Waschpulver per Knopfdruck direkt an der Waschmaschine bestellen, Rasierklingen aus dem Bad und Geschirrspültabs aus der Küche: Amazons Dash-Buttons machen das möglich. Die Stiftung Warentest hat die Amazon-Technik bereits im Herbst 2016 geprüft und ihre Tücken gezeigt. Im Januar 2019 hat das Oberlandesgericht München die Dash-Buttons für rechtswidrig erklärt, zwei Monate später kündigte Amazon an, das Angebot vom Markt zu nehmen. Lesen Sie hier, wie wir Amazons Bestellknöpfe 2016 einordneten.
Shoppen auf Knopfdruck
Onlineshoppen ohne Smartphone, Tablet oder PC – das geht jetzt bei Amazon.de. Deutschlands größter Versandhändler bietet so genannte Dash-Buttons für Verbrauchsartikel: kleine Bestellknöpfe in Form eines Klingelschilds. Jeder Dash-Button ist an eine Marke und ein Produkt gebunden, dass der Kunde vorher per App auswählt. Der Button lässt sich zu Hause an die passende Stelle kleben: für Waschpulver etwa an die Waschmaschine, bei Zahnbürsten und Rasierklingen neben das Waschbecken. Auf Tastendruck sendet der Button eine Bestellung via WLan und Router an Amazon.
Werbung für Markenprodukte
In den USA führte Amazon die Technik bereits im Frühjahr 2015 ein. Heute listet Amazon.com zahlreiche verschiedene Dash-Buttons für Drogerieartikel, Waschmittel, Tierfutter und mehr. Der Dash-Button soll vor allem zur Markenpflege und Kundenbindung dienen. Die Firmen dahinter finanzieren das auch. Für den Kunden kostet der Dash-Button 4,99 Dollar (USA) beziehungsweise 4,99 Euro (Deutschland). Der Kaufpreis für den Bestellknopf ist allerdings eher symbolisch, Amazon verrechnet ihn mit der ersten Bestellung. In Deutschland geht Amazon zunächst mit rund 40 Marken an den Start. Dazu gehören beispielsweise Ariel, Somat und Oral-B.
Nur für Amazon Prime Kunden
Die Stiftung Warentest hat den Einkauf per Button ausprobiert. Voraussetzung sind ein Amazon-Prime-Account, die Amazon-App, ein Smartphone und eine WLan-Verbindung. Die Einrichtung ist einfach: Prime-Kunden bestellen den gewünschten Button bei Amazon, laden die dazugehörige Amazon-App auf ihr Smartphone und konfigurieren den Dash-Button binnen weniger Minuten. Die App gibt es für die Smartphone-Betriebssysteme Android 6.0.1 und Apple iOs 10.0.1.
Button einrichten per App
Der Dash-Button selbst ist ein kleiner Computer, der auf Knopfdruck eine Amazon-Webadresse aufruft und die Bestellung anstößt. Das funktioniert über das heimische WLan. Beim Konfigurieren speichert der Dash-Button den Namen und das Passwort des WLan-Zugangs. Per Smartphone und App legt der Kunde einmal fest, welcher Artikel in welcher Menge auf Knopfdruck bestellt wird. Diese Einstellungen lassen sich später jederzeit ändern. Amazon stellt für den Dash-Button aber nur Artikel der jeweiligen Marke zur Wahl.
Verstoß gegen geltendes Recht
Der Dash-Button soll den umständlichen Onlinekauf von Kleinigkeiten einfacher machen. Klingt nützlich, nützt aber vor allem Amazon und seinen Vertragsmarken. Der Kunde bestellt immer dasselbe Markenprodukt. Er kauft es blind: Bei der Bestellung per Dash-Button hat der Kunde weder den Preis noch die Beschreibung des Artikels vor Augen. Beides schreibt der Gesetzgeber jedoch vor. Die Dash-Button-Lösung widerspricht den Vorgaben der Preisangabenverordnung (PAngV) und des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB § 312 d) und auch dem Einführungsgesetz zum BGB (EGBGB Art. 246 a). Amazon wünscht sich in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen einen Blankoscheck vom Kunden: „Sollte Ihr Produkt zum Zeitpunkt Ihrer Bestellung nicht verfügbar sein, ermächtigen Sie uns, Ihre Bestellung mit einem geeigneten Ersatzartikel der gleichen Produktart und derselben Marke (z.B. mit leicht abweichender Füllmenge) zu erfüllen“. Eine solch eigenmächtige Vertragsabwandlung ist unzulässig. Für den Kunden keine saubere Sache.
Tipp: Antworten zu vielen Fragen rund um die Themen Onlinekauf, Garantie, Gewährleistung, Umtausch und Reklamation finden Sie in unseren FAQ Kaufrecht.
Landgericht München: Dash-Button rechtswidrig
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hatte Amazon seinerzeit abgemahnt: Der Konzern soll auf unzulässige Klauseln verzichten und sein Angebot gesetzeskonform gestalten. Da Amazon nicht reagierte, gingen die Verbraucherschützer vor Gericht – mit Erfolg. Das Landgericht München hat entschieden, dass die Amazon Dash-Buttons rechtswidrig sind (Az. 12 O 730/17). Vom deutschen Markt sind die Buttons damit aber noch nicht. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Amazon ist mit seiner Berufung gegen die Entscheidung des Landgerichts gescheitert.
