
Die test-Experten Thomas Müller und Michael Koswig.
Die Strompreise sind in den vergangenen 10 Jahren um rund zwei Drittel gestiegen, zum Jahreswechsel noch einmal kräftig. Doch mit pfiffigen Spartricks lassen sich die Stromkosten deutlich verringern – in vielen Haushaltsbereichen um 50 Prozent und mehr! Hier die Antworten der test-Experten Thomas Müller und Michael Koswig auf Ihre Fragen zum Thema Stromsparen im Chat auf test.de.
Die Top3-Fragen
Moderator: Im Chat begrüße ich Thomas Müller und Michael Koswig. Vor dem Chat hatten die Leser und Leserinnen bereits die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu bewerten. Hier die Top1-Frage aus dem Pre-Chat.
Schwind: Ist es denn ratsam, bei zwei- bis dreimaligem wöchentlichem Zugriff auf das Internet den Stecker zu ziehen und den Router ganz abzuschalten?
Michael Koswig: Das kann sich lohnen. Ein alter Router kann zum Beispiel um die zehn Watt verbrauchen. Rund um die Uhr wären das pro Jahr 24 Euro. Aber: Das Abschalten klappt nur bei Routern, die unabhängig vom Telefon arbeiten. Den Stecker müssen Sie übrigens nicht jedes Mal ziehen beziehungsweise wieder einstöpseln. Komfortabler ist eine schaltbare Steckdosenleiste zum Test Steckdosenleisten.
Moderator: ...und hier die Top2-Frage:
Rinkelinchen: Sind Steckerleisten mit Ein- und Ausschaltung in der Küche bei Elektrogeräten angebracht? Gibt es auch Steckdosen mit Ein- und Ausschalter? Oder, brauchen Elektrogeräte wie Wasserkocher, Schneidemaschine, Kaffeemaschine keinen Strom, wenn sie ausgeschaltet sind, aber in der Steckdose sind?
Thomas Müller: Überprüfen Sie am besten mit einem guten Strommessgerät, ob hier überhaupt ein relevanter Standby-Verbrauch vorhanden ist Test Strommessgeräte: Nur eins ist gut.
Michael Koswig: Bei unserem letzten Test von Wasserkochern Wasserkocher: Gute ab 30 Euro haben wir mehrere Geräte entdeckt, die einen Standby-Verbrauch haben. Er lag bei einem Watt – z. B. bei LED-Beleuchtungen oder Zeitprogrammen. Ältere Geräte mit solchen oder ähnlichen Funktionen können mehr verbrauchen. Dies kann übrigens auch Küchenradios betreffen. Aber: Achten Sie auf die Sicherheitshinweise! Auf keinen Fall zu viele Stromfresser an eine Steckdosenleiste anschließen.
Moderator: ...und die Top-3-Frage:
Thorsten W.: Wir haben viele Stromspartipps befolgt (LED, neuen Kühl- und Gefrierschrank, Standby vermeiden usw.), aber keine merkliche Ersparnis bei den Kilowattstunden erfahren. Nun habe ich mal gelesen, dass auch die Stromzähler im Alter fehlerhaft zählen. Unserer hat schon 42 Jahre auf dem Buckel. Was kann ich als Verbraucher unternehmen, wenn ich Zweifel am Stromzähler habe?
Thomas Müller: Meist sind die Zähler nur für acht bis 16 Jahre geeicht. Dann müssen sie überprüft werden. Es gibt aber auch Ausnahmen. Wer Zweifel an der Korrektheit der Messwerte hat, sollte sich an den Stromversorger (Messstellenbetreiber) wenden. Der ist auskunftspflichtig. Unabhängig davon sollten Sie mit einem Strommessgerät sowie mit Hilfe des vorhandenen Zählers erforschen, welche Stromfresser hauptsächlich für Ihren Stromverbrauch verantwortlich sind. Wenn sich Sparmaßnahmen so wenig bemerkbar machen, spricht einiges dafür, dass es versteckte Stromfresser wie etwa die Heizungspumpe gibt, die den Verbrauch dominieren Heizungspumpen: Über 100 Euro Ersparnis pro Jahr.
