An den Börsen herrscht Feierlaune: Zum Jahresschluss liegt der Dax dick im Plus: 7 612 Punkte. 5 898 Punkte waren es am letzten Handelstag 2011. Europa ist besser gelaufen als die USA, auch griechische Aktien steigen wieder, dafür tritt der Goldpreis 2012 mehr oder weniger auf der Stelle. Geht die Krise nun zu Ende? Oder sind die Kursgewinne nur ein Strohfeuer? Wie es weitergeht, hängt von der Entwicklung in Euroland und den Haushaltsverhandlungen in den USA ab. test.de hat zusammengetragen, was Anleger von 2013 erwarten können.
Old Europe vor USA
Trotz der Zuspitzung der Eurokrise im Frühjahr sind die Aktienmärkte im Jahr 2012 gut gelaufen. Wenn es so ist, dass Börsen Entwicklungen vorwegnehmen, dürfte sich die Lage sowohl in Euroland als auch in den USA im kommenden Jahr verbessern. Mit einem Plus von 29 Prozent hat insbesondere der deutsche Markt gut abgeschnitten. Der amerikanische S&P 500-Index ist rund 12 Prozent gestiegen. Auch die meisten Börsen der so genannten PIIGS – Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien – liegen im Plus. Der griechische Leitindex ASE General ist 2012 um mehr als ein Drittel gewachsen, der irische Markt hat zweistellig zugelegt. Sogar Italien hat eine positive Bilanz. Nur der spanische Ibex 35 liegt leicht im Minus.
Für die Aktienhausse könnten auch die niedrigen Zinsen verantwortlich sein: Anleger suchen höhere Renditen für ihr Geld als das, was Zinsanlagen bieten. Einige kaufen Aktien auch zum Schutz vor Inflation. Sie fürchten, dass sich die offenen Geldschleusen der EZB früher oder später auf die Preise auswirken werden.
Europa als Basis
„Europa verlässt die Intensivstation“, schreibt die Fondsgesellschaft DWS in ihrem Jahresausblick. Tatsächlich hatten die europäischen Börsen schon 2012 die Nase vorn. Gemessen am MSCI-Index hat Europa um rund 20 Prozent zugelegt, deutlich mehr als etwa der S&P 500 oder der MSCI USA. In den Depots der Anleger, heißt es bei der DWS, sei Europa untergewichtet. Verständlich: Viele Leute finden den Gedanken merkwürdig, ausgerechnet in der Krise Aktienfonds Europa zu kaufen. Die Schuldenkrise ist noch nicht vorbei, die Sparzwänge bremsen die Konjunktur – alles andere als ein gutes Umfeld für Aktien, möchte man meinen. Interessanterweise halten Fondsmanager europäische Unternehmen oft für attraktiver als amerikanische, die schon gut gelaufen sind.
Aktiv gemanagte Aktienfonds Europa haben teilweise weit besser abgeschnitten als ihre Vergleichsindizes MSCI Europe oder Stoxx Europe 50. Gleich mehrere Fonds haben per 30. November eine Jahresrendite von mehr als 30 Prozent erzielt. Der Danske Europe Focus zum Beispiel kommt auf 38,6 Prozent.
Tipp: Gute Fondsmanager picken selbst aus den Krisenstaaten erfolgreiche Unternehmen heraus. Es kann sich daher lohnen, einen aktiv gemanagten Fonds auszusuchen, statt auf einen Indexfonds zu setzen. Empfehlenswerte Aktienfonds Europa finden Sie im Produktfinder Fonds der Stiftung Warentest.
