
Cholesterinsenkende Lebensmittel wie die Margarine Becel pro-activ müssen jetzt einen noch deutlicheren Hinweis zur Zielgruppe tragen. Er soll Menschen mit normalem Cholesterinspiegel davon abhalten, die Produkte zu verzehren. Laut Studien greifen nämlich auch Verbraucher ohne Cholesterinprobleme dazu, obwohl kritische Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Die gesundheitsbezogene Angabe „senkt aktiv den Cholesterinspiegel“ darf von Anbietern weiterhin verwendet werden.
Nicht für Menschen ohne Cholesterinprobleme
Wenn Lebensmittel wie Margarine, Joghurt-Drinks und Brot versprechen, einen überhöhten Cholesterinspiegel mit zugesetzten Pflanzensterinen zu senken, müssen sie ab jetzt einen neuen Hinweis tragen. Er lautet: „nicht für Personen bestimmt, die ihren Cholesterinspiegel im Blut nicht zu kontrollieren brauchen.“ Dazu verpflichtet die EU-Verordnung 718/2013, die am 15. Februar 2014 in Kraft getreten ist. Die Margarine Becel pro-activ von Unilever ist eines der bekanntesten Produkte, das davon betroffen ist. Der neue Hinweis ersetzt den bisherigen, der weicher formuliert war: „exklusiv bestimmt für Menschen mit einem überhöhtem Cholesterinspiegel.“ Zurzeit finden sich noch Produkte mit altem Hinweis im Handel. Produkte mit neuem Hinweis seien aber schon ausgeliefert, heißt es bei Unilever.
Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen
Hintergrund für den neuen, strengeren Wortlaut ist unter anderem die jahrelange Diskussion über mögliche Nebenwirkungen cholesterinsenkender Lebensmittel. So zeigen Studien, dass die zugesetzten Pflanzensterine die Aufnahme bestimmter Carotinoide und fettlöslicher Vitamine verringern sowie den Pflanzensterinspiegel im Blutplasma erhöhen – beides ist nicht erwünscht. Tierversuche deuten an, dass ein hoher Verzehr von cholesterinsenkenden Lebensmitteln das Risiko für Gefäßschäden steigern könnte. Noch lassen sich aus all dem gesundheitliche Risiken für den Menschen nicht genau abschätzen. Vorsorglich empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa), den täglichen Verzehr von Pflanzensterien für Erwachsene mit hohen Cholesterinwerten auf 3 Gramm zu begrenzen. Kinder unter 5 Jahren, Schwangere und Stillende sollten Produkte mit zugesetzten Pflanzensterinen überhaupt nicht nutzen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Verbrauchern, diese Lebensmittel nur bei nachweislich erhöhtem Cholesterinspiegel zu verzehren. Und die Politik solle keine weiteren Lebensmitteltypen mit Phytosterinszusatz zulassen, fordert das BfR. Die Verbraucherorganisation Foodwatch macht sich gar für ein Verkaufsverbot stark.
Nicht nur Zielgruppe verzehrt Phytosterine
Lebensmittel mit zugesetzten Pflanzensterinen stehen im Supermarkt unmittelbar neben herkömmlichen Lebensmitteln. Das birgt die Gefahr, dass auch Menschen ohne Cholesterinprobleme die speziellen Lebensmittel einkaufen und verzehren – aus Versehen oder wegen vermeintlicher Gesundheitsvorteile. 2007 hatte eine repräsentative Befragung der Verbraucherzentralen und des Bundesinstituts für Risikobewertung ergeben, dass fast die Hälfte der Konsumenten von Lebensmitteln mit zugesetzten Pflanzensterinen gar keine erhöhten Cholesterinspiegel hatten. Weiteres Umfrageergebnis: Viele Patienten, die Medikamente wegen erhöhter Cholesterinwerte einnahmen, verordneten sich selbst noch cholesterinsenkende Lebensmittel und hatten das nicht mit ihrem Arzt besprochen. Dazu fordert aber schon seit langem ein Hinweis auf den Produkten auf, der auch künftig dort stehen muss.
Produkte wirken tatsächlich
Die Margarine Becel pro-activ hat im Jahr 2000 als erstes Lebensmittel eine EU-weite Zulassung als „neuartiges Lebensmittel“ erhalten. Kurz darauf testete die Stiftung Warentest das Produkt (siehe: Medizin auf dem Brot). 2009 bestätigte die Efsa für diese Margarine sowie weitere Produkte mit zugesetzten Phytosterinen die cholesterinsenkende Wirkung im Rahmen der Prüfung gesundheitsbezogener Angaben (Health Claims). Daher darf auf der Packung von Becel pro-aktiv stehen: „Senkt aktiv den Cholesterinspiegel“. Studien hatten belegt, dass die Lebensmittel bei regelmäßigem Verzehr den Cholesterinspiegel um bis zu 10 Prozent senken können. Dafür ist laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung ein Tagesverzehr von 1 bis 2 Gramm an wirksamen Pflanzensterinen erforderlich. Eine deutlich höhere Dosis an Phytosterinen steigere den Effekt nicht. Der lässt sich mit herkömmlichen Lebensmitteln kaum erzielen: Zwar enthalten fetthaltige, pflanzliche Lebensmittel wie Öle, Nüssen, Samen und Getreide von Natur aus Phytosterine – allerdings nur in geringem Maße. „Mit den üblichen Lebensmitteln verzehrt ein Europäer durchschnittlich zwischen 0,2 bis 0,4 Gramm Pflanzensterine“, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Vegetarier nähmen oft die doppelte Menge auf.
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