Container Insolvenz­anträge beim Markt­führer P&R

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Ein Milliarden-Debakel bahnt sich an: Mehr als 50 000 Anleger haben mehrere Milliarden Euro in Container von P&R aus Grün­wald investiert. Das Amts­gericht München hat bei drei P&R-Gesell­schaften das vorläufige Insolvenz­verfahren eröffnet. Die vorläufigen Insolvenz­verwalter wollen den Betrieb erst einmal fortführen und für eine geordnete Verwertung sorgen. Anleger müssen sich aber auf Querelen und Verluste einstellen. Inzwischen wurde gegen den P&R-Gründer Anklage erhoben.

+++ Insolvenz­verwalter bietet Vergleich an +++

[Update 29. April 2019] Abschlags­zahlung in Aussicht gestellt:
Wenn genügend Anleger einem Vergleich zustimmen, können sie 2020 mit einer Abschlags­zahlung auf ihre Forderung rechnen. Das hat der Insolvenz­verwalter heute erklärt. Details lesen Sie in unserer Meldung P&R: Insolvenzverwalter bietet Vergleich an.
[Update 7. Februar 2019] P&R-Gründer angeklagt:
Die Staats­anwalt­schaft München I hat Anklage gegen Heinz Roth, den Gründer der Container-Gruppe P&R aus Grün­wald, erhoben. Sie wirft ihm gewerbs­mäßigen Betrug in 414 Fällen mit knapp 18 Millionen Euro Schaden vor. P&R-Gesell­schaften vertrieben über Jahr­zehnte Container. Als sie 2018 Insolvenz anmeldeten, hatten mehr als 50 000 Anleger etwa 3,5 Milliarden Euro investiert. Mehr als die Hälfte der Container gab es aber gar nicht. Die Staats­anwalt­schaft legt Roth zudem Steuer­hinterziehung in zwölf Fällen zur Last.
[Update 17. Januar 2019] P&R-Gründer ist insolvent:
Heinz Roth, Gründer und Chef der kollabierten P&R-Gruppe aus Grün­wald, die Container an Anleger verkauft hat, ist seit Anfang Dezember selbst insolvent (Amts­gericht München, Az. 1542 IN 3055/18). Der Münchener Rechts­anwalt Peter Mattil weist darauf hin, dass Anleger im Insolvenz­verfahren gegebenenfalls Forderungen anmelden können. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn sie Schaden­ersatz­ansprüche aufgrund von Kapital­anlagebetrug oder ähnlichem geltend machen könnten. Man wisse nie, ob noch Vermögen auftauche.
[Update 12. September 2018] Ärger über Post vom Insolvenz­verwalter:
Für Ärger hat eine Klausel in den Formularen gesorgt, die die Insolvenz­verwalter der deutschen P&R-Gesell­schaften an die Anleger geschickt haben. Diese hatten Container bei dem Unternehmen gekauft und sollten jetzt unter­schreiben, dass sie keine „Aussonderungs­rechte oder Absonderungs­ansprüche geltend“ machen. Damit wollen die Insolvenz­verwalter verhindern, dass sich Anleger an die nicht insolvente P&R Equipment & Finance in der Schweiz wenden, über die das operative Container-Geschäft noch läuft. Miet- und Kauf­verträge mit Container-Anlegern, zum Beispiel beim Angebot Nr. 5002, sehen diese Möglich­keit aber ausdrück­lich vor. Anleger haben das Recht, sich an andere Geschäfts­partner zu wenden, wenn ihr eigener Vertrags­partner seine Verpflichtungen ihnen gegen­über nicht mehr voll­ständig erfüllt. Das ist hier zweifellos der Fall.

Auf den Gläubiger­versamm­lungen am 17., 18. und 22. Oktober 2018 in München gibt es auf jeden Fall genug Stoff für kritische Nach­fragen (siehe auch unsere Meldung Container nicht verschwunden – sie wurden nie gekauft).