Deutsche Aktien fürs Depot
Der Dax hat ein bewegtes Jahr hinter sich: Nachdem der deutsche Leitindex bereits im März die 7 000-Punkte-Grenze überschritten hatte, stürzte er in den darauffolgenden drei Monaten nochmals auf unter 6 000 Punkte. Bis September kletterte er wieder um 25 Prozent. Nach einer erneuten Korrektur im November auf 6 950 Punkte herrschte zum Jahresende wieder Zuversicht. Freuen können sich auch Anleger, die Aktienfonds Deutschland im Depot liegen haben. Den höchsten Zuwachs erzielten die Fonds DWS Deutschland und der Concentra von Allianz Global Investors mit einer Jahresrendite von mehr als 33 Prozent (Stand 30. November 2012). Die beiden gehören zu den besten Aktienfonds Deutschland aus unserem Test.
Tipp: Wer jetzt einsteigen möchte, findet empfehlenswerte Aktienfonds Deutschland im Produktfinder Fonds auf test.de (Stand 31. Oktober 2012). Der Produktfinder wird am 15. Januar aktualisiert. Auch wenn es zurzeit gut läuft, die Gefahr von Rückschlägen besteht weiter. Mischen Sie Deutschlandfonds Ihrem Depot deshalb nur bei. Als Basis besser geeignet sind Aktienfonds Welt und Europa, weil Ihr Geld hier breiter gestreut ist.
Wirtschaft soll leicht zulegen
0,3 Prozent Wachstum in Deutschland sagen das Institut für Weltwirtschaft in Kiel und das RWI in Essen für das Jahr 2013 voraus. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre Prognose von 2 Prozent Zuwachs auf rund ein halbes Prozent gesenkt. Die Bundesregierung dürfte nachziehen, offiziell gilt jedoch noch die Herbstprojektion von 1 Prozent. Das ifo-Institut in München rechnet mit einem Plus von 0,7 Prozent.
Die Eurokrise ist für die meisten Wirtschaftsforscher eine der größten Gefahren für die Konjunktur weltweit. Eine erneute Bewährungsprobe steht der Eurozone im Februar bevor, wenn Italien voraussichtlich seine neue Regierung wählt. Abgeschrieben haben die Wirtschaftsauguren den Euro aber nicht. Die vergleichsweise zuversichtliche Prognose des ifo-Instituts beruht auf der Annahme, dass sich die Eurokrise nicht neuerlich verschärft. Dazu müssten die Euroländer ihre Sparprogramme durchhalten – und zwar sowohl die Krisenländer als auch Kernländer wie Frankreich, Belgien oder die Niederlande, die hinter dem Rettungsschirm ESM stehen. Die Risikoaufschläge für die Anleihen der Krisenstaaten sind im zweiten Halbjahr 2012 zurückgegangen, nicht zuletzt wegen der Unterstützungsprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB). Die ifo-Experten sehen jedoch das Risiko, dass die Reformanstrengungen in diesen Ländern nachlassen könnten, auch wegen der politischen Widerstände in der Bevölkerung.
Euro behauptet sich
Der Wechselkurs des Euro gegenüber dem Dollar ist in der zweiten Jahreshälfte wieder gestiegen. Für einen Euro gab es am 28. Dezember 2012 rund 1,32 Dollar, das sind etwa 3 Cent mehr als zu Jahresbeginn. Ende Juli war ein Euro zwischenzeitlich nur noch 1,20 Dollar wert. Einige Analysten rechnen angesichts der Haushaltsschwierigkeiten in den USA möglicherweise mit einem weiteren Anstieg des Euro.
Der amerikanischen Wirtschaft droht der Sturz über die Klippe
In den USA tritt am 1. Januar 2013 ein Sparpaket in Kraft: Sollten sich Demokraten und Republikaner nicht auf einen neuen Haushaltskurs einigen, enden automatisch Steuererleichterungen und staatliche Konjunkturprogramme. Die sogenannte Haushaltsklippe ist eine ernste Gefahr für die Wirtschaft: Experten fürchten, dass die Einschnitte die weltgrößte Volkswirtschaft in eine Rezession stürzen könnten – und mit ihr die gesamte Weltwirtschaft in die Bredouille bringen. Gleichzeitig erreicht das Land zum Jahresende seine selbst auferlegte Schuldenobergrenze von 16,4 Billionen Dollar. US-Finanzminister Timothy Geithner hat bereits angekündigt, Zahlungen an Pensionskassen auszusetzen. Noch laufen die Verhandlungen in Washington.
