„Schnell. Sicher. Smart. Privat.“, keinen geringeren Anspruch formulieren die deutschen Macher des Internetbrowsers Cliqz an ihr Programm. Mit guten Datenschutzeinstellungen und eigener Websuche wollen sie Internetsurfer von etablierten Konkurrenten wie Chrome, Edge oder Firefox weglocken. Unser Schnelltest verrät, ob sich der Umstieg lohnt.
Bekannte Umgebung für Firefox-Nutzer
Der Cliqz-Browser basiert auf dem bekannten und beliebten Internetbrowser Firefox. Zunächst war Cliqz nur eine Erweiterung für eben dieses Programm, die es dem Nutzer ermöglichte, bestimmte Suchergebnisse direkt in der Browserzeile zu visualisieren. Seit Ende 2015 gibt es Cliqz auch als eigenständigen Browser. Die Macher kommen aus Deutschland und betonen, dass der Datenschutz für sie daher besonders wichtig sei. Nutzer, die den Firefox kennen, werden sich auch bei Cliqz schnell zu Hause fühlen. Auch alle anderen Internetsurfer dürfte die Umstellung auf die übersichtlich gehaltene Oberfläche nicht schwerfallen.
Tipp: Die Stiftung Warentest hat zuletzt im Sommer 2014 11 Browser für Windows und MacOS getestet.
Ohne Verfolger durch das Netz
Was Cliqz von den Mitbewerbern unterscheidet, ist weniger das Design sondern der Anspruch: Der Nutzer soll so sicher und anonym wie möglich durch das Internet surfen können. Neben den vom Firefox gewohnten Einstellungsreitern entdecken aufmerksame Nutzer bei Cliqz noch zwei weitere Symbole.
Ein Q für die Sicherheit
Hinter dem „Q“ kann der Nutzer ohne große Umwege Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen vornehmen.
Hinter dem Logo des Browsers, das an ein „Q“ erinnert, verbergen sich die Datenschutz- und Sicherheitseinstellungen. Hier kann der Anwender beispielsweise wählen, ob der Browser Standortdaten senden darf und ob er nicht jugendfreie Inhalte blockieren soll. Auch Tracking-Cookies, die den Nutzer beim Surfen verfolgen und sein Verhalten aufzeichnen, um sie dann an Werbenetzwerke weiterzugeben, lassen sich hier aussperren. Uns ist kein Browser bekannt, der diese Funktion von Haus aus anbietet. Das zweite Symbol, ein grünes Schutzschild, zeigt bei allen angesurften Webseiten an, welche Tracking-Cookies der Browser gerade aktiv blockiert. Das erinnert ein wenig an einen Werbeblocker, der Werbeanzeigen von Webseiten verschwinden lässt.
Trackingschutz funktioniert ordentlich
Per Klick auf das grüne Schutzschild erfährt der Nutzer, welche Verfolger-Cookies gerade aktiv blockiert werden.
Der Trackingschutz lässt sich in zwei Varianten einstellen. In der Standardeinstellung filtert der Browser laut Anbieter personenbezogene Daten aus den Verfolgercookies heraus, blockiert sie aber nicht komplett. In der Einstellung „Strikt“ werden entsprechende Cookies komplett geblockt. Der Schutz funktioniert ordentlich. Die Tester konnten aber vereinzelt auch verdächtige Cookies finden, die Cliqz nicht erkannt hat – und zwar sowohl in der Standardeinstellung als auch im strikten Modus. Einen hundertprozentigen Schutz kann in diesem Fall kein Programm bieten, das wissen die Cliqz-Macher selbst und informieren darüber auf ihrer Homepage.
Phishing-Schutz enttäuscht
Das wird auch beim Phishing-Schutz deutlich. Diese Funktion beschützt Nutzer davor, auf betrügerische Webseiten hereinzufallen, indem solche Seiten vom Browser gar nicht erst angezeigt werden. Immer wieder versuchen Betrüger beispielsweise die Internetseite des Bezahldienstleisters Paypal nachzubauen und die Nutzer unter scheinbar seriösem Anstrich dazu zu bewegen, Kontoinformationen oder Passwörter preiszugeben. Die Stiftung Warentest hat 50 aktuelle Phishing-Seiten mit Cliqz aufgerufen. Keine einzige hat der Browser erkannt, obwohl Cliqz mit dieser Funktion auf seiner Webseite offensiv wirbt. Zum Vergleich: Der Chromebrowser erkannte 48 Phishing-Seiten, der Firefox, auf dem Cliqz ja basiert immerhin 43. Die schlechte Erkennungsrate könnte an der Methode liegen, mit der Cliqz Informationen sammelt. Das passiert über das „Human Web“. So heißt bei Cliqz der Ansatz, Nutzererfahrungen mit einzubeziehen. Zum Beispiel bei der Bewertung von Suchergebnissen, aber auch bei der Weiterentwicklung von Sicherheitsmechanismen. Zum Phishingschutz heißt es auf der Cliqz-Homepage etwa: „Neu sind für Cliqz Anti-Phishing jene Websites, die erstmals von Teilnehmern von Human Web besucht wurden.“
Kein Schutz vor Malware
Da Sicherheit ein wichtiges Thema beim Cliqz-Browser ist, hat die Stiftung Warentest auch überprüft, ob der Browser den Download von bekannten Schadprogrammen blockiert. Dies war bei keinem von 50 Programmen der Fall. Gleiches gelingt aber auch zum Beispiel der Konkurrenz von Firefox nicht. Malware-Schutz wird bei Cliqz auch nicht explizit als Fähigkeit angegeben. Zudem fällt diese Aufgabe eher in den Bereich eines guten Internetsicherheitspaketes.