Funktion „Mehrfachbestellungen“ sollte deaktiviert bleiben
Selbst wenn Preis und Leistung stimmen, hat der Dash-Button seine Tücken: Wer ihn versehentlich drückt, muss umgehend sein Smartphone zücken und die Bestellung stornieren, sonst liefert Amazon. Immerhin bleibt der Dash-Button für weitere Bestellungen blockiert, solange noch Ware unterwegs ist. Spielende Kinder oder Gäste in der Wohnung des Kunden können normalerweise maximal eine Bestellung auslösen. Das gilt allerdings nur solange die Funktion „Mehrfachbestellungen“ deaktiviert bleibt – wie in der Grundeinstellung. Wer Mehrfachbestellungen in der Amazon-App erlaubt, kann mehrere Klickereignisse auslösen und mehrfach bestellen. Das ist nicht ganz ungefährlich. Besser wäre eine Bestätigungsabfrage per SMS. Eine solche Sicherung ist derzeit aber nicht vorgesehen. Sie würde den Einkauf wieder komplizierter machen.
Amazon speichert WLan-Passwort
Schnell und einfach ist die Devise bei Amazon: Bei der Einrichtung des Dash-Buttons überträgt die App das WLan-Passwort des Kunden nicht nur an den Dash-Button, sondern auch an den Server von Amazon. Zumindest in der Standardeinstellung. Vorteil: Bei der Einrichtung eines weiteren Dash-Buttons muss das Passwort nicht erneut eingegeben werden. Klingt komfortabel, ist aber keine gute Idee: Sicherheitsexperten raten davon ab, Passwörter aus der Hand zu geben.
Tipp: Deaktivieren Sie das Häkchen zur Passwortspeicherung in der Amazon-App, dann überträgt die App ihr WLan-Passwort nur an den Dash-Button, nicht aber an Amazon.
Dash-Button-App ansonsten unkritisch
Abgesehen von der Passwortspeicherung in der Standardeinstellung ist die Amazon-App für den Dash-Button datenschutzrechtlich unbedenklich. Sie greift weder auf das Adressbuch des Anwenders noch auf sensible persönliche Daten zu. Der Dash-Button selbst überträgt auf Knopfdruck lediglich Standort, Seriennummer und Klickereignis (Single oder Double). Das Urteil der Datenschutzexperten der Stiftung Warentest lautet daher: unkritisch.
Stromversorgung über Batterie
Der Dash-Button funktioniert mit einer normalen Batterie (Typ AAA). Sie soll laut Amazon rund 1 000 Bestellungen auslösen können und für fünf bis zehn Jahre halten. Energietechnisch ist der Einkauf auf Knopfdruck also gesichert. Strom aus der Steckdose braucht der Amazon Prime Kunde trotzdem noch: Ohne den WLan-Router funktioniert die Bestellung per Dash-Button nicht. In der Gartenlaube ohne Strom wäre der Einsatz über einen mobilen Router denkbar. Der müsste aber laufend zum Nachladen ans Netz. Kurzum: Ganz ohne Strom aus der Steckdose funktioniert der Einkauf auf Knopfdruck nicht.
Fazit: Keine saubere Sache
Der Amazon-Dash-Button hilft Nerds, die keinen Gedanken an ihren Einkauf verschwenden möchten. Die Bestellung per Tastendruck funktioniert schneller und einfacher als die Order per App. Wer die Kontrolle über seinen Einkauf behalten möchte, darf das Smartphone aber nicht zur Seite legen. Der Storno funktioniert beim Dash-Button nur mithilfe der App. Ebenfalls bedenklich: Wenn das gewünschte Produkt nicht lieferbar ist, entscheidet Amazon selbst, was es dem Kunde stattdessen schickt. Keine saubere Sache. Umweltgerecht und preiswert ist dagegen ein Spaziergang in den nächsten Drogeriemarkt. Hier ist der Kunde König: Er entscheidet allein und erspart der Umwelt Verpackungsmüll und CO2-Ausstoß durch den Versand. Noch einen Vorteil haben Drogeriemärkte und Discounter: Sie bieten Eigenmarken zum Sparpreis an. Eine preisgünstige Eigenmarke gibt es beim Amazon Dash-Button noch nicht.
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Ganz im Ernst? Vielen Dank für nichts. Wenn die Stiftung Warentest nun dafür steht, mündigen Menschen abzusprechen, wann man auf einen Knopf drückt und wann nicht, ist ein Unding. Ich habe mir die Buttons geholt, weil es einfach war zu bestellen.
Und es ist meine ganz bewusste Entscheidung, dass es mir völlig egal ist, was die Produkte kosten. Ich sehe das doch später und wenn es mir nicht passen sollte, kann ich den Kauf immer noch Rückgängig machen.
Nochmal zum mitschreiben, ich habe die Knöpfe gerne benutzt, ich war mir des Risikos der Preiserhöhung bewusst, ich habe Kinder die da drauf drücken könnten und es ist mir egal. Verstehen Sie das, verstehen sie, dass es nicht überall und überall Einmischung von 3. Seite braucht?
Kommentar vom Autor gelöscht.
Muss man wirklich solche Sachen wie Rasierklingen, Waschpulver und Tierfutter mit Solchen Spielereien bestellen?
Warum nicht einfach ein paar Kalorien verbrauchen und selbst einkaufen?
Oftmals ist man bei Lieferung der bestellten Ware nicht anwesend und muss das Paket in einer Postfiliale abholen.
Also kann ich gleich in die Drogerie gehen. Tut bestimmt auch dem Kreislauf gut.
Und wenn diese Geräte gegen unser Gesetz verstoßen, gehören sie SOFORT verboten.
Wir schreiben: Ist die WLAN-Passwort-Übertragung deaktiviert, was jeder einzelne selbst vornehmen muss, ist die Art der ansonsten übertragenen Daten unkritisch. (Bu)
Veilleicht sollten sie es genauer beschreiben. Der Dash-Button überträgt das Wlan-Passwort des Routers an Amazon und das bewerten ihre "Datenschutzexperten"als unkritisch?
Gerade wegen dieser Übertragung kann kein Datenschutzexperte dies unkritisch nennen.