Beleuchtung
Mr.cutter: In unserem Neubau sind ausschließlich Hochvolt-Halogen-Einbaustahler verbaut. Welche gute und vor allem bezahlbare Alternative, um Strom zu sparen, gibt es? Bei Energiesparlampen müsste erst eine Leuchte installiert werden und die Löcher der Einbaustrahler bleiben unschön und ungenutzt vorhanden. Für LED-Lampen benötigt man einen Trafo, der schwer nachträglich unterzubringen ist. LED-Hochvolt-Einbaustrahler – also mit integriertem Trafo – kosten ein Vermögen. Wozu raten Sie mir?
Michael Koswig: Die einfachste Sofortmaßnahme ist der Austausch derjenigen Lampen, die am häufigsten und am längsten eingeschaltet sind. Da die LED-Spots im Vergleich zu den alten Halogen-Spots nur rund 1/5 des Stroms verbrauchen, macht sich der Austausch schnell bezahlt. LED-Spots mit GU-10-Sockel für 230 Volt, also "Hochvolt", haben wir bereits getestet Themenpaket Energiesparlampen: Alle Tests und Kauftipps. Machen Sie vor dem Kauf unbedingt einen Preisvergleich. Als Aktionsware z.B. in Baumärkten können Sie heutzutage LED-Markenprodukte bereits für weniger als 10 Euro ergattern.
Karbon: Wir betreiben in der Diele sechs Strahler, pro Strahler 60 Watt, Hochvolt 230 V, die in der Regel immer gedimmt laufen. Wir waren bisher der Meinung, dass durch das Dimmen auch eine gewisse Stromersparnis erzielt wird. Nun haben uns andere Meinungen verunsichert. Es käme auf den Dimmer an und bei manchen wäre eine Stromersparnis überhaupt nicht gegeben. Das hieße ja, ich könnte die Strahler auch immer voll aufgedreht lassen. Was stimmt?
Michael Koswig: Nicht jeder Dimmer funktioniert mit jeder Sparlampe. Achten Sie hier unbedingt auf die Angaben auf der Verpackung sowie zusätzliche Informationen, die Lampenhersteller im Internet angeben. Grundsätzlich gilt, dass das Dimmen sehr wohl den Stromverbrauch deutlich reduzieren kann. Auch wenn der Dimmer einen gewissen Eigenverbrauch hat und die Effizienz einer gedimmten Lampe etwas geringer ist, sinkt unterm Strich der Stromverbrauch.
Der Kasseler: LED-Lampen sind i.d.R. (besonders für höhere Lichtleistung) vergleichsweise teuer. Vorteil ist u.a. auch, dass sie sofort hell sind. Verlieren sie über die Zeit signifikant an Leistung oder bleibt sie konstant?
Thomas Müller: Unsere Dauertests über viele tausend Stunden zeigen, dass die Lichtausbeute der LED -Lampen allenfalls kaum messbar abnimmt. Aus diesem Grund haben gute LED-Lampen bei unseren Tests in puncto Haltbarkeit auch Bestnoten bekommen.
Warmwasser
Sparfuchs: Unter unserem Handwaschbecken befindet sich ein kleiner Elektro-Warmwasserboiler. Stimmt es, dass der relativ hohe Stromkosten verursacht? Wie kann ich hier sparen?
Michael Koswig: Der Energieverbrauch eines solch kleinen Speichers wird in zweierlei Weise verursacht. Erstens durch die Wassererwärmung und zweitens durch die Abstrahlverluste des oft nur mäßig gedämmten Speichers. Sinnvoll kann es hier sein, die Speichertemperatur möglichst niedrig einzustellen, um die Verluste zu reduzieren.
Thomas Müller: Eine Alternative können Klein-Durchlauferhitzer sein, die sich an eine normale 230-Volt-Steckdose anschließen lassen. Diese heizen nur das direkt benötigte Wasser auf. Speicherverluste lassen sich so vermeiden.
Michael Koswig: Das ist besonders gerade dort sinnvoll, wo der Wasserverbrauch nur relativ selten anfällt, z.B. im Badezimmer einer Gästewohnung. Eine weitere Möglichkeit ist der Einbau einer Spar-Armatur: Je weniger warmes Wasser erzeugt werden muss, desto besser. Zur Orientierung sollte man wissen: Das Erwärmen von 1 000 Liter kaltem Wasser auf angenehme 40 Grad Celsius kostet etwa 8,50 Euro. Beim Handwaschbecken fließen oft etwa sechs Liter pro Minute, vor allem große Familien können hier einiges sparen.
