
Zu Jahresbeginn hat Finanztest den Fondstest runderneuert: Anlegern stehen auf test.de jetzt zwei Instrumente zur Einschätzung von Fonds zur Verfügung: Die kostenlose Einzelfondsabfrage hilft ihnen beim Depotcheck, im Produktfinder Investmentfonds finden sie aktuelle Kaufempfehlungen. Rainer Zuppe und Karin Baur haben im Chat erklärt, wie die beiden funktionieren.
Wie finde ich meinen Fonds wieder?
Durch die Umstellung der Bewertungsmethode für Fonds hat sich auch das Erscheinungsbild der Produktfinder Datenbanken zum Thema Investmentfonds auf test.de geändert: Der Produktfinder Investmentfonds bietet jetzt tiefer gehende Informationen, enthält aber weniger Fonds. Viele Fonds sind daher jetzt in der Einzelfondsabfrage. Was bedeuten die Platzierungsangaben in den Fonds? Wie finden Anleger den besten Fonds einer Gruppe? Warum sind nicht alle Fondsgruppen im Produktfinder enthalten? Wie können sie feststellen, ob sie ihren Fonds behalten können? Diese und weitere Fragen haben die Experten im Chat auf test.de beantwortet. Lesen Sie hier das Protokoll des Chats vom 30.05.2012:
Warum läuft der DWS Vermögensbildungsfonds so schlecht?
Moderator: So, es ist jetzt 13 Uhr. Hier im Chat begrüße ich jetzt Karin Baur und Rainer Zuppe. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und die Fragen unserer Chatterinnen und Chatter beantworten. Gleich die erste Frage an unsere Gäste: Wie sieht es aus, wollen wir starten?
Karin Baur: Ja, aber klar doch!
Rainer Zuppe: Ja!
Moderator: Vor dem Chat hatten die Leser und Leserinnen bereits die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu bewerten. Hier die Top 1 Frage aus dem Pre-Chat:
Cassy: Warum läuft der DWS Vermögensbildungsfonds I seit Jahren der allgemeinen Entwicklung hinterher? Falsche Strategie? Ich habe den Fonds seit 2002 als Sparplan und frage mich, ob ich die Anteile „verkaufen“ sollte.
Karin Baur: Es stimmt. Der DWS Vermögensbildungsfonds I hinkt seit einiger Zeit den anderen Fonds aus seiner Gruppe deutlich hinterher. Wenn Sie alleine nach den Zahlen gehen, könnten Sie den Fonds durchaus verkaufen. Allerdings hatte der Fonds zuvor auch viele sehr gute Jahre. Das aktuelle schlechte Abschneiden liegt unter anderem am Dollar: Das Management hatte, wie viele andere Fondsmanager übrigens auch, die Entwicklung des Dollar falsch eingeschätzt. Wenn Sie noch ein bisschen Geduld haben, können Sie den Fonds erst einmal noch behalten und weiterhin genau beobachten. Wir empfehlen Ihnen allerdings, nicht nur auf einen einzigen Aktienfonds zu setzen, sondern einen oder mehrere andere dazu zu kaufen, je nachdem wie viel Geld Sie anlegen wollen.
Wie riskant sind Fonds und Fondsbewertungen?
Moderator: Und die Top 2 Frage:
Anon: Warum misst Finanztest immer noch die Güte von Fonds anhand der Wertentwicklung der Vergangenheit, obwohl längst wissenschaftlich zweifelsfrei bewiesen ist, dass diese keine wie auch immer geartete Bedeutung für die Zukunft hat? Verbraucherzentralen warnen sogar vor aktiven Fonds wegen der hohen Gebühren und vor Kickbacks sogar ganz allgemein. Warum zieht Finanztest nicht nach und bekennt, dass diese risikoadjustiert eine viel schlechtere Rendite erwarten lassen als Indexfonds?
