
Mehr Zeit im Leben für 6,90 Euro? Wir haben getestet, inwieweit Bücher zum Thema Zeitmanagement dieses Versprechen einlösen können.
Wer nie Zeit hat, muss wichtig sein. Wer immer zu spät kommt, ist cool. Unter Druck arbeitet man immer noch am besten – es sind Klischees wie diese, die täglich an unserem Nervenkostüm nagen und uns unterschwellig unzufrieden mit unserem Leben machen. Immer gehetzt kommen wir doch nie ans Ziel.
Ein Mittel dagegen ist Zeitmanagement. Es hilft, die Zeit systematisch und diszipliniert zu planen und optimal zu nutzen. Das steigert die Arbeitsleistung und ist deshalb im Beruf eine gerngesehene Kompetenz. Lernen kann man das in einem Kurs über Zeitmanagement. Auch eine Reihe von Büchern behauptet, den Leser fit in Sachen Zeitmanagement machen zu können. Doch kann man das tatsächlich mithilfe eines Buches verbessern? Erfüllen Titel wie „Zeitmanagement: Schluss mit dem Termindruck“ oder „Ziele erreichen – Zukunft gestalten“ ihr Versprechen? Das wollte die Stiftung Warentest wissen und hat zwölf sehr unterschiedliche Bücher zum Thema Zeitmanagement unter die Lupe genommen.
Das „eine“ gute Buch gibt es nicht
Für jeden Bedarf ist etwas dabei. Es gibt Bücher für Unorganisierte, die mit den klassischen Zeitmanagement-Methoden scheitern, es gibt Ratgeber für Eilige, die sich in der U-Bahn schnell einen Überblick über das Thema verschaffen möchten, und es gibt Titel für Menschen, die in Zukunft gern weiter an ihren Strategien feilen möchten. Wegen der sehr unterschiedlichen Ausrichtung der Bücher haben wir keine Gesamturteile vergeben. Das „eine“ für alle gleichermaßen empfehlenswerte Buch existiert eben nicht. Vielmehr geht es immer um die Frage, welches Buch zu welchem Leser passt. Schließlich gibt es unzählige Methoden und Techniken des Zeitmanagements, und kein Buch kann alle darstellen. Jeder Autor macht eine andere Auswahl, setzt seine Schwerpunkte anders.
Deshalb gibt unser Test Empfehlungen, welches Buch für wen geeignet ist. Inhaltlich „gut“ ist allerdings kein Buch, die meisten sind mehr oder minder „befriedigend“. Bei jedem Buchtitel hapert es an etwas anderem. Mal sind die Zeitmanagement-Methoden und -Techniken zu oberflächlich und kurz dargestellt, mal fehlt es an Definitionen und Hintergrundwissen. Und anderswo sind die Abhandlungen zu langatmig und die Übungen zu zeitaufwendig. Inhaltlich mit am besten abgeschnitten hat der Titel „Organisieren Sie noch oder leben Sie schon?“ von Cordula Nussbaum. Vor allem die unkonventionelle Herangehensweise und der flotte Sprachstil, mit denen die Autorin klassische Zeitmanagement-Methoden abwandelt und an die Zielgruppe „kreativer Chaot“ anpasst, fiel unter den sonst wenig innovativen Angeboten auf. So enttarnt sie humorvoll die Schwächen eines Chaoten: „Noch zehn Minuten: O.k., E-Mails checken geht auch noch. Noch zwei Minuten: das Telefon klingelt – ach, habe ja noch Zeit. Und schwupps – der geplante Abreisezeitpunkt ist erreicht, überschritten, weit überschritten, und die Chance, pünktlich zu kommen, ist vergangen.“ Kehrseite dieses ungewöhnlichen Konzeptes: Das Buch bietet wenig Theorie und ist eher für den privaten denn für den beruflichen Kontext geeignet.
Eine völlig andere Zielgruppe spricht der Titel „Ziele erreichen – Zukunft gestalten“ von Werner Bayer und Christoph Beck an. Die Autoren sind im Bereich der Unternehmensberatung tätig und richten sich klar an erfahrene Führungskräfte und Unternehmer. Ihr Credo: „Planen ist nicht alles, aber ohne Planen ist alles nichts“. Entsprechend gut strukturiert ist das Buch, das anhand von 37 „Erfolgsbausteinen“ erklärt, wie sich der berufliche und unternehmerische Erfolg steigern lässt. Das Buch durchzuarbeiten ist zwar recht arbeitsaufwendig. Aber die Autoren beschreiben nicht nur viele Probleme, Modelle, Strategien und Techniken des Zeitmanagements, sie stellen diese meist auch gut dar.