Nadine: Wir haben einen Durchlauferhitzer (mit drei Stufen) zur Zeit auf Stufe 2. Nun haben wir vor, eine Sparbrause und ein Wassersparaufsatz für den Wasserhahn zu kaufen. Muss ich am Durchlauferhitzer etwas ändern um nicht nur Wasser, sondern auch Strom zu sparen? Oder wird automatisch weniger Wasser erhitzt, weil wir weniger benutzen?
Thomas Müller: Grundsätzlich wird automatisch Strom gespart, weil weniger Wasser erhitzt wird. Allerdings muss man ausprobieren, ob der Durchlauferhitzer mit dem geringeren Durchfluss klar kommt. Manchmal können diese Geräte ausgehen, wenn zu wenig Wasser fließt.
Kochen
Edelgard Wald: Es ist eine Entscheidung für eine Neuanschaffung zu treffen. Ich wüsste gern, ob es einen großen Preisunterschied zwischen dem Kochen mit Gas oder Strom gibt? Sind die neuen Ceran-Kochfelder bereits stromsparend ausgelegt?
Michael Koswig: Eine Kilowattstunde Strom kostet rund 27 Cent. Eine Kilowattstunde Gas kostet nur etwa 7 Cent. Die Elektrokochfelder sind zwar effizienter als die Gasflamme, aber unterm Strich ist das Kochen mit Gas preisgünstiger. Ceran-Kochfelder sind zwar stromsparender als alte gusseiserne Herdplatten, aber nicht so effizient wie das Induktionskochen.
Helmut.ziemer: Kann ich mit einer Induktionskochplatte auch Strom sparen?
Michael Koswig: Ja, Voraussetzung ist hier jedoch, dass passendes Kochgeschirr verwendet wird. Ein Kosten- und Energievergleich zum Wasserkochen haben wir im test-Heft 1/2013 veröffentlicht Stromverbrauch: Wo Sparen viel bringt. Auch in diesem Vergleich war der Gasherd am billigsten. Sie finden auf test.de auch einen Test von Wasserkochern.
Standby-Verbrauch
BerWi: Mein Eindruck ist, dass die meisten Geräte im Standby-Betrieb heute sehr viel weniger Strom brauchen als vor zehn oder 15 Jahren. Umgekehrt sagen Elektroniker, dass häufiges Ein- und Ausschalten die Elektronik schneller altern lässt. Heißt das, dass die Umweltbilanz des häufigen Aus- und Einschaltens möglicherweise sogar negativ ist, wenn man die Wiederbeschaffung defekter Geräte berücksichtigt?
Thomas Müller: Richtig ist, dass der Standby-Verbrauch moderner Geräte deutlich gesunken ist. Dafür haben auch die Vorschriften der EU gesorgt. Moderne Elektronik hält häufiges Ein- und Ausschalten problemlos aus. Dies haben wir z. B. bei Lampen getestet. Gute Sparlampen – allesamt mit vielen elektronischen Bauteilen im Sockel – überstanden im Test 70 000-maliges Ein- und Ausschalten oder auch mehr.
Michael Koswig: Übrigens: Wer sich über umweltschonende und energiesparende Geräte informieren möchte, kann auch unter www.blauer-engel.de recherchieren. Bei den Vergabekriterien werden auch Stromverbrauch und Standby-Verbrauch berücksichtigt.
Stromfressern auf der Spur
Momo: In meiner Mietwohnung ist ein älterer Durchlauferhitzer. Ich habe ihn auf „1“ gestellt. Irgendwo in meiner Wohnung gibt es einen „Stromfresser“. Wie kann ich feststellen, ob es dieser DE ist?
Michael Koswig: Ein Strommessgerät wird hier möglicherweise nicht funktionieren, weil der Durchlauferhitzer direkt ans Stromnetz angeschlossen ist und sich das Strommessgerät deshalb nicht dazwischen stöpseln lässt. Den Verbrauch des Durchlauferhitzers können Sie trotzdem abschätzen. Und zwar mit Ihrem ganz normalen Stromzähler. Notieren Sie dazu den Zählerstand, benutzen Sie z. B. die Dusche und kontrollieren Sie den Zählerstand danach erneut. Wichtig ist allerdings, dass andere Stromfresser wie z. B. Heizlüfter während dieser Messung ausgeschaltet sind.
