
Rechtsdienstleister für Mieter. Conny.legal startete als Wenigermiete.de. Eins der Angebote: Mietpreisbremse ohne Kostenrisiko. © Conny GmbH
Das Online-Portal Conny bietet seinen Kunden an, für sie auf die Mietpreisbremse zu treten – ohne Kostenrisiko. test.de hat das Angebot unter die Lupe genommen.
Verbraucherinkasso: Rechtsdienstleistung für Mieter
Das Inkasso-Portal Conny.legal ist aus Wenigermiete.de hervorgegangen. Das Unternehmen hat die Genehmigung, Verbraucherforderungen bei Unternehmen zu kassieren. Solches Verbraucherinkasso gibt es bereits bei Fluggastrechten und im VW-Skandal.
Überall wo es Mietpreisspiegel gibt
Wenigermiete.de startete mit Mietpreisbremsungen in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München. Dort gab es effektive und gut handhabbare Mietspiegel. Inzwischen bietet Conny.legal seine Mietpreisbremsungen in allen Städten und Gemeinden an, in denen ein Mietpreisspiegel gilt.
Tipp: Alle wichtigen Infos zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite Mietpreisbremse.
Vielerorts sind satte Mietsenkungen drin
Die in Immobilienanzeigen und -portalen geforderten Mieten zeigen: Viele Vermieter in den genannten Städten verlangen wohl mehr als erlaubt; vor allem in innenstadtnahen Gegenden mit früher geringen Mieten dürften reihenweise satte Mietsenkungen drin sein.
Beispiel: Ein Mieter aus dem Berliner Stadtteil Neukölln erzwang vor Gericht eine Senkung der Miete um 221,09 Euro pro Monat und spart damit rund 2 650 Euro pro Jahr (Amtsgericht Neukölln, Az. 11 C 414/15, nicht rechtskräftig). Viele weitere Fälle zeigt die Tabelle in unserem Special zur Mietpreisbremse.
Wie funktioniert Conny.legal?
Der Einstieg in die Mietpreisbremse über Conny ist leicht und bequem: Interessenten müssen nur die wesentlichen Daten zu ihrer Wohnung eingeben und erhalten sofort die vorläufige Einschätzung, wie viel Euro Mietersparnis maximal drin ist. Anschließend sind etwas genauere Daten gefragt – mit diesen errechnet das Portal, wie viel Mietersparnis exakt möglich ist.
Wann startet die Mietpreisbremsung?
Soll es wirklich losgehen, müssen Mieter Conny.legal verbindlich beauftragen. Erster Schritt: Das Unternehmen schreibt den Vermieter an, weist auf die nach Datenlage überzogene Miete hin.
Achtung: Sobald der Vermieter das Schreiben erhält, kann seine Neigung, auf Mängelmeldungen oder Anfragen (Tierhaltung, Untervermietung, etcetera) kulant zu reagieren, erheblich abnehmen. Die Mietpreisbremse zu nutzen, ist das gute Recht jedes betroffenen Mieters. Mieter müssen sich aber darauf einstellen, dass Vermieter im Gegenzug alle ihre tatsächlichen und vermeintlichen Rechte zur Geltung zu bringen versuchen. Die bisherigen Erfahrungen mit der Mietpreisbremse zeigen: Vor allem große Vermieter tragen Mietpreisbremsversuche mit Fassung und reagieren nicht mit Schikanen.
Was kostet die Mietpreisbremsung bei Conny.legal?
Erst mal gar nichts. Bleibt die Mietpreisbremsung ohne Erfolg, wird kein Honorar fällig. Sinkt die Miete tatsächlich, steht Conny.legal die Mietersparnis für fünf Monate als Honorar zu. In der Regel verrechnet Conny das Honorar aber gleich mit dem Anspruch auf Erstattung überzahlter Miete. Conny-Kunden bekommen also entsprechend weniger Geld zurück.
Gibt es einen Haken?
Die Geschäftsbedingungen, wie sie im Februar 2017 für Wenigermiete.de galten, waren in Ordnung. Wir haben sie aktuell noch nicht wieder überprüft. Wir haben uns aber von Conny versichern lassen: Wie früher bei Wenigermiete.de können Mieter auch bei Conny ihren Auftrag jederzeit stoppen, ohne dass Kosten anfallen.
Ausnahme: Führt der Einsatz von Conny zu einer Mietsenkung, obwohl der Kunde seinen Auftrag bereits zurückgenommen hat, steht dem Unternehmen ein Honorar zu. Ansonsten endet der Auftrag erst mit der erfolgreichen Durchsetzung der Ansprüche – oder wenn Connys Versuche gescheitert sind.
