
Bis in die Spitzen. Einmassieren, kurz wirken lassen, auswaschen – alle geprüften Spülungen sind leicht anzuwenden. © ddp images / Piotr Marcinski
Ob aus der Drogerie oder dem Friseurbedarf: Alle 17 Conditioner im Test pflegen geschädigtes Haar gut. Sechs enthalten aber einen kritischen Duftstoff.
Testergebnisse für 17 Haarspülungen 02/2019
Verbessern. Das ist die Aufgabe eines Conditioners, englisch für Haarspülung. Experten sprechen auch vom Konditionieren der Haare. Das klingt eindrucksvoller als Spülen, meint aber dasselbe. Die Mittel versprechen „Aufbau & Glanz“ oder „Intensiv-Pflege“, viele tragen das Wort „Repair“ im Namen – wollen kaputtes Haar also reparieren. Sind solche Produkte wirklich Haarverbesserer?
Wir haben 17 Spülungen für geschädigtes Haar geprüft – von günstigen Produkten aus Drogerie und Discounter über klassische Marken wie Gliss Kur, L‘Oréal und Nivea bis zum teuren Redken-Conditioner aus dem Handel für Friseurbedarf. Tatsächlich verbessern alle die Haareigenschaften – sowohl im Labor als auch im Praxistest, für den 22 Frauen zwischen 21 und 63 Jahren den Kopf für uns hinhielten. Zwar machen die Mittel aus geschädigten Haaren keine Mähne wie neu gewachsen (Interview). Doch nach dem Spülen lässt sich das Haar leichter kämmen, ist griffiger und fliegt weniger.
Fast jedes dritte Mittel verpasst allerdings eine gute Gesamtnote, weil es kritische Stoffe enthält, darunter sowohl günstige als auch teure Mittel. Rundum gute Pflege ist keine Frage des Preises. Am Ende überholen günstige Eigenmarken der Discounter und Drogerien sogar viele teure Markenklassiker (Testergebnisse Haarspülungen).
Unser Rat
Viele Haarspülungen im Test überzeugen mit guten Pflegeeigenschaften und guter Gesamtnote. Knapp vorn liegt die Spülung von Aldi Nord für 52 Cent. Noch günstiger und fast genauso gut pflegt das Produkt Balea von dm für 18 Cent. Auch auf Platz zwei landet die teurere Pflegespülung von Pantene Pro-V für 93 Cent. Eine gute Naturkosmetik-Spülung bietet Drogeriekonzern dm mit Alverde für 98 Cent (alle Preise pro 100 Milliliter).
Silikone machen Haare nicht schwer ...
Conditioner enthalten vor allem Wasser. Wesentlich für ihre Wirkung sind verschiedene Pflegestoffe. Eine wichtige Rolle spielen positiv geladene Substanzen – kationische Tenside. Sie bleiben an geschädigten Stellen der Haaroberfläche haften und bilden eine dünne Schicht an den betroffenen Haarflächen aus (siehe Grafik und Interview). Dadurch lässt sich das Haar besser kämmen, wird glänzender und geschmeidiger. Elf Produkte im Test enthalten zudem Silikone. Sie unterstützen diesen Effekt – stehen aber in der Kritik.
Das macht eine Spülung mit dem Haar

Geschädigtes Haar ist rau und lässt sich schwer kämmen. Es fehlt ihm an Glanz und Volumen. Pflegestoffe in Conditionern helfen, die Haarstruktur wieder zu glätten. © Stiftung Warentest
Im Internet finden sich seit Jahren viele Negativberichte über Silikone. Der Vorwurf: Sie lagern sich mit der Zeit am Haar an und beschweren es so. Wir können das nicht bestätigen. Im Labor haben wir an Naturhaarsträhnen gemessen, wie sich ihr Volumen innerhalb von zehn Spülgängen verändert. Egal, ob mit oder ohne Silikone – die meisten Produkte schnitten dabei gut ab. Sie steigern das Volumen der Haare, beschweren sie also nicht. Vier silikonhaltige Produkte fielen im Vergleich allerdings etwas ab: Pantene Pro-V, Gliss-Kur, Nivea und Syoss. Das Volumen der Haare war bei diesen vier Produkten auf Dauer etwas geringer als bei den anderen. Sie sind aus unserer Sicht nicht so optimal für feines Haar.
... reichern sich aber in der Umwelt an
Auch Umweltschützer kritisieren Silikonverbindungen in Pflegeprodukten. „Silikone sind schwer abbaubare Stoffe, die sich in der Umwelt anreichern können“, sagt Marcus Gast, Experte für Wasch- und Reinigungsmittel beim Umweltbundesamt. Nach dem Ausspülen landen sie im Abwasser. Kläranlagen filtern sie weitgehend heraus, sie bleiben im Klärschlamm hängen. Landwirte nutzen diesen allerdings teilweise als Dünger, wodurch die Silikone in die Umwelt gelangen. „Über die längerfristigen Wirkungen von Silikonen in der Umwelt ist nur wenig bekannt“, sagt Gast. Schwer abbaubare Stoffe sollten aus seiner Sicht in abwasserrelevanten Produkten wie Haarspülungen möglichst nicht enthalten sein.
