Champagner, Sekt und Co Wissens­wertes rund um den Schaum­wein

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Champagner, Sekt und Co - Wissens­wertes rund um den Schaum­wein

Prosit. „Es möge nützen“ heißt der lateinische Wunsch auf Deutsch. © Getty Images / Utamaru Kido

Hier lesen Sie, worin sich Schaum­weine – von Champagner bis Prosecco – unterscheiden, zu welchem Essen sie passen – und dass der Vater des Champagners wohl Engländer war.

Es muss nicht immer Champagner sein

Rinderhüfte auf Champagnersoße, gefüllte Kräuterpoularde, Lamm­keule im Gemüsebett: Zu diesen Gerichten empfiehlt der Meisterkoch Menon Champagner – so wie zu jedem fünften seiner vielen Rezepte. Der populäre Küchenchef hat sie auf mehr als 400 Seiten für den französischen Königs­hof gesammelt und als Rezept­buch publiziert – anno 1755. Gut 250 Jahre später sind die Ratschläge des legendären Maître noch immer aktuell – wenn die Qualität stimmt, sind Sekt oder Crémant tolle Alternativen.

Sekt im Test

Von Rotkäpp­chen bis Geldermann, von Freixenet bis Krimsekt. In unserem Test von Sekt haben wir weißen Sekt von 21 bekannten Marken getestet, darunter auch güns­tige Discounter-Produkte. Fünf Schaum­weine schneiden mit Bestnote ab; einer schmeckt nach Kork, obwohl er einen Kunst­stoff­verschluss hat.

3,9 Liter Schaum­wein gönnt sich jeder Bundes­bürger pro Jahr

Die Verbraucher sehen das offen­bar ähnlich. Vom Champagner, dem König der Schaum­weine, wurden im Jahr 2017 insgesamt fast 12,5 Millionen Flaschen nach Deutsch­land verkauft – ähnlich viel wie in den Vorjahren. Den deutlich höheren Anteil am Schaum­weinmarkt macht aber der klassische Sekt aus. Insgesamt 3,9 Liter Schaum­wein gönnte sich durch­schnitt­lich jeder Bundes­bürger im Jahr 2017.

Übrigens: Sekt, Champagner, Crémant und Cava sind Qualitäts­schaum­weine. Als solche müssen sie sich ihre Perlen selbst „verdienen“ (siehe Herstellungsverfahren). Für Perl­weine gilt das nicht (siehe Prosecco und Rosé).

Sekt in Champagner-Qualität

Wer einen wirk­lich guten Tropfen genießen will, sollte sich von traditions­reichen Namen nicht blenden lassen. Das belegte bereits unser erster großer Sekt- und Champagner-Test im Jahr 1967. Auch der Preis sagt nicht immer etwas über die Güte eines Schaum­weins aus: In einigen unserer älteren Tests waren die besten Produkte zugleich die billigsten; auch Sekt aus Tank­gärung und Champagner vom Discounter konnte mehr­fach über­zeugen.

Tipp: Aufwendig produzierten Sekt erkennen Sie am Hinweis „traditionelle/klassische Flaschengärung“ auf dem Etikett. Oft handelt es sich dabei um Rebsorten- oder Jahr­gangs­sekt. Sie können an Champagner-Qualität heran­reichen, sind meist aber güns­tiger als Champagner. Auch Sekt aus dem Tank, der schneller und einfacher hergestellt wird, kann über­raschend gut sein, zeigt der aktuelle Sekt-Test.

Die Kunst des Kombinierens

Für eine stimmige Kombination aus Speise und Getränk sollten je nach Gericht fruchtige oder herbe Geschmacks­noten die Aromen der einzelnen Gänge ergänzen. Frischer, leichter Schaum­wein beispiels­weise passt zu Meeresfrüchten, Fisch und hellem Fleisch wie Pute oder Huhn. Der gereifte und herbere Champagner verlangt dagegen nach kräftigen Tönen, zum Beispiel von Rind, Lamm, Ente und Gans. Der Nachtisch braucht lieblichere Noten – da sind halb­trockene, milde Schaum­wein­typen die beste Wahl.

