
Hoch gestapelt. Container werden als Investment für Privatanleger angeboten. © Getty Images
Container als Geldanlage sind ein Milliardenmarkt. Unser erster Test zeigt aber: Fast alle aktuellen Angebote sind mangelhaft.
Alle Testergebnisse für Container-Direktinvestments 12/2017
Container sind angeblich für Privatanleger „solide Kapitalanlagen“ und „Investitionen in den Wachstumsmarkt internationale Logistik“ – jedenfalls in der Werbung der Anbieterin Solvium Capital GmbH. Auch die beiden anderen Anbieter solcher Transportbehälter umgarnen Interessenten mit zum Teil festen Auszahlungen und überschaubaren Laufzeiten.
Das Geschäftsmodell: Anleger kaufen Container. Ihre Vertragspartner kümmern sich für zwei bis gut fünf Jahre um alles rund um die Vermietung und bieten an, die Transportbehälter danach zurückzukaufen. Abwerfen soll das etwa 3 bis 5 Prozent pro Jahr. Über die Jahre haben Zehntausende Anleger Container-Anbietern Milliarden in dem lange völlig unregulierten Markt anvertraut.
Seit Jahresbeginn sind Verkaufsprospekte nach festen Regeln Pflicht. Finanztest hat erstmals alle aktuellen Angebote der drei Anbieter auf dem Markt untersucht. Trotz Regulierung kam nur eines knapp über ein Mangelhaft hinaus. Fazit: Die Risiken im Verhältnis zu den Renditechancen sind zu hoch.
Unser Rat
- Investment.
- Nur ein Container-Direktinvestment im Test erhielt die Note ausreichend, die anderen vier sind mangelhaft (Testergebnisse). Wir raten ab. Wenn Sie aber in Container investieren wollen, lesen Sie mindestens das Vermögensanlagen-Informationsblatt, besser noch den Verkaufsprospekt. Beachten Sie vor allem die Beschreibung der Risiken und die Informationen zur wirtschaftlichen Lage des Unternehmens, das Mieten, Leasingraten oder Rückkaufpreise zahlen soll.
- Risiko.
- Container-Direktinvestments sind riskant und sollten höchstens einen kleinen Teil Ihres Vermögens ausmachen. Gerät der Welthandel in die Krise, sinkt die Nachfrage nach Containern, das Preis- und Mietniveau sinkt. Ihr Anbieter kann bei Vertragsende eventuell den Rückkaufspreis nicht oder nicht in erwarteter Höhe zahlen.
- Laufzeit.
- Investieren Sie nur, wenn Sie das Geld während der Laufzeit nicht brauchen und Sie dessen Totalverlust verkraften könnten. Bei Direktinvestments ist es in der Regel schwierig, unmöglich oder zumindest sehr unvorteilhaft, vorzeitig auszusteigen.
Anleger haben keinen Einfluss
Im Prüfpunkt „Investitionsobjekt und Vermietung“ gab es überall nur ein Ausreichend. Container und Wechselkoffer sind zwar vielfältig einsetzbare Investitionsobjekte. Das Geschäft bestimmen aber nicht die Anleger als Eigentümer. Sie sind abhängig von den Emittenten der Vermögensanlage, also den Anbietern selbst oder einer Gesellschaft aus ihrem Unternehmensverbund, und von deren Vertragspartnern. Denn Containernutzer wie Reedereien und große Logistikfirmen geben sich nicht mit Privatanlegern ab, denen einzelne Stahlkisten gehören.
Wenig überzeugend war auch das Ergebnis im Prüfpunkt „Ertrag und Risiko“. Nur die Wechselkoffer von Solvium waren ausreichend, weil sie in der Euro-Zone eingesetzt werden. Bei den anderen Anbietern besteht ein Wechselkursrisiko, denn international dominiert der US-Dollar im Container-Geschäft. Und eine ausreichende Währungabsicherung war nicht erkennbar.
Angaben zur Finanzlage im Prospekt
Für Anleger ist entscheidend, ob ihre Vertragspartner die Mieten und die Rückkaufpreise zahlen können. Angaben zur finanziellen Lage sind daher Pflicht.
Die Emittenten weisen darauf hin, dass sie ihre Zahlungsverpflichtungen nur erfüllen können, wenn dies ihre Vertragspartner tun, die die Mieten erwirtschaften und sich um die Finanzierung der Rückkäufe kümmern. Die Angaben zu deren wirtschaftlicher Lage waren bei Buss und Solvium so mager, dass Anleger sie nicht beurteilen können.
