Haftpflicht- und Kaskoschutz sind für Bootseigner unverzichtbar. Der Schutz ist über spezielle Makler besonders günstig.

Durch Schaden klug: Der Mecklenburger Peter Maaß hat für sein Motorboot Trolly II Haftpflicht- und Kaskoschutz. Er zahlt knapp 430 Euro im Jahr.
Der Außenbordmotor war weg, gestohlen. Der Schaden belief sich auf 6 000 Euro. Der ehemalige Berufskapitän Peter Maaß war sich ganz sicher, dass sein Hausratversicherer dafür aufkommen würde: „Die Provinzial hatte mir gesagt, dass der Motor mitversichert ist.“
Doch wie so oft steckte die Tücke im Kleingedruckten. Die Versicherung zahlte nicht, weil das Boot zum Zeitpunkt des Diebstahls im Hafen lag. Versichert wäre der Diebstahl nur in einer Garage gewesen.
„Das hat mir die Augen geöffnet und ich habe mir einen Kaskoschutz für mein Boot zugelegt“, sagt der 71-Jährige, der noch bis zum Ende des vergangenen Jahres eine Bootsfahrschule betrieb.
Der Diebstahl ist schon Jahre her. Seither hat der Mecklenburger neben dem Haftpflichtschutz auch eine Kaskoversicherung für sein Boot. Für beides zusammen zahlt er beim Yachtmakler Firmenich knapp 430 Euro im Jahr. Sein heutiges Boot, die Trolly II, hat außerdem einen Innenmotor. Der ist nicht so leicht zu stehlen.
Maßgeschneidert vom Makler

Fahrtgebiet versichert? Sind nur Ost- und Nordsee vereinbart, zahlt der Versicherer nicht, wenn das Boot in anderen Gewässern zu Schaden kommt.
Maaß ist jetzt für alle wichtigen Fälle versichert. Das kann ein Diebstahl von Motor oder anderen Ausrüstungsgegenständen an Bord genauso sein wie ein Unglück auf See. Sei es, dass das Boot bei Sturm kentert, der Mast bricht oder das Schiff auf Grund läuft. Bei Kollisionen können auch andere Wasserfahrzeuge beschädigt und Menschen verletzt werden.
Für all diese Fälle sollten sich Bootsbesitzer absichern. Wer die Policen abschließen möchte, hat die Wahl zwischen den Versicherungsgesellschaften selbst und Anbietern, die auf Bootsversicherungen spezialisiert sind: Maklern und Mehrfachagenten. Wir haben alle Haftpflichtversicherer in Deutschland gefragt, ob sie für Segel- und Motorboote Haftpflicht- oder Kaskoschutz bieten, außerdem Makler und Mehrfachagenten. Vorgegeben haben wir ihnen verschiedene Bootstypen (siehe „So ordnen Sie Ihr Boot ein“).
Heraus kamen 44 Angebote für die Bootskasko- und Haftpflichtversicherung, die wir in der Tabelle darstellen. Was auffällt: Häufig sind die Angebote der Spezialisten günstiger und bieten umfangreicheren Schutz. Das Plus der Makler und Mehrfachagenten: Sie haben die Angebote mehrerer Versicherer im Portfolio und bieten Bootsbesitzern oft maßgeschneiderten Schutz an. Hinzu kommt: Sie bieten häufig eine Rundumbetreuung im Schadenfall. Viele haben Ansprechpartner weltweit, die Skippern vor Ort helfen, wenn etwas passiert ist.
Die Haftpflichtversicherung kommt für Schäden auf, die der Versicherte anderen mit seinem Boot zufügt. Im Gegensatz zur Autohaftpflichtversicherung ist der Schutz in Deutschland nicht vorgeschrieben. Dennoch ist er unverzichtbar.
