Die britische Partnerorganisation der Stiftung Warentest „Which“ warnt vor dem Kauf von 250 von ihr getesteten Kühl- und Gefriergeräten. Grund: Sie fielen in Brandtests durch. Darunter sind auch zehn Geräte, die die Stiftung Warentest in ihren Testdatenbanken veröffentlicht hat. Zwei Anbieter hatten im April auf Nachfrage konkrete Nachbesserungen versprochen. Eine erneute Befragung im Dezember 2018 zeigt jedoch: Passiert ist bislang nichts.
Defekte Kühl- und Gefriergeräte nur selten Brandursache
Der Brand des Londoner Grenfell Towers im Juli 2017 hat Aufmerksamkeit auf die Sicherheit von Haushaltsgeräten gelenkt. Denn wie die Londoner Metropolitan Police auf ihrem Newsblog veröffentlichte, löste wohl eine defekte Kühl-Gefrierkombination der Marke Hotpoint den verheerenden Brand aus. Nach unseren Recherchen sind defekte Kühl- und Gefriergeräte nur selten die Brandursache: Etwa einer von drei Wohnungsbränden wird durch Elektrizität ausgelöst. Nur für einen Teil dieser Brände sind Haushaltsgeräte verantwortlich. Und auch davon wiederum ist nur ein Teil durch defekte Kühl- oder Gefriergeräte verursacht. In Großbritannien sind dies lediglich 8 Prozent, wie die britische Verbraucherschutz- und Testorganisation Which im April 2018 veröffentlichte (englisch). Für Deutschland sind uns entsprechende Statistiken nicht bekannt. Das Risiko, das Kühl- und Gefriergeräte einen Wohnungsbrand auslösen, ist aber vermutlich gering.
Dezember 2018: Das wurde aus den Ankündigungen der Anbieter
Im April 2018 baten wir die betroffenen Anbieter AEG, Gorenje, Ikea und Zanussi um Stellungnahme: Alle vier betonten, dass alle aktuell von ihnen angebotenen Geräte den bestehenden Anforderungen entsprächen. Gorenje und Ikea versprachen zusätzlich konkrete Maßnahmen, um die Brandsicherheit der Geräte zu erhöhen. test.de hat im Dezember 2018 nachgehakt. Ergebnis: Getan hat sich nichts.
- Gorenje
- teilte uns im April mit, bereits eine Lösung entwickelt zu haben, die dem neuen Standard entspreche. Das Unternehmen sehe die „Änderung für alle Produktionen für Gesamteuropa ab dem 2. Halbjahr“ vor. Darüber, ob Gorenje diese Maßnahmen tatsächlich umgesetzt hat, ließ das Unternehmen uns im Unklaren. Trotz mehrfacher Nachfrage gab Gorenje keine Stellungnahme ab.
- Ikea
- hat auf unsere Nachfrage im April angekündigt, die Kunststoffrückwände der Geräte durch doppelte Aluminiumschichten zu ersetzen. Nach Angabe des Unternehmens sollten die Geräte mit veränderter Rückwand sukzessive ab dem Spätsommer erhältlich sein. Im Dezember 2018 – deutlich nach dem Spätsommer – teilte uns Ikea mit: „In der EU haben wir aktuell noch keine Produkte mit Aluminiumrückwand.“ [Ende Update]
Ergebnis von Which: 250 Geräte nicht ausreichend geschützt
Greift ein Brandherd auf Kühlgeräte über, können sie das Feuer jedoch verstärken. Denn ihre Isolierung ist brennbar. Deshalb hat Which den Brandschutz von 80 Kühl- und Gefriergeräten untersucht und daraus eine Bewertung für alle 555 Geräte in ihrer Which-Test-Datenbank abgeleitet. Im Fokus war dabei die Rückwand der Geräte, die verhindern kann, dass Feuer auf die brennbare Isolierung der Geräte übergeht. Das Ergebnis veröffentlichte Which im April 2018 auf seiner Website: Während sich metall- und aluminiumbeschichtete Rückwände im Test durchweg als recht feuerfest erwiesen, kam es bei Plastik-Rückwänden zu Problemen. Nach Angabe von Which hat etwa jedes zweite Gerät auf dem britischen Markt eine solche Plastik-Rückwand. Konsequenz: Insgesamt 250 Geräten aus ihrer Test-Datenbank spricht Which die Kaufempfehlung ab. Außerdem fordert die Verbraucherschutzorganisation Hersteller auf, künftig auf Rückwände aus Plastik zu verzichten.
