Cis AG Fondsidee der Cis AG ist gescheitert

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Cis AG - Fondsidee der Cis AG ist gescheitert

Carpediem-Chef Daniel Shahin und Thomas Heinzinger, Vorstand Cis AG

Finanztest warnt Anleger seit Jahren vor den Fonds der Cis Deutschland AG. Jetzt räumt die Cis ein, dass ihr Konzept gescheitert ist. Der „Garantie Hebel Plan `08“ habe die angestrebten zweistelligen Renditen nicht erzielt. Anstatt den Fonds aufzulösen und Anlegern zu erklären, dass ihr Geld größtenteils weg ist, will die Cis mit einem noch riskanteren Fondskonzept weitermachen.

Cis räumt Scheitern ein

Mit tollen Renditen von 10 Prozent und mehr hatte die Cis AG für ihre Fondsidee geworben. Finanztest war stets skeptisch und hat seit Jahren vor den Fondsmodellen des Unternehmens gewarnt. Nun zeigt sich: Der Plan der Cis AG geht tatsächlich nicht auf. In einem Schreiben der Cis, das Finanztest vorliegt, heißt es: „Aufgrund der geschilderten Marktsituation sind die prospektierten, angestrebten Ergebnisse nicht realisierbar. Dies gilt für sicherlich einen längeren Zeitraum von einigen Jahren“. Deshalb müsse man nun eine Kurskorrektur vornehmen, um das zweistellige Renditeziel doch noch zu erreichen. Dieser Kurskorrektur – gemeint ist eine Änderung des Gesellschaftszwecks – müssten die Anleger aber noch zustimmen.

Verwirrspiel mit dem Abstimmzettel

Dazu sollen die Anleger bis spätestens zum 30. Juni 2011 einen Abstimmungszettel ausfüllen und unterschrieben zurück senden. Das ist jedoch leichter gesagt als getan: Der Abstimmungszettel der Cis AG ist so unverständlich formuliert, dass Anleger versehentlich gegen ihre eigenen Interessen stimmen könnten. Zahllose Anfragen von Anlegern bestätigen, dass die Vorlage höchst verwirrend ist. Gegenüber Finanztest äußerten ehemalige Mitarbeiter des Finanzvertriebs Carpediem, die Zinsdifferenzfonds an Anleger vermittelt haben, dass der Abstimmungszettel absichtlich so irreführend formuliert worden sei. So würden die Fonds-Initiatoren versuchen, die Zustimmung für ihr neues, noch riskanteres Fondsmodell zu bekommen. Von Finanztest befragte Rechtsanwälte bezweifeln, dass die Abstimmungsvorlage überhaupt wirksam ist.

„Schriftlicher Abstimmung widersprechen“

Anleger, die nichts falsch machen wollen, sollten sich umgehend von einer Verbraucherzentrale (zirka 50 Euro) oder einem auf Kapitalanlagerecht spezialisierten Anwalt (Erstberatung maximal 190 Euro plus Mehrwertsteuer und Auslagenpauschalen) beraten lassen. Das ist gut angelegtes Geld: In einer Rechtsberatung kann geklärt werden, ob ein Anleger seinen Vertrag mit der Cis wegen Falschberatung anfechten kann. Rechtsanwalt Klaus Seimetz aus Ottweiler hält das für Erfolg versprechend. So wisse er von seinen Mandanten, dass Mitarbeiter des Finanzvertriebs Carpediem, der die Beteiligungen an den riskanten Zinsdifferenzfonds der Cis AG vermittelt hatte, die Fonds als sichere Altersvorsorge empfohlen hätten. Um die gesetzte Frist (30. Juni 2011) einzuhalten, ist nach Ansicht des Anwalts zunächst nur nötig, der schriftlichen Beschlussfassung über die Änderung des Gesellschaftszwecks zu widersprechen. Das geht, indem Anleger in der ersten Zeile des Abstimmungszettels ein Kreuz setzen. Stimmen 30 Prozent der Anleger auf diese Weise gegen eine schriftliche Abstimmung, muss die Cis eine Gesellschafterversammlung einberufen. Dort könnten dann beauftragte Anwälte die Interessen der Anleger wahrnehmen.

