Kriterienkatalog: Was ein guter Lehrgang für Einsteiger bieten sollte
Dauer
Präsenzkurse sollten mindestens 250 Zeitstunden umfassen. Da zusätzlich Zeit für Selbststudium und Praxisanteile einzuplanen ist, sollte der Kurs mindestens zwölf Monate dauern.
Inhalte
Folgende Inhalte sind sehr ausführlich zu behandeln, möglichst mit Übungen:
- Grundlagen: Dazu gehört eine Einführung in berufsethische Grundsätze, Werte und Haltungen, ein Überblick über Nachbardisziplinen des Coachings wie Mediation sowie Fragen des Berufsrechts und der Vertragsgestaltung.
- Ablauf von Coaching: Hier sollte der Ablauf eines Coaching-Prozesses vom Erstkontakt über Ziel- und Auftragsklärung bis zum Abschluss und zur Evaluation Thema sein, ebenso wie die Gestaltung einer einzelnen Sitzung.
- Settings: Zu behandeln sind die verschiedenen Konstellationen, in denen Coaching stattfinden kann wie Einzel-, Team- oder Gruppencoaching.
- Rollenkonzepte: Jeder Coach muss sich seiner Rolle als Coach bewusst werden. Auch die verschiedenen Rollenaspekte, die im Berufsleben des Klienten relevant sind, muss er klar erkennen und in die Reflektion miteinbeziehen können. Dafür sollten sich die Teilnehmer im Kurs intensiv mit Rollenkonzepten auseinandersetzen.
- Psychologische Themen: Coaching hat viel mit Psychologie zu tun. Daher sollten zum Beispiel Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung und Verhaltensänderung sowie Potenzialanalyse und -entwicklung Thema sein. Wichtig ist auch, Coaching von Psychotherapie abzugrenzen.
- Veränderungsprozesse: Wer sich coachen lässt, will sich meist beruflich oder persönlich verändern. Daher sollten zukünftige Coachs auch viel über berufliche Übergänge, Karriereplanung, Lebens- und Karrierewege lernen.
- Interventionstechniken und -tools: Davon gibt es jede Menge. Die Teilnehmer sollten ausreichend viele kennenlernen. Dazu gehören zum Beispiel Methoden, wie sie eine gute Beziehung zu ihrem Klienten aufbauen, Techniken zur Ziel- und Auftragsklärung und natürlich auch Frage- und Feedbacktechniken.
- Persönliche Kompetenz: Die Qualifizierung sollte jeden Teilnehmer dabei unterstützen, eine professionelle Haltung als Coach zu entwickeln. Dazu gehört etwa, dass er seinen Klienten unvoreingenommen und wertschätzend gegenüber tritt. Auch Selbstreflexion und -kritik und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung sind Aspekte, für die ein Kurs sensibilisieren muss.
Dieser Inhalt ist ausführlich zu behandeln:
- Positionierung im Berufsfeld: Wer als Coach Geld verdienen will, braucht ein Coaching-Konzept, ein Netzwerk und eine Marketing-Strategie, um Klienten zu bekommen. Auch dabei sollte die Qualifizierung helfen.
Folgende Inhalte sind etwas weniger ausführlich zu behandeln:
- Organisationen: Die Teilnehmer sollten verschiedene Formen von Unternehmen und Organisationen (z. B. Profit-/Non-Profit) kennenlernen sowie für unterschiedliche Unternehmenskulturen und typische Stressauslöser in Organisationen sensibilisiert werden.
- Führung und Management: Coachs müssen verschiedene Führungsstile kennen und zudem in der Lage sein, das Führungsverständnis ihrer Klienten herauszuarbeiten und sie bei der Weiterentwicklung ihrer Führungskompetenz zu unterstützen. Zu behandeln sind auch die Unterschiede zwischen Frauen und Männern beim Führen.
- Krisen: Konflikte können zu Krisen werden. Deshalb sollte der zukünftige Coach etwas über den Umgang mit Emotionen erfahren. Er sollte eine nicht-pathologische Krise von einer ernsten psychischen Störung unterscheiden können. Im Fall von Letzterem ist er nicht mehr zuständig. Zudem sollte er sich mit Stress und Stressmanagement auseinandergesetzt haben.
Folgender Inhalt ist zumindest kurz anzusprechen:
- Konflikte: Konflikte des Klienten können Thema im Coaching sein. Angehende Coachs müssen sich deshalb mit der Diagnose und Bearbeitung von Konflikten im Einzelfall auseinandersetzen, aber auch mit Konfliktmanagement im Unternehmenskontext.
Vermittlung
- Gruppengröße: Die Gruppe sollte 10 bis 15 Teilnehmer umfassen, denn Coaching lebt vom Austausch.
- Dozenten: Den Kurs sollten mindestens zwei Dozenten begleiten, die aber nicht gleichzeitig da sein müssen. So lernen die Teilnehmer unterschiedliche Coaching-Konzepte kennen.
- Praxis im Unterricht: Das Besprochene ist in Gruppen-, Paar- und Einzelarbeit zu üben. Übungen sollte es etwa zu Analysemethoden sowie zu Moderations- und Fragetechniken geben. Auch Rollenspiele sind zu empfehlen.
- Praxis außerhalb des Unterrichts: Damit das Gelernte gefestigt und vertieft wird, sollten folgende Praxisanteile obligatorisch sein: Supervision, Intervision, Arbeit in Peergroups sowie die Durchführung, Dokumentation und Auswertung eines Coachingfalls.
Abschluss
Die Qualifizierung sollte mit einer Prüfung abschließen. Für die Zulassung sollte mindestens ein dokumentierter Coachingfall und eine schriftliche Arbeit zu einem vereinbarten Thema verlangt werden. Die Prüfung selbst kann mündlich als Kolloquium stattfinden, in das eine Übung integriert sein kann.
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