Tipp: Which hat eine Liste mit allen Modellen veröffentlicht, vor deren Kauf die Organisation warnt. Viele der darin enthaltenen Geräte sind auf dem deutschen Markt aber nicht erhältlich.
Welche Geräte aus unseren Test-Datenbanken betroffen sind
Die Stiftung Warentest testet Kühl- und Gefriergeräte gemeinsam mit Which und anderen europäischen Verbraucherorganisationen. Unter den „Don‘t Buys“ sind deshalb insgesamt zehn Geräte, für die auch wir Testergebnisse in unseren Produktfindern Kühl-Gefrierkombis und Kühlschränke und Gefriergeräte veröffentlicht haben. Betroffen sind Geräte von AEG, Gorenje, Ikea und Zanussi:
- - Kühl-Gefrierkombis:
- AEG SCE81864TC; Gorenje ONRK193BK; Ikea Kylig, Ikea Frostkall, Ikea Kylslagen und Ikea Effektfull A+
- Kühlschränke: Gorenje ORB153C, Gorenje R6193LX; Ikea Svalna
- Gefriergerät: Zanussi ZFG06400WA
Wir haben diese Geräte in unserer Testdatenbank mit entsprechenden Hinweisen versehen. Die britische Testorganisation hat bei ihren Feuer-Tests nicht alle Modelle aus unserer Datenbank geprüft. Die EU hat bereits eine Ergänzung eines Sicherheitsstandards beschlossen, nachdem in allen Kühl- und Gefriergeräten eine feuerhemmende Rückwand verbaut sein muss. Diese Regel soll mit einer Übergangsfrist bis spätestens April 2020 in nationales Recht umgesetzt werden. Einige Anbieter berücksichtigen diese Anforderung aber schon jetzt freiwillig. Bei unseren Tests werden wir die Einhaltung dieser Anforderung in Zukunft überprüfen.
Wie Which getestet hat
Insgesamt hat Which ein „Don‘t Buy“ für 250 Geräte ausgesprochen. Dazu hat die Organisation die Rückwände von 80 Kühl- und Gefriergeräten dem sogenannten Needle-Flame-Test unterzogen. Bei diesem Test wird eine offene Flamme 30 Sekunden lang auf das Material gehalten – der Test ist bestanden, wenn die Rückwand nicht Feuer fängt. Bei allen weiteren Geräten hat Which untersucht, ob eine identische Rückwand verwendet wurde oder hat bei Herstellern angefragt, ob die Rückwände aus denselben Materialien bestehen.
Keine Panik – Tipps beachten
Für Besitzer eines Geräts, vor dem unsere Partnerorganisation Which warnt, besteht kein Grund zur Panik. Folgende Tipps sollten dennoch in jeder Küche beachtet werden – unabhängig davon, welches Kühlgerät in Ihrem Haushalt steht:
- Abstände einhalten.
- Beim Aufstellen eines Geräts sollten Sie die in der Gebrauchsanleitung angegebenen Abstände zur Seite und nach hinten einhalten, damit vom Gerät erwärmte Luft entweichen und kühle Luft ungehindert nachströmen kann.
- Nicht abdecken.
- Ein Tablett ist schnell mal auf den Kühlschrank geschoben. Doch Lüftungsgitter und -schlitze müssen frei bleiben, damit die Wärmeabfuhr funktioniert. Sonst kann das Gerät überhitzen und der Stromverbrauch steigen.
- Gefahrenquellen meiden.
- Kühlschranke sollten Abstand zu potenziellen Brandherden haben. Stellen Sie Ihr Kühlgerät beispielsweise nie direkt neben dem Herd auf – auch wegen der Energieeffizienz.
- Festverlegte Steckdose nutzen.
- Schließen Sie Kühlschränke immer an eine festverlegte Steckdose an, die nicht hinter dem Gerät liegt. Mehrfachsteckdosen und Verlängerungskabel sind ein möglicher Brandherd – an sie sollten Sie kein Kühl- oder Gefriergerät anschließen.
