
© A. Buck
Der Frühling ist da, doch Feldsalat und Rucola wachsen derzeit oft noch unter Glas oder Folie. In ihren Blättern haben wir viel Nitrat gefunden. Im Test: 28 nicht küchenfertige Salate, darunter sechs Bio-Produkte – zehn Chicorée, neun Feldsalate und neun Rucola. Was die Schadstoffbelastung angeht, sind zwei Salate sehr gut, neun nur ausreichend. Gesundheitlich bedenkliche Rückstände von Pestiziden oder Chlorat fanden wir nicht. Erfreulich schadstoffarm: Chicorée.
Testergebnisse für 28 Salate 04/2017
Liste der 28 getesteten Produkte
Chicorée schlägt Feldsalat und Rucola
Wir haben zehn Chicorée sowie je neun Feldsalate und Rucola aus Discounter, Supermarkt und Biohandel auf Schadstoffe untersucht: Chicorée erzielt durchweg gute und sehr gute Ergebnisse, die meisten Feldsalate sind dagegen wegen Nitratbelastung befriedigend und die meisten Rucola wegen noch stärkerer Nitratbelastung nur ausreichend – mit zwei positiven Ausnahmen: Bei den Feldsalaten liegt eine Bio-Ware deutlich vorn, beim Rucola ist das beste Produkt gerade noch befriedigend.
Wenig Pestizid- und Chloratfunde
Was andere Schadstoffe angeht, müssen sich Salatliebhaber weniger Sorgen machen, wie unser Test zeigt – bis auf eine unerfreuliche Ausnahme: In einem Rucola fanden wir deutliche Mengen Perchlorat – allerdings noch unterhalb des EU-Referenzwerts. Zu viel Perchlorat kann die Schilddrüse hemmen, Jod aufzunehmen. Mögliche Folgen sind Müdigkeit und Infektanfälligkeit. Gesundheitlich bedenkliche Rückstände von Pestiziden oder Chlorat fanden wir in keinem einzigen Salat. Besonders sauber waren auch hier die Chicorée.
Das Gewächs, das im Dunkeln gedeiht
In Bezug auf Nitrat hat das gute Abschneiden des Chicorée auch mit dem Anbau zu tun: Chicorée sprießt ohne Licht aus Zichorienwurzeln. Die Pflanzen haben eine lange Vegetationszeit, sie reifen ab Mai bis zur Ernte im Herbst. Dadurch können sie Nährstoffe wie Kalzium, Phosphor und auch Nitrate optimal verwerten. Nach der Ernte geht es für die Zichorienwurzeln ab in die dunkle Treiberei. Der Chicorée selbst gedeiht dort, ohne je mit Erde in Kontakt zu kommen.
Aus dem Acker in den Salat
Dass wir in Rucola und Feldsalat deutlich mehr Nitrat fanden als in Chicorée, liegt auch daran, dass diese Pflanzen für ihr Wachstum besonders viel von der Substanz aus dem Boden aufnehmen. Zudem brauchen sie Licht, um den Nährstoff optimal verwerten zu können. Die Salate im Test – im Januar mit seinen kurzen Tagen gekauft – bekamen davon nur wenig. Nitrathaltiger Dünger kann die Gehalte zusätzlich erhöhen.
Wenn aus Nitrat Nitrit wird
Nitrat selbst ist relativ harmlos. Es kann jedoch zu Nitrit reagieren: zum Beispiel, wenn beim Transport oder der Lagerung des Grünzeugs die gängige Hygienepraxis missachtet wird – aber auch im Körper, wo es sich zu Nitrosaminen umwandeln kann. Viele dieser Nitrosamine waren in Tierversuchen krebserregend. Für Erwachsene hält die Weltgesundheitsorganisation (WHO) täglich bis zu 3,7 Milligramm Nitrat pro Kilo Körpergewicht für sicher. Doch nicht nur aus Salat und Gemüse nehmen wir Nitrat auf, sondern beispielsweise auch über Gepökeltes. Mancherorts findet sich Nitrat im Trinkwasser.