Rainer Zuppe: Aktiv gemanagte Fonds können leider nur anhand der Wertentwicklung aus der Vergangenheit bewertet werden. Zu den Fonds, die sich in der Vergangenheit gut entwickelt haben, geben wir in Finanztest und im Produktfinder „Investmentfonds“ zusätzlich Informationen zu der aktuellen Anlagestrategie und der aktuellen Vermögensaufteilung der Fonds. Allerdings ist es richtig, dass die meisten aktiv gemanagten Fonds in der Vergangenheit schlechter abgeschnitten haben als Indexfonds. Deswegen enthalten unsere Tabellen grundsätzlich auch empfehlenswerte Indexfonds, bei denen der Anleger nicht befürchten muss, dass sie im Laufe der Zeit schlechter werden. Die Gebühren und Kickbacks sind in der Wertentwicklung der Fonds bereits enthalten. Ein weiterer Grund dafür, dass aktiv gemanagte Fonds häufig schlechter abschneiden als Indexfonds, liegt darin, dass die Fonds Spezialstrategien umsetzen müssen, um die Indexfonds zu schlagen. Offensichtlich geht das bei den meisten Fonds schief.
UKL: Wo liegt der Mehrwert für den Normalverbraucher bei der neuen Bewertungsmethode gegenüber den alten Bewertungen? Der Blick fällt doch eher auf die Wertentwicklung und Platzierung eines Fonds. Wird die Anzahl der Fonds und Fondsgruppen im Produktfinder Investmentfonds noch erhöht? Gibt es im nächsten Jahr wieder ein Sonderheft? Vielleicht mit den alten Listen, erweitert um die neuen Daten des Produktfinders?
Rainer Zuppe: Die Bewertung der Fonds erfolgt bei der neuen Bewertungsmethode, wie bei der alten auch, nach der Wertentwicklung der Fonds in der Vergangenheit. Die Platzierung eines Fonds spielt für die Bewertung keine Rolle. Neu bei unserer Bewertungsmethode ist der Vergleich der Fonds zu einem Referenzfonds (Indexfonds) und gleichzeitig mit den konkurrierenden Fonds der gleichen Gruppe. Fonds, die weniger Risiken und höhere Chancen als der Referenzfonds hatten, sind empfehlenswert. Außerdem sind Fonds empfehlenswert, wenn es keinen anderen Fonds in der gleichen Gruppe gibt, der gleichzeitig höhere Chancen und geringere Risiken hatte. Die Anzahl der Fonds und Fondsgruppen im Produktfinder soll sukzessive erhöht werden, zum Beispiel um Aktienfonds aus den USA und Japan (aktiv gemanagte Fonds und Indexfonds) oder um Indexfonds weiterer Fondsgruppen.
Karin Baur: Sie finden in unseren Tabellen jetzt zudem Angaben zur Strategie der Fonds. Das hatten wir bislang nicht.
Rainer Zuppe: Ferner kann man sich im Produktfinder Investmentfonds zu jedem empfehlenswerten Fonds Diagramme anschauen, die die Wertentwicklung des Fonds im Vergleich zum Referenzfonds der Gruppe und zu den anderen Fonds der Gruppe transparent machen.
Karin Baur: Man kann somit quasi auf einen Blick sehen, wo der Fonds im Vergleich zu den anderen Fonds liegt.
Wie funktioniert die Suche in der kostenlosen Einzelfondsabfrage?
Markus.Hoeh: Wie kann ich in der Einzelfondsabfrage nach einer Fondsgruppe (offene Immobilienfonds) suchen?
Karin Baur: Sie können in der Einzelfondsabfrage nur nach einzelnen Fonds suchen, nicht nach ganzen Gruppen. Die Einzelfondsabfrage wurde so konzipiert, dass zu Fonds, die wir im Heft aus Platzgründen nicht darstellen können, trotzdem Informationen abrufbar sind, mit denen man sich über die Entwicklung einzelner Fonds grob orientieren kann. Eine Übersicht über die offenen Immobilienfonds finden Sie in unseren Finanztest-Ausgaben 2/2012 und 4/2012. Hier im Internet können Sie diese auf der Themenseite „Immobilienfonds“ finden.
