City-Rad von Aldi Sicherer radeln

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City-Rad von Aldi - Sicherer radeln

Passend zum Vorfrühlingswetter in der vergangenen Woche präsentierte Aldi-Nord ein City-Rad. Technik und Ausstattung entsprechen weitgehend dem Vorjahresmodell. Auch der Preis liegt bei unverändert 249 Euro. Das Vorjahresrad hatte sich im Schnelltest trotz einiger Mängel ganz achtbar geschlagen. Schon die Werbung zeigt: Aldi hat das Rad weiterentwickeln lassen. Der aktuelle Schnelltest zeigt, wie gut das aktuelle Aldi-Rad in der Variante für Herren geworden ist.

Komfort statt Tempo

Wers sportlich mag, liegt mit dem City-Rad von Aldi falsch. Das Rad wiegt fast 21 Kilo, bringt den Fahrer in eine sehr bequeme, aber wenig windschnittige Position und verspricht mit einer Sieben-Gang-Nabenschaltung und Federn vorn und hinten viel Komfort, aber wenig Tempo. Das City-Rad ist vor allem für nicht allzu ausgedehnte Alltags- und Spazierfahrten gedacht. Wenns flott voran gehen soll und längere Touren anstehen, ist ein Trekkingrad die bessere Wahl.

Montage mit Mängeln

Erste Hürde bei Supermarkt-Fahrrädern ist die Endmontage. Beim Aldi-Rad sind die Pedale schon in der richtigen Stellung in die Kurbelarme geschraubt, so dass eigentlich nur Lenker und Sattel noch in Position gebracht werden müssen. Das macht keine besonderen Schwierigkeiten. Innensechskantschlüssel in den beiden wichtigsten Durchmessern liefert Aldi mit. Allerdings sind sie recht kurz. Damit vor allem die Schrauben am Lenker sicher halten, müssen angehende Radler ziemlich fest zupacken. Für den mit 1,90 Meter größten Testfahrer war das Aldi-Rad selbst bei maximal ausgezogener Sattelstütze schon eine Spur zu klein. Für gemütliche Cityrad-Fahrten kommts auf ein paar Millimeter nicht so an. Für deutlich über 1,90 Meter große Fahrer ist das Aldi-Rad nicht geeignet.

Fehler bei der Einstellung

Nach Anpassung von Lenker und Sattel könnte es eigentlich los gehen. Sollte es aber besser nicht. Die Bremsen brauchen wie schon beim letzten Aldi-Fahrrad dringend Nachhilfe. Sie sind so locker eingestellt, dass sich die Bremshebel bis auf den Lenker ziehen lassen, ohne die volle Wirkung zu erzielen. Ärgerlicherweise reicht die recht kurze Einstellschraube am Bremshebel nicht zum Nachstellen aus. Die test-Radler mussten den Zug an der Bremse lösen und kürzer klemmen, bis die Bremse richtig zupackte. Bei einem der test-Räder klapperte außerdem der Sattel. Eine der beiden Schrauben, die das Gestell hinten mit der Satteldecke verbindet, war nicht richtig fest. Weitere kleine Mängel: Die Bremszüge verlaufen bei von den test-Fahrern bevorzugter Einstellung von Lenkern und Bremen in einem sehr engen Bogen. Das führt zu erhöhtem Verschleiß und erschwert das Bremsen etwas. Die Pedale lassen sich nur schwer drehen und rasten in einer Position fühlbar ein. Eigentlich sollen sie sich ruckfrei und leicht bewegen lassen. Die Sattelstütze ist einige Zehntelmillimeter dünner als das Sattelrohr. Beim Öffnen des Schnellspanners hat sie etwas Spiel im Rohr. Dadurch ist für sicheren Halt mehr Klemmkraft nötig und wird das Sattelrohr stärker beansprucht als nötig.

