
Die Verbraucherzentralen Baden-Württemberg und Hamburg warnen vor den Risiken der „Bürgeranleihe Westküstenleitung“ des Stromnetzbetreibers Tennet. Die Bürgeranleihe ist keine sichere Geldanlage, sondern eine Beteiligung, die auch im Totalverlust enden kann. Die Verbraucherschützer kritisieren außerdem, dass die Anleihe keine Laufzeitbegrenzung hat, also nur über die Börse verkauft werden kann. Welcher Preis bei der Rückgabe gezahlt wird, ist ungewiss.
5 Prozent sind nicht garantiert
Der Anbieter der sogenannten Bürgeranleihe wendet sich bevorzugt an Bürger, die in der Umgebung einer neu zu bauenden Stromtrasse in Schleswig-Holstein wohnen. Bekannt wurde das Investment „Bürgeranleihe Westküstenleitung“ durch positive Einschätzungen von Politikern wie etwa dem Bundesumweltminister Peter Altmaier. Im Gespräch mit der Mitarbeiterzeitschrift des Anbieters Tennet erklärte Altmeier: „Mit der Bürgeranleihe für die Westküstenleitung können zum ersten Mal auch diejenigen von der Energiewende profitieren, die bislang keine Möglichkeit dazu hatten“. Die Anleihe bietet anfangs eine Verzinsung von 3 Prozent pro Jahr, nach Beginn der Baumaßnahme von 5 Prozent pro Jahr. Der Zins ist allerdings nach Baubeginn nicht garantiert und kann unter ungünstigen Umständen also auch niedriger ausfallen.
Keine Staatshaftung für Anleger
Anleger können die sogenannte Hybridanleihe, die Anbieter Tennet als „halb Darlehen, halb unternehmerisches Risiko“ beschreibt, bis Ende August zeichnen. Auch wenn es sich bei der Firma Tennet um ein niederländisches Staatsunternehmen handelt, gibt es für das angelegte Geld keine Staatshaftung. Zudem ist die Anleihe nachrangig. Dazu heißt es bei Tennet: „Im unwahrscheinlichen Falle einer Insolvenz werden zunächst die allgemeinen Gläubiger (...) befriedigt.“ Anleiheninhaber sind keine „allgemeinen Gläubiger“. Sie würden ihr Kapital im Insolvenzfall nur vollständig zurückbekommen, wenn nach dem Auszahlen der vorrangigen Gläubiger noch genügend Geld übrig wäre.