Was Conny-Kunden klar sein muss: Geht der Fall vor Gericht und zieht sich das Verfahren womöglich noch über mehrere Instanzen hin, kann es Jahre dauern, bis der Streit beendet ist. Bei der überwiegenden Zahl der Fälle kommt es aber zu einer außergerichtlichen Lösung – das geht deutlich schneller.
Wie geht Conny konkret vor?
Abtretungserklärung. Die Conny GmbH setzt die Mietpreisbremse fast immer durch, indem sie sich die Forderungen des Mieters gegen den Vermieter abtreten lässt. Im Einzelfall vermittelt sie stattdessen einen Anwalt, der den Vermieter im Namen des Mieters in die Pflicht nimmt.
Rechtlicher Hintergrund: Die in Ausnahmefällen nötige gerichtliche Feststellung, dass eine Miete von nicht mehr als X Euro (X=Vergleichsmiete plus 10 Prozent) geschuldet ist, kann nur der Mieter selbst beantragen. Lediglich die Forderung auf Erstattung überzahlter Miete und auf Auskunft ist abtretbar.
Risiko. Vermittelt Conny einen Anwalt und wird das Unternehmen nach Erhebung der Mietpreisbremsenklage insolvent, dann stehen Mieter für die Bezahlung zumindest eines Teils der Gerichtskosten und der Anwaltskosten des Vermieters gerade, wenn es nicht gelingt, den Rechtsstreit trotz der Insolvenz zu gewinnen. Dieses Risiko besteht indes bei jeder Prozessfinanzierung.
Welche Pflichten haben Conny-Kunden?
Es ist Aufgabe der Kunden, Conny korrekt über die Wohnung und den Mietvertrag zu informieren. Das liegt in der Natur der Sache. Macht der Kunde infolge grober Fahrlässigkeit falsche Angaben, durch die der Conny GmbH ein Schaden entsteht, muss er Schadenersatz leisten. Kaum vermeidbare Fehler bei der für die Benutzung des Mietbremsrechners nötigen Bewertung, ob und welche mietwerterhöhende und -verringernde Umstände vorliegen, sind kein Problem; dieses Risiko trägt Conny.
Was passiert bei Meinungsverschiedenheiten?
Will sich der Mieter mit dem Vermieter gütlich einigen, kann er das stets tun. Das Honorar von Conny.legal richtet sich dann nach der möglichen Mietersparnis. Ist das Unternehmen einverstanden mit der Einigung, dann ist die Mietersparnis, wie sich sich aus der Vereinbarung ergibt, die Grundlage für die Berechnung des Honorars. Ansonsten geht der Streit mit dem Vermieter so lange weiter, wie Conny ihn nicht für aussichtslos hält oder bis der Mieter den Auftrag storniert.
Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Datensicherheit. test.de hat den Datenschutz bei Conny.legal im Juli 2021 neu überprüft. Das Unternehmen verschlüsselt alle Daten, die Kunden auf der Conny-Website eingeben. Website und Formularfelder sind gegen die Eingabe von Programmcode für Angriffe abgesichert.
Cookies. Conny.legal schickt selbst 15 sogenannte „Cookies“ an Besucher, um sie wiederzuerkennen und zu erfahren, wie sie die Seite nutzen. Cookies sind Daten, die der Browser des Benutzers abspeichert, wenn der Benutzer das nicht unterbindet, und die Conny.legal lesen kann, solange Besucher die Seite mit dem gleichen Browser benutzen und die Cookies nicht löschen. Manche Cookies werden nach Ende eines Besuchs automatisch gelöscht, andere bleiben für bestimmte Zeiten erhalten.
Cookies ermöglichen es, Besucher einer Seite wiederzuerkennen. Außer den eigenen Conny.legal-Cookies liefert die Seite zehn weitere Cookies, über die Drittanbieter von dem Besuch auf den Conny.legal-Seiten erfahren und dies für Werbung nutzen können. Acht davon kommen von Linkedin.
Damit steht das Unternehmen im Vergleich noch ganz gut da. Viele andere Seiten sammeln von Besuchern noch viel mehr Daten ein (Cookie-Banner im Test: Wie gut lassen sich Schnüffler verbannen?).
Werbung. Conny.legal selbst blendet keine Werbung ein.
Mängel. Allerdings fließen Daten zum Teil in die USA, wo die Datenschutzregelungen nicht europäischen Standards genügen und vor allem Behörden viel öfter auf Daten zugreifen dürfen, als das nach Europäischem Recht zulässig ist. Die Datenschutzerklärung von Conny.legal hat erhebliche Mängel. Es fehlt an Kontaktmöglichkeiten, Angaben zur Dauer der Speicherung personenbezogener Daten und zu den Rechten der Betroffenen. Außerdem bleibt unklar, ob Google-Analytics die vollständige IP-Adresse abspeichert, von der aus Besucher Conny.legal aufrufen.