Sicherheit für Kinderfinger

Klarer Fortschritt gegenüber dem letzten Aldi-Rad: Das Federgelenk hinter dem Sattelrohr ist jetzt sicherer. Es klappt beim Einfedern weniger weit zusammen und hat noch dazu eine Gummimanschette als Griffschutz bekommen, so dass Kindern keine gequetschten Finger mehr drohen. Bei der Fahrt mit Kindern zusätzlich zu beachten: Der Seitenständer ist - wie bei andern Rädern auch - nicht geeignet, das Rad mit Kind abzustellen. Auch mit voll gepacktem Fahrradkorb auf dem Gepäckträger hält der Ständer das Rad nicht in der Balance. Ohne Ballast bleibt das Rad zwar stehen, hat aber schon reichlich Schlagseite.

Ohne Mängel im Härtetest

Auf dem Prüfstand zeigt sich das Aldi-Rad unnachgiebig hart: Kein einziges Bauteil bricht. Das ist ganz und gar nicht selbstverständlich und eine ausgesprochen gute Leistung. Der Test ist hart. Die Belastung entspricht rund 24 000 Kilometern. In den Untersuchungen der Stiftung Warentest ist immer wieder auch teure Markenware zu Bruch gegangen. Das Aldi-Rad aus dem Vorjahr hatte sich schon recht tapfer gehalten und nur kleinere Schwächen am Gepäckträger gezeigt. Starke Werte liefert auch die Bremsenprüfung. Auch bei Nässe erzeugen sie jederzeit genug Verzögerung. Zusätzlich zu den beiden V-Bremsen ist in der Hinterradnabe noch eine Rücktrittbremse eingebaut. Auch sie funktioniert einwandfrei. Nachteil: Bei einem Zwischenstopp lassen sich die Pedale nicht in die fürs Anfahren günstigste Position zurückdrehen.

Freude am Fahren

Beim Fahren geben die test-Fahrer dem Rad für Fahrten mit gemütlichem Tempo gute Noten. Die Federung ist weich und komfortabel. Selbst Kopfsteinpflaster schluckt sie soweit, dass keine unangenehmen Stöße mehr bis zum Fahrer vordringen. Was bleibt, ist ein leicht klapperndes Schutzblech. Sobald der Fahrer mit erhöhtem Körpereinsatz beschleunigen will, wird die weiche Federung zum Nachteil: Statt verschärfte Tritte in Vortrieb zu verwandeln, kommt das Rad ins Schaukeln. Ein Teil der Muskelkraft verpufft in der Federung. Aus dem Sattel aufzustehen und im Wiegetritt zu fahren, geht gar nicht. Bei zügiger Bergabfahrt hat das Aldi-Rad eine Neigung, ins Flattern zu geraten. Mögliche Ursache: Vorderrad und Hinterrad sind seitlich über fünf Millimeter gegeneinander versetzt statt korrekt in der Spur zu laufen. So lange der Fahrer den Lenker im Griff hat, ist alles in Ordnung. Bei freihändiger Fahrt beginnt das Rad sich allerdings regelrecht zu schütteln.

Locker schalten

Die Sram-Schaltung ist gut fürs gemütliche Bummeln geeignet: Der erste Gang ist so leicht, dass auch ungeübte Fahrer Steigungen ohne größere Anstrengung hinaufkurbeln können. Allerdings müssen sie rechtzeitig zurückschalten. Der Fahrer muss nämlich beim Treten kurz locker lassen, damit die Sram-Nabe die neue Übersetzung einlegt. Der Schaltgriff fühlt sich zwar schwammig und unpräzise an, funktioniert aber zuverlässig. Kritik erntet der Multifunkionslenker: Er erlaubt zwar eine entspannte und bequeme Haltung. Aus der von den meisten Testfahrern bevorzugten Griffposition heraus sind allerdings die Bremsen nicht erreichbar. Sicherer sind herkömmliche Lenker. Sie ermöglichen allerdings nur eine Haltung. Gewöhnungsbedürftig: Vorbau und Lenkerstange sind ziemlich flexibel und geben deutlich nach, wenn der Fahrer beim Beschleunigen etwa kräftig am Lenker zieht.

test-Kommentar: Qualitätsarbeit mit Schönheitsfehlern
Im Überblick: Technische Daten und Ausstattung

Im Schnelltest: Das Aldi-Rad 2006

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