
Die Bundesfinanzagentur wird ab 2013 keine Schatzbriefe, Finanzierungsschätze und Tagesanleihe mehr anbieten. Das Bundesfinanzministerium will Kosten sparen. Auch die kostenlose Verwahrung von Bundeswertpapieren stellt die Bundesfinanzagentur ein. Für bestehende Konten gibt es aber Bestandsschutz. [Update: 31.08.2012]
Ab 2013 keine Bundesschatzbriefe mehr
Das Aus für den Klassiker unter den sicheren Geldanlagen: Der Bund wird ab 2013 keine Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze mehr anbieten. Bundesschatzbriefe der Typen A und B gehörten jahrzehntelang zu den Favoriten sicherheitsorientierter Anleger. Früher boten sie auch attraktive Renditen. In der jüngeren Vergangenheit war die Verzinsung allerdings sehr mager. Das Bundesfinanzministerium will mit dieser Entscheidung Kosten sparen.
Beim Kauf werden Gebühren fällig
Über die deutsche Finanzagentur können Anleger Bundeswertpapiere gebührenfrei erwerben. Damit ist ab 2013 Schluss. Wer danach Bundesanleihen oder Bundesobligationen kaufen möchte, kann das nur noch bei Banken oder Sparkassen tun. Dabei werden Gebühren fällig, die die ohnehin sehr niedrigen Renditen weiter schmälern.
Bis Jahresende noch Konto bei Finanzagentur eröffnen
Auch die kostenlose Verwahrung von Bundeswertpapieren gibt die Finanzagentur auf. Die Eröffnung neuer Schuldbuchkonten bei der Finanzagentur ist nur noch bis zum Ende dieses Jahres möglich. Bestehende Konten laufen allerdings bis zur Fälligkeit der darin verwahrten Wertpapiere weiter. Anleger können bereits erworbene Bundesanleihen auch weiterhin aufs Schuldbuchkonto übertragen. Konten, die nur die Tagesanleihe enthalten, laufen nach heutigem Stand zunächst unbefristet weiter.
[Update 31.08.2012]
Bundeswertpapiere und Schatzanweisungen, die ab dem 22. August 2012 herausgegeben wurden, können nicht mehr auf ein Schuldbuchkonto übertragen werden, ältere Bundeswertpapiere dagegen schon. Für die Übertragung solcher Papiere aus anderen Depots ist auch über das Jahresende hinaus die Eröffnung von Schuldbuchkonten möglich. [Ende Update]
Tipps: Angebote mit besseren Zinsen
- Kostenlose Depots, in denen Anleger außer Bundeswertpapieren auch andere Anleihen, Investmentfonds oder Aktien verwahren können, gibt es bei vielen Direktbanken und einer Handvoll Filialbanken, siehe Depotkosten und Wertpapierprovisionen: Tausende Euro sparen.
- Als Alternative zur Tagesanleihe bieten Tagesgeldkonten eine deutlich höhere Verzinsung. Aktuelle Angebote finden Sie im Produktfinder Tagesgeld
- Wesentlich bessere Renditen als bei Bundesanleihen oder Schatzbriefen gibt es bei mehrjährigen Festgeldangeboten. Aktuelle Angebote finden Sie im Produktfinder Festgeld und Sparbrief 1 bis 10 Jahre.
-
- Die Inflation sinkt, ist aber noch hoch. Mit Sachwerten lässt sich gegensteuern. Wie Sparer mit Aktien, Gold oder Immobilien ihr Geld vor Entwertung schützen können.
-
- Nach elf Jahren will die Europäische Zentralbank (EZB) nun die Leitzinsen wieder anheben. Wir erläutern, was das für Anlegerinnen und Anleger bedeutet.
-
- Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen erhöht. Überraschend ist die Höhe: 0,5 Prozentpunkte. Wir erläutern, was das für Anleger und Verbraucher bedeutet.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Eine angemessene Rendite ist bei Bundeswertpapieren wegen der hohen Liquidität (die sie gegen Ablauf hin bargeldgleich und damit renditefrei macht) naturgemäß nur mit Arbitrage auf der Zinsstrukturkurve zu erzielen, nicht mit halten bis zum Ende. Weil die Bundesfinanzagentur nur eine Filiale der Bundesbank ist, musste man dafür aber die Handelsgebühren der Bundesbank zahlen, die mit 0,4% deutlich gesalzener als bei Online-Banken waren. Soweit für Anleihen und Obligationen. Schatzbriefe, Finanzierungsschätze und Tagesanleihe waren hingegen nicht besser als Bankprodukte und hatten einkalkulierte versteckte Kosten. Die Kunden haben mit den Füßen abgestimmt: Nur ein geringer Prozentteil der Wertpapiere war noch nicht über Banken sondern in den Finanzagentur-Schuldbucheinzelkonten verwahrt. Für die informierten Anleger wird sich also nichts ändern, und die ca. 2% verbleibenden Geisterfahrer merken jetzt endlich, dass sie die ganze Zeit was falsch gemacht haben. Ist doch gut.
Die Schikaneaktion mit den (kostenpflichtigen) Ausweisbeglaubigungen bzw. Kündigungsdrohungen haben wohl nicht den erhofften Erfolg gebracht. Jetzt ist es raus: kein Interesse an der Vermögensbildung der Bürger durch den Staat. Das kostet nur unnötig Geld, welches politisch viel wirksamer zum Fenster rausgeschmissen werden kann. Diejenigen, die ihre Ausweiskopie haben beglaubigen lassen sind jetzt die Dummen. Alles für die Katz! Es grenzt allerdings schon an Debilität, sein Geld mit null Prozent Zinsen anzulegen. Von daher kann mir die Finanzagentur auf ewig gestohlen bleiben.
Im Finanzministerium haben die Mitarbeiter offenbar den Schuss nicht gehört. Auf der einen Seite erwarten sie, dass die Deutschen als Gläubiger gegenüber ihrem Staat und noch einigen anderen europäischen Ländern auftreten. Auf der anderen Seite möchten sie, dass die Bürger dann auch noch Gebühren an Banken und Sparkassen abdrücken, wenn sie den Gläubiger geben. Bereitet da jemand den Absprung in den Vorstand einer Bank vor?