Bei Gemüse und Salat auf Abwechslung achten
Deshalb ganz auf Grünes zu verzichten, ist aber keine gute Idee. Die positiven Effekte von Gemüse und Obst bewerten sowohl die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung höher als die Risiken durch zu viel Nitrat. Lieber auf Abwechslung achten und von Natur aus Nitratreiches wie Rucola während der Saison von Mai bis Oktober verzehren. Denn dann kommt der hier geerntete Salat nicht aus Gewächshäusern und enthält weniger Nitrat.
Das bietet der Test
- Testergebnisse für 28 nicht küchenfertige Salate (Chicorée, Feldsalat, Rucola).
- Unser Saisonkalender zeigt, wann heimischer Salat reif ist.
- Wir geben Tipps, wie Chicorée weniger bitter schmeckt.
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- Anfangsmilch soll das Baby rundum versorgen. Die meisten Pre-Nahrungen im Test der Stiftung Warentest sind erfreulich gut – aber nicht jedes Markenprodukt.
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- Zero Waste: Die gute alte Sitte, Nahrungsmittel abfallfrei zu verarbeiten, liegt wieder im Trend. Tipps für Spargelreste, welke Blätter und altes Brot.
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- Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät, Borretsch selten zu essen. Er enthält leberschädigende Pyrrolizidinalkaloide (PAs), die im Tierversuch außerdem...
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@rpkrämer: Haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar. Unsere Bewertung orientiert sich am gesetzlichen Höchstgehalt für Rucola im Winter, der an die ungünstigen Anbaubedingungen angepasst ist. Durch die strenge Bewertung wollen wir ins Bewusstsein rufen, dass Nitrat in dunkelgrünem Blattgemüse im Winter ein Problem ist. Wird Nitrat bzw. Nitrit zusätzlich aus anderen Quellen aufgenommen, kann bei den Rucolasalaten im Test die täglich duldbare Menge Nitrat von 3,7 Milligramm pro Kilo Körpergewicht überschritten werden.
Wir raten Verbrauchern deshalb, nitratreichere Gemüse in der Saison zu verzehren. Wir betonen aber, dass im Winter niemand auf die Sorten verzichten muss. Wie etwa das Bundesinstitut für Risikobewertung schlagen wir vor, auf Abwechslung zu setzen. Nitratärmere Kandidaten sind - wie von Ihnen vorgeschlagen Eisbergsalat, Weiß- und Rotkohl oder eben Chicorée.
Vielen Verbrauchern ist bekannt, dass in grünen Salaten und ganz besonders in Rucola vermehrt Nitrat nachgewiesen wird. Im Testtext haben Sie vermerkt, dass Sie ab einer 50 %igen Auslastung des Höchstgehaltes bei Nitrat das Produkt abgewertet haben. Allerdings ist es recht schwer, Rucola im lichtarmen Januar zu erzeugen, der „nur“ 3500 mg/kg Nitrat enthält. Bio ist da auch nicht besser.
Ihr Hinweis, Salate wie Rucola am besten in den Sommermonaten zu essen, ist sicher richtig. Richtig ist aber auch, dass z. B. Eisbergsalat, Weißkohl oder Rotkohl relativ wenig Nitrat enthalten und durchaus auch im Winter als Salat gegessen werden können. Es muss ja nicht das ganze Jahr über (dunkel)grüner Salat sein.
Kommentar vom Autor gelöscht.
@testdxtat
Vielen Dank für Ihren Kommentar. In der Tat haben uns die meisten Anbieter im Test auf Anfrage bestätigt, dass sie ihre Salate nicht ausschließlich von einem Produzenten beziehen. Wenn möglich haben wir deshalb auch den Produzenten bzw. Abpacker angegeben. In unserem Test raten wir nicht explizit von den Produkten einzelner Anbieter ab. Vielmehr versuchen wir die Funde in einen größeren Kontext einzuordnen und wollen unsere Leser so ermutigen, nitratreichere Gemüsesorten saisongerecht zu verzehren.
Trotz allem halten wir es für sinnvoll, die Einkaufsstätte zu nennen: Einerseits wollen wir unseren Lesern so eine Orientierung geben, wo die von uns getesteten Produkte im Regal liegen könnten. Andererseits stellen die Handelsketten nach eigenen Angaben meist Anforderungen an die Produzenten, führen eigene Prüfungen durch und haben dadurch auch einen gewissen Einfluss auf die Qualität der angebotenen Produkte.
(akl/aci)
Kommentar vom Autor gelöscht.