
Die test-Expertin Claudia Till. © Stiftung Warentest
George Clooney wirbt für die Kapsel, Roger Federer für einen Vollautomaten. Kaffeefreunde, die eine gute Kaufentscheidung treffen wollen, sollten sich aber nicht nur an Aussehen und Sportlichkeit der Werbepartner orientieren. Die Experten der Stiftung Warentest beantworten Fragen rund um Kaffee- und Espressomaschinen aller Art. Lesen Sie hier das Chatprotokoll.
Entkalken mit Zitronensäure
Moderator: Vor dem Chat hatten die Leser und Leserinnen bereits die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu bewerten. Hier die Top-Frage aus dem Pre-Chat:
doris1973: Früher habe ich meine Kaffeemaschine immer mit Bio-Zitronensäure entkalkt, die es für knapp einen Euro im Drogeriemarkt gab. Für meinen neuen Miele-Vollautomaten gibt es jedoch spezielle Entkalkungstabletten – für 3 Entkalkungsvorgänge kosten diese Tabletten 20 Euro! Kann ich statt dessen nicht einfach weiterhin Zitronensäure verwenden? Einen Dosierhinweis für die Entkalkung von Kaffeemaschinen finde ich auch auf der Zitronensäure-Verpackung.
Claudia Till, test.de: In der Regel reichen preisgünstige, handelsübliche Entkalker aus.
Ronald Dammschneider, test.de: Ich würde in die Gebrauchsanweisung gucken, was der Anbieter für die Reinigung empfiehlt. In der Regel wird er seine Spezialtabs empfehlen, wenn er welche anbietet. Dann lohnt sich ein Blick auf die Verpackung dieser Spezialtabs – und wenn da auch nur Zitronensäure drin ist, hat man einen Hinweis darauf, dass man normalen preisgünstigen Reiniger aus dem Drogeriemarkt benutzen kann, weil die natürlich einfach deutlich billiger als diese Spezialtabs der Anbieter sind. Also nicht einfach Essig reinkippen, schon gar keine Essigessenz, die wäre viel zu scharf.
Brühgruppe: besser festeingebaut oder herausnehmbar?
Moderator: Jetzt kommt die zweite Top-Frage:
fw: Fest eingebaute Brühgruppe + automatische Reinigung (z.B. Jura) ODER entnehmbare Brühgruppe + manuelle Reinigung (z.B. Siemens): welches System hat welche Vor- und Nachteile und warum? Ist eines der Systeme generell besser?
Ronald Dammschneider: Das ist eine grundsätzliche Frage der Philosophie, die jeder für sich entscheiden muss. Unsere Testergebnisse zeigen, es gibt Geräte mit fest verbauter Brühgruppe, Beispiel sind Geräte von Jura, die gute Spülprogramme haben und auch nach unserem Dauertest innen erstaunlich sauber waren. Klarer Vorteil aber der Geräte mit herausnehmbarer Brühgruppe: Der Nutzer kommt heran und kann selber für die Reinigung sorgen und ist nicht nur auf das Spülprogramm angewiesen.
Gute Automaten bis 500 Euro
Moderator: ... und die Top-Frage Nummer drei:
WaWalla: Wir trinken in der Regel Kaffee oder Espresso. Die Reinigung sollte einfach sein. Unser Wasser ist nicht kalkhaltig. Wenn Gäste da sind, werden auch 8 bis 10 Kaffees oder Espressi benötigt. Die Maschine sollte nicht zu laut sein. Welche Automaten bis 500 Euro können Sie uns empfehlen?
Ronald Dammschneider: Bis 500 Euro empfehlen sich Vollautomaten mit separater Milchaufschäumung, Kauftipp wäre hier die Jura Impressa C50 für rund 505 Euro, Siemens EQ 5 Macchiato für rund 500 Euro oder die Bosch Vero Café Latte für rund 600 Euro. Die günstigste und gute in unserem Test ist die Delonghi Magnifica S ECAM.22.110.B, die kostet nur rund 350 Euro und ist gut.
Claudia Till: Bei diesen Geräten kann man gleich eine große Menge Milchschaum separat zubereiten, wenn man viele Gäste hat.