[Update 16. Juli 2018] Insolvenz­verfahren für Ende Juli erwartet:
Die zwei vorläufigen Insolvenz­verwalter der insolventen Container-Gesell­schaften der P&R Gruppe aus Grün­wald erwarten, dass das Amts­gericht München Ende Juli das Insolvenz­verfahren eröffnet. Das Gericht legt fest, bis wann Forderungen angemeldet werden können. Die Anwälte der Kanzlei Jaffé in München, die als vorläufige Insolvenz­verwalter tätig sind, kündigten an, den ihnen bekannten Anlegern, die Container von P&R gekauft haben, ein Formular zur Forderungs­anmeldung mit Hilfe zum Ausfüllen zu senden. Bei der Sicherung von Vermögens­werten seien weitere Erfolge erzielt worden, etwa ein Pfandrecht auf Anteile an der nicht insolventen Schweizer P&R Gesell­schaft.
[Update 17.5.2018] Es fehlen rund 1 Million Container:
Beim Containeranbieter P&R deutet sich ein Betrug an. Wie der vorläufige Insolvenz­verwalter Michael Jaffé am 17. Mai mitteilte, liegt die Zahl der vorhandenen und vermieteten Container deutlich unter der Zahl der Container, die an die Anleger verkauft wurden. Während 1,6 Millionen Container an die rund 54 000 Anleger verkauft worden seien, umfasse die Flotte nur rund 600 000 Container. „Die Staats­anwalt­schaft München I hat die Vorgänge ebenfalls bereits aufgegriffen und wurde von der vorläufigen Insolvenz­verwaltung informiert“, schreibt die Kanzlei weiter. Die noch vorhandenen Container stellten einen substanziellen Wert dar. „Nur wenn es gelingt, die Miet­einnahmen aus den nahezu voll­ständig vermieteten Containern zu sichern und diese später zu verwerten, kann es zu einer substanziellen Verteilung an die Anleger kommen“, heißt es weiter. Die vorläufigen Insolvenz­verwalter bitten deshalb betroffene Anleger weiterhin darum, Ruhe zu bewahren und die Fort­schritte in den einzelnen Insolvenz­verfahren abzu­warten.
[Update 27.4.2018] Zwei weitere Gesell­schaften insolvent:
Beim Containeranbieter P&R haben am 26. April 2018 zwei weitere deutsche Gesell­schaften einen Insolvenz­antrag gestellt. Es handelt sich um die P&R Trans­port-Container GmbH und die P&R AG. Sie folgen damit dem Weg der drei P&R-Gesell­schaften P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH, P&R Gebraucht­container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH sowie P&R Container Leasing GmbH, die am 15. März den Insolvenz­antrag gestellt hatten. Für die drei Container-Unternehmen hatte das Amts­gericht München am 19. März Rechts­anwälte aus der Kanzlei Jaffé aus München zu vorläufigen Insolvenz­verwaltern bestimmt. Auch für die zwei hinzugekommenen insolventen Gesell­schaften ist die Kanzlei nun zuständig.

Vorläufiges Insolvenz­verfahren am 19. März eröffnet

Das Amts­gericht München hat am 19. März das vorläufige Insolvenz­verfahren über das Vermögen der drei Container-Unternehmen P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH, P&R Gebraucht­container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH sowie P&R Container Leasing GmbH eröffnet und Rechts­anwälte aus der Kanzlei Jaffé aus München zu vorläufigen Insolvenz­verwaltern bestimmt. Die drei Gesell­schaften hatten am 15. März den Insolvenz­antrag gestellt.

Anleger schlossen Kauf- und Miet­verträge über feste Lauf­zeit

Weitere Gesell­schaften der P&R-Unter­nehmens­gruppe sind derzeit nicht betroffen, darunter die P&R Trans­port-Container GmbH. Sie hat in den vergangenen Jahren Angebote aufgelegt, die sich an die allgemeine Öffent­lich­keit richteten. P&R hatte am 7. März über­raschend den Vertrieb des aktuellen Angebots einge­stellt, ohne den konkreten Grund dafür zu nennen. Zuvor hatten P&R-Anleger davon berichtet, fällige Zahlungen nicht erhalten zu haben. P&R-Gesell­schaften boten ihnen neue und gebrauchte Container zum Kauf an, über­nahmen die Vermietung an Reedereien und andere Nutzer für die Anleger und machten nach Ende der vereinbarten Lauf­zeit, oft drei oder fünf Jahre, ein Rück­kaufangebot. Das Geschäft lief über vier Jahr­zehnte, P&R setzte Milliarden Euro um. Die drei insolventen Gesell­schaften hatten rund 51 000 Kunden. Insgesamt dürften sie mehr als drei Milliarden Euro investiert haben. Damit war die P&R-Gruppe mit weitem Abstand Markt­führerin. In den letzten Jahren lag sie im gesamten Markt­segment, nicht bei Container, an der Spitze bei den Platzierungs­zahlen.