Die Gründe des Scheiterns

Für das Scheitern des Fondskonzepts macht Thomas Heinzinger, Vorstand der Cis, vor allem die Finanzkrise des Jahres 2008 verantwortlich. Die Cis habe die Krise bei der Auflage des Fonds nicht vorhersehen können. Der „Garantie Hebel Plan `08 Premium Vermögensaufbau“ kam Mitte Juli 2008 auf den Markt. Zudem „hebelten“ die Zinsdifferenzgeschäfte des Fonds dessen Rendite nicht nach oben, so wie es sich die Initiatoren erhofft hatten.

So sollte das Modell funktionieren

Funktionieren sollte das Geschäft so: Ein Anleger zahlt 10 000 Euro in den Fonds ein. Zusätzlich nimmt der Fonds für den Anleger dann weitere 10 000 Euro Kredit auf. Für den Kredit zahlt der Fonds 4 Prozent Zinsen jährlich. Die 20 000 Euro werden vom Fonds anschließend gewinnbringend angelegt. Bei einer angenommenen Rendite der Zielanlagen von 8 Prozent soll der Anleger dann einen sogenannten Zinsdifferenzgewinn in Höhe von 4 Prozent erzielen. Nach Abzug der Kreditzinsen blieben dann von der Anlagerendite 4 Prozent übrig. Diese 4 Prozent schlägt die Cis AG auf die erwartete Anlagerendite des Kunden von 8 Prozent drauf und kommt so auf eine Gesamtrendite von 12 Prozent auf das Eigenkapital. In der Theorie las sich das alles sehr Erfolg versprechend. In der Praxis fielen die Renditen für die Zielanlagen aber sehr viel niedriger aus. Das Rechenbeispiel ist nun Makulatur.

Kreditgebende Banken zogen sich zurück

Als das Zinsdifferenzgeschäft aus dem Ruder lief, haben offenbar auch die kooperierenden Banken kalte Füße bekommen. Die Cis AG schreibt, dass sie nur noch zu einer einzigen kreditgebenden Bank „in positiver Geschäftsbeziehung“ stehe – und selbst diese Bank zeige „Befindlichkeiten“ und „Dünkel“. Die Bank wolle – auch wegen der negativen Berichterstattung der Stiftung Warentest über Zinsdifferenzgeschäfte – nicht mit dem Hebel-Modell in Verbindung gebracht werden. Sie habe eine „Verschwiegenheitsvereinbarung“ von der Cis verlangt. Jetzt müsse sogar täglich damit gerechnet werden, dass die Partnerbank von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch mache. Die einzelnen Fonds müssten sich deshalb frühzeitig wappnen.

Anleger haben 250 Millionen Euro gezeichnet

Im Cis-Schreiben heißt es weiter, dass Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Fondskonzept ohnehin vorhersehbar gewesen seien, weil die Bank ihre Kreditzusage begrenzt habe. Anleger hätten bei den bisher aufgelegten drei Zinsdifferenzfonds über 250 Millionen Euro gezeichnet. Bisher hätten die Anleger aber erst 20 Prozent des Geldes eingezahlt. Da die Fonds jedoch einen Kreditbedarf von insgesamt 400 Millionen Euro hätten, sei die von der Bank gesetzte Höchstgrenze bald überschritten.

Künftiges Konzept ist noch riskanter

Die eigene Zielsetzung und die eingetretenen Risiken – so das Cis-Schreiben – zwängen die Fondsgeschäftsführung jetzt dazu, das Konzept zu ändern und den Fonds auf breitere Füße zu stellen. Im Klartext heißt das: Um das Ziel einer zweistelligen Rendite aufrecht erhalten zu können, will der Fonds in noch riskantere Anlagen investieren – ähnlich wie es schon beim zuletzt aufgelegten „Premium Rendite Fonds `10 AG & Co. KG“ der Fall ist. Gefährlich: Anleger sollen einem Blindpool-Modell zustimmen. Die Cis darf ihr Geld danach in Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Kapitalanlagen und Projekte aller Art investieren. Bei so einem Modell erfahren Anleger nicht, wie ihr Geld investiert wird. Besonders riskant am neuen Fondskonzept sind zudem die „erweiterten Handlungsspielräume“, die die Geschäftsführung erhalten soll. Danach dürfte die Cis das Anlegergeld auch in Unternehmen investieren, mit denen sie selbst verbunden sind.