Müssen Vollautomaten laut sein?
Dagmar69: Sind alle Vollautomaten wegen des Mahlwerks so laut? Ich hätte gerne eine möglichst leise. Haben Sie das getestet und einen Tipp für mich?
Ronald Dammschneider: Wir haben keine Lautstärkeprüfung durchgeführt, aber Vollautomaten sind grundsätzlich laute Küchenmaschinen. Die arbeiten mit Druck und sie haben ein Mahlwerk – beides ist laut. Wichtiger als eine reine Lautstärkeangabe ist die Art des Geräusches. Die reine Lautstärkeangabe in dBA bringt nicht viel, weil der Mensch Geräusche sehr unterschiedlich empfindet. Helle Fieptöne werden als besonders unangenehm empfunden, auch wenn die Lautstärke möglicherweise gar nicht so hoch ist. ...
Claudia Till: Im letzten Test von Kaffeemaschinen für Kapseln und Pads haben wir die Lautstärke subjektiv beurteilen lassen. Gut und leise waren zum Beispiel die Bosch T43 Tassimo Joy für Kapseln sowie die Philips Senseo HD 7863.
Erhöhter Bleigehalt nach Entkalkung
Moderator: Hier eine aktuelle Frage:
verbraucher: Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat in Siebträger-Espressomaschinen, insbesondere nach dem Entkalkungsprozess, erhöhte Bleigehalte gemessen, aber keine konkreten Produktnamen benannt. Können Sie konkrete Informationen zu Untersuchungsergebnissen hinsichtlich einer Bleifreisetzung machen? Wann ist andernfalls mit Ergebnissen der amtlichen Überwachung zu rechnen?
Claudia Till: Nachdem das Bundesinstitut für Risikobewertung in zwei Siebträgermaschinen Bleiabgaben gefunden hat, haben wir Maschinen aus unserem jüngsten Test erneut geprüft. Darunter waren vier Vollautomaten sowie eine Siebträgermaschine. Vier Geräte waren unauffällig, in ihnen wurde kein Blei gefunden: der Siebträger EC 330 S von De’Longhi und die Vollautomaten Jura Impressa C50, Krups EA 8258 und Philips Saeco Minuto One Touch HD 8763.
Claudia Till: Die Siebträgermaschine hatte also kein Bleiproblem, anders allerdings ein Vollautomat von De’Longhi: Die ECAM 25.457 schwemmte nach der ersten Spülung nach dem Entkalken zu viel Blei in die Tasse. Nach der zweiten Spülung konnte kein Blei mehr nachgewiesen werden. Wichtig ist es deshalb, dass man die Maschine nur entkalkt, wenn es auch wirklich notwendig ist. Ist kein Kalk in der Maschine enthalten, wird eventuell Blei durch den Entkalker aus den Bauteilen herausgelöst. Zudem sollten nach dem Entkalken mindestens zwei Spülgänge durchgeführt werden, um eventuell vorhandenes Blei zu minimieren.
Kaffeeliebhaberin: Wäre es nicht sinnvoll, die Besitzer von Kaffee-Vollautomaten nach deren langjährigen Erfahrung zu fragen?
Ronald Dammschneider: Das ist sinnvoll und das haben wir in der Vergangenheit auch schon gemacht: im Jahr 2008 mit unserer großen Leserumfrage zum Thema Espresso-Maschinen. Allerdings können wir das nicht für jeden Test machen. Wichtig ist auch: Die Erfahrungen einzelner Anwender sind oft sehr individuell und nicht immer übertragbar.
Kapselmaschinen und die Ökologie
jotietz: Habt Ihr die neue Kapselmaschine von Aldi-Süd schon getestet?
Ronald Dammschneider: Haben wir noch nicht getestet, weil unser Test zum Zeitpunkt des Marktstarts schon lief. Wir haben in Erfahrung gebracht, dass nur Aldi Süd die Maschine anbietet, Aldi Nord ist mit dem Angebot noch nicht nachgezogen. Bei zukünftigen Tests versuchen wir natürlich auch die Angebote der Discounter zu berücksichtigen.
Stamp: Gibt es eigentlich ein Kapselsystem, wo man mit den Kapseln ökologisch auf der sauberen Seite ist?
