
Alpinski der neuen Generation sind wendiger und leichter zu beherrschen als ihre Vorgänger. Ihre neue Bauweise überzeugte beim Test auf der Piste und im Labor.
Etwa alle zehn Jahre verkündet die Skiindustrie eine Revolution. Damit soll der stockende Absatz angekurbelt werden. Was markig daherkommt, ist längst nicht so umstürzend wie behauptet, und neue Trends setzen sich häufig nur langsam durch. So machten 1991 die ersten Carvingski von sich reden. Auf breiter Front angenommen wurden die drehfreudigen Bretter aber erst viele Jahre später.
Jetzt ist wieder eine neue Generation am Start, die sogenannten Rockerski. 2001 zum ersten Mal im Handel erschienen, gehören sie erst jetzt zum Standard.
Von den elf Damenski, die unsere Partnerorganisation, der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI), jetzt getestet hat, sind immerhin acht Rocker. Und sie haben sich sowohl im Labor als auch auf der Piste gut geschlagen. Bis auf ein Modell landeten alle Rocker auf den vorderen Plätzen. Was ist neu bei den Rockern? Sie sind zum Teil etwas breiter und das Ende ist etwas nach oben gebogen. Während herkömmliche Ski wie ein Bogen gespannt sind, ist dies bei Rockerski weniger ausgeprägt. Liegt der Ski auf einer geraden Fläche, erkennt man die weiter in die Mitte verlagerten Kontaktpunkte. Dadurch simulieren Rocker einen kürzeren Ski.
Einfacher zu beherrschen

Tiefschneevergnügen: Bei einem Rockerski sind die Schaufel und das Skiende aufgebogen. So schwimmt er im Tiefschnee oben auf, was ihn für nicht präparierte Pisten empfiehlt.
Rockerski, die es sowohl für Frauen als auch für Männer gibt, sind einfacher zu beherrschen, und sie besitzen eine sehr gute Wendigkeit. Sie erleichtern das Einleiten des Schwungs, sind sozusagen gutmütiger und verzeihen auch mal einen Fehler. Damit eignen sie sich für fast alle Zielgruppen. Im Rennsport werden Rockerski aber nicht eingesetzt. Denn sie sind etwas träger, die Kante greift erst mit etwas Verzögerung. Für den Freeride-Sport, also das Skifahren abseits der präparierten Pisten im Tiefschnee, ist der Rocker dagegen sehr gut geeignet. Hier kann er seinen Vorteil des besseren Aufschwimmens voll ausspielen.
Neun von elf sind gut

Ungleich: Der rechte und der linke Ski sehen nicht immer gleich aus. Mitunter, wie hier beim K2, weicht das Design etwas ab.
Im Test waren elf Damen-Alpinski im mittleren Preissegment von rund 400 bis 500 Euro vertreten. Alle sind Allmountainski, das heißt, sie sind geeignet für eine gemäßigte bis leicht sportliche Fahrweise. Die Bindung ist bei allen Ski inklusive.
Das Testergebnis ist insgesamt erfreulich positiv ausgefallen. Die Verarbeitungsqualität hat inzwischen ein sehr hohes Niveau erreicht. Fortschritte gibt es auch bei der Skikonstruktion. So gab es zum Beispiel in der technischen Prüfung diesmal keinen einzigen Ausreißer. Was man auch wörtlich nehmen kann, denn im Rahmen dieser Prüfung wird unter anderem die Ausreißfestigkeit der Kanten getestet. Hier wurde zehnmal ein Sehr gut vergeben. Lediglich der Fischer-Ski war „nur“ gut. Das fällt aber kaum ins Gewicht, denn seine Kante wurde durch die gezielten horizontalen Aufschläge lediglich um 0,2 Millimeter verschoben. Bei früheren Tests blieben nach dieser Prüfung immer wieder Ski mit komplett ausgerissenen Kanten auf der Strecke.
Nennenswerte Unterschiede gibt es aber bei der Kantenhöhe. Die Differenz zwischen zirka 2,2 Millimetern (bei Atomic und Salomon) und 1,5 Millimetern (bei Dynastar, Elan und Rossignol) ist vor allem für sportliche Fahrerinnen interessant, weil sie auf einen guten Kantengriff angewiesen sind. Sie müssen die Kante häufiger nachschleifen. Das geht freilich nur, solange sie noch vorhanden ist. Denn bei jedem Schleifen wird die Kante eine Spur dünner.
Mal sportlich, mal gemütlich
Die praktische Prüfung fand im April auf dem Hintertuxer Gletscher im Zillertal in Tirol statt. Das Skigebiet, das an seiner höchsten Stelle bis auf 3 250 Meter reicht, bietet das ganze Jahr über die Möglichkeit, Ski zu fahren. Wie üblich teilte sich das Testteam – acht Frauen zwischen 23 und 62 Jahren – in zwei Gruppen auf: zum einen die eher gemütlichen Gelegenheitsfahrerinnen und zum anderen die sportlichen Fahrerinnen, die eine schnellere Fahrweise bevorzugen und damit den Brettern einiges mehr abverlangen.
Bewertet wurde in der praktischen Prüfung das Fahren auf präparierten und nicht präparierten Pisten. Dazu gehören unter anderem die Gleiteigenschaften der Ski sowie das Verhalten bei kurzen und langen Schwüngen. Außerdem beurteilten die Testerinnen die Skidynamik, also Kantenwechsel und Kantengriff. Den Fahrkomfort beurteilten sie anhand der Laufruhe bei Schussfahrten, des Auftretens von Vibrationen sowie der Dämpfung.
Besser für sportliche Fahrerinnen
Bei drei Modellen unterscheiden sich die Ergebnisse zwischen den beiden Gruppen deutlich. Besonders auffällig ist die Diskrepanz beim Head-Ski. Während ihn die sportlichen Fahrerinnen mit einem Sehr gut auszeichneten, landete er bei den Gelegenheitsfahrerinnen nur im Mittelfeld. Auch Elan und Völkl sind für diese Zielgruppe nur befriedigend. Diese drei Ski verlangen eine sportliche Fahrweise, um ihre Stärken auszuspielen.
Beim Skikauf sollte also keiner nur auf neue Trends schielen. Der Ski muss vor allem zum individuellen Fahrstil passen.