Container lassen sich schlecht selbst verwerten

Die mit dem vorläufigen Insolvenz­verfahren betraute Kanzlei Jaffé teilte mit, wegen der Vielzahl der betroffenen Anleger keine individuellen Anfragen beant­worten zu können. Sie werde aber eine Internetseite mit Informationen zum aktuellen Stand und zum Verfahrens­gang unter der Adresse www.frachtcontainer-inso.de einrichten. In welcher Höhe Rück­flüsse an die Anleger möglich seien, hänge auch von der Markt­entwick­lung in den nächsten Jahren ab und lässt sich heute noch nicht sagen. Die Kanzlei warnte Anleger davor, eine eigene Verwertung der Container zu versuchen. Das mache wirt­schaftlich keinen Sinn und sei faktisch gar nicht möglich.

Betrieb soll fortgeführt werden

Der Betrieb soll welt­weit fortgeführt werden, um „die erheblichen Mittel­zuflüsse aus der fort­laufenden Container-Vermietung für die Anleger und Gläubiger der insolventen Gesell­schaften zu sichern“, teilte die Kanzlei Jaffé mit. Die Bestands­aufnahme werde wegen der Größe und Komplexität einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Wirt­schafts­prüfungs­gesell­schaft PricewaterhouseCoo­pers sei damit beauftragt, das Zahlen­werk zu erfassen und aufzuarbeiten. Danach werde entschieden, welche Verwertungs­möglich­keiten im Interesse der Anleger und Gläubiger ein best­mögliches Ergebnis für die Anleger und Gläubiger der Verwaltungs­gesell­schaften erbringen. Anleger sollten sich darauf einstellen, dass es Jahre bis zu einer Klärung und Verwertung dauern dürfte und dass sie vermutlich Einbußen hinnehmen müssen.

Im Test Ende 2017 mit Urteil Mangelhaft

Auf offene Punkte zur wirt­schaftlichen Lage hatte Stiftung Warentest im Sommer 2017 hingewiesen. Bei einem Test von Container-Direktinvestments Ende 2017 hatten die damals aktuellen zwei Angebote der von der Insolvenz nicht betroffenen P&R Trans­port-Container mit „Mangelhaft“ abge­schnitten. Beim insolventen Container-Anbieter Magellan hatten Anleger mehr­fach Konflikte mit dem Insolvenz­verwalter, etwa um die Frage, ob ihnen die Mieten zustanden oder nicht.

Diese Meldung ist erst­mals am 19. März 2018 auf test.de erschienen. Sie wurde seitdem mehr­mals aktualisiert, zuletzt am 7. Februar 2019.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 04.05.2018 um 09:12 Uhr
    P&R

    @ahviny12: Es haben alle DEUTSCHEN P&R-Gesellschaften Insolvenz angemeldet, nicht aber die Schweizer P&R Equipment & Finance, die das operative Geschäft durchführte. (TK)

  • ahviny12 am 03.05.2018 um 18:14 Uhr
    P&R Bankruptcy

    So have all the P&R companies filed for insolvency at this point? BTW I am looking to connect with investors of P&R. My email is ahviny1@gmail.com

  • Xamalion am 03.04.2018 um 01:42 Uhr
    An GerdGandalf

    Meinem Vater geht es genauso, allerdings hat er das Geld bereits abgeschrieben und sich damit abgefunden. Da er es investiert hatte und das Modell 20 Jahre gut lief, verhungert er deswegen jetzt nicht. Sollte doch noch etwas über die Insolvenzverwaltung zu machen sein wäre es schön. Ich vermute mal es geht Ihnen ähnlich, wenn sie so viel Geld im Kreislauf halten haben sie es ja nicht bitter nötig, war wohl eher ein schöner Notgroschen. Daher würde ich Ihnen empfehlen das erstmal hinzunehmen. Diese ganzen Kanzleien stürzen sich jetzt wie die Aasgeier auf die Insolvenzopfer, aber das sollte man ignorieren. Letztlich ist das wie mit Aktien, wenn sie mal nichts mehr wert sind ist die Kohle eben auch futsch. Nichts ist ohne Risiko.

  • GerdGandalf am 28.03.2018 um 20:45 Uhr
    P&R-Pleite

    Hallo, habe ebenfalls in Container investiert. Über viele Jahre ohne Probleme. Mit der Pleite droht mir ein Verlust im mittleren 5-stelligen Bereich. Viele Anwaltskanzleien bieten bereits „Unterstützung“ an. Fühle mich hier aber völlig hilflos, da ich einerseits den drohenden Verlust sehe und andererseits zusätzliche Kosten durch möglicherweise unseriöse Kanzleien. Weiterhin gibt es unterschiedliche Ratschläge wie schnell Betroffene und wie reagieren sollen. Wer weiß Rat?