Da die Umweltwirkung von Silikonen wegen fehlender Daten schwer abzuschätzen ist, bewerten wir es noch nicht, wenn ein Mittel sie enthält. Mit einer Ausnahme: Die Spülung von Lidl enthält Cyclopentasiloxan, kurz D5. Über dieses Silikon ist bekannt, dass es sich in Organismen anreichern kann. Ab 2020 ist D5 in Rinse-off-Kosmetik verboten – das sind Produkte wie Haarspülungen, die ausgewaschen werden. Wir bewerten die Lidl-Spülung im Punkt „kritische Stoffe“ mit ausreichend.
Für alle Produkte geben wir in der Tabelle an, ob sie Silikone enthalten oder nicht. Eine Reihe von guten kommt ohne aus. Wichtigste Wirkstoffe in Conditionern sind kationische Tenside. Doch auch sie sind nicht ganz freizusprechen. Ihre Abbaubarkeit ist sehr unterschiedlich und hängt vom eingesetzten Stoff ab, sagt Umweltexperte Gast. „Eine Regelung wie bei Wasch- und Reinigungsmitteln, wo zumindest der vollständige biologische Abbau der eingesetzten Tenside gesetzlich vorgeschrieben ist, gibt es für kosmetische Mittel nicht.“
Sechs mit kritischem Duftstoff
Etwa jeder dritte Conditioner enthält den Duftstoff Butylphenyl Methylpropional, bekannt unter dem Namen Lilial. Es ist nicht abschließend geklärt, ob der Stoff beim Menschen das Erbgut verändern oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Daher hat Lilial unserer Ansicht nach in Kosmetika nichts zu suchen. Sechs Produkten kostet der Duftstoff ein gutes test-Qualitätsurteil: Lidl, L‘Oréal, Nivea, Rausch, Syoss und Fructis von Garnier.
Naturkosmetik als Alternative
Wer zu zertifizierter Naturkosmetik greift, ist auf der sichereren Seite – künstliche Duftstoffe wie Lilial sowie Silikone und synthetische Tenside sind bei ihr tabu. Die Spülung Alverde von dm trägt als einzige im Test ein Naturkosmetik-Siegel. Auch sie pflegt die Haare überzeugend – ist also eine gute Alternative zu konventioneller Kosmetik. Mit rund einem Euro pro 100 Milliliter ist sie etwa so teuer wie Markenprodukte von Pantene Pro-V, Garnier oder Nivea.
Am besten schwarz auf weiß
Wichtig für alle, die auf Inhaltsstoffe achten, sind die Angaben auf der Verpackung. Sie sollen „leicht lesbar und deutlich sichtbar“ sein, so schreibt es die EU-Kosmetikverordnung vor. Mit schwarzer, großer Schrift auf weißem Grund macht Testsieger Aldi Nord das am besten. Besonders schlecht lesbar ist dagegen die weiße, enge Schrift auf der orangefarbenen Flasche von Garnier Fructis. Da besteht noch Konditionierungsbedarf.
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Schade dass im Test keine Alternativen zu flüssiger Haarspülung in Flaschen gezeigt wurden. Es gibt so tolle Produkte wie z.B. fester conditioner von lush der noch dazu ganz ohne Verpackung (bzw. Nur in einer Papiertüte) daher kommt. Was Angesicht der wachsenden Bereitschaft der Leute auf Plastik zu verzichten ein wertvoller Tipp gewesen wäre.
@IrisGruber: Wegen des vielfältigen Produktangebots müssen die Tester im Vorfeld eines jeden Warentests eine Marktauswahl treffen. Sie suchen die Prüfprodukte nach objektiven Gesichtspunkten wie Marktbedeutung, spezielle Anwendungseignung und Preisklasse aus. Bei der Auswahl der zu untersuchenden Produkte soll die Relevanz für ein möglichst breites Zielpublikum gewährleistet werden.
Leider können wir nicht das ganze Sortiment prüfen. Wollte die Stiftung Warentest alle Produkte, die zum Zeitpunkt des Einkaufs der Prüfmuster auf dem Markt sind, unter die Lupe nehmen, würde dieser Test unsere Kapazitäten über Gebühr belasten.
Die Nichteinbeziehung eines Produktes oder einer Dienstleistung in eine Untersuchung stellt keine Bewertung dar.(cr)
Für mich ist ein Test, in dem die meisten Hersteller noch nicht mal mit einem einzigen Produkt vertreten sind nicht aussagekräftig und dadurch auch nicht mehr seriös. Wie kann es z. B. sein, dass ein Hersteller wie Paul Mitchell, den viele Friseure anbieten und der bestimmt mehr als 10 verschiedene Haarspülungen im Programm hat, mit keinem einzigen Produkt berücksichtigt wurde? Aber auch fast alle Bio Anbieter wurden einfach nicht getestet - noch nicht einmal das Konkurrenzprodukt von Rossmann zur einzigen getesteten Bio Haarspülung von dm.
Wie kann es so Testsieger geben? Und dann werben Hersteller wieder mit angeblichen Testsiegern als Siegel auf ihren Produkten!
Können Sie so eine geringe Stichprobe überhaupt noch mit Ihren Leitlinien vereinbaren? Als Verbraucherin und langjährige test-Abonnentin fühle ich mich durch Ihre Tests zunehmend unzureichend informiert. Ich kann mir keine auch nur annähernd objektive Meinung mehr bilden, was ich sehr schade finde.