Wie viel Pflegeaufwand benötigt ein Depot?
Zoltan_Jana: Wie viel Zeit muss ich aufwenden, um mit Ihren neuen Bewertungen mein Depot auf einem guten Stand zu halten? Bisher habe ich immer den besten Fonds der jeweiligen Fondsgruppe gekauft.
Karin Baur: Wie viel Zeit Sie aufwenden, hängt unter anderem davon ab, wie intensiv Sie sich mit den Fonds beschäftigen wollen und ob Sie lieber aktiv gemanagte Fonds oder lieber Indexfonds kaufen. Mit unserer neuen Bewertungsmethode geben wir Ihnen die notwendigen Informationen, um den für Sie passenden Fonds aus den empfehlenswerten Fonds herauszufinden. Den einen optimalen Fonds für alle gibt es nämlich nicht. Wenn Sie sich für aktiv gemanagte Fonds entscheiden, sollten Sie ihr Depot regelmäßig überprüfen – ungefähr zwei Mal pro Jahr. Bei Indexfonds ist das nicht so oft notwendig. Hier ist es eigentlich erst dann notwendig, wenn sich Ihre Anlagenprämissen verändern (Laufzeit, Risiko...).
Fondsabsicherung über Swaps?
Moderator: Und eine aktuelle Frage aus dem Chat:
Thomas Müller: Gibt es Fonds, die ihre Anteile nicht an Dritte verleihen und dies über Swaps absichern?
Karin Baur: Es gibt grundsätzlich zwei Kategorien von Indexfonds oder ETF: Die einen kaufen die Wertpapiere aus dem Index und verleihen diese. Die anderen kaufen beliebige Wertpapiere und stellen die Indexwertentwicklung über ein Tauschgeschäft dar: einen Swap.
Rainer Zuppe: Die Wertpapiere werden unter anderem deswegen verliehen, um die höheren Kosten, die mit dem tatsächlichen Kauf der Wertpapiere und der Nachbildung des Index verbunden sind, zu kompensieren. Beide Fondstypen weisen unterschiedliche Risiken auf. Man kann aber nicht sagen, welcher Typ bevorzugt werden sollte. Das hängt hauptsächlich davon ab, womit man sich als Anleger wohler fühlt. Gegen Swapfonds könnte man z.B. das Argument nennen, dass man eigentlich einen Fonds kauft, der den Dax abbilden soll; der Fonds selber enthält aber gar keine deutschen Aktien, sondern lediglich beliebige Aktien und einen Swap.
Warum nicht auch andere Ratings auf test.de?
Schneider: Warum werden in der Fondsauswahl nicht auch die Ratings von z.B. Morningstar, Lipper, Feri u.a. angezeigt? Das Auswahlverfahren und die Bewertung durch „test“ bleibt weitgehend unklar und könnte durch „Zweitmeinungen“ transparenter werden.
Rainer Zuppe: Eine ergänzende Veröffentlichung von Ratings anderer Anbieter wie z.B. Morningstar, Lipper usw. würde unserer Meinung nach das Ganze nicht transparenter, sondern eher intransparenter machen. Die Bewertungsverfahren beruhen zum Teil auf unterschiedlichen Untersuchungszeiträumen, die Definition der Fondsgruppen unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter, und die verwendeten Kennzahlen sind auch nicht identisch. Darüber hinaus werden die verschiedenen Güteklassen unterschiedlich zum Teil mit Symbolen oder Buchstabenkombinationen dargestellt. Abgesehen davon müsste man bei einer Veröffentlichung dieser Ratings auch beschreiben, wie die Ratings zustande kommen. Wir hätten also mehrere Bewertungen nach unterschiedlichen methodischen Ansätzen für jeden Fonds. Das dürfte die Entscheidung für den Leser nicht einfacher machen, welcher Fonds der richtige für ihn ist.