- Wärmetauscher reinigen.
- Die Geräte führen die Wärme aus dem Inneren meist über die Rückwand an die Umgebung ab. Staub und Flusen können dies beeinträchtigen. Reinigen Sie deswegen den Wärmetauscher ab und an trocken, sofern dieser offen liegt.
Diese Meldung ist am 05.04.2018 erschienen und wurde seitdem mehrmals aktualisiert, zuletzt wurde sie am 21.12.2018 um weitere Anbieterreaktionen ergänzt.
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- Die Stiftung Warentest prüft regelmäßig Kühlgeräte und Gefriergeräte – und erhält viele Leserfragen: Reparieren oder neu kaufen? Was ist wichtig bei Einbau und Betrieb?
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- Klar, Sie können Ihr Gefriergut einfach ins Eisfach werfen. Wenn aber Aroma und Konsistenz nach dem Auftauen top sein sollen, haben wir Tricks zum Einfrieren für Sie.
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- Kühl-Gefrierkombinationen im Test: Ob Mini-Kühlschränke, Side-by-Side-Modelle oder Einbau-Kühl-Gefrierkombinationen – die Unterschiede in Preis und Leistung sind enorm.
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@sauhgissen: Kühl-Gefrierkombinationen können folgende Lagerbereiche bieten:
Kühlzone (+5 °C bis +9 °C)
Gefrierzone (-18 °C)
Kaltlagerzone (Frischlagerzone) mit einer Temperatur nahe 0 °C
(MK)
Ich habe eine Gefriekombi und habe Probleme mit der Temparatur im Gefrierschrank.
Wie tief ist die <Temparatur bei Lebensmitteln begrenst?
Vielen dank für Ihre Rückantwort.
Mit freundlichen Grüßen
Meine eher allgemeine Bemerkung zum Thema Verlängerungskabel und Altanlagen bezog sich nicht speziell auf den Anschluss von Kühlschränken, insofern ging sie etwas am Thema des Artikels vorbei. Sie haben selbstverständlich Recht, sofern ein technisch bewanderter und informierter Anwender die aufgedruckten und/oder eingeprägten Angaben beachtet, mitrechnet, und die Tischsteckdose/das Verlängerungskabel nicht von "anno tobak" ist, sollte es bei moderaten 0,5 Ampere nicht zum Kabel- und Wohnungsbrand kommen :-)
FI-Schalter sind zumindest in moderneren Wohnungen heute in allen Stromkreisen verbaut. Ansonsten vollkommen richtig, bei Kabeltrommeln (Arbeit im Garten etc.) nach Möglichkeit auf einen vorhandenen FI-Schalter achten. Aber, und insoweit muss ich @GuessWhat Recht geben, ist es natürlich richtig, dass die Leistungsaufnahme eines Kühlschranks sehr gering ist. Meiner hat lt. Typenschild gerade mal etwas mehr als 100 Watt. Das würde einer Stromstärke von nicht einmal einem halben Ampere entsprechen. Hier besteht auch bei der billigsten Mehrfachsteckdose keinerlei Brandgefahr.
Grundsätzlich nie am falschen Platz sparen. Die Benutzung von Verlängerungskabeln stellt, statistisch betrachtet, immer ein zusätzliches Unfall- und Brandrisiko dar. U.a. deswegen sollte man sie möglichst nicht hintereinanderstecken oder keine langen Kabel mit geringerem Leiterquerschnitt als 1,5 mm2 Kupfer verwenden. Wenn die Übergangswiderstände in den Steckverbindern, z.B. durch starke Verschmutzung und/oder Oxidation, zu hoch sein sollten, können vorgeschaltete Schmelzsicherungen oder Sicherungsautomaten bei Kurzschlüssen am entfernten Kabelende im ungünstigsten Fall nicht mehr korrekt auslösen. Wer häufig im Garten arbeitet oder Reparaturarbeiten durchführt, sollte sich zumindest einen guten Personenschutzstecker, vielleicht besser bekannt als Fehlerstromschutzschalter (FI, jetzt RCD) anschaffen und vor das Kabel stecken.