Datenklau am Geldautomaten So schützen Sie sich

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Datenklau am Geldautomaten - So schützen Sie sich

Versteckte Kameras, aufgesetzte Lesegeräte oder einfach geschickte Täuschung: Mit Hightech und Köpfchen jagen Gauner an Automaten nach Daten und Geld. Skimming nennen Experten das Ausspähen von Geheimzahl und Kartennummer. test.de zeigt, wie der Datenklau funktioniert und gibt Tipps, wie sich Kunden schützen können.

Konto leer und nichts bemerkt

Plötzlich war das Konto leer. Alexander M. konnte es kaum fassen. Sein Kontoauszug zeigte Buchungen aus Frankreich und Italien. Obwohl er nicht im Urlaub war. Zehnmal Bargeld, fast zeitgleich, an unterschiedlichen Orten. Glück im Unglück: Die Buchungen konnten unmöglich von ihm stammen. Das ersparte Herrn M. lange Diskussionen. Die Bank übernahm den Schaden. Sie wusste, warum: Gauner hatten den Berliner Bankautomaten manipuliert, an dem Alexander M. regelmäßig Geld abhob.

PIN und Kartennummer geklaut

Rund 2 400 Angriffe auf Geldautomaten hat das Bundeskriminalamt 2008 registriert. Tendenz steigend. Gauner installieren Vorsatzgeräte und lesen die Magnetstreifen der eingeführten ec-Karten aus. Sie verstecken Kameras und filmen die Kunden bei der PIN-Eingabe. Beide Informationen zusammen sind bares Geld wert. Die Betrüger kopieren die Daten auf Blankokarten und heben damit im Ausland Geld ab. Binnen weniger Stunden. Skimming nennen Experten das Ausspähen von Geheimzahl und Kartennummer. Der englische Begriff bedeutet „Abschöpfen“.

Schaden in Millionenhöhe

Tatsächlich schöpfen Gauner hier ordentlich ab. Jahr für Jahr mehrere Millionen Euro. Wie viel genau, halten die Banken gern geheim. Das Bundeskriminalamt schätzt den Schaden auf über 40 Millionen Euro. Durch Skimming und durch Missbrauch gestohlener oder gesperrter Karten. Der Missbrauch von gestohlenen Karten ist seit Jahren rückläufig, Skimming dagegen boomt. Der Datenklau ist das Werk organisierter Banden. Sie arbeiten schnell, professionell und gut organisiert.

Abbuchung in wenigen Stunden

Vom Angriff in Deutschland bis zur Abbuchung im Ausland vergehen nur wenige Stunden. Die Gauner manipulieren zunächst einen Geldautomaten oder auch den Türöffner zum Vorraum der Bank. Manipulationen am Türöffner sind besonders schwer zu erkennen. Die von den Gaunern installierten Geräte lesen den Magnetstreifen der Geldkarte. Das funktioniert mit allen Kredit- und ec-Karten. Anschließend öffnet der manipulierte Türöffner wie gewohnt die Tür.

Kamera filmt PIN

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Aufgeklebte Blende. Dahinter steckt die Kamera, die die PIN-Eingabe filmt.

Nun brauchen die Ganoven noch die Geheimzahl des Kunden. Dafür setzen Sie oft Kameras ein. Als Rauchmelder getarnt, versteckt in einem Prospektehalter neben dem Geldautomaten oder hinter einer Blende, die auf dem Automaten klebt. Variante zwei: Die Gauner manipulieren die Tastatur. Sie kleben ein eigenes Tastenfeld darüber. Das leitet den Tastendruck an die Originaltastatur weiter, speichert aber gleichzeitig die eingegebene Geheimzahl ab. Der Kunde merkt nichts davon.

Datenklau mit Funk

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Perfekter Nachbau: Die Gauner kleben ein Vorsatzgerät auf den Automaten.

Auch die Geräte zum Auslesen der Karte sind professionell gemacht. Einige leiten die gesammelten Daten via Funk an die Betrüger weiter. Die warten dann mit einem Notebook irgendwo in der Nähe. Andere Lesegeräte speichern die Daten auf einem Chip. Nach ein paar Stunden bauen die Gangster ihre Ausrüstung wieder ab und sammeln die Daten ein. Ganz cool und ohne Maske. Die Überwachungskameras der Banken lassen Ganoven kalt. Nach der Arbeit verschwinden sie ins Ausland. Wie die Daten.

Bargeld im Ausland

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Aufgeklebtes Tastenfeld: Wirkt ziemlich echt.

Das hat einen simplen Grund: In Deutschland funktionieren die Blankokarten mit den geklauten Daten nicht. Hiesige Geldautomaten fragen nämlich einen Prüfwert vom Chip der Karte ab. Den haben die gefälschten Karten nicht. Für Geldautomaten im Ausland reichen dagegen Kartennummer und PIN.

Tricks und Hightech

Einige Banden setzen neben Hightech auch auf klassische Tricks. Tricks, wie sie Taschendiebe verwenden. Sie spähen die Eingabe der Geheimzahl einfach aus. Ein Lockvogel spricht das Opfer dann an oder lässt einen Geldschein fallen. Die kurze Ablenkung reicht einem Komplizen, um auch die Karte aus dem Schacht zu ziehen. Andere Banden präparieren den Automaten mit einer Schlinge im Kartenschacht. Der behält die Karte nun ein. Ist der Kunde frustriert verschwunden, fischen die Ganoven sie heraus. Diese Beute ist sogar in Deutschland bares Geld wert. Auch ohne Geheimzahl.

Rütteln Sie mal

Ganz so professionell wie ihre Technik sind die Gauner allerdings nicht. Zum Glück. Sie müssen schnell arbeiten – da klappt nicht alles perfekt. Wer an einem manipulierten Kartenschacht rüttelt, hat das aufgeklebte Lesegerät womöglich in der Hand. Schauen Sie sich den Geldautomaten also genau an, bevor Sie Geld abheben. Rütteln Sie ruhig mal. Wie Sie Geld, Konto und Daten schützen, zeigen die Tipps.

Tipps I: Sicher am Geldautomaten
Tipps II: Sicher mit Konto und Karte
Tipps III: So können Sie Ihre Karte sperren

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