
Der Finanzvertrieb Carpediem hat Ende August seinen Geschäftsbetrieb eingestellt. Exmitarbeiter der Vertriebs berichten, dass Geschäftsführer Daniel Shahin bereits mit einer neuen Vertriebsfirma weiter macht. Shahin hatte Anlegern riskante Beteiligungen der Cis Deutschland AG vermittelt, deren Alleinvorstand er mittlerweile ist.
Neuer Vertrieb übernimmt Carpediem
Warum Geschäftsführer Daniel Shahin den Geschäftsbetrieb der Carpediem Vertriebsgesellschaft eingestellt hat, ist nicht bekannt. Auf eine Anfrage hat er bislang nicht reagiert. Sicher ist: Zuletzt hatte es viel Streit im Vertrieb gegeben. Daniel Shahin hatte leitende Mitarbeiter entlassen und sie öffentlich als illoyal und unfähig bezeichnet. Auch um Provisionen und angeblich offene Forderungen gegenüber ehemaligen Mitarbeitern wurde gestritten. Inzwischen flattern ehemaligen Carpediem-Vertriebspartnern Zahlungsaufforderungen einer DSI GmbH ins Haus, die sich als Nachfolgerin der Carpediem Vertriebsgesellschaft bezeichnet und deren Geschäftsführer ebenfalls Daniel Shahin ist. In den Schreiben heißt es, dass die Carpediem Vertriebsgesellschaft mbH sämtliche Ansprüche an die DSI GmbH abgetreten habe.
Anleger fürchten um ihr Geld
Inzwischen fürchten ehemalige Vertriebspartner des Carpediem-Vertriebs wie auch viele Anleger um ihr Geld. Die Vertriebspartner haben meist selbst in einen der sogenannten Garantie Hebel Pläne der Cis AG investiert und die riskanten Beteiligungen auch an Freunde und Bekannte vermittelt. Viele wollen die langjährigen Verträge, die teilweise als Ratensparpläne abgeschlossen wurden, jetzt nicht mehr erfüllen. Auf Zahlungseinstellungen und Kündigungen reagiert Shahin mit Anwaltschreiben. Darin wird den Betroffenen mit einer Klage gedroht, falls sie nicht weiter zahlen.
Fondskonzept gescheitert
Für die Anleger im gescheiterten Fondskonzept des Garantie Hebel Plan ´08 ist die Lage prekär. 2011 musste die Cis AG einräumen, dass die angestrebten zweistelligen Renditen nicht erzielt werden konnten. Anstatt den Fonds aufzulösen und Anlegern zu erklären, dass ihr Geld größtenteils weg ist, hatte die Cis anschließend mit einem noch riskanteren Fondskonzept weitergemacht. Dafür wurde Anlegern zunächst die Zustimmung zu einem Blindpool-Modell abgerungen. Es erlaubt der Cis AG, das Anlegergeld wahlweise in Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Kapitalanlagen und Projekte aller Art zu investieren. Gleichzeitig wurden der Geschäftsführung „erweiterten Handlungsspielräume“ eingeräumt. Danach darf die Cis AG das Anlegergeld auch in Unternehmen investieren, mit denen sie selbst verbunden sind, was besonders riskant ist.
Finanztest warnt seit langem
Bereits seit 2008 warnt Finanztest vor den riskanten Beteiligungsangeboten der Cis AG zur Warnliste. Seit Anfang 2011 warnt Finanztest auch vor der Vertriebsgesellschaft Carpediem. Wie mehrfach berichtet, hatten Mitarbeiter Anleger zur Kündigung ihrer nur mager verzinsten Lebensversicherungs- und Sparverträge überredet. Das Geld aus den Verträgen wurde dann in riskante Beteiligungen der Cis AG investiert und den Anleger wurden zweistellige Renditen in Aussicht gestellt. Dass solche Renditen alles andere als sicher und die Beteiligungen deshalb als Altersvorsorge völlig ungeeignet sind, wussten die meisten Anleger nicht.
Alles in einer Hand
Geschäftsführer des Carpediem-Vertriebs ist Daniel Shahin. Er ist ist zugleich Vorstand der Cis AG. Um Anlegern von zweistelligen Renditen zu überzeugen, nutzte er auch das Finanzblatt „Der freie Berater“, deren Verlagsgesellschaft er über die Carpediem ebenfalls vertritt. Auf Kongressen machte er Stimmung gegen herkömmliche Sparanlagen. Dem Staat warf er Manipulation der Verbraucher vor, weil er Verbraucher falsch über die Erträge zum Beispiel von Lebensversicherungen und Altersvorsorgeverträgen informiere.