ETF-Fonds über Put-Optionsscheine sichern?
Moderator: Und hier kommt eine aktuelle Nachfrage eines Users:
Thomas Müller: Halten Sie es für sinnvoll, ETF-Fonds per Put-Optionsscheine abzusichern?
Rainer Zuppe: Ob es sinnvoll ist, einzelne Investments mit Put-Optionsscheinen abzusichern, hängt ganz von der konkreten Depotstruktur und den Sicherheitsbedürfnissen des Anlegers ab. Wir sehen keinen speziellen Grund dafür, ETF abzusichern. Genauso gut könnte man auch herkömmliche Aktienfonds gegen Verluste absichern.
Schlecht laufender Fond – wann soll man verkaufen?
Skymein: Wir haben als Alterssicherung für unsere Tochter die Fonds Fidelity EURO STOXX 50, Fidelity European Grothw und Fidelity International im Depot. Alle drei haben seit 2000 eine relativ schlechte Entwicklung! Was empfehlen Sie: Verkaufen trotz Verlusten, oder besteht auch für diese Fonds eine Chance der Erholung?
Karin Baur: Zumindest zum Fidelity European Growth können wir sagen, dass dieser Fonds einen neuen Manager bekommen hat. Er ist zwar derzeit eher schlecht, aber mit dem Managerwechsel könnte es besser werden. Ansonsten empfehlen wir Ihnen bei Fonds, die dauerhaft eine schlechte Wertentwicklung haben und dabei schlechter als die meisten anderen Fonds ihrer Gruppe waren, einen Verkauf zu erwägen.
Rainer Zuppe: Erste Wahl zum Umstieg sind Indexfonds, z.B. der von uns verwendete Referenzfonds einer Fondsgruppe. Hier hat man zwar auch das allgemeine Risiko der Marktentwicklung, muss aber nicht befürchten, dass der Fondsmanager in Zukunft schlechter arbeitet als in der Vergangenheit.
AK: Liebes Team von Finanztest, wir haben seit Jahren ein Abo Ihres Heftes und ich verfolge Ihre Fondstipps sehr aufmerksam. Für unsere Kinder haben wir in den Jahre 1999 bis 2011 monatlich den AriDeka CF in Form eines Fondssparplans gekauft. Bei einem Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt würden wir einen Verlust gegenüber der Kaufsumme von 10 bis 15 Prozent erzielen. Wir benötigen das Geld derzeit nicht. Was raten Sie uns? Halten oder verkaufen? Besten Dank und freundliche Grüße, AK.
Karin Baur: Der AriDeka gehört seit vielen Jahren eher zu den schlechten Aktienfonds Europa. Ob man sich von einem Fonds trennt oder nicht, sollte man nicht davon abhängig machen, wie viel Verlust man bisher mit dem Fonds erzielt hat.
Rainer Zuppe: Wenn man von einem schlechten Fonds auf einen marktbreiten Indexfonds umsteigt, kann man nicht viel falsch machen, da die meisten aktiv gemanagten Fonds die Wertentwicklung von Indexfonds ohnehin nicht übertreffen. Entscheidet man sich jedoch bei einem Wechsel für einen aktiv gemanagten Fonds, muss man wieder mehr Zeit in die Kontrolle der Wertentwicklung investieren und kann sich in einigen Jahren eventuell wieder mit derselben Situation konfrontiert sehen, dass man darüber nachdenkt, ob man den Fonds verkaufen muss oder nicht.
Moderator: Und eine aktuelle Frage aus dem Chat:
Lass5: Was passiert eigentlich mit Fonds, die dauerhaft schlecht laufen?