Tipp: Käse und Sekt – das schmeckt. Milder Käse harmoniert mit fruchtigen Sekts­orten. Zu kräftigem Hartkäse wie Parmesan kann es auch ein herber Champagner sein.

12 Stück Würfel­zucker pro Flasche

Ob ein Schaum­wein süß schmeckt, liegt neben dem Säure- auch am Zucker­gehalt. Steht auf dem Etikett zum Beispiel „extra brut“ (sprich: „brütt“) enthält er maximal 6 Gramm Zucker pro Liter. Bei „mild“ oder „doux“ (sprich: „duh“) dürfen es 50 Gramm sein oder mehr – umge­rechnet auf eine 0,75-Literflasche gut 12 Stück Würfel­zucker.

Die Kohlensäure im Schaum­wein sorgt dafür, dass Süße weniger intensiv wahr­genommen wird. Deshalb gelten für ihn andere Rest­zucker­gehalte als für stillen Wein. Trockener Sekt etwa darf zwischen 17 und 32 Gramm Zucker pro Liter enthalten, ein trockener Wein maximal 9 Gramm.

Tipp: Wer auf Kalorien achtet, sollte neben dem Zucker- auch auf den Alkohol­gehalt schauen. Je hoch­prozentiger der Schaum­wein, desto mehr Kalorien hat er.

Champagnerkraut und Sekt-Sorbet

Sekt und Champagner schme­cken nicht nur pur, man kann auch hervorragend mit ihnen kochen. Sternekoch Wohl­fahrt verwendet sie zum Beispiel, um Soßen eine besondere Note zu geben. Beliebt sind Champagner- und Sekt-Sorbets zum Dessert.

Tipp: Für die Edel­variante des klassischen Sauerkrauts fügen Sie kurz vor Ende der Garzeit einen Schuss Champagner hinzu. Er macht das Kraut frisch im Geschmack. Das klappt auch mit Rotkohl.

Eine eng­lische Erfindung?

Nicht geklärt ist die Frage, wem Gourmets die Erfindung des Champagners verdanken und wer ihn das erste Mal bewusst hergestellt hat. Der Legende nach ist der französische Mönch Dom Pérignon dafür verantwort­lich. Beim Anblick seines ersten, selbst­gekelterten Schaum­weins soll er ausgerufen haben: „Brüder kommt schnell, ich trinke Sterne!“ Wahr­scheinlicher ist es aber, dass der Vater des Champagners ein Engländer war: Der Chemiker Christopher Merret präsentierte bereits 1662 ein entscheidendes Schrift­stück. Lange bevor Dom Pérignon sein Amt als Kellermeister antrat, beschrieb er, wie man Wein mit Zucker und Hefe zu einer zweiten Gärung und damit zum Perlen bringt. Für die Engländer spricht auch, dass der Champagner-Hersteller Moët & Chandon die Geschichte des glück­lichen Mönchs erst mehr als hundert Jahre nach dessen Tod lancierte.

Tipp: Schenken Sie Sekt und Champagner am besten in tulpenförmige Gläser ein. In Schalen geht die Kohlensäure aufgrund der großen Oberfläche zu schnell verloren.

Korken knallt so laut wie Press­luft­hammer

Übrigens: In ausgelassener Stimmung die Korken knallen zu lassen – das kann eine extreme Erfahrung werden. Der Verschluss beschleunigt auf bis zu 50 Kilo­meter pro Stunde und knallt dabei bis zu 110 Dezibel laut. Das ist in etwa so laut wie ein startendes Flugzeug oder ein Press­luft­hammer beim Straßenbau.

