
E-Scooter-Vermieter-Bird. Das Unternehmen will über einen Spac sehr bald an die Börse gehen. © Alamy Stock Photo / hernandez jose maria
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mahnt zur Vorsicht vor Aktiengesellschaften ohne eigenes Geschäft. Jella Benner-Heinacher vom DSW im Interview.
Was sind denn Spacs genau?

Jella Benner-Heinacher aus der Geschäftsführung der DSW. © sandmann-fotografie.de
Spacs steht für Special Purpose Acquisition Companies – das sind börsennotierte Aktiengesellschaften, die kein operatives Geschäft haben und zum Zeitpunkt des Börsengangs nur eine leere Firmenhülle darstellen.
Ziel ist es, mit dem eingesammelten Kapital innerhalb von 24 Monaten attraktive Unternehmen (nicht börsennotiert) zu kaufen und diese erfolgreich zu führen. So soll es beim E-Scooter-Vermieter Bird laufen. Im Erfolgsfall könnte sich der Aktienkurs positiv entwickeln. Im Mittelpunkt steht die Person des Gründers oder Initiators, der im Idealfall wichtige Expertisen aus der Branche, in die er investieren will, mitbringt. Am Ende geht es um die Frage, ob Anleger an den Erfolg des Gründers bei der Auswahl von geeigneten Unternehmen glauben – eine sehr subjektive Grundlage für eine Anlageentscheidung.
Woran erkennen Anleger, dass es sich bei einer Aktie um ein Spac handelt – und nicht um ein herkömmliches Unternehmen?
Häufig enthält bereits der Name der Aktie den Begriff Spacs, so wie im Fall des Lakestar I Spac. Aktuell werden diese Gesellschaften meist in Luxemburg gegründet, da nach deutschem Recht eine Rückabwicklung und Rückgabe der Aktien an die Aktionäre nicht vorgesehen ist.
Da über diese Konstruktion auch dem Privatanleger der Einstieg in junge Start-up-Unternehmen möglich wird, wird das Investment auch als „Private Equity für den kleinen Mann“ bezeichnet mit allen damit verbundenen Chancen und Risiken.
Wo liegen die zusätzlichen Risiken bei dieser Art von Investments?
Wie bei allen Investments muss es zu dem Anlageprofil des Investors passen. Fest steht zunächst, dass ein Investment in Spacs, auch wenn es mit 10 Euro je Aktie preiswert erscheint, nichts für vorsichtige Anleger ist, da diese die „Katze im Sack“ kaufen.
Sie wissen beim Börsengang weder welche Unternehmen zugekauft werden sollen noch ob dies erfolgreiche Gesellschaften sein werden. Bei der zunehmenden Konkurrenz um erfolgreiche Start-ups gibt es die Gefahr, dass diese zu teuer gekauft werden.
Möglich ist auch, dass innerhalb der 24 Monate keine attraktiven Übernahmeziele gefunden werden und die Spac-Gesellschaft rückabgewickelt wird. Hier liegt ein weiteres Risiko für den Aktionär: Er erhält zwar seinen Einstandskurs zurück, allerdings unter Abzug aller Kosten inklusive möglicher Vergünstigungen für die Gründer.
Studien aus den USA, wo Spacs in den letzten fünf Jahren ein echter Anlagetrend waren, zeigen, dass die teilweise horrenden Kosten den Anlageerfolg sehr schmälern können.
Sind die Zulassungsbestimmungen für ein Börsenlisting aus Ihrer Sicht zu lax?
Aktuell bieten viele Börsen den Spacs erleichterte Zugangsbedingungen an, um den Börsengang attraktiver zu machen. Allerdings hat jetzt auch die Europäische Börsenaufsicht Esma die Spacs unter genauere Beobachtung genommen. Es ist also nicht auszuschließen, dass es zumindest für Privatinvestoren zu weiteren Beschränkungen beim Einstieg in diese Anlageform kommt.
Für welche Anleger könnte so etwas infrage kommen? Oder raten Sie grundsätzlich von Spacs ab?
Die Entscheidung für ein Investment muss grundsätzlich jeder selbst treffen. Dabei sollte er oder sie allerdings genau prüfen, welches Ziel er oder sie bei der Anlage verfolgt und ob das Anlageprodukt – hier der Spacs – dazu passt. Außerdem besteht bei der Anlage in Aktien immer das Risiko des Totalverlusts. Wichtig ist vor allem, dass Sie als Anleger den Börsenzulassungsprospekt vor der Entscheidung genau lesen, denn dort wird ausführlich über alle Chancen und Risiken berichtet.
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