Karin Baur: Wenn Sie einen solchen Fonds im Depot haben, sollten Sie ihn besser verkaufen. Damit Ihnen dass nicht wieder passiert, können Sie statt in einen aktiv gemanagten Fonds in einen Indexfonds investieren. Mit dem haben Sie zumindest die Wertentwicklung des Marktes.
Rainer Zuppe: Es ist häufig zu beobachten dass Fondsgesellschaften Fonds, die schlecht laufen, irgendwann vom Markt nehmen und schließen. Das kann für den Anleger die Frage bedeuten, in welchen Fonds er das Geld umschichten soll. Oftmals werden die Fonds vor der Schließung schlechter und schlechter, weil immer mehr Anleger das Geld aus dem Fonds abziehen – dadurch steigen die Kosten des Fonds, und damit wird die Wertentwicklung noch schlechter.
Was unterscheidet Dachfonds von Indexfonds?
Gordon: Was halten Sie denn von Dachfonds als Geldanlage? Wo liegt der Unterschied zu Indexfonds?
Rainer Zuppe: Dachfonds kaufen keine einzelnen Aktien oder Anleihen, sondern kaufen ihrerseits Anteile anderer Fonds. Das für sich ist weder ein Vorteil noch ein Nachteil, daher ordnen wir Dachfonds nach demselben Prinzip wie Fonds, die direkt investieren, in die normalen Fondsgruppen, z.B. Aktienfonds Welt, ein. Innerhalb dieser Fondsgruppen schneiden Dachfonds weder besonders gut noch besonders schlecht ab. Indexfonds hingegen bilden einen Marktindex, wie z.B. den Dax, indem sie entweder die Papiere aus dem Index kaufen oder die Wertentwicklung des Index künstlich, das heißt mit Swaps, nachbilden. Während man dadurch bei Indexfonds nur das Marktrisiko tragen muss, hat man bei Dachfonds zusätzlich das Risiko, dass das Fondsmanagement die falschen Fonds aussucht. So wie man bei einem direkt investierenden Fonds das Risiko hat, dass das Fondsmanagement die falschen Aktien oder Anleihen auswählt.
Wie riskant sind Rentenfonds derzeit?
Jreg: Ist eine Anlage in Rentenfonds beim momentanen Zinsniveau nicht zu riskant?
Karin Baur: Es kommt darauf an, welche Art von Rentenfonds sie kaufen wollen. Auf einen Zinsanstieg reagieren vor allem Fonds mit langlaufenden Papieren, das heißt in diesem Fall, Sie würden Kursverluste machen, deshalb empfehlen wir eher Rentenfonds mit gemischten Laufzeiten. Das Problem ist, dass man nicht weiß, wann die Zinsen steigen und wenn ja, wie stark.
Rainer Zuppe: So hätte man zum Beispiel schon vor einem Jahr die Anlage in Rentenfonds als riskant eingestuft, doch seitdem haben die Rentenfonds Renditen von teilweise bis zu zehn Prozent erwirtschaftet. Nur weil die Zinsen niedrig sind, heißt das nicht automatisch, dass sie bald steigen werden. Gerade jetzt sind Anleger sogar bereit, für sichere Anleihen auf eine Verzinsung komplett zu verzichten. Dann würde es sogar zu Kursgewinnen mit den Rentenfonds kommen.
Ausländische thesaurierende Indexfonds und die Steuer
Wasska: Sind ausländische thesaurierende Indexfonds steuerlich günstiger optimiert als die gemanagten Varianten? Warum wird angesichts der umständlichen steuerlichen Behandlung ausländischer thesaurierender Fonds von diesen nicht grundsätzlich abgeraten?