Claudia Till: Es gibt für das Nespresso-System Kapseln von Ethical, die laut Anbieter „biologisch abbaubar“ sein sollen. In unserem Test haben wir allerdings festgestellt, dass sich die Kapseln wegen ihrer Aluminiumschicht nicht vollständig abbauen. Sie sollten weder auf den Kompost, noch in die Biotonne. Zudem schmeckten sie im Test wässrig und nach feuchter Pappe. Wirklich ökologische Kapseln sind uns noch nicht begegnet.
Omas alte Espressokanne
Südkurve: Ist es eigentlich ökologisch besser, wenn man eine Espressomaschine kauft oder „Omas alte Espressokanne“ auf dem Herd benutzt?
Ronald Dammschneider: Die Espressokanne, die die italienische Oma benutzt, ist der billigste und einfachste Weg zu einem so genannten Mokka. Der Kaffee schmeckt wie Espresso, ihm fehlt aber die typische Crema. So trinken die Italiener ihren Kaffee zu Hause. Für einen Espresso gehen sie in die Espressobar. Ökologischer als eine Espressomaschine ist die Espressokanne in jedem Fall, weil einfacher zu reinigen und weniger Aufwand.
kaffeejunkie: Ich trinke täglich 4–5 Espressi, aktuell mit einer kleinen Alu-Kanne auf dem Herd. Welches System empfehlen Sie mir, wenn ich mich „verbessern“ will? Mit welcher Maschine und Zubereitungsart bekomme ich den besten Espresso für möglichst wenig Geld?
Ronald Dammschneider: Wer sich von der Espressokanne verbessern will, für den kommt eine Siebträgermaschine in Frage. Die Siebträgermaschine baut ausreichend Druck auf, um die typische Crema zu produzieren, das bedeutet aber Handarbeit und setzt Erfahrung voraus. Man muss die Handgriffe üben und man muss mit dem Mahlgrad und der Kaffeesorte experimentieren, um zum perfekten Espresso zu kommen. Einfach und schnell für Einsteiger ist der Espresso aus Kapselmaschinen. Nachteil: viel Müll.
Einsteigermaschine als Geschenk
Moderator: ... und eine aktuelle Nachfrage:
PetraM.: Guten Tag, ich möchte meiner Mutter eine Espressomaschine zu Weihnachten schenken. Was ist eine gute Einsteigermaschine, wenn man technisch nicht allzu versiert ist?
Claudia Till: Einfach zu bedienen mit einer Automatik für Milchschaum ist die Philips Saeco Minuto One Touch HD 8763, sie ist allerdings nicht ganz günstig: 490 Euro. Günstiger, aber ohne Cappuccino-Automatik ist die Philips Saeco Intelia Focus HD 8751/11 für 291 Euro. Wenn Ihre Mutter nicht so viel Kaffee trinkt, empfiehlt sich eventuell auch eine Kapselmaschine, zum Beispiel die De’Longhi Nespresso Pixie EN 125 für 114 Euro, da muss man allerdings die Kosten für die einzelnen Kapseln noch beachten.
Filterkaffeemaschinen und Siebträgermaschinen
Tobias: Welche guten Filterkaffemaschinen können Sie empfehlen? Der Kaffee sollte frisch zubereitet gut schmecken, aber auch nach einiger Zeit noch gut genießbar sein.
Ronald Dammschneider: Filterkaffee schmeckt am besten frisch. Mein Tipp: Brühen Sie immer nur die Menge, die Sie innerhalb der nächsten Stunde trinken. Kauftipp für eine gute Filterkaffeemaschine: Melitta Enjoy 100201 für nur rund 30 Euro. Schicker, aber auch teurer sind die Testsieger von Siemens (TC 86303) und Bosch (Styleline TKA 8013), beide für jeweils rund 80 Euro.
pitt: Wie bewerten Sie generell Siebträgermaschinen? Ist das nur ein Hype veranstaltet oder machen sie wirklich den besten Kaffee?
