Seit 2017 helfen Verkaufsprospekte Anlegern, Direktinvestments besser einzuschätzen – ob in Bäume, LED-Leuchten oder Container. Beim Containerriesen P&R wirft die Lektüre neue Fragen zur wirtschaftlichen Lage auf.

© Stiftung Warentest

Anleger schließen einen Kauf- und Mietvertrag mit der P&R Transport-Container GmbH ab. Sie kaufen Container und erhalten die vereinbarte Miete. Nach fünf Jahren bietet die Gesellschaft den Rückkauf an, in Aussicht gestellt sind 65 Prozent des Kaufpreises. Die P&R Equipment & Finance Corp. beschafft die Boxen für die P&R Transport-Container GmbH, vermietet sie an Container-Leasinggesellschaften und nimmt sie auch wieder zurück. Die Anleger kennen den Rahmenvertrag zwischen beiden und die Preise nicht, zu denen Container gehandelt und vermietet werden.
Gebrauchte Metallboxen für 92 Millionen Euro
Ein Autohändler verkauft in großem Stil Gebrauchtwagen, ohne ihr Alter zu nennen? Undenkbar! Einer Container-Anbieterin gelingt so etwas: Die P&R Unternehmensgruppe aus Grünwald bei München hat Anlegern von Februar bis Ende Mai 2017 über 34 000 gebrauchte Metallboxen für mehr als 92 Millionen Euro verkauft, ohne ihr Alter im Verkaufsprospekt zu verraten (Angebot Nr. 5001). Seit Anfang Mai ist Angebot Nr. 5002 mit 100 Millionen Euro Volumen am Markt.
So funktionieren Direktinvestments
Abgesehen vom Alter liefert P&R deutlich mehr Informationen als früher. Denn seit Jahresbeginn müssen Anbieter von Direktinvestments – etwa in Container, Bäume oder Industrieleuchten – Verkaufsprospekte erstellen. Anleger kaufen die Güter, müssen sich aber nicht um Vermietung oder Wachstum und Pflege kümmern. Nach einigen Jahren erhalten sie den Erlös aus einem Verkauf oder bekommen ein Rückkaufsangebot.
Erste Verkaufsprospekte für Container
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) schaut nach, ob die Prospekte verständlich und widerspruchsfrei sind und ob sie alle vorgeschriebenen Angaben enthalten, zum Beispiel zu Kosten und Risiken sowie Rechten und Pflichten der Anleger. Die Seriosität des Anbieters oder die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells prüft sie aber nicht. Anleger müssen sich also selbst ein Bild machen. Finanztest hat am Beispiel der beiden P&R-Verkaufsprospekte Nr. 5001 und Nr. 5002 geprüft, wie hilfreich die jeweils gut 150 Seiten für Interessenten sind. Fazit: Die Prospekte gewähren wichtige Einblicke in das Geschäft – lassen aber auch Fragen offen.
Rückkauf am Laufzeitende
P&R haben wir ausgewählt, weil sie mit 62 000 Kunden Marktführerin ist. Seit mehr als 40 Jahren verkauft sie Anlegern Container, zahlt einige Jahre lang Miete und bietet am Laufzeitende einen Rückkauf an, für den sie zumindest den Preis schon in Aussicht stellt. Die Prospekte bieten gebrauchte Container mit gut zwölf Meter Länge (40 Fuß) und 2,90 Meter Höhe (High Cube) an. Ein Stück kostet derzeit 2 450 Euro. Nach fünf Jahren will die P&R Transport-Container GmbH 65 Prozent des Kaufpreises für den Rückkauf bieten. Inklusive Mieten sollen gut 116 Prozent des Erwerbspreises an Anleger zurückfließen. Das entspräche etwa 3,8 Prozent Rendite pro Jahr vor Steuern (Interne-Zinsfuß-Methode).
Eingeschränkter Bestätigungsvermerk
Das Unternehmen muss aber die Mieten und den kalkulierten Rückkaufpreis zahlen können. Daher ist es wichtig, sich ein Bild von seiner wirtschaftlichen Lage zu machen. Bis Ende 2016 legten drei Tochtergesellschaften der P&R AG die Angebote auf. Sie veröffentlichten in ihren Jahresabschlüssen aber jahrelang nicht alle Angaben zu finanziellen Verpflichtungen und Geschäftsführerbezügen. Die Wirtschaftsprüfer schränkten deswegen die Bestätigungsvermerke ein. Ein solcher Makel ist selten. P&R wies darauf hin, bei der neuen Anbieterin P&R Transport-Container GmbH alle Veröffentlichungspflichten zu erfüllen.
Was dem Chef zusteht
Dank der Prospekte haben es Anleger nun leichter. Sie finden darin Zahlen ihrer Vertragspartnerin P&R Transport-Container GmbH, darunter den jüngsten Jahresabschluss für 2015 mit uneingeschränktem Bestätigungsvermerk – und lesen, was dem Chef und Gesellschafter Heinz Roth zusteht. Er steht an der Konzernspitze und hält Anteile an der P&R AG. Ihm gehört auch die P&R Equipment & Finance. Er erhält 32,5 Millionen Euro an Bezügen, Gewinnbeteiligungen und so weiter – wenn alles wie erwartet läuft.