Rainer Zuppe: Steuerlich macht es keinen Unterschied, ob ein Fonds passiv gemanagt (Indexfonds) oder aktiv gemanagt wird. Ausländische thesaurierende Fonds haben grundsätzlich steuerliche Nachteile. Daher drucken wir in den Finanztest-Tabellen bei ausländischen Fonds, die es in einer ausschüttenden und in einer thesaurierenden Variante gibt, grundsätzlich nur die ausschüttende ab. Allerdings kann man von ausländischen thesaurierenden Fonds nicht grundsätzlich abraten. Es gibt unter diesen Fonds sehr gute Fonds, für die sich der höhere steuerliche Aufwand durchaus lohnen kann.
O Tho: Lohnt es sich, Asienfonds weiter zu halten oder wird dies langsam zu unsicher, speziell Indien und China?!
Karin Baur: Um es vorweg zu sagen, Prognosen für einzelne Märkte geben wir nicht ab. Wir können allerdings so viel sagen, dass es sich bei Schwellenländer-Investments per se um riskantere Investments handelt, insbesondere wenn man nur einzelne Märkte abdeckt. Wir empfehlen deswegen Schwellenländer-Fonds, die global anlegen. In diesem Fall kann der Fondsmanager auf unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Regionen reagieren und das Geld entsprechend umschichten. Insgesamt sollten Sie Schwellenländer-Fonds in Ihrem Depot nur beimischen. Als Basis-Investment empfehlen wir weiterhin Aktienfonds Welt oder Aktienfonds Europa.
Gibt ethische Fonds, die erfolgreich sind?
Daniel0802: Ich habe lange Zeit auf Green Invest von Swissca gesetzt. Das war keine gute Entscheidung. Gibt es Fonds, die nach ethischen Kriterien erfolgreich anlegen und die Sie empfehlen können? Vielen Dank.
Rainer Zuppe: Der Green Invest von Swissca ist nicht der einzige nach ethischen Kriterien anlegende Fonds, der in den letzten Jahren schlecht abgeschnitten hat. Wenn man sich für einen ethischen Fonds entscheidet, muss einem bewusst sein, dass man in ein sehr eingegrenztes Anlagesegment investiert. Solche Spezialthemen weisen grundsätzlich höhere Risiken auf als eine Investition in den breiten Markt. Wir haben bisher die ethischen Fonds bei den herkömmlichen Fonds mit einsortiert, werden aber zukünftig diese Fonds in eigenen Gruppen vergleichen. Neben dem Vergleich der Fonds untereinander werden wir aber weiterhin auch den Referenzfonds der herkömmlichen Fondsgruppe zum Vergleich heranziehen. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass man unter den ethisch anlegenden Fonds eher denjenigen Fonds findet, der für einen am besten geeignet ist. Viele ethische Fonds investieren auch eher in kleine Unternehmen, insbesondere aus den Branchen Umwelttechnologie, alternative Energien usw. Hier ist die Entwicklung der Unternehmen auch stark von den Einflüssen des Staates abhängig, da viele Firmen sich bisher nur aufgrund von Subventionen gut entwickelt haben. Auch diese Einflussfaktoren zeigen, dass es sich bei diesen Fonds um ein relativ riskantes Investment handelt.
Moderator: So, die Chat-Zeit ist auch schon fast zu Ende: Wollen Sie noch ein kurzes Schlusswort an die User richten?
Karin Baur: Falls es Fragen gibt, die wir in diesem Chat nicht beantworten konnten oder falls Sie Wünsche haben, über welche Fondsgruppen wir in Zukunft ausführlicher berichten sollten, dann würden wir uns freuen, wenn Sie uns eine E-Mail schreiben würden: Schreiben Sie bitte an fonds@stiftung-warentest.de.
Rainer Zuppe: Auch wenn Sie Anregungen zur Gestaltung unserer Tabellen oder zu den Inhalten unseres Produktfinder Investmentfonds haben, würden wir uns über Ihr Feedback sehr freuen.
-
- Leere Hotels, geschlossene Shopping Malls, gesperrte Bars. Der Corona-Lockdown hat vor allem Einzelhandel und Gastronomie in Mitleidenschaft gezogen. Inzwischen stehen...