Für Schäden, die der Bootseigner anderen zufügt, muss er haften – in unbegrenzter Höhe. Fährt er zum Beispiel einen Surfer an und trägt dieser dauerhafte Schäden davon, muss der Bootseigner unter Umständen ein Leben lang zahlen. Teuer werden kann es auch, wenn er eine andere Yacht beschädigt oder Gewässer verunreinigt.
Private Haftpflichtpolice hilft nicht
Die private Haftpflichtversicherung zahlt in diesen Fällen nichts. Sie springt allenfalls ein, wenn jemand zum Beispiel mit einem Paddel-, Ruder- oder Tretboot Schäden verursacht – also mit Booten, die nicht über Motor oder Segel angetrieben werden. Auch Windsurfer sind in den meisten Fällen über die private Haftpflichtversicherung abgesichert, wenn sie andere schädigen – egal, ob sie mit ihrem eigenen oder einem geliehenen Surfbrett über die Wellen gleiten.
In einigen europäischen Ländern wie Italien und den Niederlanden ist der Abschluss einer Bootshaftpflichtversicherung sogar vorgeschrieben. Wer dort mit seinem Boot unterwegs ist, muss den Schutz nachweisen können.
Der Haftpflichtschutz muss nicht teuer sein: Für die Modelle in unserer Tabelle zahlen Kunden bei preiswerten Anbietern zwischen 30 und 80 Euro im Jahr. Bei teuren kann es mehr als doppelt so viel sein. So kostet die Absicherung für die größte Motoryacht in unserem Test, die Linssen Dutch Sturdy, beim Makler HLP 55 Euro im Jahr. La Caravella verlangt 64 Euro jährlich. Der Direktanbieter Yachting24 verlangt 61 Euro. Unter den Versicherern ist die Nürnberger mit 52 Euro sehr günstig.
Extras gegen geringen Aufpreis
Genauso wichtig wie der Preis sind die versicherten Risiken. Daher zeigt die Tabelle auch, was etwa ohne Zuschlag mitversichert ist. Nicht alles davon ist für jeden Kunden gleichermaßen wichtig: Versicherungsschutz bei einer Segelregatta braucht nur, wer an solchen Wettkämpfen teilnimmt. Der Skipper-Haftpflichtschutz ist wichtig, wenn Bootsbesitzer ab und zu fremde Boote chartern (siehe „Auf einen Blick“).
Wenn ein Extra aus unserer Tabelle nicht kostenlos mitversichert ist, können Kunden es bei den spezialisierten Maklern häufig gegen geringen Aufpreis dazukaufen. Die Absicherung von Schäden, die anderen entstehen können, wenn jemand sein Boot mit einem Trailer bewegt, kostet zum Beispiel je nach Anbieter zwischen 20 und 60 Euro im Jahr. Bei den Versicherern sind die Extras dagegen oft nicht zu bekommen, weil ihre Angebote stärker standardisiert sind.
Für den Kaskoschutz müssen die Kunden aber tiefer in die Tasche greifen als für die Haftpflichtversicherung. Peter Maaß zahlt für seine Bootskasko etwas mehr als 300 Euro im Jahr, also mehr als zwei Drittel seines Gesamtbeitrags für Haftpflicht und Kasko.
Für das größte Motorboot in unserem Test, die Dutch Sturdy, gibt es die Kasko besonders günstig bei Yachting24. Kunden zahlen dort 550 Euro im Jahr. Bei Schomacker sind es schon 753 Euro. Dafür ist der Schutz hier umfassender.
Besitzer kleinerer Boote wie Maaß zahlen weniger für den Kaskoschutz, weil der Preis stark von der Versicherungssumme abhängt. Sie soll den tatsächlichen Wert des Bootes widerspiegeln und wird meist als „feste Taxe“ im Vertrag festgeschrieben. Unsere Dutch Sturdy ist 150 000 Euro wert. Die „Trolly II“ von Maaß hat einen Versicherungswert von 20 000 Euro.
