Die kleinen Boxen und Sticks bringen Filme und Serien aus dem Internet auf Fernseher, die keinen Netzzugang haben. Sie peppen sogar smarte TV-Geräte auf.
Testergebnisse für 9 Streaminggeräte 1/2017
Auf der Couch herumlümmeln und selbst Programmchef sein – willkommen beim Fernsehen der Gegenwart. Das Internet spendiert TV nach Wahl. Dort stehen beliebte Serien und Filme in Online-Videotheken bereit, Videos bis zum Abwinken auf Youtube oder der verpasste „Tatort“ in der ARD-Mediathek.
Neuere Fernseher besitzen meist einen eigenen Internetzugang, ältere Modelle brauchen Nachhilfe. Streamingboxen und -sticks machen sie fit fürs Netz, sie lassen sich einfach ins Fernsehgerät einstöpseln. Die kleinen Helfer übertragen Internet-Videodateien in überschaubaren Datenpaketen direkt auf den Fernseher. Streamen bedeutet: Der Nutzer muss den Film nicht komplett herunterladen, sondern kann ihn betrachten, während er übermittelt wird.
Gute von 39 bis 179 Euro
Fünf der sieben Streaminggeräte sorgten im Test für Sehvergnügen. Testsieger Apple TV lässt sich am einfachsten bedienen und liefert eine überzeugende Bildqualität. Apple verlangt happige 179 Euro für seine Box. Gut schneidet auch der Chromecast-Stick von Google ab, er kostet nur 39 Euro.
Den brandneuen Google Chromecast Ultra mit 4k-Auflösung prüften wir kurz vor Redaktionsschluss in einem Schnelltest. Er ist doppelt so teuer wie der einfache Chromecast – eine Investition, die sich kaum lohnt (Schnelltest Chromecast Ultra). Auch zwei Alternativen zu Streaminggeräten haben wir uns angesehen – Display-Adapter. Sie spiegeln den Bildschirminhalt eines Tablets oder Smartphones auf den Fernseher.
Zugang zu Videoportalen
Interessant sind Streamingboxen und -sticks vor allem für Nutzer, die Internetinhalte auf einem Fernseher ohne integrierten Internetzugang abspielen wollen. Das kann ein älteres Modell sein oder der Zweitfernseher in der Küche.
Aber selbst wer einen modernen Fernseher mit Internetanbindung besitzt, kann Freude an einer Streamingbox oder einem Stick haben. Sollte sein smartes TV-Gerät zu denen gehören, die mit Apps geizen, kann er sich mehr davon auf den Fernseher holen. Die Apps bringen Videoportale wie Maxdome zum Laufen (Test Online-Videotheken, test 1/2017).
Zwei Voraussetzungen müssen fürs Streamen auf das TV-Gerät erfüllt sein: Nutzer brauchen eine Internetverbindung und einen Fernseher mit HDMI-Anschluss, um das Streaminggerät anstecken zu können.
Bildsprünge und ruckelnde Videos
Ins Netz gelangen alle Testkandidaten bis auf den Display-Adapter von Microsoft drahtlos über das lokale Netzwerk (WLan). Das ist praktisch, weil kein zusätzliches Kabel im Raum herumliegt. Allerdings ist die Empfangsqualität bei WLan an verschiedenen Orten in der Wohnung sehr unterschiedlich. Schlechter Empfang kann zu ruckelnden Videos führen. Eine gute Leistung zeigten Amazon, Apple, Google und Humax im Test. Mit Minix und Xoro liefen die Filme weniger flüssig. Abhilfe kann ein Lan-Kabel schaffen – allerdings nicht bei Google Chromecast und Amazon Fire TV Stick. Sie haben dafür keinen Anschluss.
Bildqualität schwankt zum Teil
An ruckelnden, springenden oder zitternden Bildern ist nicht immer das Streaminggerät schuld. Die Bildqualität stimmt nur, wenn das gewählte Videoportal Filme in guter Auflösung bereitstellt, eine schnelle Internetverbindung für eine flotte Datenverarbeitung sorgt und das Heimnetzwerk nicht ausgelastet ist.
