Cis Deutsch­land AG Finanzguru stellt Antrag auf Privat­insolvenz

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Immer wieder hat Finanztest seit 2008 vor den hoch­riskanten Garantie-Hebel-Plänen der Cis Deutsch­land AG (Cis AG) ­gewarnt. Sie wurden von Finanzguru ­Daniel Moussa Shahin mit hohen Rendite­versprechen beworben und mithilfe seines dubiosen Finanz­vertriebs Carpediem an Klein­anleger vermittelt. Als die Cis ins Straucheln geriet, gab Shahin 2012 seinen Chef­posten ab. Aktuell können Geschädigte, die Schaden­ersatz gegen Shahin erstritten haben, ihre Forderungen nur schwer voll­stre­cken. Shahin behauptet, kein Geld mehr zu haben. Er hat in London einen Antrag auf Privat­insolvenz gestellt.

Shahin warb mit zwei­stel­ligen Renditen für hoch­riskante Anlagen

Wie vielfach berichtet, hatte die Cis Deutsch­land AG den Geno­HausFonds, die so genannten Garantie-Hebel-Pläne 07, 08 und 09 sowie den Premium Renditefonds 10 angeboten, die zumeist über die dubiose Vertriebs­firma Carpediem vertrieben wurden. Alle Anlagen waren hoch­riskant, was aber in Werbefilmen und Werbeflyern herunter­gespielt wurde. Dort wurde lieber auf zwei­stel­lige Renditen hingewiesen, die Anleger mit den Anlagen erzielen könnten. Um genügend Geld für die riskanten Anlagen aufbringen zu können, wurde Anlegern geraten, ihre Versicherungen, Bauspar­verträge und Spar­produkte zu kündigen und das daraus zurück­fließende Geld in die zweifelhaften Beteiligungen der Cis AG zu stecken. Finanzguru Daniel Shahin aus Seligen­stadt vermarktete die dubiosen Angebote der Cis AG mithilfe der Zeit­schrift „Der Freie Berater“ und des Finanz­vertriebs Carpediem.

Shahin verließ das offen­bar sinkende Schiff

Als klar wurde, dass insbesondere die hoch­riskanten Garantie-Hebel-Pläne der Cis AG scheitern würden, verließ Shahin im August 2012 das offen­bar sinkende Schiff. Die Zeit­schrift „Der Freie Berater“ wurde einge­stellt, der Finanz­vertrieb Carpediem von Shahin dicht­gemacht. Shahin schied aus der Cis AG vor einem möglichen endgültigen Scheitern aus und verkaufte die Aktien an die mit der Frankfurter Skandalfirma S & K verbandelte Midas Management AG. Vorstand dieser Firma war damals Marc-Christian Schraut. Er wurde nun auch Vorstand der Cis AG. Kurze Zeit später wurde er von der Staatsanwaltschaft verhaftet – wegen dubioser Machenschaften rund um die S & K-Firmengruppe. Nachdem die Staats­anwalt­schaft sodann weitere Einzahlungen aus Ratenspar­verträgen an die Cis AG stoppte, forderte die Treuhänderin der Cis AG, die GGV GmbH aus Frank­furt am Main, Anleger der Garantie Hebel Plan ´08 Premium Vermögens­aufbau GmbH & Co. KG auf, die persönlich haftende Gesell­schafterin Cis AG wegen schuldhafter, grober Pflicht­verletzung bei der Ausübung der Geschäfts­führung abzu­setzen. Anleger sollten zustimmen, dass die Edel­weiss Management GmbH neue persönlich haftende Gesell­schafterin wird. Da der Geschäfts­führer der Edel­weiss Management GmbH der frühere lange Zeit als Cis-Vorstand agierende Thomas Heinzinger war, rieten Anleger­anwälte davon ab.

Anwalt: Shahin beantragt Privat­insolvenz, um nicht zahlen zu müssen

Eine Reihe von Anlegern der Cis AG zogen auch gegen Shahin vor Gericht und erstritten Schaden­ersatz. Ihre Forderungen gegen Shahin sind im Ausland allerdings nur schwer voll­streck­bar, erklärt Rechts­anwalt Andreas Schneider-Michel von der Kanzlei Seimetzt & Kollegen aus Ottweiler, die rund 180 Cis-Geschädigte vertritt. Denn Shahin ist nach London gezogen. Am 8. Mai 2016 hat Shahin dort einen Antrag auf Privat­insolvenz gestellt. Der Antrag strotzt vor Selbst­mitleid. Dass Shahin die von vorn­herein völlig unrealistischen hoch­gefähr­lichen Zins­differenz­geschäfte zum Verhäng­nis wurden, steht nicht in dem Antrag. Vielmehr sei sein Leben in Deutsch­land aufgrund der negativen Presse und der persönlichen Beleidigungen unerträglich geworden. Er wolle deshalb nicht mehr nach Deutsch­land zurück und in England bleiben. Im Insolvenz­antrag schreibt er weiter, dass er die aus seiner Sicht völlig unbe­rechtigten Forderungen seiner Gläubiger nicht erfüllen könne. Das sieht Schneider-Michel naturgemäß anders: Er glaubt, dass Shahin Privat­insolvenz beantragt hat, um Schaden­ersatz­ansprüche nicht begleichen zu müssen.

Prozesse wegen Prospekt­fehlern

Viele Anleger, die sich von Shahin und Co. betrogen fühlen, haben auch Schaden­ersatz­prozesse gegen die Cis AG, die Nach­folgerin des Carpediem Vertriebs sowie die Mittel­verwendungs­kontrolleurin GGV Grützmacher Gravert Viegener Part­nerschaft mbB Rechts­anwälte Wirt­schafts­prüfer und Steuerberater ange­strengt. Schneider-Michel hält vor allem Verfahren gegen die Mittel­verwendungs­kontrolleurin für aussichts­reich. Er wirft ihr vor, Anleger im Prospekt nicht darüber aufgeklärt zu haben, dass Shahin Allein­aktionär der Cis AG war. Mehrere Verfahren befinden sich inzwischen in zweiter Instanz vor Ober­landes­gerichten. Sollten sie gewonnen werden, haben Anleger gute Chancen auf Schaden­ersatz­zahlungen.

Finanz­aufsicht: „Garantie-Hebel-Pläne der Cis AG werden abge­wickelt“

Für die CIS Garantie Hebel Plan ´07 GmbH & Co. KG, die Garantie Hebel Plan ´08 GmbH & Co. KG und die Garantie Hebel Plan ´09 GmbH & Co. KG hat die Bafin bereits 2015 die Abwick­lung ange­ordnet. Bei allen drei Gesell­schaften handelt es sich um Investmentfonds in Form von internen Kapital­verwaltungs­gesell­schaften, die ohne Erlaubnis der Bundes­anstalt für Finanz­dienst­leitungs­aufsicht (Bafin) nicht betrieben werden dürfen. Die Bafin hat deshalb einen Abwickler einge­setzt, der die Vermögens­gegen­stände der Gesell­schaften verwerten, offene Forderungen einziehen, Verbindlich­keiten begleichen und das verbleibende Vermögen unter den Gesell­schaftern verteilen soll. Dass Anleger ihr Geld aus den Beteiligungen zurück erhalten, ist aus Sicht von Finanztest allerdings unwahr­scheinlich.

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