Bei Beulen kaum Probleme

Anne Braun nutzt Stattauto in Lübeck: „Es gibt viele kleine Stationen, sodass – falls an einer Station kein Auto vorhanden ist – man an einer anderen fündig wird, die nicht weit entfernt ist.“
„Wie sind Ihre Erfahrungen mit Carsharing?“ Das haben wir unsere Leser auf test.de und in Finanztest gefragt. 78 Antworten legen nahe, dass es in der Praxis offenbar fast problemlos klappt.
Kein Auto da
Dass alle Autos vergriffen sind, kann beim üblichen Carsharing, bei dem die Autos an festen Stationen stehen, an langen Wochenenden mal passieren. Meist kann man auf ein größeres oder kleineres Fahrzeug umsteigen. Finanztest-Leser Michael Rasche berichtet: „Die Verfügbarkeit ist so gut, dass wir sogar für die Fahrt in den Kreißsaal ein Teilauto genommen haben.“ Eine Cambio-Kundin kritisiert: „Die Autos stehen oft in Tiefgaragen, und zwar ganz hinten. Da hole ich das Auto immer mit einem mulmigen Gefühl heraus.“
Kunden von Car2Go und DriveNow – beide schließen sich derzeit unter dem Namen Share Now zusammen – gehen auch mal längere Wege. Hier gibt es keine festen Stationen: Man kann das Auto irgendwo im Geschäftsgebiet mieten und abstellen. Eine Handy-App zeigt, wo das nächste steht. Leser Andres Schaefer schreibt: „An Werktagen hat man im Zentrum von München kaum eine Chance auf ein Auto.“
Verspätete Abgabe
Der Vormieter gibt das Auto verspätet zurück? Das kommt eher selten vor. Viele Anbieter geben dann Kunden rechtzeitig telefonisch Bescheid, dass eine Station weiter ein Auto für sie steht. Tipp: Es kostet kaum Aufpreis, gleich etwas länger zu buchen. „Selbst wenn man drei Stunden früher zurückgibt, kostet das nur 2 bis 3 Euro Storno“, schreibt Thomas Ehses. „Beim Buchen sollte man Staus einplanen“, empfiehlt Ralf Dietrich.
Auf Macken kontrollieren
Jedes Mal vorm Losfahren nach Schäden suchen – macht man das? Einige Leser sehen das locker, andere nehmen es genau. Die meisten nehmen sich ein bis zwei Minuten und schauen nur nach größeren Macken.
Einige lassen es nachts oder bei Regen bleiben, andere nehmen dann das Handy als Taschenlampe. Viele berichten, dass nicht immer alle Schäden verzeichnet sind. Oder dass Kratzer nicht eindeutig zuzuordnen sind.
DriveNow-Kunde Sascha Quaiser: „Die Schäden sind oft so zahlreich, dass es gar nicht realistisch ist, alle zu prüfen. Meist akzeptiert man alles so, wie es ist.“
Besser löst das Stattauto, berichtet Anne Braun: „Alle bekannten Kratzer haben Aufkleber. Außerdem sind nur Kratzer und Dellen relevant, die größer sind als eine 2-Euro-Münze.“ Ähnliches berichtet Simeon Stephan über die Grüne Flotte in Freiburg: „Kratzer haben grüne Pfeile.“ Einige Firmen zeigen die Macken in ihrer App. Teilauto-Kunde Daniel Kleinpeter schreibt: „Meist schau ich schon auf dem Weg zum Auto nach.“
Schäden kulant repariert
In der Praxis scheinen geringe Macken kaum zu interessieren. Für kleine Kratzer oder Dellen werde gar nichts kassiert, schreiben viele Leser. Einige Cambio-Kunden finden es beruhigend, wenn man den Autos ansieht, dass bei Lackarbeiten die Gebrauchstauglichkeit im Vordergrund steht, nicht ein perfektes Aussehen. Offenbar reparieren die Anbieter solche Macken sparsam. Thilo Becker, Kunde von Teilauto: „Eine Beule wurde zum Selbstkostenpreis von 120 Euro repariert.“
Kein Sprit im Tank
Die Spritkosten sind beim Preis fürs Carsharing inklusive – tanken müssen die Kunden aber selbst. Das geht mit einer Karte im Auto gratis. Fast alle Anbieter legen fest, dass der Tank bei der Rückgabe mindestens viertelvoll sein muss. „Aber ein typisches Problem ist die unterschiedliche Definition von viertelvoll“, schreibt Uta Gleichmann. Wenn das erste Ziel die Tankstelle sein muss, kostet das Zeit, zumal nicht jede Station infrage kommt. „Bei Cambio in Köln gehört Aral nicht zum vertraglichen Netz“, schreibt Ingrid Herden. „Wer dort tanken muss, kann aber die Rechnung einreichen, das Geld wird erstattet.“
Dönerpapier im Auto
Sparsam geht es auch bei der Autowäsche zu. Viele Nutzer berichten von verschmutzten Autos: Dönerverpackungen, Schokoladenpapier, Bierflaschen, Hundehaare. Erfahrung einer Kölnerin: „Häufig sind die Autos von Car2Go innen dreckig, oft wird geraucht. Obwohl ich dies gemeldet habe, wurde der Wagen nicht gereinigt, sondern stand bei der Rückfahrt wieder im gleichen dreckigen Zustand bereit.“
Stellplätze an der Station blockiert