Bei optimalen Empfangsbedingungen zeigten alle Streamingboxen und -sticks bis auf den Amazon Fire TV Stick Videos in guter Bildqualität. Besser als der Stick macht es die Box von Amazon. Sie heißt ebenfalls Fire TV, bietet aber eine deutlich höhere Bildqualität – insbesondere bei Filmen aus der Amazon-Videothek. Bei Apple überzeugen Videos aus dem eigenen Multimedia-Programm iTunes genauso wie die von Konkurrenzportalen wie Netflix.
Tipp: Für eine bessere Bildqualität schalten Sie während des Videoschauens andere Geräte im Heimnetzwerk ab, die viele Daten verbrauchen. Eine schnellere Internetleitung kann auch helfen.
4k-Videos sind verzichtbar
Alle Streaminggeräte liefern hochaufgelöste Filme in Full HD. Schärfere Videos mit vierfacher HD-Auflösung (4k) versprechen Amazon Fire TV, Chromecast Ultra und Minix. Die Qualitätsunterschiede im Vergleich zu Full HD sind aber so gering, dass selbst unsere geschulten Tester sie kaum wahrnehmen konnten. Zudem werden bei 4k-Videos so viele Daten transportiert, dass für eine passable Bildqualität meist ein Lan-Kabel nötig ist.
Tipp: Eine Alternative zum lästigen Kabel ist ein zusätzlicher Adapter für Power-Lan. Der wird in die Steckdose gesteckt und baut ein stabiles lokales Netzwerk über die Stromleitung auf. Kosten: 30 Euro aufwärts.
Technik leicht gemacht
Dirigieren lassen sich die meisten Boxen und Sticks über eine mitgelieferte Fernbedienung. Die von Amazon Fire TV und Apple bieten eine brauchbare Sprachsteuerung. Sagt der Nutzer etwa „Julia Roberts“ ins integrierte Mikrofon der Fire-TV-Fernbedienung, wird die Amazon-Filmbibliothek nach Filmen der Schauspielerin durchsucht. Ähnlich funktioniert das mit der Suche nach bestimmten Filmen, Serien und Genres. Abspielen lassen sich Amazon-Videos per Sprachbefehl aber nicht. Bei Apple geht das immerhin mit Inhalten aus iTunes. Anbieterfremde Apps wie die von Youtube lassen sich bei beiden nicht über Sprache steuern.
Smartphone als Fernbedienung
Es muss nicht immer die Fernbedienung sein. Nutzer können alle Streaminggeräte – bis auf Minix – auch per App über ein Smartphone steuern. Sonderlinge sind die Chromecast-Sticks von Google. Sie lassen sich ausschließlich übers Smartphone bedienen. Ist ein Chromecast einsatzbereit, können Nutzer in Googles App-Portal „Play“ unter zahlreichen Programmen wählen, die ein „Cast“-Symbol tragen – ein Rechteck mit WLan-Zeichen. Wer in der App ein Video auswählt und das Cast-Symbol antippt, bringt es auf dem Fernseher zum Laufen. Videos aus Apps ohne Cast-Symbol lassen sich mit den Google-Sticks nicht wiedergeben.
Testsieger mit Eigenheiten
Richtig rund läuft die Streamingbox Apple TV – mit Bestnoten bei Bild und Ton, Handhabung sowie Stromverbrauch. Der Testsieger ist allerdings hauptsächlich als Zugang zu Apple-Streamingdiensten wie iTunes gedacht, viele andere Videoportale unterstützt die Streamingbox nicht. Amazon Video, Maxdome, Telekom Videoload oder Google Play lassen sich mit Apple TV nicht nutzen. Apple gewährt nur zwei Fremden den Zugang: Netflix und Sky.
Tipp: Wer Filme oder Serien in mehreren Online-Videotheken oder bei einem bestimmten Dienst leihen will, sollte sich vor dem Kauf eines Streaminggeräts genau ansehen, welche Videotheken es bereitstellt (Testergebnisse, Einzelproduktansicht, Videodienste).