Investitionen ohne Zustimmung getätigt

Pikant: Ausweislich eines Finanztest vorliegenden Schreibens, investiert die Cis bereits im Vorgriff auf die erwartete Zustimmung der Anleger zum neuen Fondskonzept in riskante Unternehmensbeteiligungen. Insgesamt wurden 2,9 Millionen Euro in Immobilien sowie im Bereich Medien und Photovoltaik investiert. Nach Angaben der Cis versprechen alle drei Investitionen Renditen von 20 Prozent im Jahr. Sollten die Gesellschafter die Investitionen nicht per Beschluss billigen, müssten sie rückabgewickelt werden.

Führungskräfte verlassen Vertrieb

Die schlechte wirtschaftliche Lage der verschiedenen Fonds der Cis AG wirkt sich inzwischen auch auf den Finanzvertrieb Carpediem aus. Immer mehr Führungskräfte und Vertriebspartner verlassen das Unternehmen. Sie fürchten, dass die Fonds Pleite gehen. Wie dramatisch die Situation ist, zeigen Briefe des Carpediem-Chefs Daniel Shahin. Er warnt Anleger vor den angeblich üblen Methoden seiner ehemaligen Geschäftspartner. Diese würden versuchen, Kunden zur Vertragsauflösung zu überreden.

Bericht über Carpediem bei PlusMinus

Das ARD-Wirtschaftsmagazin PlusMinus sendet am Dienstag, den 28. Juni 2011 um 21:50 Uhr eine Reportage über den Finanzvertrieb Carpediem und seinen Gründer Daniel Shahin.

Auf der Warnliste: Cis-Fonds und Finanzvertrieb Carpediem
Report: Rechtsstreit mit Carpediem
Report: Riskante Produkte mit Tüv-Siegel
Report: Insider berichten über Carpediem

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Ehrlicher am 24.05.2013 um 09:07 Uhr
......und ich hatte doch Recht

Hallo zusammen.
Wie sich herausstellte hatte ich mit meinen Warnugen und Voraussagen doch Recht.
Frage mich nur, wie so viele darauf hereinfallen und trotz Warnungen an dieses System glauben konnten.
Aber...vermutlich ist ( war) es schade um meine Zeit, die ich hier am PC dafür verbringe um viele leichtgläubige Menschen zu warnen.
Wenn man vieles hier so liest, habe ich doch den Eindruck, dass irgendwie eine Art Gehirnverwaschung stattgefunden haben muss - bei Einigen-.
Nunja, in diesem Sinne....
Viele Grüße

Ehrlicher am 29.07.2011 um 20:05 Uhr
Noch was

http://www.test.de/themen/geldanlage-banken/meldung/Carpediem-Riskantes-Investment-4192501-4192503/

Ehrlicher am 26.07.2011 um 23:13 Uhr
Bitte anklicken und lesen!!!!!

http://www.diebewertung.de/?p=42589
Teilzitat: So rief Daniel Shahin zur Gewalt auf und erklärte: Menschen, die seine Ideen zum Vermögensaufbau nicht verstünden, gehörten wegen Dummheit an die Wand gestellt.

Ehrlicher am 26.07.2011 um 22:07 Uhr
Link

Vielleicht interessant für einige:
http://betrug.over-blog.de/article-71997467.html

Ehrlicher am 26.07.2011 um 21:55 Uhr
Schon interessant

Wahre und sinnvolle Kommentare, die sich NICHT gerade FÜR Carpediem aussprechen werden zunehmend mit negativen Bewertungen abgewertet.
Könnte es sein, dass sich sogenannte "Mitarbeiter" und "Führungskräfte" von Caqpediem gezielt hier tummeln?