Ronald Dammschneider: Siebträgermaschinen sind das Handwerkszeug für so genannte Barrista, die professionellen Espressomacher. Ein Profi kann mit einer professionellen Siebträgermaschine den besten Espresso kredenzen. Im Prinzip eignen sich einfachere Siebträgermaschinen auch für Einsteiger. Voraussetzung: Sie sind experimentierbereit und scheuen keine Handarbeit. Siebträgermaschinen gibt es schon ab etwa 120 Euro, der Preis kann aber auch mehrere tausend Euro betragen.
Vollautomaten mit Cappuccino-Automatik
df: welche Maschine zwischen 500 – 1000 Euro ist zu bevorzugen unter der Prämisse one-touch Bedienung und Milchaufschäumsystem?
Claudia Till: Testsieger bei den Vollautomaten mit Cappuccino-Automatik ist die Jura ENA Micro 9 One Touch für 745 Euro.
Moderator: ... und noch eine aktuelle Frage:
Suse: Stimmt es eigentlich, dass selbst und frisch gemahlener Kaffee besser schmeckt? Wenn ja, wie mahlt man am besten: von Hand, elektrisch? Können Sie ein Gerät empfehlen?
Ronald Dammschneider: Stimmt, denn die Aromen im Kaffee verfliegen schnell. Frisch gemahlener Kaffee bringt das beste Aroma. Ob Sie von Hand oder elektrisch mahlen, macht im Prinzip keinen Unterschied. Wichtig ist, dass die Kaffeemühle schön gleichmäßig mahlt, das schaffen am ehesten Kaffeemühlen mit richtigem Mahlwerk, nicht mit Messern. Mühlen mit Schlagmessern mahlen oft ungleichmäßig. Einen aktuellen Test von Kaffeemühlen haben wir leider nicht im Angebot.
Tester: Gibt es einen Mittelwert über die zu erwartende Lebensdauer eines Kaffeevollautomaten, z.B. Jura Impressa C50?
Claudia Till: Bei uns in der Dauerprüfung brühen wir mit den Geräten 1 500 Espressos, das simuliert eine Lebensdauer von mehreren Jahren. Bei dieser Prüfung hat die Jura Impressa C50 relativ gut ohne Schäden abgeschnitten.
Ronald Dammschneider: Diese und weitere Details zu unserem aktuellen Kaffee- und Espressomaschinentest finden Sie unter Kaffeevollautomaten-Test.
Espressobohnen werden länger geröstet
Gerald Braun: Ist es sinnvoll, in Mokkakannen/Perkolatoren/Espressokannen Espressopulver hineinzutun, wenn gar kein Espresso damit gebraut werden kann?
Ronald Dammschneider: Ja, denn nur als Espressobohnen gerösteter Kaffee liefert den typischen Espressogeschmack. Für Filterkaffee werden die Bohnen kürzer geröstet.
Moderator: Die Chat-Zeit ist auch schon fast um: Wollen Sie noch ein kurzes Schlusswort an die User richten?
Ronald Dammschneider: Mein Tipp an alle Kaffeefreunde: Experimentieren Sie mit verschiedenen Kaffeesorten und -röstungen, um Ihren Lieblingskaffee zu finden. Wer einfach nur gemahlenen Kaffee aus dem Supermarkt kauft, verschließt sich den Einstieg in den vollen Genuss.
Moderator: Das waren 60 Minuten test-Expertenchat. Vielen Dank an die User für die vielen Fragen, die wir aus Zeitgründen leider nicht alle beantworten konnten. Vielen Dank auch an Claudia Till und Ronald Dammschneider, dass Sie sich die Zeit für die User genommen haben. Das Chat-Team wünscht allen noch einen schönen Tag.
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- Cremiger Cappuccino, kräftiger Espresso: Unter den 75 Kaffeevollautomaten im Test finden auch Sie Ihren Testsieger und erfahren, wie viel ein gutes Gerät kosten muss.
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- Filterkaffee ist in Deutschland am beliebtesten. Ganze Kaffeebohnen etwa für Espresso holen aber auf. Hier beantworten die Tester häufige Fragen rund um Kaffee.
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- Mit diesen Espressomaschinen wird der Cappuccino zur Zeremonie: Pulver andrücken, Brühzeit wählen, Milch schäumen. Aber nicht alle überzeugen im Siebträgermaschinen-Test.
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