Private Videos laufen auch
Einige der Testkandidaten streamen auch Fotos und Videos vom letzten Urlaub oder Filme vom heimischen Computer auf den Fernseher. Die Geräte von Apple, Google, Humax und Minix sind Medienspieler und greifen auf Inhalte aus dem Heimnetzwerk zu. Richtig gut klappte das bei Apple, Google und Humax, nur bei Minix gab es starke Störungen.
Spiegeln statt streamen
Filme und private Dateien, die sich nicht auf den Fernseher streamen lassen, können dennoch dort landen: Die Testkandidaten können auch alles auf den TV-Bildschirm spiegeln, was auf dem Display eines Smartphones angezeigt wird. Dafür bauen Handy und Streaminggerät eine Verbindung über WLan auf, im Unterschied zum Streamen ist kein Router erforderlich.
So lassen sich Netflix-Filme zum Beispiel auch über die Box von Humax abspielen, die von Hause aus nur Videos der Dienste Maxdome und Juke ermöglicht.
Aber Achtung: Beim Spiegeln zeigt der Fernseher die Videos nur in der Auflösung des Smartphones. Die Bildqualität ist meist sichtbar schlechter als beim Streamen.
Adapter für den kurzen Einsatz
Es gibt auch Adapter, die aufs Spiegeln spezialisiert sind. Zwei haben wir geprüft. Ihr Vorteil: Sie sind klein, lassen sich sehr flexibel einsetzen und tauschen Daten ohne WLan über eine direkte Funkverbindung zum Smartphone oder Tablet aus. Der Adapter von Microsoft spiegelt sogar Inhalte des PCs, arbeitet allerdings nicht mit Geräten von Apple zusammen. Beim Adapter von Optoma gab es im Test Probleme mit der Bedienung, mehr als einmal war ein Neustart nötig. Beide Adapter sind praktisch für kurze Vorführungen, wie das Abspielen eines Urlaubsvideos. Wegen der geminderten Bildqualität empfehlen wir sie aber nicht als Alternative für den gemütlichen Filmabend.
Spioniert wird nur im Film
Welche Serien ein Zuschauer mag, erfahren die Anbieter der Streaminggeräte nicht. Wir haben geprüft, ob die Geräte Daten senden, die sie nicht zum Funktionieren brauchen. Keines verschickte kritische Daten – auch nicht Google. Filmfans können es sich im neuen Fernsehzeitalter richtig bequem machen und schauen, was sie wollen.
Maßgeschneiderte Unterhaltung aus dem Netz...
...der Zuschauer stellet sein Programm selbst zusammen. 76 % der deutschen Internetnutzer streamen laut einer Studie der Verbraucherzentralen Videos aus dem Netz.

Online-Videotheken wie Netflix oder Maxdome verleihen Filme und Serien. © Stiftung Warentest

Youtube liefert eine große Auswahl an Musikvideos, Erklär- und Spaßfilmchen. © Stiftung Warentest

Mediatheken von Fernsehsendern bieten den Zugriff auf verpasste Sendungen. © Stiftung Warentest
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- Videostreaming boomt, vor allem durch Originals – eigenproduzierte Filme und Serien. Wie Netflix, Amazon und andere Video-on-Demand-Portale abschneiden, zeigt unser Test.
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- Sie sorgen für ein Klangerlebnis wie im Kino: Im Test mussten sich zwölf AV-Receiver beweisen. Viele Geräte schneiden gut ab. Umso mehr kommt es auf die Ausstattung an.
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Hallo
Schade, dass nicht aufgenommen wurde, ob die Geräte die Mediatheken von ARD, ZDF und arte unterstützen.
Ansonsten war mir der Test ein guter Ratgeber.
Schöne Grüße
KT
Die ct hat einen Kurztest kostenlos auf ihre Website gestellt, zu dem es auch schon zwei "politische" und einen technisch weiterführenden Kommentar gibt. Letzter und der Test bestätigen alles, was an Negativem zu erwarten war.
Der Stick läuft nur mit der dazugehörigen Software und die ist ein unausgegorener Schnellschuss zum Start, der moderne Hardware nicht ausnutzen kann und so selbst damit leistungshungrig ist. Aber das könnte sich ja noch bessern... Wenn genug davon verkauft werden und das Ding nicht einer der typischen TV-Ladenhüter bleibt, derer wir schon so einige erlebt haben.
