
Ob in Schule oder Kinderzimmer: Buntstifte, Fasermaler und Tinten sind zeitlose Begleiter. Doch viele sind mit Schadstoffen belastet. Jedes dritte Set im Test ist mangelhaft.
Glitzersternchen, bunte Bildchen: Malstifte sind nicht nur verpackt wie Spielzeug, Kinder behandeln sie auch so. Sie knabbern an ihnen herum, bemalen Hände und Arme, lecken an der Mine oder klecksen mit Tinte. Kaum ein Kind käme auf die Idee, sich die bunten Farben sofort abzuwaschen. Kein Problem, solange Minen, Lack und Tinte keine Schadstoffe enthalten. Aber was, wenn doch? Das möchten sich fürsorgliche Eltern lieber nicht ausmalen.
Unser Rat
Viele der geprüften Buntstifte, Fasermaler und Tinten enthalten Schadstoffe, die Krebs erzeugen oder Allergien auslösen können. Erinnern Sie Ihre Kinder daran, nach dem Malen die Hände zu waschen. Größere Farbflecken sollten Sie gleich abwaschen.
- Buntstifte.
- Die Schadstoffe befinden sich in Lack oder Mine.
Wählen Sie nach Möglichkeit unlackierte Stifte aus naturbelassenem Holz. Bei belasteten Stiften besteht zwar keine akute Gefahr, dennoch raten wir, vorsorglich auf unbedenkliche Modelle zu wechseln.
- Fasermaler.
- Zwei Stifte-Sets enthalten Konservierungsstoffe, die bei Hautkontakt sensibilisieren und Allergien auslösen können. Den Großteil der geprüften Filzstifte können wir aber empfehlen.
- Tinte.
- Fast alle Tinten enthalten Konservierungsstoffe, die Allergien verursachen können. Meiden Sie diese. Achten Sie darauf, dass sich Kinder nicht großflächig anmalen. Wenn ja: keine Panik. Waschen Sie die Tinte aber bald ab.
Ungesunde Mischung
Die Stiftung Warentest hat 35 Sets von Mal- und Schreibutensilien auf Schadstoffe geprüft: 17 Sets mit Buntstiften, 12 mit Fasermalern und 6 Tinten. Die Ergebnisse sind alarmierend: Jedes dritte Set fällt durch. In sechs Buntstift-Sets fanden wir kritische Mengen von Stoffen, die Krebs erzeugen können oder im Verdacht stehen, dies zu tun. Darunter preiswerte von Müller, Tedi und Rossmann ebenso wie teure von Lamy und Staedtler. Fast alle Tinten enthielten Konservierungsmittel, die Allergien verursachen können – die günstigen von Herlitz und Kreuzer genauso wie die teureren von Lamy, Online und Pelikan. Nur die Tinte von Schneider war frei davon. Die gleichen Konservierungsstoffe fand unser Prüflabor auch in den Fasermalern von Bic Kids und Idena.
Wir haben in den Buntstiften, Fasermalern und Tinten gezielt nach kritischen Substanzen gefahndet: Azofarbmittel, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle, Phthalat-Weichmacher, Konservierungsstoffe und Lösemittel (Glossar). Buntstifte und Fasermaler gelten nach einer Leitlinie der Europäischem Kommission als Spielzeug, Tinten aber nicht. Wir haben uns bei der Beurteilung an den Grenzwerten der Spielzeugnormen und dem GS-Zeichen für Geprüfte Sicherheit orientiert. Für die Bewertung der Tinten haben wir außerdem die Kosmetikverordnung herangezogen.
Krebserzeugende PAK
In fünf Buntstift-Sets fanden wir kritische Mengen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK). Sie entstehen bei unvollständiger Verbrennung von organischem Material wie Holz, Kohle oder Öl. Sie gelangen oft als Verunreinigung in Produkte. Einige von ihnen können Krebs erzeugen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung gefährden. Die mangelhaften Buntstifte von Lamy, Müller, Rossmann, Staedtler und Tedi enthielten PAK, die als krebsverdächtig oder krebserzeugend eingestuft sind oder deren Gehalt über dem Grenzwert des GS-Zeichens lag.
