Das sagen Fondsmanager zu einem möglichen Brexit
Viele von uns stark überdurchschnittlich bewertete, aktiv gemanagte Aktienfonds Europa halten einen Anteil britischer Aktien, der nah am Vergleichsindex MSCI Europe ist. Einige Fonds haben aber auch deutlich geringere britische Positionen. Eine Auswirkung des drohenden Brexits? [Stand: 6. Mai 2016]
Viele Fonds nah am Index
Im Referenzindex für Aktienfonds Europa, dem MSCI Europe, liegt der Anteil britischer Aktien bei aktuell rund 30 Prozent. Damit macht das Vereinte Königreich den größten Posten im Länderranking aus. Danach folgen Frankreich mit 15 Prozent und Deutschland mit 14 Prozent. Viele von uns stark überdurchschnittlich bewertete, aktiv gemanagte Aktienfonds Europa halten britische Aktien in einem Umfang, der recht nahe am Index ist. Einige der Aktienfonds, die von Finanztest aktuell am besten bewertet werden, halten jedoch auch deutlich weniger britische Papiere. test.de hat bei den Managern dieser Fonds mit geringen UK-Anteil nachgefragt, ob das auch mit der Brexit-Gefahr zu tun hat.
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Brexit als Auslöser für Turbulenzen
Beim Fonds Uni-Global Equities Europe SA-EUR liegt der Anteil der britischen Aktien deutlich unterhalb desjenigen im Index MSCI Europe. Laut Bruno Taillardat, Executive Director des Equity-Teams bei Unigestion, auch eine Auswirkung des Brexits:
„Mit Beginn der Brexit-Diskussion ist die britische Währung wesentlich volatiler geworden. Der Ausgang des Referendums ist völlig offen, entsprechend unsicher ist die zukünftige Entwicklung der britischen Wirtschaft und der Aktienmärkte. Als Auslöser der aktuellen Turbulenzen gilt der drohende Brexit, denn der Markt braucht ein gewisses Maß an Berechenbarkeit. Die Folge: Auch die Volatilität von UK-Aktien hat deutlich zugenommen, vor allem, wenn die in britischem Pfund gehaltenen Papiere Bestandteil eines in Euro notierten Aktienportfolios sind. Da wir ein Aktienportfolio mit geringem Risiko anstreben, haben wir UK-Aktien aufgrund der deutlich gestiegenen Volatilität in unserem Portfolio deutlich reduziert.“
Für andere Anbieter spielt Brexit-Gefahr keine Rolle bei Aktienauswahl
Ebenfalls deutlich weniger britische Aktien als der Index hat der Fonds Comgest Growth Europe Dis.. Laut Fondsanbieter Comgest spielt die Möglichkeit eines Brexits jedoch keine Rolle bei der Aktienauswahl:
„Ein möglicher Brexit hat im Hause Comgest im Prinzip keinerlei Auswirkungen auf die Aktienauswahl und die Asset Allocation. Der UK-Anteil in den Portfolios ist sehr gering. Comgest hat derzeit keine Banken- und Versicherungs-Werte in den Portfolios. Dagegen sind im englischen Markt viele Financials enthalten, sie haben einen dementsprechend hohen Anteil an der Benchmark.“
Ähnlich sieht das auch Fondsmanager Isaac Chebar vom Fonds DNCA Value Europe A, der aktuell nur rund 12 Prozent britische Aktien hält:
„Der Brexit hat keine Auswirkungen auf den Anteil britischer Aktien in unserem Fonds. Vielmehr geht es darum, was wir für Chancen bei britischen Firmen sehen. Viele dieser Firmen sind nicht nur auf den Heimatmarkt angewiesen. Sobald diese Chancen auftauchen, hält uns auch ein möglicher Brexit nicht davon ab, britische Positionen aufzubauen.“
Spängler sieht Kursschwankungen derzeit noch als unproblematisch
Der Fonds Spängler Iqam Quality Equity Europe setzt bei seiner Aktienauswahl strikt auf mathematische und statistische Methoden. Das Brexit-Risiko hat sich bei diesem Fonds bislang noch nicht bemerkbar gemacht. Doch das könnte sich noch ändern, heißt es bei Spängler Iqam:
„Nachdem die Allokation des Spängler IQAM Quality Equity auf einem quantitativen Modell basiert, haben die Diskussionen rund um einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU gegenwärtig keinen direkten Einfluss auf die Titelselektion. Neben diversen Qualitäts- und Ertragsfaktoren wird allerdings besonderes Augenmerk auf die Risikooptimierung der zum Einsatz kommenden Titel gelegt. Sollte ein möglicher Brexit zu besonders hoher Volatilität im hiesigen Aktienmarkt führen, so würde sich der Anteil an britischen Aktien wohl reduzieren. Die gegenwärtigen Kursschwankungen sind jedoch im Normbereich und hatten demnach auch keinen negativen Einfluss auf die britischen Positionen.“
Invesco will die Abstimmung abwarten
Es gibt sogar noch einen Fonds mit stark überdurchschnittlicher Bewertung, der einen deutlich größeren Anteil britischer Aktien hält als im Vergleichsindex vertreten. Beim Invesco Europa Core Aktienfonds liegt der Anteil britischer Aktien bei knapp 39 Prozent. Das Fondsmanagement will jedoch die Abstimmung abwarten, bevor es Änderungen an seiner Ländergewichtung in Betracht zieht:
„Es fließen keine makroökonomischen Überlegungen in die Allokation des Fonds ein. Länder- und Sektorgewichte im Fonds geben Antwort auf die Frage, wo wir attraktive Einzelwerte identifiziert haben. Natürlich ist ein möglicher Brexit ein Verunsicherungsfaktor für Anleger. Sollte Großbritannien tatsächlich aus der Europäischen Union austreten und sich dadurch an der fundamentalen Attraktivität oder der Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens etwas verändern, würden wir unsere Investitionen in Firmen aus Großbritannien senken.“
Alle im Text genannten Daten beziehen sich auf den Stand 31. März 2016.