Rahmenvertrag wird Anlegern vorenthalten
Zudem schildern die Prospekte die entscheidende Rolle der P&R Equipment & Finance Corp. Diese Gesellschaft aus Zug in der Schweiz beschafft die Container, schließt die Verträge mit den Leasinggesellschaften und nimmt die Boxen von P&R Transport-Container zurück. Der wichtige Rahmenvertrag zwischen beiden ist aber nicht abgedruckt. Offenbar sahen ihn weder P&R noch Bafin als wesentlich an. Er liege aber der Bafin vor, teilt P&R auf Finanztest-Nachfrage mit. Das hilft den Anlegern wenig.
Hohe Verpflichtungen bis 2022
Die Prospekte enthalten aber Zahlen der P&R Equipment & Finance. Sie erzielte von 2014 bis 2016 zwischen 21,7 Millionen Euro und 13,6 Millionen Euro Überschuss. Ende 2016 wies sie 26,5 Millionen Euro Eigenkapital aus und hatte aus laufenden Verträgen bis „Dezember 2021/22“ Verpflichtungen über 991,7 Millionen Euro gegenüber den drei P&R-Gesellschaften, die Anlegern bis Ende 2016 Container anboten. Läuft das Geschäft weiter wie 2014 bis 2016, könnte es eng werden, wenn nicht kräftig Kapital hereinkommt.
Mietunterdeckung in Millionenhöhe
In den Prospekten weist P&R Equipment & Finance Mieteinnahmen in einer Zahl mit Restwertvergütungen Dritter aus. Selbst wenn die Zahl nur auf Mieteinnahmen entfiele, ergibt ein Vergleich mit den veröffentlichten Mietauszahlungen der Gruppe an Anleger eine Unterdeckung in dreistelliger Millionenhöhe für 2014 und 2015. Für 2016 beziffert P&R die Auszahlungen uns gegenüber auf „etwas über 400 Millionen“ Euro.
Jahr |
2014 |
2015 |
2016 |
Mieteinnahmen1 |
228 |
262 |
227 |
Mietauszahlungen1 |
418 |
419 |
> 400 |
Unterdeckung mindestens |
- 190 |
- 157 |
>- 173 |
Quellen: Verkaufsprospekte, Report Reformance P&R
- 1
- In Mio. Euro. Einnahmen inkl. Restwertvergütungen Dritter.
Wie werden die Mietunterdeckungen finanziert? Aus Neugeschäft? P&R Transport-Container will bis 2022 eine halbe Milliarde Euro pro Jahr platzieren. P&R betont: Vertragliche Verpflichtungen würden nicht über Neugeschäftsumsätze gedeckt. P&R verfüge über hohe Liquidität und finanzielle Sicherungssysteme beziehungsweise Rücklagen und sei damit in der Lage, auch Unterdeckungen aufzufangen.
Aufsicht prüft Tragfähigkeit nicht
Anleger müssen das glauben. Denn aus den veröffentlichten Zahlen und den Prospekten ist das nicht ersichtlich. Jedes Angebot müsse in sich absolut tragfähig sein, erklärt P&R, „dies wird von der Bafin auch durchleuchtet“. Das tut diese aber gerade nicht. P&R betont, P&R-Gesellschaften hätten seit mehr als 40 Jahren alle Versprechen erfüllt. Die Gruppe äußert sich aber nicht konkret dazu, woher die Mittel für die eingegangenen Verpflichtungen kommen sollen.
Wie P&R seine Versprechen erfüllen könnte
Mehrere Wege stehen offen. Optimal wäre ein nachhaltiger Aufschwung in dem stark schwankenden Markt. Derzeit beobachtet P&R eine „Trendwende“ mit einem Anstieg bei Mietraten und Containerpreisen. Reicht das nicht, könnten Gesellschafter oder Investoren Geld bereitstellen. P&R könnte auch Ausgaben reduzieren. Laut den Prospekten hat P&R Equipment & Finance den Containereinkauf von 212 Millionen Euro im Jahr 2014 auf 64 Millionen Euro im Jahr 2016 gesenkt. P&R hat in der Zeit mehr an Anleger verkauft. P&R bestätigte, Rückkäufe erneut vermarktet zu haben, äußerte sich aber nicht zum Umfang. Sollte es eng werden, könnte P&R bei Angeboten ohne Preisgarantie beim Rückkauf weniger als 65 Prozent des Erwerbspreises bieten. Anleger könnten dann sondieren, ob ein Verkauf am Markt mehr brächte. Das wäre wohl wenig wahrscheinlich.
Wenig Konkretes zu den Marktpreisen
Zu Marktpreisen und -mieten findet sich ohnehin nichts Konkretes in den Prospekten. Wie günstig oder teuer Anleger kaufen und vermieten, können die Anleger nicht herauslesen. P&R erklärte, Verkaufs- und Rückkaufspreise könnten nicht isoliert betrachtet werden. Neben Marktpreisen flössen weitere Faktoren wie Versicherungen oder Vertriebs- und Verwaltungskosten ein. Außerdem müssten Anleger kein Wechselkursrisiko tragen.