Gefährliche Azofarbmittel
In einigen Buntstiften fanden wir außerdem aromatische Amine, die aus Azofarbmitteln stammen. Einige dieser Stoffe können Tumore verursachen oder stehen im Verdacht, dies zu tun. Anbieter versichern zwar, es bestehe kein Grund zur Sorge, da die schädlichen Amine fest in Azopigmente eingebunden seien, die als schwer löslich gelten. Tatsächlich liegen in den von uns geprüften Stiften keine freien aromatischen Amine vor, die sich in Wasser lösen lassen. Dennoch: Es ist nicht auszuschließen, dass körpereigene Enzyme oder Bakterien auf der Haut die Amine aus den Azopigmenten abspalten. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) äußert Bedenken: Es lasse sich nicht generell sagen, dass Buntstiftminen und -lacke unbedenklich seien, teilte das BfR auf Anfrage mit.
Das Risiko ist allerdings geringer als bei löslichen Azofarbstoffen. Wir haben daher die mit aromatischen Aminen belasteten Stifte noch mit Ausreichend bewertet, sofern sie keine problematischen Mengen anderer Schadstoffe enthielten. Kritische Mengen an Azopigmenten fanden sich in rotem und gelbem Lack sowie in schwarzer, roter, dunkelbrauner und orangener Mine.
Dass es auch ohne Risiko geht, zeigen die Buntstifte mit guten Noten: Faber-Castell, Stabilo, Bic Kids, Mäc Geiz und Depesche.
Allergien durch Fasermaler und Tinten

Bei Tinten für Füller und in Fasermalstiften liegen die Probleme anders. Beide enthalten wässrige Lösungen. Der Einsatz von Wasser führt jedoch dazu, dass Produkte anfällig für Schimmelpilze und Bakterien sind. Um das zu verhindern, setzen Anbieter den Faserstiften und Tinten Konservierungsmittel zu. Einige greifen dabei auf Isothiazolinone zurück, von denen manche – wie zum Beispiel Methylisothiazolinon und Benzisothiazolinon – Allergien verursachen können. Der Informationsverbund dermatologischer Kliniken schätzt, dass etwa bis zu zwei Millionen Menschen in Deutschland Methylisothiazolinon gegenüber sensibilisiert sind. Hersteller setzten den Stoff ab 2009 verstärkt zum Konservieren von Kosmetika ein, nachdem Parabene – bis dahin das Konservierungsmittel der Wahl – wegen hormonähnlicher Wirkung in Verruf geraten waren.
Mittlerweile sind die kritischen Isothiazolinone in Cremes und Salben verboten. Methylisothiazolinon ist noch in sogenannten Rinse-off-Produkten – englisch für abspülbar – wie Shampoo in geringen Mengen erlaubt.
Wir haben Isothiazolinone in Fasermalern und Tinten nach den Grenzwerten der Spielzeugnorm oder der Kosmetikverordnung für Rinse-off-Produkte bewertet. In fünf der sechs Tinten sowie in zwei der zwölf Fasermaler lagen die gefundenen Gehalte über diesen Werten, sie erhielten ein Mangelhaft. Die anderen Produkte konservieren ohne diese Isothiazolinone.
Teuer heißt nicht unbedingt gut
Teure Malsachen, wenig Schadstoffe? So einfach ist es nicht. Die einzige empfehlenswerte Tinte von Schneider ist mit 12 Cent pro Patrone eher preiswert. Die beiden mangelhaften Fasermaler zählen allerdings ebenfalls zu den billigeren Stiften.
Der teuerste Buntstift ist dagegen zugleich der schlechteste: Mit 79 Cent kostet der mangelhafte Lamy-Farbstift fast zehn Mal so viel wie der gute Kid‘s-World-Dreikant-Buntstift von Mäc Geiz. Im schwarzen Lack des Lamy fanden wir unter anderem sieben krebserzeugende PAK – das schlechteste Ergebnis aller untersuchten Buntstifte.