Nick14Nack: Wo finde ich eine Liste aller Sparmaßnahmen (z.B. "Kühlschrank austauschen", "Vor dem Duschen einseifen", ...) mit EUR-Beträgen? Damit könnte man schneller für sich selbst die größten Stromfresser finden.
Thomas Müller: Typische Stromfresser lassen sich mit Hilfe unseres aktuellen Testberichts aufspüren Stromverbrauch: Wo Sparen viel bringt. Viele große Verbräuche hängen allerdings vom persönlichen Verhalten und vom Zustand der Geräte ab. Hier helfen keine pauschalen Angaben. Da helfen nur eigene Messungen Test Strommessgeräte: Nur eins ist gut.
Heizen
Amadeus27: Wir haben mit unserem Hausbau vor fünf Jahren eine Luftwärmepumpe (Nibe Fichter 360) installiert, die jährlich gewartet wird. Die Stromkosten dieser Anlage, besonders im Winter, sind enorm hoch. Was kann ich tun oder anschaffen, um diese Kosten zu reduzieren? Solarthermie kommt leider nicht infrage, da das Dach komplett mit Photovoltaik-Modulen bedeckt ist.
Michael Koswig: Luftwärmepumpen haben es im Winter schwer. Je kälter es draußen ist, desto mehr Strom benötigen Sie, um drinnen die Heizkörper kräftig aufzuheizen. Vor allem in schlecht gedämmten Gebäuden entpuppen sie sich dann oft als Stromfresser. Überlegen Sie, die Wärmedämmung des Gebäudes zu verbessern. Hier könnte unser Test von Dachdämmung helfen Dachdämmung: Bloß keine Wärmebrücke. In gut gedämmten Häusern lässt sich die Vorlauftemperatur der Heizanlage deutlich reduzieren, so dass die Wärmepumpe entlastet wird.
Wer überlegt, Wärmepumpentechnik in seinem Haus einzubauen, sollte als Wärmequelle möglichst Erdwärme statt Luft wählen. Wärmepumpen haben wir bereits getestet.
Ökostrom und Verhaltensänderung
Ludegr: Bei vielen Stromanbietern wird heute der Ökostromtarif zum gleichen Preis wie der normale Tarif angeboten. Wie kann ich wirklich sicher sein, dass ich auch 100% regenerative Energie beziehe?
Thomas Müller: Achten Sie darauf, dass der Tarif ein strenges Ökostrom-Siegel hat, z.B. OK-Power-Label oder Grüner-Strom-Label. Diese Label garantieren, dass der Anbieter den Ausbau erneuerbarer Energien fördert.
Jerzy Bolinsky: Kann es sein, dass durch leichte Änderung im etwas überzivilisierten Anspruchsverhalten (zu häufiges Duschen, zu häufiger Wäschewechsel) ähnlich viel Stromkosten eingespart werden könnten wie durch Neuanschaffungen sparsamer Geräte? Oder haben Sie andere gute Tipps und Tricks?
Thomas Müller: Das ist völlig richtig. Das Verhalten spielt eine ganz entscheidende Rolle. Musterbeispiel ist z. B. die Entscheidung, ob man die Badewanne nutzt oder sich unter die Dusche stellt. Und dann kommt es auf die Dauer des Duschens an.
Michael Koswig: Mit Verhaltensänderungen lässt sich in der Tat viel Geld sparen und auch die Umwelt lässt sich auf diese Weise deutlich entlasten. Andererseits müssen wir nun auch nicht überall auf Komfort verzichten, der uns wichtig ist. Mit unseren Tests zeigen wir immer wieder, dass sich mit guten sparsamen Geräten ökologisch vertretbare und ökonomisch sinnvolle Lösungen in Einklang bringen lassen.
Moderator: Das waren 60 Minuten test.de-Expertenchat. Vielen Dank an die Nutzer von test.de für die vielen Fragen, die wir aus Zeitgründen leider nicht alle beantworten konnten. Vielen Dank auch an Thomas Müller und Michael Koswig, dass Sie sich die Zeit für die User genommen haben.