-
- Am 31. Januar 2020 ist das Vereinigte Königreich aus der EU ausgeschieden. Ob Reisen, Studium, Geldanlage oder Rente: test.de sagt, welche Folgen das für EU-Bürger hat.
-
- Seit 2018 gelten für Fondsanleger neue Steuerregeln. Die Neuerungen betreffen deutsche und ausländische Fonds sowie Immobilienfonds. Hier beantworten wir die...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@SeviDrs:
In Finanztest 5/2014 werden wir einen Artikel zum Thema veröffentlichen.
(TK)
Der Hinweis dass "bei ausländischen, thesaurierenden Fonds die Steuererklärung aufwändig sein kann" ist nur dann hilfreich, wenn man versteht, was das bedeutet. Leider findet sich hierzu weder im Internet noch in Online-Archiv der Stiftung Warentest eine sinnvolle Erklärung. Ich würde mich hier sehr über einen Artikel freuen.
Nea, dieses Jahr werde ich den Punkt einfach in meiner Steuererklärung ignorieren - wann verstehe ich endlich das "Computerspiel" Steuererklärung?
@anon:
Mit großem Interesse habe ich Ihre Kommentare gelesen, insbesondere folgende zwei Sätze: "... Sie machen da eine Annahme, die schlicht wissenschaftlich widerlegt ist! Performance der Vergangenheit sagt nichts, *nichts*, NICHTS über die der Zukunft aus".
Auch ich habe schon gehört, dass die Performance von Fonds über verschiedene Zeitperioden hinweg nicht korreliert. Wenn das wahr ist, ist es irrational, sich bei der Entscheidung für einen Fond an dessen früherer Performance zu orientieren, wie es die Übersichen der Finanztest nahelegen.
Lieber anon, können Sie bitte die Quelle für die Studie(n) nennen? Ich habe sie leider bei einer eigenen Recherche nicht finden können.
Herzliche Grüße,
Rico
"Ein weiterer Grund dafür, dass aktiv gemanagte Fonds häufig schlechter abschneiden als Indexfonds, liegt darin, dass die Fonds Spezialstrategien umsetzen müssen, um die Indexfonds zu schlagen. Offensichtlich geht das bei den meisten Fonds schief." Das ist doch genauso Quatsch. Wenn man vorhersehen könnte, dass eine Strategie fehlschlägt, könnte man ja die Strategie einfach umdrehen. Schuld ist nicht die Strategie, sondern die zu hohen Kosten und die zu geringe Streuung. Was hier in Wirklichkeit schief geht, das ist schlicht und ergreifend die Testmethodik von Finanztest.
"Aktiv gemanagte Fonds können leider nur anhand der Wertentwicklung aus der Vergangenheit bewertet werden." Ist doch quatsch! Sie können die genauso wie Indexfonds bewerten: Nach Kosten, insbesondere erfolgsabhängigen (korrelieren mit schlechterer zukünftiger Wertentwicklung), nach Breite der Streuung (korreliert mit niedrigerem zukünftigem Risiko). "bei denen der Anleger nicht befürchten muss, dass sie im Laufe der Zeit schlechter werden." Nochmal: Fonds werden nicht erst "im Laufe der Zeit schlechter". Sie machen da eine Annahme, die schlicht wissenschaftlich widerlegt ist! Performance der Vergangenheit sagt nichts, *nichts*, NICHTS über die der Zukunft aus. "Die Gebühren und Kickbacks sind in der Wertentwicklung der Fonds bereits enthalten." Wertentwicklung der Vergangenheit! Das ändert aber nichts daran, dass sie als einziges eine verlässliche Aussage über die *zukünftige* Wertentwicklung erlauben. Ein Topperformer von gestern mit hohen Gebühren ist ein zukünftiger Verlierer!