Dieses Special ist erst­mals am 20. November 2014 auf test.de erschienen. Es wurde seitdem mehr­fach aktualisiert, zuletzt am 21. Dezember 2018.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Gelöschter Nutzer am 28.12.2018 um 18:08 Uhr
    @NatalieHorn

    Alkoholfrei darf laut Gesetz alles bezeichnet werden, was weniger als 0,5 % Alkohol enthält. Gewisse Spuren von Alkohol lassen wich technologisch oft nicht vermeiden. Andere Anbieter nutzen die Grenze von 0,5 % aus, um den Geschmack zu verbessern.
    Wer aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen auf Alkohol verzichten möchte, sollte bedenken, dass jeder Fruchtsaft Alkohol enthält (oft sogar mehr als 0,5 %). Auch Kefir enthält mehr als 0,5 % Alkohol. Gesundheitliche Auswirkungen sind bei 0,5 % nicht möglich. Die religiöse Beurteilung muss jeder selbst vornehmen.

  • NatalieHorn am 03.03.2018 um 11:11 Uhr
    No-Name Produkte

    Ich bin soeben ganz zufällig auf diesen Beitrag gestoßen, welcher sehr interessant ist. Ich war ja bis jetzt immer der Ansicht, dass "teuer" nicht gleich auch "gut" sein muss. Heutzutage belegen das auch sehr viele Studien. Für mich war sehr interessant, das "alkoholfrei", nicht sofort heißen muss, dass das Produkt absolut keinen Alkohol enthält. Darüber war ich doch sehr überrascht, da einige getestete Produkte sogar zwischen 0,2 % und 0,5 % Alkohol enthielten. :o
    Über diese Informationen bin ich durch diese Studie gestoßen: http://www.expertentesten.de/unabhaengiger-verbrauchertest-alkoholfreier-lidl-schaumwein-von-light-live-wird-besser-bewertet-als-luxusmarke-mumm-dry/
    Sehr interessanter Artikel in meinen Augen!!

  • Nikolaus2011 am 22.12.2015 um 03:01 Uhr
    Prosecco-Frizzante - billiger Perlwein

    Liebe Tester, endlich mal wieder ein Hinweis darauf, was uns täglich
    für unterirdische Qualtäten von Prosecco vorgegaukelt werden, nämlich
    Überwiegend Perlwein ital. Herkunft, der mit Kohlensäure, womöglich noch
    kurz nach der Pressung im Tankwagen zum Flaschenabfüller gefahren wird.
    Abfüllen, etikettieren, Rin in' Karton und dann auf ins Billigland Deutschland,
    Prosecco - das klingt ja auch wirklich so schön Italienisch und hinterlässt bei vielen
    Leuten den Eindruck, als hätten sie d e n 'Champagner' für kleine Leute getrunken!
    Test vergaß 1.02€ Sektsteuer + 19 Cent MWST. = 1,21€ + Etikett, Fl, Sektkork.
    Versand, Lager, Verw.Kosten-2,25€ - Rotk..2,65 €!! 40 Cent f. Wein fehlt! 2,65€ ein Superangebot!
    Keiner verdient was! Gibt' s nicht.
    Seht ihr noch Fachhändler für Wein, Sekt?-Freu Dich - Wohl sein...
    Nikolaus

  • Antefix am 21.11.2014 um 20:05 Uhr
    Zustimmung -- bis auf die versteckte Promotion

    Dass Harald Wohlfahrt Sekt, Champagner oder deren benachbarte Crémants zu seinen Creationen empfiehlt, dürfte Verpflichtung seiner zwangsläufig umsatzbedachten Hotelierfamilie Finkbeiner sein, indem gewisse Hedonisten, zuletzt auch aus dem ehemaligen Zarenreich, besonders in Baiersbronn oft alles erdenklich Beste auf den Tisch verlangt haben und es dafür natürlich eine (deutsche) 'Ordnung' mit Blick auf anderenfalls drohende Geschmacklosigkeiten (und auf die Schlussrechnung) geben muss.
    Also: Diesen Weihnachten gern mal Schaumwein oder noch besser einen einfachen ehrlichen Riesling in das just vom Feuer genommene Sauerkraut, dagegen die maronen-, apfel- und pflaumengefüllte Bratgans lieber nicht zusammen mit Dom Pérignon aus schnell gänsefettigen Kristallkelchen zu genießen versuchen, sondern erst hinterher. Guter Geschmack bleibt immer irgendwie traditionell. . .