Bei P&R ließen sie Fragen offen. Der wichtigste Vertragspartner P&R Equipment & Finance Corp. aus der Schweiz muss künftig hohe finanzielle Verpflichtungen erfüllen (siehe Special Direktinvestments in Container). P&R betonte auf Nachfrage, seit mehr als 40 Jahren alle Versprechen erfüllt zu haben, äußert sich aber nicht dazu, woher die Mittel für die Verpflichtungen kommen sollen.
Das finanzielle Risiko ist keineswegs bloße Theorie: Im Verbund von Buss hatten Anleger schon Einbußen. Ihre Offshore-Container zur Versorgung von Ölbohrplattformen erzielten bei Weitem nicht die erhofften Mieten. Ein anderer Anbieter, Magellan, meldete sogar Insolvenz an (siehe Interview).
Die Emittenten sind zudem oft in irgendeiner Form mit Gesellschaften verbunden, von denen sie die Container beziehen oder über die sie sie weitervermieten (siehe Grafik und Special Direktinvestments in Container). Das birgt die Gefahr, dass Entscheidungen nicht im Sinne der Anleger ausfallen – auch das floss negativ bei „Ertrag und Risiko“ ein.
Anleger dürfen nichts mitbestimmen
Schlecht sieht es auch bei den Verträgen und Rechten aus (Prüfpunkt „Kontrolle und Vertrag“). Anleger haben keine Informations- und Mitbestimmungsrechte. Sie müssen sogar eine Zustimmung einholen, wenn sie ihre Transportbehälter jemandem übertragen wollen. Nur Buss verzichtet darauf. Es gibt keine Mittelverwendungskontrolleure.
In keinem Fall waren alle wichtigen Verträge im Prospekt abgedruckt, zum Beispiel die mit den Gesellschaften, die sich um die Vermietung kümmern. Bei Buss und Solvium enthielten sie nur Jahresabschlüsse der Emittenten selbst, nicht aber die wesentlicher Vertragspartner. Nur Buss schafft hier knapp ein Ausreichend – durch ein Prospektgutachten. Ein Wirtschaftsprüfer hat also überprüft, ob die Darstellung im Prospekt mit den zugrunde liegenden Unterlagen wie Miet- und Kaufverträgen übereinstimmt.
Das ist nicht vorgeschrieben, wir halten es aber für wichtig, weil sonst keiner die Prospektangaben so genau überprüft. Containeranbieter müssen zwar ihre Prospekte der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) vorlegen. Diese prüft aber nur formal, ob Mindestangaben enthalten, verständlich und widerspruchsfrei sind. Die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells untersuchen weder Bafin noch Wirtschaftsprüfer.
Wechselkursrisiko weggelassen
Vorgeschrieben sind Vermögensanlagen-Informationsblätter (VIB), die auf drei Seiten die wesentlichen Angaben bündeln. Das erfüllen die Blätter im Test nicht. So fehlen Merkmale wie Alter und Zustand der Container, Renditeangaben und Informationen, wie sich Abweichungen bei wichtigen Faktoren auswirken. P&R lässt das Währungsrisiko weg. Vertrauenerweckend ist das alles nicht.
Mehr Informationen finden Sie in unserem Special Direktinvestments in Container.
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Vielleicht könnten die 54000 geprellten Anleger mit einer Petition gegen die BaFin noch etwas ausrichten. Es muss doch möglich sein hochbezahlte Beamte und Staatssekretäre an ihre Aufgaben zu erinnern.
Wenn man täglich hört und sieht wie unsere Ministerien Milliardensummen in den Sand setzen (Maut ,Corona-Masken, Wirecard usw. ) um nur einige zu nennen, sind die 3,4 Milliarden Anlegergeld doch Peanuts (Pinatz!)
@Heieiei: Zum Stichtag der Untersuchung, dem 16.10.2017, hatte die CH2 kein Angebot, das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zugelassen war und für das ein Verkaufsprospekt und das Vermögensanlagen-Informationsblatt vorlag. (maa)
Die Kunden von P & R wurden hingehalten und über längere Zeit "verarscht". Die Manager wussten schon lange, das das nicht mehr lange so geht - Schneeballsystem - Pleite - Ich habe fertig. Die Anleger sehen in die Röhre und werfen den Rechtsanwälten nochmal sinnlos Geld hinterher.
Verdienen werden daher an P & R nur noch die Rechtsanwälte und Steuerberater sowie der Insolvenzverwalter. Die Manger von P & R haben ihr Geld sicher schon lange beiseite beschafft. Die werden auch kaum bestraft werden - die Dummen sind wie immer nur die Anleger-
Es hieß in der Vorankündigung “alle aktuellen Angebote”
Ich bin enttäuscht.
Warum wurde dieser Anbieter nicht getestet??
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