Fazit: Klagen ohne Risiko
Das Angebot von Conny ermöglicht tatsächlich eine Mietpreisbremsung ohne nennenswertes Prozesskostenrisiko. Das gilt aber auch dann, wenn man sich selbst einen Rechtsanwalt sucht – zumindest dort, wo ein gut handhabbarer Mietspiegel gilt. Wer Mitglied im Mieterverein ist oder eine Rechtsschutzversicherung mit Mieterschutz hat, hat in der Regel keine weiteren Kosten und kann die gesamte Mietpreissenkung in die eigene Tasche stecken.
Tipp: Wenn Sie die Sache selbst in die Hand nehmen wollen, finden Sie Hilfestellung in unserem Special Wie Sie sich gegen zu hohe Mieten wehren.
Bundesgerichtshof bestätigt Geschäftsmodell
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat das Geschäftsmodell von Conny.legal bestätigt. Einzelne Gerichte waren zuvor (entgegen der Rechtsauffassung der Stiftung Warentest) der Meinung, dass Conny Rechtsanwälten vorbehaltene Rechtsdienstleistungen anbiete und nicht bloß Prozessfinanzierung und Verbraucherinkasso betreibe. „Die [...] Prüfung [...] ergibt, dass die im vorliegenden Fall für den Mieter erbrachten Tätigkeiten [...] (noch) als Inkassodienstleistung [...] anzusehen und deshalb von der erteilten Erlaubnis gedeckt sind“, findet der BGH.
Bundesgerichtshof, Urteil vom 27.11.2019
Aktenzeichen: VIII ZR 285/18
Weitere Einzelheiten in der Pressemitteilung des BGH
Dieses Special ist erstmals am 7. März 2017 auf test.de erschienen. Es wurde seitdem mehrfach aktualisiert. Jüngstes Update: 2. August 2021.
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Viel Gift wäre schon mal vorgebeugt, wenn die Gemeinden wieder zu aussagekräftigen Mietspiegeln zurück finden würden! Aus dem novellierten "Micky-Maus"-Mietspiegel für in meinem Fall Stuttgart kann jeder rauslesen, was er will, so windelweich wie die Kriterien dort formuliert sind! Damit sind unterschiedliche Interpretationen des Vermieters bzw. des Mieters geradezu zwangsläufig.
Bei so vorprogrammierten Streitigkeiten geradezu ein Selbstbedienungsladen für Anwälte & Co.: jedenfalls die gewinnen immer!
...und zwar, wird das Intrigantentum zunehmen, die Unruhe die ich eh schon so schlimm habe weiterhin auch. Das Mürbe-Machen und Rausekeln. Schikanen fangen damit erst an! So bleibt man niemals ein ganzes Jahr darin wohnen...
Ich habe die RVG an wenigermiete.de zu zahlen, dann ein ganzes Drittel ersparter Jahresmiete, selbst auch dann, wenn ich schon bereits 3 Mon danach draussen wäre!
Man kann dort nichteinmal Details eintragen: bspw. bestehende Fülle an Mängeln, woraus sich ohnehin ein noch viel niedriger Preis (Mietzins) ergeben müsste, fehlende EBK, der fehlende 2. Balkon, der zugesichert war, fehlender Stellplatz etc.
Nach meiner Ansicht und für meinen persönlichen Fall hier ist das eher nichts!
Sie haben das auch nicht alles hervorgehoben, welche sonstigen Haken es hat, mir fallen Einige noch ein.
Diese Instanz ist dennoch interessant für diejenigen, die tagsüber arbeiten gehen, der Vermieter nicht im selben Haus wohnt etc...Und die wohnen bleiben wollen auf längere Sicht
Kommentar vom Autor gelöscht.
Kommentar vom Autor gelöscht.
Man kann das Angebot sehr wohl vergleichen. Der Mieterverein übernimmt auch den Papierkrieg, Zitat aus dessen Leistungskatalog: "Unsere Beratungsleistung umfasst auch die Erledigung des erforderlichen Schriftverkehrs mit Ihrem Vermieter bzw. dessen Anwalt."
Zudem strebt der Mieterverein zuerst eine gütliche Einigung an, was dem Verhältnis zum Vermieter wohl eher dient als gleich vor Gericht zu ziehen. Wie Antefix präferiere ich daher ebenfalls eine stille Mitgliedschaft im Mieterverein.