DVB-T2-HD wird sich m. E. etlicher Kunden und damit der Rechtfertigung, auch aus Gebühren finanziert worden zu sein, selbst berauben. Neben ohnehin nur (!) 2,3 Mio Exklusiv-Usern, deren viele man potenziell verprellt, verärgert man so ziemlich jeden bisherigen Notebook- und Zweitgeräte-DVB-Benutzer. Das geht gleich mehrfach gut ins Geld...
Mein Eindruck aus dem erwähnten Erfahrungsbericht:
Wenn die Software des Sticks bei dem Core i5 des Users bei 25% Last "anschlägt" und es trotzdem von Zeit zu Zeit ruckelt (wie dort beschrieben) und dabei primär ein Kern belastet ist (leider nicht genau genug beschrieben, aber sehr naheliegend), würde das m. W. darauf hindeuten, dass die SW oder HW nicht optimal auf Mehrkerner angepasst ist (oder sein kann) und es doch mehr auf den Prozessortakt ankommt, als die Verpackung glauben machen kann, da eine entsprechende Angabe fehlt.
Irgendwie zahlen wir immer wieder erneut für die Technik(folgen)-Inkompetenz der Politik - sollten wir sie und die Lobby nicht endlich mal daran verhungern lassen? Das nächste (dann ewig zu beschönigende oder für uns noch teurer werdende) Fiasko steht ja schon bevor (Maut). Und dazu die gehypte Elektromobilität - die ersten Besucher mit eBike-Akkus hatten wir schon im Repaircafe - war vom Timing her zu erwarten.
Gestern habe ich beim Ringplaneten in Köln einen (noch?) recht großen Haufen "Freenet" USB-Sticks gesehen. 59,99 € pro Stück (= UVP).
Mindestanforderung lt. Verpackung:
6 GB RAM und Core i3 (ohne Angabe des Prozessortaktes). Im Web hab ich irritierenderweise nichts dazu gefunden.
Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass die bloße Erfüllung der Mindestanforderungen den Komfort oder die Videoqualität reduziert. Wer Genaueres inkl. erstem privatem Erfahrungsbericht lesen will, kann das Forum von "Digitalfernsehen" oder auch die Website von "Dehnmedia" durchforsten oder die Suchmaschinen bemühen, es zu tun. Darin jeweils weitere interessante Links.
Der Stick macht aus dem PC wohl nicht mehr als einen simplen Fernseher und ein einziger Monat kostenlose Testdauer soll für PC-User (im Gegensatz zu Boxen) reichen. Immerhin gibt es wohl ein monatlich kündbares Abo für diejenigen, die nur im Urlaub (oder in Reha, Kur etc.) das Notebook zum Fernsehen nutzen wollen.
Bleibt für mich die Frage offen, ob der CC Ultra - entgegen Ihrem Kurztest - neben LAN nicht doch einen entscheidenden Vorteil hat: HEVC-Decodierung? (Siehe Widevine Quarterly Partner Update - Q3 2016.)
Auch bei den anderen Streaming-Boxen und -Sticks ist das nicht klar, zumal es nichts mit UHD/4k zu tun haben muss - oder kann das delegiert werden an den (HEVC-fähigen!) Fernseher - mein Wissen über HDMI reicht gerade nicht aus...
Sonst ist man ja auf das Wohlwollen der Programmanbieter angewiesen, im Bedarfsfall auf unterstützte Codecs zurückzufallen. Auch im Web ist ja nicht auszuschließen, dass HEVC schon mit 720p oder 1080p benutzt werden wird, um Streamingvolumen zu sparen. Oder man muss im eigenen LAN erst transcodieren, was das Abspielgerät zum Witz macht, ob nun "self contained" oder als Renderer mit externem Controlpoint (wie eben CC). Ein Software-Update wird's mangels Leistung oft nicht richten können. Eine weitere Problematik könnte sich mit neuen Audio-Codecs ergeben.