Kurz & Knapp: Bundesliga per Virtual Reality
Premiere beim Eröffnungsspiel: Mit der Partie Bayern gegen Bremen wurde erstmals ein Bundesliga-Spiel in Virtual Reality übertragen – allerdings nur im Ausland. Unser Redakteur Martin Gobbin ist nach Den Haag gereist, um die neue Technik auszuprobieren. Das Wichtigste dazu gibt es in dieser Zusammenfassung.
VR-Stream nur im Ausland empfangbar
„Virtual Reality“ (kurz: VR) steht für Computersimulationen, die 360-Grad-Welten erschaffen, in denen der Besucher sich bewegen sowie mit Lebewesen und Objekten interagieren kann. Als Schlüssel zu solchen Welten dienen VR-Brillen. Bislang werden diese etwa für Spiele, bei der industriellen Produktplanung oder zum Erlernen praktischer Fähigkeiten eingesetzt. Der TV-Sender Fox Sports und das Online-Portal NextVR zeigten am Freitag dem 26. August 2016 nun erstmals ein Bundesliga-Spiel via VR. Wer dabei sein wollte, brauchte eine Samsung Gear VR, ein kompatibles Smartphone und eine schnelle Internetverbindung. Da Fox Sports Bundesliga-Partien aus rechtlichen Gründen nicht in Deutschland zeigen darf, mussten Fans zudem ins Ausland reisen – etwa in die Niederlande, nach Belgien oder Italien. Unser Redakteur Martin Gobbin verfolgte das Spiel in Den Haag. Details erfahren Sie in seinem ausführlichen Erlebnisbericht. Wer wenig Zeit hat, liest hier das Wichtigste.
Orientierungsprobleme statt Überblick
Perspektive. Die sieben Kameras stehen auf Höhe des Spielfelds. Dadurch erzeugt die VR-Übertragung Nähe zum Spiel und dreidimensionale Bilder. Gleichzeitig geht aber der Überblick verloren, den Fans vom Fernsehen gewohnt sind. Der Zuschauer erlebt das Spiel quasi aus der Perspektive eines Balljungen – direkt am Spielfeldrand und auf Augenhöhe mit den Stars.
Bildregie. Welches Kamerabild gerade gezeigt wird, kann der Betrachter nicht selbst entscheiden. Das übernimmt die Regie von Fox Sports. Leider ist der Ball oft weit entfernt von den Kameras – dann ist wenig zu erkennen, weil sich die Kameras nicht mitbewegen oder zoomen.
Schnitt. Schneidet die Regie von einer Kamera auf eine andere, geht häufig die Orientierung verloren, da der Ball sich plötzlich an einer ganz anderen Stelle im Bild befindet als zuvor. So muss der Zuschauer rasch den Kopf wenden, um den Ball wiederzufinden. Verschlimmert werden diese Orientierungsprobleme noch dadurch, dass die Schnitte nicht nahtlos stattfinden, sondern mit einem kurzen Blackout einher gehen: Das gesamte Bild wird schwarz.
Bildqualität. Die Bilder sind ziemlich unscharf und die Brille macht die Pixelstruktur des eingelegten Smartphones deutlich sichtbar – das stört.
Fazit: Kein Ersatz für TV-Übertragung oder Stadionbesuch
Die App hat Probleme, das Bild zu zentrieren. Hält der Zuschauer den Kopf gerade, sieht er nur wenig vom Spiel. Deshalb muss er den Kopf ständig nach links drehen – das sorgt für Verspannungen im Nacken. Ob das VR-Erlebnis diese Verspannungen wert ist, bleibt fraglich: Zumindest in der von Fox Sports und NextVR gewählten Form kann Virtual-Reality-Fußball weder eine Fernsehübertragung noch den realen Stadionbesuch ersetzen. TV-Übertragungen bieten mehr Übersicht, höhere Bildschärfe und bessere Kameraperspektiven. Beim Sitzen auf der Tribüne wiederum fällt das Eintauchen in die Stadionatmosphäre wesentlich leichter. Zudem handelt es sich beim VR-Experiment von Fox Sports eher um eine 3D-Darstellung als um Virtual Reality im eigentlichen, interaktiven Sinne. Wann Bundesliga-Spiele auch in Deutschland per VR übertragen werden, steht noch nicht fest.