
Griffiger Faustkeil. Die Canon PowerShop Zoom ist leicht und von ungewöhnlicher Bauform. © Stiftung Warentest
Die Canon PowerShot Zoom preist der Anbieter als ideal für Outdooraktivitäten mit der Familie an. Überzeugt hat uns die Kamera für etwa 330 Euro leider nicht.
Canon wagt etwas Neues
Neues wagen: Klein und mit nur 145 g Gewicht ist die neue Canon keine Belastung im Tagesrucksack. Bauform und Umgang ähneln früheren Top-Actioncams wie der Sony FDR-X1000VR. Actioncams setzen jedoch auf Superweitwinkel, während die Canon ein umschaltbares zweistufiges Teleobjektiv mit der für Porträts günstigen, doppelten Normalbrennweite und der achtfachen Normalbrennweite auf Stufe zwei aufwartet. Ein Digitalzoom bietet als dritte Stufe schließlich rund 800 mm Brennweite – bezogen auf das Kleinbildformat. Was die rund 330 Euro teure Canon so drauf hat, klärt der Schnelltest.
Fotoqualität: Nur unterdurchschnittliche Auflösung
Das doch recht spezielle, umschaltbare Objektiv punktet mit geringer Verzeichnung und nur geringen Gegenlichtreflexen. Damit endet die Aufzählung der positiv aufgefallenen Punkte aber schon:
Die Testfotos zeigen eine unterdurchschnittliche Auflösung, obwohl der 12-Megapixel-Sensor viele Details liefern könnte. Zum Vergleich: In vielen iPhones der Firma Apple hat der Sensor der Hauptkamera auch nicht mehr Bildpunkte, fängt Bilder aber deutlich besser ein.
Andere Kamerahandys bergen sogar einen deutlich größeren Sensor bis zu 1 Zoll Bilddiagonale. Der in der Canon PowerShot Zoom misst 1/3 Zoll. Bei Tageslicht sind die Aufnahmen brauchbar, Aufnahmen in der Dämmerung bringen die Canon PowerShot Zoom aber schnell an ihre Grenzen. Da gehen viele Details verloren.
Unsere Tests von Kameras und Camcordern
Die Stiftung Warentest testet laufend Kameras, hier finden Sie die Testergebnisse Digitalkameras. Sie suchen eine Action-Cam? Hier geht es zu den Testergebnissen Action-Cams.
Aufnehmen: Leicht in der Bedienung
Wenn Familientauglichkeit mit Einfachheit begründet wird, dann ist die Canon ein Volltreffer: Anschalten, draufhalten, auslösen – fertig. Die Kamera stellt Belichtung und Aufnahmeprogramm automatisch ein und erkennt Gesichter. Das wars. Sie verwirrt weder mit Eingriffsmöglichkeiten bei Blende, Belichtungszeit und Empfindlichkeit noch mit Aufnahmeprogrammen, etwa einer Panoramafunktion. So etwas ist nicht vorgesehen, ebenso wenig wie die Option auf Rohdatenspeicherung für eine verlustfreie Nachbearbeitung.
Ach ja: Der Bildkontrolle dient ein nur kleiner, elektronischer Sucher. Einen Monitor hat die Canon nicht.
Video: Leider nur Hausmannskost
Videos nimmt die Canon in Full HD auf, also mit 1 920 x 1 080 Bildpunkten und wahlweise 24, 25 oder 60 Bildern pro Sekunde. Sie bietet Hausmannskost ohne zu brillieren: Bildrauschen und Detailverlust fallen wiederum insbesondere bei wenig Licht deutlich ins Auge. Da ist es eine kluge Entscheidung des Anbieters, mit der vorhandenen Hardware und Signalaufbereitung nicht auch noch UHD-Videos zu ermöglichen. Das integrierte Stereomikrofon fängt den Videoton nur mittelprächtig ein, eine Anschlussmöglichkeit für ein externes Mikro fehlt.
Wenig Schutz vor Nässe, Staub und Schäden
Canon preist die Zoom-Kamera auf seiner Website als ideal für Outdooraktivitäten an, dabei schützt die PowerShot Zoom nicht vor Wasser, Staub und Schäden beim Herunterfallen. Immerhin beruhigt der als 4-Achsen-IS beworbene Verwacklungsschutz wie versprochen Fotos und Videos, die mit zittriger Hand oder in Action aufgenommen werden. Zumindest bei guten Lichtverhältnissen. Bei wenig Licht hilft der Verwackelungsschutz nicht viel, das können viele Digitalkameras, selbst erschwingliche Kompaktkameras besser.
Die Verbindung via Wlan und Bluetooth
Die Canon Zoom kann Verbindungen über Funk aufbauen. Einerseits über Wlan, aber auch mit einem Bluetooth-Modul. Beide Funkmodule sind nicht top-aktuell, verbinden die Kamera aber beispielsweise über die kostenlose Canon Camera Connect App mit dem Smartphone. Die App ermöglicht etwa Bildkontrolle, das Fernauslösen und fügt den Aufnahmen GPS-Koordinaten hinzu. Und sind die Bilder via App erst einmal im Handy gespeichert, können Fotografierende sie schnell mit Freunden teilen.
Stromversorgung: Aktuelles System
Bei der Stromversorgung ist die Canon hochaktuell: Der integrierte Akku wird via USB-C geladen. Mitgeliefert ist allerdings nur ein Ladekabel mit USB-C-Steckern an beiden Enden. Ein separates Ladegerät mit USB-C-Buchse ist also erforderlich. Canon verweist zum Beispiel auf das eigene Ladegerät PD-E1, das im Shop dieses Anbieters 119 Euro kostet und die geforderte Leistung hat (5 Volt, 1,5 Ampere Ladestrom). Die Kamera funktioniert auch, wenn das Ladegerät angeschlossen ist. Dann lädt sie den Akku aber nicht auf. Wechselbar ist er nicht.
Test-Fazit: Canon kann es eigentlich besser
Die Canon PowerShot Zoom kann nichts, was andere Kameras nicht auch und teilweise sogar besser können. Der Anbieter empfiehlt die stylische Kamera mit ihrem Telezoom für gelegentliche Tierbeobachtungen. Mit 4,5 Meter minimaler Objektentfernung im Telebereich ist sie aber nicht gerade insektentauglich.
Fotos und Videos macht sie schlechter als etliche, selbst günstigere, Kompaktkameras. Sogar einige Smartphones etwa von Apple, Google, Huawei und Samsung liefern Besseres. Andere Fotoapparate dieser Kamera-Company wie die gleich teure Canon PowerShot SX730 zeigen, dass Canon es besser kann.
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