
„Morgens ein Joint, und der Tag ist dein Freund.“ Wer sich das einredet, verharmlost den regelmäßigen Cannabis-Konsum zu sehr, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Löst Kiffen Psychosen aus? Zumindest ist es ein wesentlicher Risikofaktor. Schon lange gibt es Hinweise darauf, dass der Konsum von Haschisch oder Marihuana das Risiko etwa für Schizophrenie oder Wahnvorstellungen erhöht. Nun liefert eine große in Europa und Brasilien durchgeführte Studie neue Belege: Probanden, die täglich Cannabis konsumierten, erkrankten dreimal so oft an Psychosen wie solche, die niemals einen Joint rauchen.
Täglicher Konsum lässt Gefahr ansteigen
Bei der in der Fachzeitschrift The Lancet Psychiatry veröffentlichten Studie wurden Daten von rund 900 Patienten aus verschiedenen Orten in Europa und Brasilien, die erstmalig an einer Psychose erkrankten, mit einer Kontrollgruppe von über 1200 Menschen aus denselben Orten verglichen: Täglicher Cannabiskonsum erhöhe das Psychose-Risiko um etwa das Dreifache im Vergleich zu Cannabis-Abstinenz, so die Studie.
THC-Gehalt in Cannabis-Produkten ist gestiegen
Bei regelmäßigem Konsum von Cannabis mit einem hohen Gehalt am berauschenden Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) traten in der Studie Psychosen sogar fast fünfmal häufiger auf. Das ist alles andere als lustig, denn der THC-Gehalt von Haschisch und Marihuana ist in den vergangenen Jahren auch in Deutschland gestiegen. Das geht aus dem Drogen- und Suchtbericht 2018 hervor.
Psychosen könnten auch andere Ursachen haben
Unklar ist, ob es nur das Cannabis allein ist, das die Psyche gefährdet. Andere Risikofaktoren hat die Untersuchung nicht berücksichtigt. „In der wissenschaftlichen Literatur werden aber noch weitere Risiken für Psychosen diskutiert, wie beispielsweise belastende Lebensereignisse und genetische Faktoren“, sagt Privatdozentin Dr. Eva Hoch, Leiterin der Forschungsgruppe Cannabinoide am Klinikum der Universität München: „Die genetische Forschung legt nahe, dass es möglicherweise einen komplexen Vererbungsmodus für die Erkrankung gibt, an dem eine Vielzahl von genetischen Varianten beteiligt ist.“