Ein Coach erzählt: „Eine einzige Weiterbildung genügt nicht“
Ein langer Weg
Wenn sich Heike Alfers heute an die stolze Absolventin einer einjährigen Coaching-Qualifizierung erinnert, die sie im Sommer 2002 war, schüttelt sie belustigt den Kopf: „Ich dachte damals: ‚Jetzt bin ich fit für diesen Beruf.‘“ Mehr als ein Jahrzehnt später weiß die heute 40-Jährige: Das war erst der Anfang. „Diese erste Qualifizierung in systemischem Coaching war sinnvoll und wichtig für den Einstieg“, sagt Heike Alfers. „Aber es war naiv zu glauben, dass ich danach ein fertiger Coach wäre.“ Schnell ist ihr damals klar: Sie will mehr wissen. Neben ihrem Job als Trainerin bei einem Bildungsinstitut bildet sich die diplomierte Medien- und Theaterwissenschaftlerin deshalb kontinuierlich weiter, etwa in systemischen Arbeitsweisen, Neurolinguistischem Programmieren und provokativem Coaching. Praktische Erfahrungen sammelt sie zunächst mit Coachings im privaten Umfeld.
Auch Lebenserfahrung zählt
Heike Alfers findet es schade, dass es für angehende Coaches keine Möglichkeiten gibt, als Assistenten bei erfahrenen Kollegen zu hospitieren. Live-Coachings mit „echten“ Klienten seien in vielen Bildungsinstituten noch nicht im Lehrplan vorgesehen, sagt sie. „Ein breites Spektrum an Methoden hilft dabei, als Coach handlungsfähiger und souveräner zu werden“, ist sich Heike Alfers sicher. „Aber Handwerkszeug allein genügt nicht.“ Persönliche Reife, Lebenserfahrung und eine Haltung seien wesentlich für die Arbeit als Coach. Außerdem: „Kompetenz entsteht, indem man die eigene Wahrnehmungsfähigkeit immer wieder schult und reflektiert.“ Auch deshalb tauscht sie sich regelmäßig mit kompetenten Kollegen aus, nutzt Supervision und lässt sich selbst coachen.
Führungskräfte im Fokus
Als Coach begleitet Heike Alfers heute vor allem Führungskräfte. Die Themen sind vielfältig. Mal geht es um die Balance von Leben und Arbeit, mal um neue Aufgaben im Beruf. Nach wie vor arbeitet Alfers auch als Weiterbildungs-Dozentin – wie viele ihrer Coach-Kollegen. Als Trainerin gibt sie Seminare in Unternehmen zu Themen wie Führung und Teamentwicklung. „Ich kenne kaum jemanden im Kollegenkreis, der nur coacht“, sagt Heike Alfers. Coaching sei kein Allheilmittel, aber eine extrem effektive Methode: „Ich bin immer wieder fasziniert davon, was eine relativ kurze Zeit der Reflexion an Veränderung und positiver Entwicklung bei einem Menschen alles bewirken kann.“