Container im Schnitt sechs Jahre alt
Das Alter der Container will P&R künftig nennen. Beim aktuellen Angebot seien es im Schnitt 6, bei dem zuvor 5,5 Jahre. Frachtcontainer seien 15 bis 17 Jahre nutzbar, in jedem Fall über die Anlagedauer hinaus. Die Box selber zu vermarkten, sei schwer möglich. Anleger hängen damit vom P&R-Erfolg ab.
Unser Rat
Informationen. Wenn Sie ein Direktinvestment erwägen – etwa Container kaufen wollen, um sie dann zu vermieten – sollten Sie den Verkaufsprospekt sowie die Vermögensanlagen-Informationsblätter nutzen.
Wirtschaftskraft. Achten Sie auf Informationen zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens, das Mieten, Leasingraten oder Rückkaufpreise zahlen soll. Wichtig sind auch die Abschnitte zu Risiken.
Laufzeit. Investieren Sie nur, wenn Sie das Geld nicht während der Laufzeit brauchen. Bei Direktinvestments ist es in der Regel schwierig, unmöglich oder zumindest sehr unvorteilhaft, vorzeitig auszusteigen. Mehr Infos zum Thema allgemein finden Sie in unserem Special Containerinvestments, Finanztest 8/2016
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bereits am 3.08.17 schrieb ich einen Kommentar, weil P&R den Zahlungszeitraum für fällige Quartalszahlungen auf das Maximum ausgeweitet hat. Meine damals geäußerten Befürchtungen werden nun bestätigt. Weil bis zum heutigen Tag die fällige Zahlung für das vierte Quartal 2017 nicht auf meinem Konto eingegangen ist fragte ich telefonisch in der Zentrale an. Nch einem freundlichen "Grüß Gott" erklärte mir eine muntere Bajuwarin, dass ein Großinvestor abgesprungen sei und man im Moment Umstrukturierungen vornehme, um den Zahlungsverplichtungen nachzukommen. Bis spätestens 15. d.M. werde ich mein Geld erhalten.
Lauter können die Alarmglocken nicht schrillen! Finger weg von Investments bei P&R! Jrtzt beginnt für mich das große Zittern, ob ich mein eingesetztes Kapital jemals wiedersehe. Mehrere Einzelverträge sind in den nächsten Jahren bis 2020 endfällig.
P & R ist kein lohnendes Invesment mehr. Rückzahlung der Mieten nach 60 Tagen ist eine Frechheit. Geld muß bei mir arbeiten nicht bei P & R. Die Rendite inzwischen lachhaft.
In den 80 und 90er und auch bis 2010 sicherlich top. Inzwischen Flopp.
Früher bei mir 50 % bei P & R, 50 % in Aktien. Heute 50 % in Immobilien Anlagen und weiterhin 50 % in Aktien. P & R lasse ich auslaufen.
Dividenden Titel wie z.B. Freenet, Deutsche Euroshop, AXA bringen mindestestens 5 - 7 %, ohne Anstieg der Aktien. Dazu Blu Chips wie Nestle, Siemens, Henkel, Apple und Anlagen bei P & R sehen alt aus.
Schade, war früher wirklich top, heute nur noch Schrott.
Anlagen im Immobilen Bereich bieten heute mehr, meist ca. 6 % bei zum Teil monatlicher Auszahlung.
P & R was Gestern. Heute ist was anderes.
Ich habe etliche Investments bei P in R, bisher wurden alle zeitlich und in prognostizierter Höhe bezahlt. Es gab lediglich die Umstellung der Rückzahlung, die sich um einen Monat verschoben hat.
Das letzte Rückkaufangebot in unveränderter Höhe erfolgte dieser Tage (Oktober 2017), daher kann ich die Pressemeldungen bislang nicht bestätigen und sehe keinen Grund nicht weiter in dieses lukrative Angebot zu investieren.
Bisher wurden Mietzahlungen bis Ende des Folgemonats nach Qurtalsende überwiesen. Mit Schreiben vom 27.07 kündigt P&R an, diese Zahlung bisher kulanterweise vorfällig vorgenommen worden seien. Es wurde auf Verkaufsprospekte verwiesen, wonach die Auszahlung 60 Tage nach Quartalsende erfolgt. In allen Kauf- und Verwaltungsverträgen, die ich seit 2011 abgeschlossen habe ist unter Ziffer 5 gesagt, dass die Auszahlung zwischen 20 und 60 Tagen nach Quartalsende erfolgt. Eine solche Argumentation dient nicht der Vertrauensbildung. Steckt ein finanzieller Engpass hinter dieser Vorgehensweise?
Seit 2004 erhalte ich meine Mietzahlungen immer pünktlich zum angekündigten Termin. Die für den 27.07.17 angekündigte Mietzahlung habe ich am 02.08.17 immer noch nicht erhalten. Auf Kontaktmails wird nicht reagiert. Hier scheint etwas im Busch zu sein.