Im Weltindex dominieren die USA
Der Weltaktienmarkt liegt gemessen am Börsenindex MSCI knapp 15 Prozent im Plus. Im MSCI Welt machen amerikanische Firmen rund die Hälfte des Gesamtgewichtes aus. Wer Indexfonds kauft, ist daher zum größten Teil in den USA engagiert. Vermeiden lässt sich das mit einigen aktiv gemanagten Fonds. Im R+P Universal zum Beispiel hat zurzeit Deutschland den größten Anteil, im Warburg Value ist Japan stärkstes Land. Das größte Jahresplus in der Gruppe der Aktienfonds Welt erreichte der DWS Internationale Aktien Typ 0 mit 25 Prozent Jahresrendite. Größte Einzelposition in diesem Fonds ist BASF mit einem Gewicht von 9,1 Prozent am Fondsvermögen.
Tipp: Empfehlenswerte Aktienfonds Welt finden Sie im Produktfinder Fonds. Wenn Sie gerne Indexfonds kaufen, dann beachten Sie, dass im MSCI World nur Industrieländer vertreten sind. Industrie- und Schwellenländer finden Sie im MSCI All Countries World Index. Alternativ können Sie auch gezielt Schwellenländerfonds kaufen. Die besten finden Sie ebenfalls im Produktfinder Fonds. Sollten Sie auf einzelne Ländermärkte wie Brasilien, Indien, Russland oder China (BRIC) setzen wollen, sind Indexfonds eine gute Wahl.
Zinsmärkte
Über ein hervorragendes Jahresergebnis können sich auch Anleger von Rentenfonds Euro freuen. Ein Plus von 15,2 Prozent erzielte zum Beispiel der BNY Mellon Euroland Bond Fonds, 15,1 Prozent der Kepler Vorsorge Rentenfonds (Stand 30. November 2012). Beide Fonds kaufen überwiegend Staatsanleihen. In Anbetracht der niedrigen Renditen zehnjähriger Bundesanleihen von knapp 1,4 Prozent pro Jahr per Ende Dezember ist das schon fast schwindelerregend. Grund für die hohen Renditen der Rentenfonds sind Kursgewinne: Zum einen waren sichere Staatsanleihen in der Krise so stark gefragt, dass die Nachfrage die Kurse trieb. Zum anderen trugen die Hilfen der EZB dazu bei, dass die Kurse von Anleihen der Krisenstaaten wieder anstiegen. Seit Beginn des Untersuchungszeitraums, Ende 2006, haben die Fonds zwischen 5 und gut 6 Prozent pro Jahr zugelegt.
Tipp: Die besten Rentenfonds Euro sowie eine große Auswahl an Indexfonds finden Sie in unserem Produktfinder Fonds. Beachten Sie: Zweistellige Jahresrenditen sind keineswegs normal. Auf Dauer können Sie in Niedrigzinsphasen solche Ergebnisse nicht erzielen. Sollten die Zinsen an den Märkten wieder ansteigen, könnte sich das Blatt wenden und die Anleihen in den Fonds Verluste machen. Achten Sie bei den Indexfonds auf die Zusammensetzung der Indizes. Die finden Sie ebenfalls im Produktfinder und ausführlich in der Finanztest-Untersuchung von Renten-ETF. Fonds, die einen Index mit Schwerpunkt auf länger laufende Anleihen abbilden wie beispielsweise der iShares eb.rexx Government Germany 5,5 - 10,5, reagieren auf Zinsänderungen stärker als Fonds mit Anleihen kürzerer Laufzeiten. Ob und wann die Zinswende kommt, ist ungewiss. Schon vor drei Jahren wollte kaum jemand mehr Rentenfonds Euro empfehlen, und zwar genau aus demselben Grund wie heute, weil die Zinsen niedrig waren.