Damit kann das Buch von Bayer und Beck den Leser unterstützen, sein bisheriges Verhalten tatsächlich zu ändern. Denn nur wenn ein Buch gut beschreibt, was die Probleme beim Zeitmanagement sind und richtig darstellt, welche Strategien und Techniken sinnvoll sind, bringt die Lektüre wirklich Hilfestellungen für den Alltag.
Diese Unterstützung bietet gerade mal die Hälfte der getesten Bücher: Bayer und Beck, Nussbaum, Hütter, Schilling und Pilz stellen vergleichsweise viele wirksame Strategien und Techniken und Probleme des Zeitmanagements gut dar. Knoblauch und Wöltje, Falk, Gieltowski, Mayer und Walter dagegen erklären unterdurchschnittlich wenig Strategien, Techniken und Probleme gut und geben dem Leser damit zu wenig an die Hand, um sein Zeitmanagement in den Griff zu bekommen.
Nur zwei innovative Ratgeber
Ein Manko fiel bei der inhaltlichen Prüfung so gut wie durchgängig auf – der geringe Innovationsgrad der Bücher. Die meisten Autoren behandeln dieselben Methoden, Strategien und Techniken – beinahe so, als wären die Bücher streckenweise voneinander abgeschrieben. Ausnahmen bilden die Bücher der Autoren Cordula Nussbaum und Stephen Covey. Während Nussbaum klassische Zeitmanagement-Methoden auf kreative Weise abwandelt und auch eigene Strategien vorstellt, entwickelt Covey einen ganz eigenen Ansatz und zeigt neue Dimensionen des Zeitmanagements.
Auffallend zu den eher durchschnittlichen bis schlechten Noten für den Inhalt der Bücher sind die fast durchweg „guten“ und „sehr guten“ Noten für ihre Gestaltung. Bis auf zwei Ausnahmen sind die Bücher gut strukturiert, die Infosuche leicht und das Layout ansprechend. Auch beim Sprachstil gab es wenig zu bemängeln. Die meisten Bücher sind verständlich geschrieben, und Fremdwörter und Fachbegriffe sind so gut wie immer gut erklärt.
Eine gute Ergänzung zu einem Kurs
Bücher zum Zeitmanagement können ein Seminar kaum ersetzen. Nur bei einem Seminar gibt es eine Rückmeldung zu den durchgeführten Übungen und können Methoden und Techniken auf die Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst werden.
Der Test zeigt aber: Bücher können helfen, das Verhalten zu ändern. Und für die Nachbereitung eines Kurses – vielleicht ergänzt durch eine Audio-CD – sind sie nützlich. Denn wirklich auf Dauer ist das Thema Zeitmanagement wohl für niemand erledigt.
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Als Kursleiterin für Bildungsträger und Berliner Volkshochschulen erstaunte mich, dass von den durch Stiftung Warentest getesteten Titeln KEINER ein „Gut“ für den Inhalt bekam. Schöne Gestaltung, doch der Inhalt war maximal „Befriedigend“.
Da ich um die Flut der Bücher zum Thema Zeitmanagement weiß, empfehle ich in meinen Kursen nur eine kleine Auswahl von Literatur zum Thema aus der Stadtbibliothek. Das ist günstig und nachhaltig. Wie in der Volkshochschule wird auch in der Bibliothek Wissen geteilt. Zusätzlich kann jeder meiner Teilnehmer in seiner Bibliothek vor Ort mit den Mitarbeitern über deren Empfehlungen sprechen.
In meinem Blogbeitrag zum Thema habe ich mich entschieden vor allem auf den Inhalt zu setzen. Meine Teilnehmer lieben Tipps und Techniken für die eigene Anwendung. In meinen Kursen bei der Volkshochschulkurs vermittle ich dann ergänzend Beispiele und wir machen praktische Übungen. Lies gerne rein https://mueller-christine.de/2019/12/09/diese-zeittechniken-helfen-di
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