Einige Anbieter ersetzen bei Totalverlust dauerhaft die verbriefte Versicherungssumme. Dazu zählen die Flaggschiffe der Bootsversicherungsmakler, Pantaenius und Firmenich, sowie Schomacker und Neubacher. Andere wie La Caravella verlangen nach einem Zeitraum von etwa drei oder fünf Jahren eine Überprüfung und setzen die Versicherungssumme gegebenenfalls neu fest. Sinkt diese, sinkt meist auch der Beitrag.
Ein Augenmerk sollten Kunden auch auf die Risiken richten, die vom Schutz ausgenommen sind. Oft sind einige Ausschlüsse sehr schwammig formuliert. Zum Beispiel kann es heißen, dass Schäden durch mangelnde Wartung nicht gedeckt sind. Doch was stellt sich der Versicherer unter einer ordnungsgemäßen Wartung vor? Kunden sollten sich von solchen Anbietern schriftlich geben lassen, welche Pflichten sie haben. Vielleicht müssen sie jedes Jahr den Rumpf neu streichen oder die Elektrik warten lassen.
Hilfe in Seenot für 300 Euro
Einmal löste sich ein kleiner Bolzen und Peter Maaß konnte sein Boot nicht mehr steuern. Er war mit seiner Frau Bärbel unterwegs nach Bornholm. Trotz guter Wetterprognose nahm der Seegang immer mehr zu.
Das Boot trieb manövrierunfähig in der Ostsee. Maaß musste den Notruf „Mayday“ absetzen und wurde von einem Seenotkreuzer zurück in den Saßnitzer Hafen geschleppt. Dort konnte er den Schaden schnell beheben.
Ein Fall für die Versicherung ist so ein Betriebsschaden nicht. Für die Rettung musste Maaß aber nur 300 Euro zahlen, da er in Seenot war. Um Seenotfälle kümmert sich hierzulande die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Technische Hilfe oder Einschleppen zum nächstgelegenen sicheren Ort kosten die Geretteten maximal 400 Euro. Sind „Leib und Leben“ in Gefahr, ist die Rettung sogar kostenlos.
Seit diesem Erlebnis spendet Maaß regelmäßig an die DGzRS. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden.
-
- Junge Menschen können bis zum Ende ihres 29. Lebensjahres beim Versicherer BGV das Versicherungspaket 4starters abschließen. Es kostet rund 240 Euro im Jahr und enthält...
-
- Hier beantworten wir eine Leserfrage, die sicherlich viele Eltern beschäftigt: „Meine Tochter, elf Jahre, will mit dem Hoverboard zur Schule fahren. Greift unsere...
-
- Ein Motorradfahrer bekommt kein Geld von seiner Kfz-Haftpflichtversicherung, wenn beim Umfüllen von Kraftstoff aus dem ausgebauten Tank in einen Kanister etwas...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@StefanAlbatros: Eine aktuellere Untersuchung liegt uns leider nicht vor. Fragen Sie konkret bei den Anbietern nach, ob es die im Test genannten Tarife noch in unveränderter Form noch gibt.(PK)
Sehr geehrte Damen und Herren,
wurde der Test zwischenzeitlich aktualisiert, bzw. inwieweit kann ich die Ergebnisse noch nutzen?
Gruß Stefan Hans
wann bitte kommen neue Tests?
@Kaledo: Bitte fragen Sie vor dem Abschluss konkret beim Anbieter nach, ob es den im Test genannten Tarif in unveränderter Form noch gibt. Wir haben die Tarife bisher nicht wieder unter die Lupe genommen. Über zukünftige Testveröffentlichungen geben wir nur einen Monat im Voraus Informationen nach außen, und zwar unter: www.test.de/shop/finanztest-hefte/vorschau (maa)
Der Test ist von 2013. Sicher hat sich inzwischen einiges getan.
Ist der Test noch aktuell oder ist eine Neuauflage in absehbarer Zeit geplant?