgeworden ist: Wie Scott Chen, Technikvorstand bei Grindr, nach Medienberichten am 3. April 2018 mitteilte, hat das Unternehmen sensible Mitgliederdaten wie Standortinfos und HIV-Status an Partnerunternehmen weitergegeben. Konkret benannt wurden zwei davon: Apptimize und Localytics. Chen zufolge nutzt Grindr diese Dienste lediglich, um das eigene Produkt zu verbessern. Inzwischen hat Grindr laut Buzzfeed versichert, diese Daten künftig nicht mehr weiterzugeben. Der Vorfall zeigt aber, wie wichtig es ist, dass Nutzer sorgfältig abwägen, welche Informationen sie über sich preisgeben.
Das bietet der Test Datensicherheit bei Dating-Apps
- Testergebnisse.
- Unsere Tabelle zeigt Bewertungen für das Datensendeverhalten von 22 Dating-Apps, die es jeweils in einer Version für die Betriebssysteme iOS und Android gibt. Die überwiegende Mehrzahl der Apps sendete Daten, die für ihren Betrieb nicht notwendig sind, etwa für die Geräte-Identifikationsnummer des Smartphones und den Namen des Mobilfunkanbieters. Nur eine einzige App ist für iOS wie Android unproblematisch. Drei weitere sind zumindest in der Android-Version akzeptabel.
- Diese Apps haben wir getestet:
- Badoo, Bildkontakte, Bumble, C-Date, eDarling, Elite Partner, Grindr, Happn, Jaumo, Joyce, KissNoFrog, Lesarion, Lovescout24, Lovoo, MeetMe, Neu.de, Once, Parship, Romeo, Tinder, Twoo, Zoosk.
- Interview.
- Verbraucherschützerin Susanne Baumer über Abo-Fallen, Fake-Profile und anderen Schwindel.
- Heft-Artikel.
- Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Artikel aus test 3/2018.
Neugierig und indiskret
Nachdem sich der Nutzer bei der App angemeldet hat, erstellt er dort sein Profil. Hier gibt er teilweise sehr persönliche Daten an, etwa die sexuelle Orientierung, das Alter oder den Wohnort. Nicht immer gehen die Apps verantwortungsvoll damit um, wie der Check zeigt. Wir haben die Datenschutzbestimmungen der Anbieter unter die Lupe genommen. Für die Betriebssysteme iOS und Android prüften wir das Datensendeverhalten der Apps, also ob die Programme mehr über den Anwender verraten als notwendig. Mit dabei waren bekannte Apps wie Tinder, Lovoo oder Parship – sowie Apps, die sich an ein homosexuelles Publikum richten, wie Grindr und Lesarion.
Die meisten verraten zu viel
Aus Datenschutzsicht zeigen viele Apps erhebliche Schwächen. Sie verraten Daten, die für ihre Nutzung unnötig sind. Zahlreiche Anbieter behalten sich vor, diese Informationen mit „Dritten“ zu teilen. Spätestens dann verliert der Nutzer die Kontrolle über seine Daten. Wer in welchem Umfang welche Infos erhält, bleibt nebulös. Die „Dritten“ sind große Werbefirmen, die gekoppelt mit einer Gerätekennung des Smartphones Nutzerprofile bilden können. Diese vermarkten sie für personalisierte Werbung. Zu den „Dritten“ gehört auch Facebook. Das soziale Netzwerk verdient sein Geld ebenfalls mit den Daten seiner Nutzer. Jeder Informationskrümel vervollständigt das Bild.
Das Dilemma beim Online-Dating
Allgemein gilt: Nutzer sollten sparsam mit ihren persönlichen Daten umgehen, weil sie öffentlich zugänglich sind. Anonym lässt sich jedoch nur schwer ein Partner finden. Eine gewisse Offenheit ist fürs Online-Dating Voraussetzung. Der Nutzer muss also abwägen: Wie vorsichtig will ich mit meinen Daten umgehen und wie offen möchte ich gleichzeitig bleiben?
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Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Schleichwerbung
Das Dilemma der meisten Onlinedienste und Apps ist, dass sie eine Menge Daten benötigen, um Ihre Angebot gut zu erbringen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Suchmaschinen und Partnervermittlungen wenig.
Das ist bei das ist bei Online-Diensten insofern problematisch, da ihre Daten viel leichter multipliziert und verteilt werden können. Insofern ist der Missbrauch mit persönlichen Daten viel schwerwiegender als das beispielsweise beim Anwalt der Fall ist.
Ich stimme ihnen zu. Nur sehe ich das Datensendeverhalten nicht als Problem. Um ein solches Angebot (egal ob App oder browserbasiert) sinnvoll nutzen zu können, muss ich unweigerlich persönliche Details von mir preisgeben. Ich möchte ja jemanden kennenlernen. Dazu muss ich etwas von mir preisgeben. Anders geht es nur offline.
Wenn ich bei diesen Diensten logischerweise eh mein Geschlecht, meine Interessen, Hobbys, Alter und auch Bilder von mir angeben bzw. hochladen muss, um die gewünschten Kontakte zu knüpfen, ist das Senden einer eindeutigen Geräte-ID und ähnliches nun wirklich das geringste Problem.
Deshalb finde ich den Test selbst relativ sinnfrei.
Das Datensendeverhalten von Apps ist schwieriger zu kontrollieren, als das von Seiten im Browser. Da hilft nämlich oft ein Werbeblocker. Bei vielen Apps muß man sich mit einem Online Konto anmelden, um sie nutzen zu können. Über die E-Mail-Adresse können dann Daten verknüpft werden. Was in den AGBs steht, ist ziemlich egal, weil man nicht kontrollieren kann, was wirklich passiert.