Der umstrittene Ex-Prokon-Chef Carsten Rodbertus berät das neu gegründete Unternehmen PmK aus Magdeburg. Es will sich von Anlegern bis zu 250 Millionen Euro über Nachrangdarlehen leihen, um damit unter anderem mittelständische Unternehmen zu unterstützen. Finanztest erklärt die Risiken dieser Geldanlage.
Zielgruppe: Anhänger der Prokon-Philosophie
Während die 75 000 Anleger der Genussrechte des insolventen Windkraftspezialisten Prokon Regenerative Energien noch nicht wissen, wann sie wie viel ihres Kapitals wiedersehen, trommelt der Prokon-Gründer und Ex-Chef schon für das nächste Geldanlageangebot. Er berät die PmK – Projekte mit Konzept für eine lebenswerte Zukunft GmbH aus Magdeburg, die sich über Nachrangdarlehen bis zu 250 Millionen Euro bei Anlegern leihen will. Als Zielgruppe sieht Rodbertus Fans der Prokon-Philosophie an.
Vorwürfe gegen Rodbertus
PmK-Geschäftsführer Christian August sieht Prokon als „Vorreiter auf dem Gebiet der bankenunabhängigen Finanzierung und der fairen Gewinnbeteiligung“ und findet, mit Rodbertus einen guten Berater gewonnen zu haben. Ob Rodbertus ein geeigneter Berater ist, darf bezweifelt werden. Zuletzt hatte der Insolvenzverwalter von Prokon, Dietmar Penzlin, „eine Vielzahl an Anhaltspunkten für pflichtwidriges Verhalten von Carsten Rodbertus“ gefunden, „insbesondere aus der ungeprüften Vergabe unbesicherter Kredite in Millionenhöhe“. Es habe Mängel bei der Planung und der Buchführung gegeben. Der Jahresabschluss 2012 sei nichtig.
Gesellschaft erst seit wenigen Wochen ins Handelsregister eingetragen
Nun sollen Anleger PmK unbesicherte Kredite in Millionenhöhe geben. Sie müssen mindestens 250 Euro für 3, 5 oder 10 Jahre zur Verfügung stellen und erhalten dafür je nach Laufzeit bis zu 5 Prozent Zinsen pro Jahr. „Wir engagieren uns beispielsweise in den Bereichen der erneuerbaren Energien, des Gesundheitswesen, der Altenpflege, der Lebensmittelindustrie und der Bildung“, heißt es auf der PmK-Unternehmenswebsite: „Wir investieren Ihr Kapital in Sachwerte wie beispielsweise Immobilien und Unternehmen, weil diese seit jeher zu den soliden Kapitalanlagen zählen und auch in Krisenzeiten zum Erhalt Ihres Vermögens beitragen.“ Welche Erfahrungen die Unternehmensleitung in diesen Bereichen hat, ist nicht bekannt. Das Unternehmen ist erst seit Anfang September ins Handelsregister eingetragen.
Nachrangdarlehen mit hohem Risiko behaftet
Nachrangdarlehen dieser Art sind ein Risiko für Anleger, denn sie sind wenig reguliert. Es gibt keine Aufsicht und keine Vorgaben, wie die Kreditgeber zu informieren sind. Die Beteiligungsunterlagen umfassen nur fünf Seiten. Über das Unternehmen erfahren Interessenten sehr wenig, obwohl sie der Gesellschaft einen Kredit geben sollen. In diesem Fall lässt sich nicht beurteilen, ob der Schuldner Zinsen und Rückzahlung wohl fristgerecht stemmen kann. Geschäftszahlen und Angaben zur Finanzstärke legte das Unternehmen bislang nicht vor. Wer in einer solchen Situation ein Darlehen vergibt, muss der Gesellschaft und ihren Verantwortlichen blind vertrauen.