„DriveNow und Car2Go sind praktisch für Fahrten zum Flughafen, da es dort oft reservierte Stellplätze gibt. Das ist deutlich billiger als ein Taxi“, meint Finanztest-Leser Michael Tigges aus Düsseldorf.
Stationsbasierte Autos werden stets an derselben Station gemietet und abgegeben. Vorteil: Die Parkplatzsuche entfällt. Doch es kommt vor, dass Falschparker die Stellplätze blockieren. „Meist ist dann in der Umgebung nichts frei und man muss selber wild parken, um das Auto loszuwerden“, berichtet Ronnie Koch. Bei Car2Go und DriveNow – sie arbeiten ohne feste Station – kann die Parkplatzsuche länger dauern als die Fahrt selbst. Das geht ins Geld. Für beide Firmen gilt in Anwohnerparkzonen: Zeigt ein Schild „Mit Parkschein oder Bewohnerausweis“, darf das Auto dort parken. Es meldet sich selbstständig per Mobilfunk an. Der Fahrer muss kein Ticket ziehen.
Das gilt nicht in Zonen, in denen das Schild keinen Hinweis „Mit Parkschein“ trägt. Share-Now-Pressesprecher Niklas Merk erklärt: „Sie sind aktuell in der App als verbotene Zone gekennzeichnet.“
Extragebühr für Strafzettel
Die Erfahrung unserer Leser zeigt: Die Abwicklung von Strafzetteln ist einfach. Die Polizei schickt das Ticket an die Carsharing-Firma, die den Brief an den Kunden weiterleitet. Dafür kassiert das Unternehmen eine Bearbeitungsgebühr, meist 5 bis 10 Euro. Ein Kunde des Stadtmobils Stuttgart schreibt: „Die Abwicklung lief problemlos: Ich erhielt den Bußgeldbescheid mit dem Foto, habe bezahlt, das wars.“
Unfall: Abwicklung problemlos

„Kleine Kratzer wurden nicht an die große Glocke gehängt“, berichtet Leser Thomas Ehses, Kunde von Cambio in Köln. Er hatte mal einen Unfall mit dem Carsharing-Auto. „Die Abwicklung lief unkompliziert.“
Auch die Unfallregulierung lief problemlos bei denen, die uns ihre Erfahrungen mailten. Eine Kundin musste nach einem Schaden die Selbstbeteiligung zahlen: „Geärgert hat mich, dass das Auto zuvor schon diverse Kratzer und Dellen hatte, die im Bordbuch standen. Da habe ich mich gefragt, wie sie da meinen Schadensanteil herausrechnen konnten.“
„Ich hatte einen kleineren Lackschaden“, schreibt Uta Gleichmann: „Ich musste die Buchung verlängern, bis die Polizei den Unfall aufgenommen hat und ich das Fahrzeug wieder abstellen konnte. Für die Beseitigung des Lackschadens musste ich nichts bezahlen.“
Ähnlich ging es Stattauto-Kunde Friedrich Stöcklein: „Beim Rückwärtsfahren habe ich einen Pfosten übersehen. Der Stoßfänger hatte einen Riss. Nach der Schadensmeldung habe ich nichts mehr davon gehört.“