Zum aktuellen Test von Internetsicherheitspaketen.
Vor digitalen Fingerabdrücken nicht gewappnet
Vor einer Verfolgungsmöglichkeit kann auch Cliqz nicht schützen. Vor dem so genannten „digitalen Fingerabdruck“. Der ermöglicht es anhand des Klickverhaltens des Nutzers in Kombination mit seinen individuellen Einstellungen im Browser, den Nutzer doch eindeutig zu identifizieren. Es gibt verschiedene Testwebseiten, mit deren Hilfe sich untersuchen lässt, ob der Browser aus diesen Daten eine – zwar anonymisierte aber eindeutige – Identifikation eines Nutzers ermöglicht. Diese Tests bescheinigen, dass auch bei Cliqz eine eindeutige Nutzerkennung entstehen kann, und der einzelne Nutzer so auch ohne Tracking-Cookies verfolgbar ist.
Ein Browser, der menschelt
Wer über die Standardeinstellung surft, gibt damit auch gewisse Daten an das „Human Web“ weiter. Das lässt sich mit einem einfachen Klick in den Datenschutzeinstellungen ändern. Das Human Web ist nicht nur für das Erkennen von Phishing-Seiten wichtig. Auch die in den Browser integrierte Websuche basiert auf den im Human Web erfassten Nutzererfahrungen. Die Idee dahinter ist, die Relevanz von Suchergebnissen für den einzelnen Nutzer nicht nur auf technischer sondern auch auf „menschlicher“ Basis vorzunehmen. Freilich erfasst Cliqz dafür Nutzerdaten. Welche das sind, teilen die Macher auf ihrer Webseite mit. Die Stiftung Warentest hat geprüft, ob darüber hinaus Daten fließen, und wurde erfreulicherweise nicht fündig.
Die Suche gefällt
Nicht nur der Ansatz einer integrierten Suchmaschine ist interessant, auch die Darstellung der Suchergebnisse gefällt. So werden Suchergebnisse direkt als Vorschau in der Browserzeile angezeigt und der Nutzer landet nicht auf einer Extraseite mit allen Suchtreffern. Ist ein relevantes Ergebnis dabei, kann der Nutzer direkt auf die gewünschte Webseite surfen und spart sich einen Klick. Wen die Suche von Cliqz nicht überzeugt, findet in den Einstellungen auch Alternativen. Darunter auch die unter Datenschutzfans beliebte Suchmaschine „Duckduckgo“, die eine anonymisierte Suche ermöglicht.

Relevante Sucherergebnisse zeigt Cliqz direkt in der Adresszeile an.
Der Nutzer schaut ins Cockpit
Dass es ganz ohne Datensammlung im Internet nicht geht, wissen auch die Macher von Cliqz. Sie unterscheiden aber zwischen personenbezogenen und anonymisierten Daten, die ohne schlechtes Gewissen erfasst werden können. Welche das sind, kann der Nutzer im so genannten Transparenz-Cockpit einsehen. So erkennt der Nutzer bei jeder einzelnen angezeigten Seite, welche Daten übertragen wurden, und findet zudem Erläuterungen, was es mit den einzelnen Datentypen auf sich hat. Dieser transparente Ansatz ist lobenswert.
Konkurrenzfähig - mit einer Ausnahme
Auf rein technischer Ebene kann Cliqz mit der namhaften Konkurrenz Chrome, Edge oder Firefox mithalten. Das Surfen funktioniert flüssig. Auch die Kompatibilität mit modernen HTML-5-Webseiten macht den Browser konkurrenzfähig. Allerdings müssen sich Nutzer damit abfinden, dass sie keine Zusatzprogramme installieren können – wie sie es von anderen Browsern gewohnt sind. Das lässt sich mit dem starken Sicherheitsbewusstsein der Cliqz-Macher erklären. Denn nicht bei jedem Zusatzprogramm lässt sich abschätzen, ob es sicher ist oder dem Nutzer am Ende sogar schadet.
Fazit: Einen Versuch wert
Der Ansatz, dem Nutzer ein sicheres und anonymes Surfvergnügen zu bescheren, ist lobenswert. Gleiches gilt für die Transparenz des Anbieters. Nutzer dürfen sich aber trotzdem nicht der Illusion hingeben, dass sie dank Cliqz nicht mehr im Netz verfolgbar sind. Auch bei den Sicherheitsfunktionen gibt es noch Nachholbedarf. Es bleibt abzuwarten, ob zum Beispiel die Erkennung von Phishing-Seiten besser wird, wenn die Nutzerschaft von Cliqz wächst. Auf technischer Ebene bietet der Browser alles, was Nutzer von einem modernen Browser erwarten – sieht man von der fehlenden Möglichkeit ab, Add-Ons zu installieren. Das Surfen klappt flüssig, die Bedienung ist intuitiv.