PmK gab bislang keine Stellungnahme ab
PmK darf die Zinszahlung und Rückzahlung zudem aussetzen, wenn dies zu einer Insolvenz des Unternehmens führen würde. Rodbertus erläutert darüber hinaus, dass „bei einer übermäßigen Kündigungswelle die Rückzahlung für die Gesellschaft je nach Intensität der Kündigungen um bis zu 2 Jahre verlängert werden kann.“ Sollte ein Insolvenzverfahren eröffnet werden, sind Anleger nachrangige Gläubiger. Erst wenn die Forderungen aller vorrangigen Gläubiger erfüllt sind, kommen sie an die Reihe. In der Regel ist dann nichts mehr für sie übrig. „Da wir nicht beabsichtigen, Fremdfinanzierungen von Banken, Versicherungen oder ähnlichen Dienstleistern in Anspruch zu nehmen, sind diese Nachrangdarlehen erstrangig und bieten so eine besonders hohe Sicherheit für Sie als Anleger“, behauptet PmK auf ihrer Website. Von besonders hoher Sicherheit kann indes bei einer Anlage dieser Art beim besten Willen nicht die Rede sein. Auf Fragen von test.de antwortete PmK bislang nicht, als Grund gab das Unternehmen Terminverpflichtungen des Geschäftsführers an. PmK stellte jedoch eine Presseerklärung in Aussicht.
Der Finanztest-Kommentar
Aus derzeitiger Sicht spricht nichts dafür, ausgerechnet diesem Unternehmen Geld in Form von Nachrangdarlehen zu leihen. Es ist für Anleger nicht möglich, die Finanzstärke von PmK zu beurteilen. Das Unternehmen ist noch sehr jung, und aus den Beteiligungsunterlagen geht nicht hervor, welche Erfahrungen der Geschäftsführer oder die Gesellschafter in den geplanten Geschäftsbereichen haben. Der Insolvenzverwalter von Prokon erhebt schwere Vorwürfe gegen den PmK-Berater Carsten Rodbertus. Finanztest wird PmK beim nächsten Update auf die Warnliste Geldanlage setzen.
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Da bin ich ja mal gespannt, wie man in den USA den Herrn Madoff feiern wird, wenn der nach seinen 150 Jahren Haft geruht, wieder aufzustehen..
So gesehen ist mit dem beschaulichen S/H statt dem unbarmherzigen NY als Wohnsitz doch schon jeglicher Anspruch auf 2. Chancen amerikanischer Art abgegolten.. :-)
... in welchen Fällen so besonders gern die 2. Chance eingefordert wird, von den "Fans" der gefallenen Helden.. Karl Theodor von und zu, Uli H., die Infinus-Bosse und ähnliche Kaliber fallen mir da ein.
Was all denen und diesem hier gemein ist, ist, das diese Entschuldungsforderung gern vor jedem Zeichen von Reue, Sühne, Demut und Besserung gestellt wird. Genau das sind aber die zwingenden Voraussetzungen für die sprichwörtliche "zweite Chance, die jeder bekommen sollte".
Dazu gehört auch, dass man die zweite Chance im Allgemeinen nicht auf dem gleichen Feld bekommt, auf dem man schon einmal krachend gescheitert ist. Die Gefahr der Wiederholung ist dann doch zu groß...
Das Gescheite, das sie nicht verstehen. Wenn Unternehmer in Deutschland Schiffbruch erleiden, stehen die "Besserwisser" auf und klopfen ihre hohlen Sprüche und das mit einem bewundernswerten Flachdenken. Wenn man die Meinungen "DANACH" alle so betrachtet könnte man meinen Schlecker hat sein Unternehmen absichtlich ruiniert um die Verkäuferinnen zu ärgern, die nicht im Geringsten merken, dass Sie Teil des Unternehmens waren und mit Ihrem Verhalten auch einen grossen Kundenkreis verekelt haben.
Carsten Robertus hat sich an Prokon nicht bereichert und ist ein Mensch mit Überzeugung und Vision. Dass die Politik an seinem Scheitern mit ihrem Hin- und Her viel Schuld ist, steht, glaube ich, ausser Frage.
Warum macht es den Deutschen so einen Spass auf Menschen herumzutrampeln, die am Boden sind? Gebt Ihm eine 2. Chance!
In vielen anderen Ländern - voran die USA - werden Menschen, die nach Niederlagen wieder aufstehen gefeiert!! Richtig so!
Mut hat er ja, das muss man ihm lassen - und Hartnäckigkeit. Ich schlage vor, er verwendet wahlweise die Wörter "Erneuerbar", "Wind", "Solar" oder "Mülltrennung" in beliebiger Kombination und die zahlreiche Unterstützung deutscher Gutmenschen ist ihm sicher. Getreu dem Motto: "Wo dumme Menschen sind, ist auch schnelles Geld." Und mit beidem hat er ja Erfahrung.