
Muskelschmerzen. Sie sind eine bekannte Nebenwirkung von Statinen. © Getty Images
Statine senken erhöhte Blutfette und beugen Folgeerkrankungen vor. Sie werden aber mit Muskelbeschwerden in Verbindung gebracht – oft zu Unrecht, zeigen Studien.
Statine sind sehr wirksam
Etwa 7,6 Millionen Menschen in Deutschland nahmen 2020 täglich ein Statin ein. Die CSE-Hemmer können sehr wirksam erhöhte Blutfette senken. So verringern sie das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und sind nachweislich lebensrettend. Bei Medikamenten wie Statinen mit nachgewiesenem Nutzen ist es wichtig, sie nicht sofort bei Auftreten von leichteren unerwünschten Wirkungen abzusetzen. Ein hoher Cholesterinspiegel tut nicht weh, schädigt aber auf Dauer die Gefäße.
Muskelschmerzen als Nebenwirkung
Statine können unerwünschte Wirkungen auf die Muskulatur haben. Bei 1 bis 10 von 100 Personen, die mit einem Statin behandelt werden, treten Muskelschmerzen besonders in den Beinen auf – oft im ersten Behandlungsjahr oder bei einer Dosiserhöhung. Sie sind aber meist nicht schwerwiegend und ähneln einem Muskelkater.
Schwere Muskelschäden treten sehr selten auf. Muskelbeschwerden unter einer Statintherapie können auch durch eine so genannte Nocebo-Reaktion ausgelöst werden. Dieser Effekt ist das Gegenstück zum bekannten Placebo-Effekt.
Von eingebildeten (Neben-)Wirkungen
Placebo kommt aus dem lateinischen und bedeutet „ich werde gefallen“. Beim Placebo-Effekt wirkt auch ein Scheinmedikament positiv auf Krankheitsbeschwerden.
Nocebo, übersetzt „ich werde schaden“, beschreibt den gegenteiligen Effekt. So kann eine negative Erwartungshaltung aufgrund von Informationen aus dem Beipackzettel, Medienberichten oder früherer Erfahrungen zu negativen Wirkungen führen – sogar bei einer Scheinbehandlung.
Studienergebnisse belegen Nocebo-Effekt
Muskelbeschwerden sind häufig der Grund, weshalb Statine von Patientinnen und Patienten abgelehnt werden. Neue Erkenntnisse zeigen nun, dass Statine oft zu Unrecht für solche Beschwerden verantwortlich gemacht werden. Belege liefert unter anderem eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie: 200 Teilnehmende bekamen mehrmals über einige Wochen ein Statin oder ein Scheinmedikament – ohne zu wissen, was sie wann schluckten. In den Zeiträumen kam es aber etwa gleich oft zu Muskelbeschwerden. Sie waren also wohl meist keine echte Nebenwirkung der Statine.
Den Nocebo-Effekt ausschließen
Bei leichten Muskelbeschwerden können Ärzte und Betroffene ein paar Punkte abklären und so besser einschätzen, ob es sich um einen Nocebo-Effekt handelt. Dazu einige Beispiele:
- Zeitlichen Zusammenhang abklären. Zu Muskelschmerzen kommt es oft im ersten Jahr der Behandlung oder wenn die Dosis der Statine erhöht wurde.
- Alternative Ursachen ausschließen. In den meisten Fällen wird es sich um einen einfachen Muskelkater handeln, der nach einigen Tagen von alleine wieder vergeht. Muskelbeschwerden können auch durch Virusinfektionen oder verschiedene andere Erkrankungen wie etwa Rheuma verursacht werden.
- Wechselwirkungen checken. Die erwünschten und unerwünschten Wirkungen von Statinen können sich durch andere Medikamente verstärken. Dann steigt die Gefahr von Muskelschäden.
Patientinnen und Patienten, die Statine einnehmen und Nebenwirkungen vermuten, sollten mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt sprechen – etwa wenn Muskelschmerzen länger als zwei Tage anhalten und nicht auf sportliche Aktivität zurückzuführen sind.
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