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@megamaus3: Buntstifte gelten nach einer Leitlinie der Europäischen Kommission als Spielzeug. In einem Lack des braunen Buntstiftes von Staedtler fanden wir 3,8 mg/kg Naphthalin. Naphthalin steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Die europäische Spielzeugrichtlinie, die seit 2009 in Kraft ist, erklärt generell, dass in Spielzeug keine Stoffe verwendet werden dürfen, die als krebserzeugend oder krebsverdächtig eingestuft sind, erlaubt dann aber eine Ausnahme von 0,1 bzw 1 % (10.000 mg/kg). Dieser allgemeine Wert ist toxikologisch nicht begründet. Er wird für viele krebserzeugende oder krebsverdächtige Stoffe als nicht ausreichend für den Schutz der Gesundheit der Kinder angesehen. Für immer mehr Stoffe wird daher in der Spielzeugrichtlinie für Spielzeug für Kinder unter drei Jahren der Grenzwert auf die Nachweisgrenze gesenkt. Wir haben uns bei der Bewertung von Naphthalin am GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit orientiert, da wir den allgemeinen Grenzwert in der Spielzeugrichtlinie von 1 % für krebsverdächtige Stoffe als viel zu hoch ansehen. Der Grenzwert für Naphthalin im GS-Zeichen liegt für Spielzeug mit längerem Hautkontakt bei 1 mg/kg bzw. 2 mg/kg für andere Materialien mit längerem Hautkontakt. Da Kinder einer Vielzahl von Schadstoffen aus verschiedenen Produkten ausgesetzt sind, sollten gesundheitsgefährdende Stoffe aus Vorsorgegründen soweit reduziert werden wie es technisch möglich ist. Dass es möglich ist, zeigen die vielen Buntstifte, die die Anforderungen des GS-Zeichens einhalten. (RE/Se)
...Unsere Buntstifte erfüllen alle Anforderungen der Spielzeug-Richtlinie 2009/48/EG und
werden gemäß der Norm EN71 geprüft. Das CE Kennzeichnen verweist sowohl auf unseren
Produkten als auch auf unseren Verpackungen auf die Eignung des Stiftes als Spielzeug.
Stiftung Warentest prüfte im Test nach GS. Das deutsche GS Zertifikat, ein freiwilliges
Zeichen für Produktsicherheit, setzt den Grenzwert von Naphthalin auf <2mg/kg. Aufgrund
der Überschreitung dieses Wertes wurden unsere Buntstifte im aktuellen Test von Stiftung
Warentest als mangelhaft bewertet. STAEDTLER lobt GS nicht aus und richtet sich bewusst
nach den gesetzlichen Vorgaben der europäischen Spielzeug-Richtlinie.
Das ist die Stellungnahme von Staedtler: Im Rahmen der Untersuchung von Buntstiften durch Stiftung Warentest im August 2018 ist im braunen Lack der Noris Club Buntstifte von STAEDTLER Naphthalin nachgewiesen
worden. Naphthalin, ein farbloser Feststoff, stammt aus der Stoffgruppe der PAK. Dieser Stoff ist nach der Europäischen Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 wie folgt eingestuft: „Kann vermutlich Krebs erzeugen“. Daraus ergibt sich eine Kennzeichnungspflicht ab einem Grenzwert von >=1%. Dies entspricht einer Menge von 10.000 mg/kg. Erst oberhalb dieses Wertes wäre das Produkt als gefährlich eingestuft.
Gemäß Prüfergebnissen von Stiftung Warentest liegt der Gehalt an Naphthalin im Lack des braunen Buntstiftes bei 3,8 mg/kg. Damit liegen wir tausendfach unter dem Grenzwert. Eine Gefährdung der Kinder im Umgang mit unseren Buntstiften war und ist zu keinem Zeitpunkt gegeben. ...
@Ello4: Wir haben eine risikoorientierte Auswahl der Farben vorgenommen. Den PAK-Gehalt haben wir im braunen und schwarzen Stift geprüft, da hier die Wahrscheinlichkeit am höchsten ist, PAK-Verunreinigungen zu aufzuspüren. (RE/Bee)
Hallo,
Ist bei den Staedtler Buntstiften nur der dunkelbraune Stift belastet? Oder sind es die anderen Farben auch? Im Teststurteil heißt es nämlich: „Naphtalingehalt im dunkelbraunen Lack zu hoch.“
Wir besitzen diese Stifte, wir haben sie mit einem schon befüllten Mäppchen gekauft. Somit könnten wir einfach nur den braunen Stift ersetzen.
Mit freundlichen Grüßen!